PPD zum Vorteil unserer Toechter?

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PPD zum vorteil unserer Kinder?

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Steffy

PPD zum Vorteil unserer Toechter?

Beitrag von Steffy »

Hallo!

Heute ist mir dieser Gedanke in den Kopf geschossen. ICh lese gerade The mother - to - Mother Post Partum Depression Support Book. Und da war es so, das die Tochter(9Jahre) der Autorin ein Bild gemalt hat, das Muetter mit ihren Baby's zeigt und rundherum froehliche und traurige gesichter. ZIehen wir nicht eine Generation gross, die mit diesem Thema konfrontiert wird und es dadurch leichter hat? Ich meine auch fuer uns. Stellt euch vor eure toechter bekaemen PPD nach der Geburt. SInd wir dann nicht sehr geschult dafuer? Erkennen wir das einfacher?. Ist es fuer die kinder leichter es selbst zu erkennen und sich deswegen nicht zu schaemen? Es ist doch so, dass PPD/PPP noch ein Tabu Thema ist. Sind wir die Vorreiter dafuer, das es unsere Kinder spaeter leichterhaben, falls es sie auch erwischt, oder auch die Jungs. Deren Frauen. Ist es dann nicht auch fuer die Jungs einfacher zu verstehen, was da los ist. Natuerlich sind viele noch klein um irgendwas mitzukriegen. Aber ein Paar von uns haben 2 oder mehr kinder und da kann das doch so sein. Oder etwa nicht. Wie seht ihr das???????
Zuletzt geändert von Steffy am 05:05:2006 8:11, insgesamt 2-mal geändert.
Ava

PPD - ein klarer Nachteil für die Töchter aus meiner Sicht

Beitrag von Ava »

Hallo Steffy,

dass Mütter mit PPD eher ihre Töchter unterstützen können, wenn sie PPD kriegen, halte ich für sehr verkürzt, und ich finde, Du solltest Deine Umfrage ändern oder die Frage anders stellen - was das Tabu anbetrifft, stimmt es sicher, da haben es unsere Töchter besser - aber dafür braucht man nicht eine Mutter mit PPD. Wenn PPD nicht mehr tabuisiert wird, ist allen geholfen - völlig klar.
Aber PPD-Töchter von PPD-Müttern haben es, was die Krankheit anbetrifft, mit Sicherheit nicht leicht. Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Bei manchen - auch hier im Forum - ist es so, dass die PPD seit mehreren Generationen in der Familie ist - das muß überhaupt nicht heißen, dass unsere Töchter es kriegen - aber sie sind auf jeden Fall mehr gefährdet als andere Mädchen - leider.

Liebe Grüße

Ava

Liebe Grüße

Ava
Steffy

Beitrag von Steffy »

Hallo Ava

Vielleicht habe ich mich falsch ausgedrueckt. Mit leichter meinte ich eigentlich, das es vielleciht bis dahin kein tabu thema mehr ist. Das es fuer sie auch leichter ist es zu akzeptieren, und auch schneller hilfe zu holen. Ich meinte auch nicht das mit dem gefaehrdet sein. Das ist mir schon klar. mmh. Was ich glaub ich sagen will, ist das es fuer uns sehr schwer ist/war uns zo outen, hilfe zu suchen und auch anzunehmen. Ich meine auch, das es fuer die kinder vielleicht auch dadurch einfacher ist, weil sie gesehen haben das es der Mama damals nicht gut ging, aber sie hat es geschafft. Sie ist rausgekommen und jetzt wieder gluecklich . Und das koennen sie auch schaffen. Wieviele muetter gibt es hier oder auch familienangehoerige, die gar nichts verstehen. Die nicht wissen wie es einem geht, warum man sich nicht einfach zusammenreisst. Da wir wissen wie es war, koennen wir ihnen besser helfen als sonst einer. Das habe ich damit gemeint. ICh sehe uns vielleicht auch als vorreiter fuer die offenbarung. Oder etwa nicht?

Vielleicht hast du ja recht, das die frage falsch gestellt ist. Was wuerdest du denn meinen?
sunshine

Beitrag von sunshine »

Hallo Steffy,

ich weiss schon was du meinst. In meinem Fall aber ist es so, das meine Mama zwei lange und schwere Depressive Episoden hatte, mir das aber erst nach und nach während meiner Krankheit sagen konnte. Und immer wenn ich sie gefragt habe wie sie sich gefühlt hat oder wie sie es überstanden hatte kommt so ein "leugnen". Ich nehm es ihr nicht übel, vielleicht ist es ein eingebauter Schutzmechanismus oder so, aber manchmal macht es mich auch wütend, wenn sie mir mal wieder einen Bruchteil anvertraute und einige Zeit darauf es plötzlich "gar nicht mehr so schlimm" war...

Wird man so wenn man älter wird? Verdrängt man wirklich die schweren Sachen so sehr? Ich hoffe ich komme nie in die Situation einer meiner Kinder diese Stütze sein zu müssen, aber wenn doch werd ich die ganze Geschichte erzählen können ohne mir wie ein Monster vorzukommen - das nehm ich mir ganz fest vor.

Alles Liebe,
Christine
Ava

Beitrag von Ava »

Hallo Sunshine, hallo Steffy,

was Du schreibst, berührt mich sehr, denn bei mir ist es genauso - meine Mutter ist im Grunde seelisch krank - und sie leugnet es wacker, meistens - das macht mich so wütend und verzweifelt!!! Zwischendurch darf ich in ihren seelischen Abgrund blicken - dann vertraut sie mir ihre Verzweiflung an - um ein oder zwei Tage später alles völlig zurückzunehmen und so zu tun als wäre nie etwas gewesen. Zum Kotzen!
Ich hoffe, dass ich meinen Töchtern gegenüber wahrhaftig sein kann, wenn sie PPD kriegen und mich danach fragen, wie das bei mir war. Ich habe es fest vor und ich mache auch jetzt kein Hehl aus meiner Krankheit. Wenn wir es schaffen, unseren Töchtern gegenüber offen zu sein, dann werden sie es besser haben als wir, deren Mütter die Krankheit leugnen - davon bin ich überzeugt. Ich glaube übrigens nicht, Sunshine, dass das mit dem Alter zu tun hat - das ist die Generation. Die achten weniger auch "Wahrhaftigkeit" den Kindern gegenüber. Glaube ich, bei meinen ist es jedenfalls so. Da wird den Kindern und sich selbst was vorgespiegelt, nur damit die heile Welt nicht kaputt geht.

Liebe Grüße

Ava
sunshine

Beitrag von sunshine »

Hallo Ava,

du hast sicher recht, es ist diese ganze Generation die mit der Vergangenheit ihre Probleme hat, ob es die politische oder die eigene ist spielt eigentlich gar keine Rolle - sie wurden so erzogen nach aussen nicht
"schwach" zu sein, aber ich bin richtig froh da aus dem Rahmen zu fallen!!!

Ich hatte auch bis jetzt nie Probleme mich anderen deswegen zu öffnen, ich hab sogar mal bei einer Friseurin die ich gar nicht kannte meine Geschichte erzählt und bis zum Schluss haben noch zwei Frauen mitgeredet und von Bekannten mit ähnlichen Problemen erzählt.....

Irgendwie kann ich meiner Mutter gar nicht böse sein, weil es gar keine Absicht zu sein scheint, sie ist sich mancher Situationen gar nicht mehr bewusst, zbsp: mein Vater u. meine Mutter holten mich nach einem Englandaufenthalt vom Bahnhof ab, und meine Mama hat im Auto bitterlich geweint und gesagt sie wolle nicht mehr leben. Mein Vater und ich wissen es noch ganz genau, aber sie kann nicht glauben sowas je gesagt zu haben - ernsthaft, sie kann sich nicht mehr daran erinnern.......

Wir werden anders sein, das weiss ich!!!!!
Alles Liebe,
Christine
Jenny

Beitrag von Jenny »

Ich habe meiner Tochter (sie ist 10) von meiner PPD erzählt, sobald ich sie mir eingestanden hatte. Ich denke, das war ich ihr schuldig. Sie kommt jetzt in die Pubertät und ist sehr viel egozentrischer als jüngere Kinder. Es hätte ihr geschadet, wenn sie meine Traurigkeit, meine Launen, meine Lustlosigkeit, meine Teilnamslosigkeit in irgendeiner Weise auf sich bezogen hätte.
Mit Alter hat das wahrlich nichts zu tun, ob man offen zu anderen ist; ich bin ja immerhin auch schon 40 und könnte fast die Mutter von einigen hier im Forum sein :wink:
Ava

Beitrag von Ava »

Hallo Christine,

wie ähnlich das bei uns ist!
Meine Mutter saß, als ich hochschwanger mit meiner kleineren Tochter war, mir gegenüber am Küchentisch und sagte, dass sie sich in den Schnee legt. Hinterher wußte sie nichts mehr davon. Ich finde das toll, dass du deiner Mutter nicht böse bist für die PPD-Kapriolen. Ich bin dadurch so dermaßen erschüttert, von früher Kindheit an, dass ich es ihr bis heute nicht wirklich verzeihen kann. Obwohl ich natürlich weiß, dass das die Generation der "Unter-den-Tisch-Kehrer" ist, die den Krieg erlebt haben und die Hitlerjugend bzw. den BDM und so weiter.
Meine Mutter hat mir, als ich mit meiner großen Tochter im Wochenbett war, bei ihrem ersten Besuch gleich sehr unsanft an den Kopf geknallt, dass sie überhaupt nicht mit mir klar kam als Baby und den Stubenwagen mit mir drin immer so hingeknallt hätte vor Wut - das hat mich damals einfach umgehauen - und war ein massiver Auslöser für meine erste PPD!!!!

Mach´s gut und schreib´ mal, wie du das mit dem Verzeihen hingekriegt hast! Ich möchte auch endlich frei davon werden.

Ava
sunshine

Beitrag von sunshine »

Liebe Ava,

das sind ja ganz schöne Dinge die du dir anzuhören hattest...... Kein Wunder!!!!!!!!!!!!!!!! Wie soll man da unbefangen mit seinem Kind umgehen können wenn man hört wie "geliebt" man selber war.....

Verzeihen muss ich meiner Mutti eigentlich nix, denn sie ist ein Opfer und das meine ich auch so.... Als ich elf Jahre alt war, musste sie für über ein Jahr am Stück ins Krankenhaus und das fing so an: Gebärmutter entfernen, Kanüle im Arm nicht steril, Darmlähmung, lähmung des linken Beines, Lungenentzündung und dann kam man noch drauf (nach Monaten!!!!) das sie Knochentuberkulose hatte...... Dazu kommt ja noch dass sie nach meinem 2. Bruder ja auch Depressionen hatte (also vor mir)
und dann im Wechsel nochmal.

Sie ist echt so tapfer und hat alles ertragen und sie ist in meinen Augen mein Vorbild, auch wenn sie eben die Macke hat alles schönreden zu müssen (zbsp: zwei ihrer Geschwister begingen Suizid, sie hatte Depressionen ihre jüngste Schwester auch, aber darauf angesprochen sagt sie nur: das kommt doch in vielen Familien vor.... WIRKLICH????? So gehäuft????)

Du siehst Ava, sie hat eigentlich für ihre schwere Zeit für mich (und meine 3 Brüder auch) super gesorgt und uns eigentlich nie spüren lassen was los war, so hab ich von ihren Depressionen und die Wahrheit ihrer Geschwister erst erfahren als es bei mir so richtig losging. Sie wollte mich schützen.... was vielleicht falsch war, denn Kinder kennen angeblich ja instinktiv die Wahrheit.....

So liebe Ava, es gibt für mich eigentlich keine Grund richtig böse auf meine Mutter zu sein, oder ich sehe ihn nicht....

Aber Interessant, wie sehr das alles Einfluss auf uns nimmt, nicht wahr?
Alles Liebe,
Christine
Issa

Beitrag von Issa »

Hallo,

ich habe die Umfrage erst jetzt entdeckt und finde eure Erfahrungen total interessant. PPD und unsere kranken Mütter , PPD und unsere Töchter.

Ehrlich gesagt, tut es mir in der Seele hinein weh, wenn ich mir vorstelle, dass meine Tochter im Wochenbett auch eine PPD entwickeln könnte. Statt Mutterglück genießen diesen PPD-Mist aushalten müssen - das wäre schrecklich für mich, wenn dieses Unglück meine liebe Tochter treffen
würde.
Findet ihr es einfach, mit euren Kindern über Depressionen zu reden? Ich nicht. Klar, ich gehöre auch zu diesen Unter-den-Tisch-Kehrern. Mit meiner Tochter spreche ich schon darüber - z.B. dass es mir heute schlecht geht , aber auch, wenns mir wieder gut geht, oder dass ich das Insidon abgesetzt habe und es mir manchmal schwindlig ist etc. Habe nur das Gefühl - mich entlastet das und meine Tochter belastet es. Sie kaut dann viel auf ihren Haaren herum oder zeigt auf andere Weise, dass sie ......ja..... ängstlich wird. Wo kann sie sich entlasten??

Meine Mutter war ein ganz und gar lieber Mensch und hat alles für uns getan, was ihr möglich war. Aber sie war total ruhig und still. Nie habe ich erfahren, was in ihr vorgeht. Das ist wie ein großer weißer Fleck für mich.
War sie selbst bedrückt? Hatte sie selbst Depressionen? Ich weiß es nicht und jetzt ist es zu spät, ich kann sie nicht mehr fragen. Insgeheim bin ich der festen Überzeugung, dass meine eigene Art und Weise, alles zu verschweigen - auch, um niemanden zu belasten - eine lange Familientradition ist.
Ich habe mich oft gefragt, ob meine Mutter bei meiner Geburt eine PPD hatte. Alles, was ich weiß, ist, dass meine Mutter nach meiner Geburt sehr lange krank war. Ich und meine große Schwester kamen zuerst zur einen Oma, dann zur nächsten, und schließlich für einige Zeit ins Heim. Klingt verdächtig , oder? Offiziell begann mit meiner Geburt allerdings eine chronische körperliche Erkrankung meiner Mutter. Könnte auch sein. Im Krankenhaus kann man sich leicht besonders schlimme Infektionen holen. Da schwirren alle Keime herum.

O.K. ihr seht - das beschäftigt mich auch . PPD als Familienerbe?

Danke für die interessante Umfrage, Steffy! Liebe Grüße an dich, Ava! Grüße auch an sunshine und Jenny!

Eure Issa
Blancanieves

Beitrag von Blancanieves »

Hi!!!

Also ich werde mit meinen Kindern sehr offen darüber reden... sodass sie bescheid wissen..und werde versuchen meine kleine Tochter sehr genau zu beobachten, wenn sie vor der Pubertät steht...ich möchte nicht, dass sie die Angst hat, die ich hatte, als ich 13 Jahre jung war... niemand konnte mir damals genau sagen, was ich hatte... ein Arzt diagnostizierte eine Art Epilepsie, bekam auch Medis dagegen... nahm diese aber nicht lange, weil ein anderer Arzt der Meinung war.. ich hätte doch keine Epilepsie...
Daniela 05

Beitrag von Daniela 05 »

Hi!

Ich seh dass ein bisschen anders. Unsere Gesellschaft ist schon ein bisschen im Wandel.Früher musste wie schon gesagt jeder stark sein.Heute darf man schwach sein.Man darf sich Hilfe holen und die PPD bringt , so glaube ich , auch viele gute Eigenschaften mit sich.Wir sind diejenigen, die lernen mit ihren Problemen umzugehen, sowie Strategien und Rituale entwickeln um diese auch leichter bewältigen zu können.
Wir werden stärker, nicht nur für uns, sondern auch für unsere Kinder und sie haben authentische Vorbilder (nicht nur was die PPD betrifft) Unsere Kinder werden vielleicht durch uns stärkere Charaktere.Wenn man sich alleine vor Augen hält wie stark sich die Erziehung in den letzten 30 Jahren geändert hat, finde ich dass unsere Kinder die Chance auf ein besseres Leben haben werden.
Das hoffe ich zumindest....
Liebe Grüße Dani
Ava

Beitrag von Ava »

Liebe Issa,

ich habe Dein Posting über PPD-Mütter und über das Unter-den-Tisch-Kehren in Familien gelesen. Da kann ich auch ein Liedchen davon singen... meine Familie war da drin sehr gut, und ich habe als Kind doch gespürt, dass die Worte anders tönten als das, was ich wahrnahm. Das sind diese doppelten Böden, die für Kinder schwer zu ertragen sind. Deshalb finde ich es ganz toll, wenn Du Deinen Kindern "eine Ecke" von der PPD zeigst - denn das belastet sie zwar, aber vielleicht haben sie etwas geahnt, und da ist es immer richtiger, ihnen ein Stück Wahrheit zuzumuten, als so zu tun, als sei gar nichts... hier können wir eine Familientradition ein Stück weit unterbrechen... und wir tun das für unsere Kinder. Das ist meine Meinung dazu.
Ich finde es gut, wenn wir "offener" mit dem Thema PPD umgehen als unsere Mütter - bei Deiner Mutter ist das anscheinend ein ungelüftetes "Familiengeheimnis" oder "Rätsel" oder wie auch immer - ich glaube, wenn wir unseren Kindern sagen, dass wir PPD haben - oder hatten - dann ist das der Schlüssel dafür, dass sie gerade NICHT denken müssen, sie seien daran schuld, wenn es uns nicht gut geht. Andererseits müssen wir das richtige Maß finden, sie nicht zu sehr damit zu belasten - und deshalb ist es wichtig, dass wir ihnen zwar davon erzählen, sie aber nicht zu unseren Verbündeten oder engsten Vertrauten über dieses Thema werden lassen - da gibt es andere Wege für uns, zum Beispiel dieses Forum oder eine Theapie oder oder.....
Der Gedanke, meine Töchter könnten eine PPD entwickeln, ist für mich auch ganz schrecklich. Ich hoffe, durch Wahrhaftigkeit gegenüber meinen Kindern im Umgang mit meiner PPD da vielleicht ein Stück vorzubauen - jedenfalls ist es NICHT so, dass Kinder von Müttern, die eine PPD hatten, automatisch auch eine PPD entwickeln.

Alles Gute

Ava
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