Machtkämpfe Eskalation kindliche Depressionen

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lotte

Re: Machtkämpfe Eskalation kindliche Depressionen

Beitrag von lotte »

Ein kleiner Nachtrag noch meinerseits:

Gelassenheit wäre in der Tat etwas, was zur Entschärfung beitragen könnte.
Ebenso eine gewisse Portion Humor. Ich setze jetzt mal absichtlich kein ;)
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Marika
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Re: Machtkämpfe Eskalation kindliche Depressionen

Beitrag von Marika »

noch kurz zu der Belohnung wenn sie sich wäscht:

Hier ist das "wenn - dann" positiv. Beim Fernsehverbot negativ. Für etwas belohnen das man (das erste mal selber) gut gemacht hat, finde ich nicht nur o.k., sondern auch wichtig!
Liebe Grüße von
Marika

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mici

Re: Machtkämpfe Eskalation kindliche Depressionen

Beitrag von mici »

Danke euch, ich glaube, mir ist immerhin klar geworden, dass vor allem ich ein Problem mit dem Umgang mit ihrem Verhalten habe, ich meine, das hab ich zwar auch anfangs so geschrieben, aber ich meinte damit in erster Linie, dass ich dieses Verhalten nicht will und dachte, etwas dazu beitragen zu können, das zu verhindern. Aber so, wie es sich jetzt für mich darstellt, kann man das Verhalten gar nicht "abstellen", weil es normal ist. Das entlastet mich schon mal.

Aber es würde mich natürlich sehr interessieren, wie ich mich da in etwas mehr Gelassenheit üben könnte.

@ Lotte: deine Ausdrucksweise ist tadellos - keine Bange! Schreibst du Romane?
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Marika
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Re: Machtkämpfe Eskalation kindliche Depressionen

Beitrag von Marika »

Gelassenheit - ein sehr guter Ansatz - aber auch super schwer! :wink:

Was tue ich, wenn Noah mich auf die Palme bringt:

- Tief atmen und mir sagen: es ist normal, er ist ein Kind
- raus aus der Situation gehen und bis 10 zählen
- in das Schlafzimmer gehen und in mein Kissen brüllen.... :wink:

Nein im Erst - das alles klappt manchmal, aber genau so kann es halt vorkommen, dass mir die Gelassenheit abhanden kommt. :wink: Da kann ich schon laut werden und wir krachen aneinander. Nach so einem "Sturm", gehen wir uns meist aus dem Weg und die Gelassenheit kommt zurück. Dann knutschen und drücken wir uns, dann bin ich die liebste und schönste Mama auf der Welt und er das liebste, süßeste und wunderbarste Kind auf der Welt und überhaupt tut es uns sooo leid. 8) Ich glaube das heißt: Manchmal kommt gerade NACH einem Sturm für beide die Erleuchtung. :wink: ... und die Gelassenheit für BEIDE zurück. Manchmal muss ich Dampf ablassen und das auch in Form, dass ich meinem Sohn die Meinung sage - wenn möglich natürlich nicht brüllend, aber ich bin auch nur ein Mensch. :wink:

Ich glaube Gelassenheit entsteht dann gut, wenn man mit SICH selber nicht allzu streng ist, sich zugesteht auch mal sauer, laut oder voll genervt zu sein und das auch zeigt. Wir Mamas sind MENSCHEN - mit all unseren Stärken und Schwächen, mit all unseren Emotionen - wir können nicht immer "pädagogisch wertvoll" handeln. Versuchen - ja das machen wir eh. Seit ich für mich das erkannt und akzeptiert habe, bin ich viel gelassener geworden - in allen Bereichen des Lebens... weil ich nicht mehr krampfhaft versuche "perfekt" zu sein.
Liebe Grüße von
Marika

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lotte

Re: Machtkämpfe Eskalation kindliche Depressionen

Beitrag von lotte »

Ich bin ganz gelassen, heiter und in mir ruhend (zumindest 90% der Zeit, Ausnahmen gibt es immer), seit ich mich selbst akzeptiere und liebe, so wie ich bin. Das schreibt sich so leicht, und war doch ein langer Weg.

Diese Selbstliebe kommt auch meinem Umfeld zugute. Erziehung und Partnerschaft, Freundschaft und Arbeit. Ich werde respektiert, meine Bedürfnisse werden wahrgenommen, weil ich sie aussprechen kann. Im Klartext: wenn ich meinen Töchtern dann mal etwas sehr ernst sage, wissen sie die Situation sehr gut einzuschätzen. Das ist auch eine Form der Konsequenz.

Ich kann meinen Kindern zu verstehen geben, dass ich ihr Verhalten nicht okay finde. Das sollte ich sogar tun. Dann muss ich aber auch genau begründen, was mich dran stört und sie auch fragen, was wir gemeinsam tun können, damit die Situation besser wird. Die ersten paar Male kann ich sicher sauer oder zornig reagieren (was menschlich ist), aber danach muss ich wieder die Erwachsenen-Ebene anstreben.

Und das, um zum Ende zu kommen, kann ich gut, weil ich mittlerweile die Verantwortung für mich selbst übernommen habe.

LGL
sol

Re: Machtkämpfe Eskalation kindliche Depressionen

Beitrag von sol »

mici hat geschrieben:
Aber es würde mich natürlich sehr interessieren, wie ich mich da in etwas mehr Gelassenheit üben könnte.
Hallo Mici,
als ich deinen Thread las, musste ich manchmal schmunzeln. Die große Prinzessin hat dich ganz schön im Griff.

Gelassenheit, wie kann man das üben?
Hier einige Ideen von mir:
-seine eigene Einstellung überprüfen
-Kann ich mein Kind in seiner Entwicklungsphase so annehmen wie es ist? Deine Große probiert gerade ihre Grenzen aus... Was sagte mal die Mutter einer Freundin zu mir, wenn man diese Phase mit 5/6 gut meistert, wird es in der Pubertät einfacher. Mal schauen.
- Wo sind deine eigenen Grenzen? Wie stehst du dazu? Machst du das deinen Kindern über deutlich? z.b. wenn Mama morgens sich vorbereitet , braucht sie für sich die Zeit und geht dann auch nicht ins Wohnzimmer um etwas zu bringen. Es sei denn es passiert wirklich etwas schlimmes- am Ton des Geschreis kannst du das sicherlich differenzieren
-Akzeptanz, dass es anstrengende Tage gibt.
-morgens nicht zu viel Leerlauf lassen- wieso geht deine Große nicht eher in den Kindergarten, sind da nicht auch schon andere Kinder zum Spielen, was würde es für dich bedeuten den Rhythmus zu ändern? Vielleicht am Anfang mehr Stress, aber danach etwas mehr Entspannung und du hast ein wenig mehr Zeit für dich
-im Augenblick zu leben, achtsam mit der jeweiligen Situation zu sein
-Tief atmen in STresssituation
-Manchmal triggern Kinder auch, damit man sich selber weiterentwickelt. Ist es dein Kind was dein Erwachsenes Ich ärgert oder kommen da Kindanteile bei dir hoch?
-Was tust du für dich um Gelassenheit zu üben

Übrigens hat mir viel geholfen gelassener zu werden, seit dem ich dankbarer geworden bin. Eine Zeit lang habe ich jeden Abend meditiert und mir bewusst gemacht, wofür ich dankbar an diesem Tag war. Das kann auch nur ganz kurz abends im Bett sein. Es verändert die Blickrichtung.
Ich wünsche dir viel Kraft und Gelassenheit
LG
lotte

Re: Machtkämpfe Eskalation kindliche Depressionen

Beitrag von lotte »

100% Deiner Meinung, liebe Sol ;)
mici

Re: Machtkämpfe Eskalation kindliche Depressionen

Beitrag von mici »

Vielen Dank für Eure Rückantworten. Ich komme erst heute zum Antworten, leider.

Mir hat zuletzt schon viel geholfen, zu wissen, dass es ein Stück weit auch normal ist, wie sie sich verhält.

Ich habe in den letzten Tagen viel über meine Rolle als Mutter / Hausfrau nachgedacht. Eigentlich bin ich gar nicht Hausfrau, sondern noch (bzw. wieder) an der Uni. Aber ich kann halt aufgrund der Kinder nicht in "meinem" Rythmus etwas für die Uni tun und bin dann in Gegenwart meiner Kinder oft ungeduldig, wann ich mich wieder an den Schreibtisch setzen kann. Ich finde - und das soll jetzt nicht arrogant oder so klingen - Kinder zu haben im Alltag oft langweilig / unintelektuell. Ich kann mich schlecht auf ihren Rythmus einstellen und versuche die Zeit, die ich mit den Kindern verbringe, oft noch mit etwas anderem, angeblich "Sinnvollem" zu verbinden. Etwas, was ich auch noch zu tun habe (Wäsche legen, Papiere wegheften). So dass mir nicht so auffällt, wenn ich mit der Kleinen zum 10. Mal Bobo Siebenschläfer lese oder die Große mir Witze aus der Kita erzählen will, die ich einfach nicht witizg finden kann.

Ich bastel gerne mit den Kindern, ich geh gerne mit ihnen raus, wir machen zu Hause viel Musik etc., das finde ich alles überhaupt nicht langweilig, ich Gegenteil, auf solche Dinge freue ich mich. Aber dieser Alltag, der manchmal erfordert, dass man sich einfach wie ein Pavianfelsen gibt, d.h. auf dem Sofa sitzt und die Kinder auf sich rumtoben lässt, der verlangt mir so viel Geduld ab, die ich oft nicht aufbringen kann. Ich drifte dann gedanklich total ab, was die Kinder natürlich merken, ich kann nicht adäquat auf sie reagieren, weil ich gar nicht richtig "mitkriege", was sie von mir wollen. Meine große Tochter quatscht in einer Tour, meine kleine eigentlich auch, sie haben unheimliches Mitteiligungsbedürfnis und wahrscheinlich wäre es das beste, wenn ich mich einfach nur hinsetzen würde und sie machen lassen würde. Ich weiß aber echt nicht, wie mir das gelingen soll. Bei mir ist es aber so, dass ich ihnen gerne ein Beschäftigungsangebot mache (z.B. töpfern) und in der Zeit davor oder danach froh wäre, wenn sie auch mal alleine spielen könnten. Wir haben eine riesige Wohnung mit einem riesigen Flur, da steht ein Trampolin, ein Indianerzelt, ein Kaufmannsladen, eine riesige Kiste mit Duplo etc. aber wenn ich mich nicht dazusetze, werden die Dinge ignoriert. Die beiden hängen einfach am liebsten bei mir rum und ich kann das gedanklich manchmal nicht aufbringen, ihnen immer im Detail zuzuhören. Der Papa kann das super.
lotte

Re: Machtkämpfe Eskalation kindliche Depressionen

Beitrag von lotte »

Hey Mici,

Du hälst es anscheinend schlecht aus, die Dinge einfach mal laufen zu lassen. Das kam mir so als Gedanke. Immer was machen, immer in Bewegung. Das gilt dann wohl auch für den Umgang mit Deinen Kindern.

Im übrigen finde ich es aber völlig normal, dass man mal abschweift mit seinen Gedanken und nicht permanent "richtig" auf die Kids reagiert. Ist denn Dein Mann oder Du mehr mit den Mädels zusammen? Falls er abends heimkommt, ist es wohl logisch, dass er das dann "besser" kann. Es ist ausserdem ein Stück weit eine Mentalitätsfrage. Der eine bringt mehr Geduld auf, der andere nicht. Dafür haben Kiddies ja meist 2 Elternteile, die sich ergänzen. Vielleicht kannst du mit deinen Kindern eine Zeit vereinbaren, in der Du ihnen "richtig" zuhörst und dann ist aber auch wieder eine Weile gut.

Das mit dem Allein spielen kann man üben. Gerade bei der Großen würde ich persönlich das ein bisserl forcieren bzw es ablehnen, mich ständig dazuzusetzen. Bedeutet aber auch, dass man dann konsequent bleiben sollte, und ihr dafür nicht was anderes anbietet, zum Beispiel Töpfern ;)

LGL
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Marika
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Re: Machtkämpfe Eskalation kindliche Depressionen

Beitrag von Marika »

Hallo,

ich sehe es haargenau wie Lotte.

Einfach mal "das Ding" laufen lassen und auch sagen, dass DU jetzt aber nicht mitmachen magst. Und du brauchst auch nicht immer was anbieten - denn dann fangen sie selber an nach zu denken, setzen ihre Fantasie und Kreativität ein. Und daraus entstehen dann die besten und tollsten Sachen... und dich brauchen sie dann auch gar nicht dazu! 8) Natürlich kann es zuerst mal sein, dass sie motzen ihnen sei ja soooo laaaaaangweilig... aber gerade aus dieser Langeweile entsteht oben erwähnte Kreativität.

Warum ich das weiß? Weil ich früher auch so war wie du, die Mädels mir hier aber das geraten haben, was Lotte und ich dir nun raten und ich es ausprobiert habe! Und: ES FUNKTIONIERT!!! :D
Liebe Grüße von
Marika

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Leuchtkäfer

Re: Machtkämpfe Eskalation kindliche Depressionen

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo liebe mici,

ich bin just an dem Tag in den Urlaub gefahren, als Dein Thread hier losging, deswegen jetzt erst eine Antwort.

Ich schreibe Dir mal ein paar Gedanken, den Reste "bereden" wir dann später.

- die Zeit zwischen Aufwachen und losgehen ist zu lang. Das bringt es mit sich, daß das Verhältnis Rumgammeln und Losmüssen irgendwie nicht paßt.

- Lotte hat Recht, Du behandelst L. zu klein und zu erwachsen gleichzeitig. Es ist überhaupt nicht nötig, sie zu waschen und Anzuziehen, das kann sie. Sie will dadurch Deine Aufmerksamkeit. Es ist ihr aber sicher nicht möglich zu unterscheiden, ob zwei Stunden vor dem Losgehen lange oder kurz sind. Dazu ist sie zu klein.

- Ich würde auch noch mehr Struktur in den alltag bringen. Setz Dich mit ihr hin, sage ihr klar, daß die Morgende so nicht schön sind und frage sie, was sie möchte. Dann gibt es einen Plan, der für die gut faßbar gestaltet wird (malen, kleben, schreiben, alles was sie mag und schon kann).

- Auf dem Plan stehen Dinge wie: Waschen, Anziehen, Frühstücken, Losgehen
- Kann sie die Uhr lesen/Erkennen? Mal Uhrzeiten auf und laß sie sie mit z.B. der Küchenuhr vergleichen, ob es von der Zeit paßt.

- Es ist nun mal so, daß man irgendwann morgens losmuß, daß man das ohne Hetze gestalten kann ist auch möglich, dafür habt Ihr genügend Zeit, aber irgendwann muß es eben sein.

- Ich finde ein Belohnungssytem auch nicht verkehrt, um Dinge zu automatisieren. Wir hatten ganz heftig das Thema Schreien. Nach uns wurde auch nur durch die Wohnung gebrüllt und der kleine Bruder ständig angeschrien und umgeschubst.
Bei uns lief es dann so: Wir haben zwei Regeln aufgestellt: In der Familie wird nicht geschrieen, und der Bruder wird nicht aus Langeweile (sicher auch ein Thema bei L., oder?) geschubst und gehauen. Jeden Abend haben wir zusammen überlegt, ob es geklappt hat. Wenn ja, dann gab es einen Aufkleber auf dem Wochenkalender und wenn es am Sonntag fünf oder mehr waren, gab es die Belohnung (bei F. sehr einfach: Abends erst Vorlesen und dann Umziehen, denn SO machen es große Kinder). Ich finde es wichtig, keine matriellen Anreize zu schaffen, sondern schöne besondere Dinge als Belohung.
Durch die fünf-von-sieben- Methode konnte ich an Abenden, an denen es nicht geklappt hat ganz gelassen sagen, ach schade, aber Du hast ja morgen wieder sie Chance. Gebrüll habe ich ignoriert, das erste Mal als es keinen Aufkleber gab eine Stunde lang.

- Für uns war das prima, er sagt jetzt oft selber, ach ja, hier wird ja nicht geschrieen, schrei ich halt im Kindergarte. Ich: Ach darfst Du das da? Er: Ähem, nee ach ja, auch nicht, hmm. Dann eben das nächste Mal am Strand.

Zusammengefasst: Ich würde an Deiner Stelle die Morgende verkürzen, die Zeit bis dahin klar in gemütlich Rumgammlen (z.B. von 7-8) und Loslegen (8-9) strukturieren und sie eine Stunde früher in den Kiga bringen.
Dann gehst Du noch mal nach Hause, stellst ne Maschine Wäsche an, machst den Abwasch, u.s.w. (nur Beispiele, ist klar, ne) oder tust schon was für die Uni und freust DIch an der Stunde "gewonnener" Zeit ohne Machtkämpfe.

So, das war kurz und knackig, weil ich losmuß. Ich hoffe, es war Dir nicht zu direkt und mit zu erhobenem Zeigefinger, denn so ist es nicht gemeint. Aber unter Zeitdruck kommt meine norddeutsche, doch etwas direkte und maulfaule, nicht sehr eloquente Art durch.

Nur zuletzt: Wir haben auch Machtkämpfe ohne Ende, immer wieder um andere Dinge und Situationen, es nervt wie Sau und wird es wohl immer tun, Du bist ganz und gar nicht alleine damit.
Daß dir Morgende bei und super laufen, ist wohl Glück und Zufall, bei uns hakt es eben woanders.

Grüße von Leuchtkäfer
mici

Re: Machtkämpfe Eskalation kindliche Depressionen

Beitrag von mici »

Danke für Eure Antworten.

@ Lotte: Du hast völlig recht, ich kann die Dinge schlecht laufen lassen, weil es mich so langweilt. Ich weiß dann gar nicht wohin mit mir, ständig guckt mir einer über die Schulter oder möchte etwas von mir: Schleife binden, verkleiden, schminken. Die Kinder haben viele Ideen und sie kommen mit ihren Angelegenheiten permanent bei mir an. Ich bügel das oft ab, sage dann, dass wir gerade zwei Stunden getöpfert haben und ich mich jetzt mal anderen Dingen widmen will oder möchte. Das wird aber nicht akzeptiert. Von der Kleinen schon gar nicht, da erwarte ich das auch nicht. Von der Großen aber auch nicht und da erwarte ich das natürlich schon. Sie nimmt es nicht hin, wenn ich sage, dass ich eine Pause brauche, sondern sie läuft mir hinterher, fragt mich ständig was, will gucken, was ich gerade für eine Zeitschrift lese oder fragt, ob sie mir bei den Papieren meiner Schwiegermutter, die gerade durchforste, helfen kann etc. Ich lasse sie mit ihren Anliegen oft ins Leere laufen, signalisiere ihr, dass ich gerade kinderfreie 30 Minuten brauche, aber es nützt nichts. Ich werde sie nicht "los". Es scheint sie auch gar nicht zu stören, dass ich sie versuche, auf Distanz zu halten. Wenn ich z.B. nicht auf dem Sofa in Ruhe eine halbe Stunde lesen kann, begebe ich mich in die Küche und bereite da schon mal das Abendessen vor. Das kann ja manchmal auch ganz entspannend sein. Und ehe ich mich versehe, hat sie sich einen Küchenstuhl geschnappt und ist mit dessen Hilfe auf die Arbeitsfläche geklettert, um mir dort beim Kartoffel schälen zuzugucken. Wenn ich sage, ich würde jetzt gerne im Radio die Sendung zu Ende hören und dabei das Essen machen, sagt sie, sie wolle das Gleiche gerade ebenfalls tun, was für ein Glück, da könnten wir uns ja gegenseitig Gesellschaft leisten :roll:

Früher in die Kita bringen klappt tatsächlich besser, das hab ich gerade die ganze letzte Woche ausprobiert, aber das bedeutet im Ergebnis auch, dass sie insgesamt beide eine ganze Stunde länger in der Kita sind, als bisher (nämlich 7 statt bisher 6 Stunden). Ich kann sie nämlich nicht früher abholen, sondern habe jeden Tag bis 15:30 h Verpflichtungen. Natürlich spricht an sich nichts gegen 7 Stunden Kita, nur sind beide Kinder hinterher so erschöpft, dass der restliche Tag noch anstrengender wird, als wenn sie nicht ganz so lange da waren. Mit noch anstrengender meine ich, dass dann auch die Kleine sehr kurzgeduldig ist, die ansonsten super mitläuft. Hier hab ich es wohl mit einem Dilemma zu tun, da beide Versionen (früher oder später in die Kita) Anstrengung und Aufregung verursachen.

Heute Abend war ich mit den Kindern alleine. Ich bringe dann erst die Kleine ins Bett, die Große darf noch so lange mit Steckperlen spielen, bis ich aus dem Schlafzimmer wieder rauskomme, allerdings unter der Maßgabe, dass sie sich in der Zwischenzeit schon mal umzieht. Ja, ist gut Mama, mach ich :roll: Und was ist? Nichts ist. Ich komme aus dem Schlafzimmer, sitzt sie da unverändert in ihrem Alltagsdress. Ich also: Du hattest versprochen, Dich schon mal umziehen, sie: keine Lust. Ich: Ok, aber dann wird es heute leider nichts mehr mit Vorlesen, denn dafür wird es jetzt zu spät. Macht nichts, Mama. Ich also die Wäsche am Aufhängen. Fünf Minuten später: Ich habe jetzt die Hufe, die Mähne und die Schnauze fertig, wenn ich mich jetzt in 2 Minuten umziehe, liest Du mir dann noch vor? Ich: Wenn Du es in 1 Minute schaffst, ja. Sie beeilt sich sichtlich. Ich gehe in ihr Zimmer, warte in ihrem Bett, dass sie mit Zähneputzen etc durch ist und wer nicht kommt, ist meine Tochter. Ich: Wo bleibst du? Sie: ich übe gurgeln. Ich: Komm jetzt, sonst les ich nicht. Sie: Ich komme gleich. Ich wieder aus dem Bett raus, sage: Für heute wird es mir zu spät, wenn es morgen Abend schneller klappt, lese ich zwei Kapitel. Geheul. Lautes Geheul. Die Kleine wacht wieder auf. Heult auch. Ich: sei ruhig, du weckst die Kleine. Sie: die ist schon wach. Ich: .... Na ja, sie hat sich dann mit zur Kleinen ins Bett gelegt, es hat 45 (!!!!) Minuten gedauert, da waren dann endlich beide eingeschlafen. Jetzt sitze ich hier. Frage mich: Hätte ich doch vorlesen sollen? Frage mich: glaubt sie mir nicht? Gestern Abend hatten wir dasselbe Theater, sie müsste wissen, dass ich ernst meine. Worauf wartet sie? Dass ich meine eigenen Regeln breche? Tue ich aber nicht. Tue ich eigentlich nie. Und sie kennt die Regeln gut, weiß, wann es ernst ist. Aber ich ertrage dieses laute Geheul so schlecht, ich will das nicht, dass sie immer so loslegt, alleine dieser Lärm, .... boah ey, nein danke!

@ Leuchti: mit dem morgendlichen Plan hatten wir schon mal, da hab ich eine befreundete Kinderbuchillustratorin gebeten, mir "Anziehen", "Zähneputzen", "Haare kämmen" etc. aufzuzeichnen und sie konnte ihre Häkchen setzen. Bzw. sie hätte sie setzen können. Um ehrlich zu sein: es ging ihr am A... vorbei, ob da ein Kärtchen mit Kontrollhäkchen auf ihrer Kindertoilette hing. Das war sogar noch zu einer Zeit, da mussten wir morgens gegen 8 Uhr bereits in der Kita sein, weil sie da Englisch und Kochen und was weiß ich alles hatte, wo alle ihre "best friends" aus der Kita auch hingegangen sind. D.h., da hätte sie sich eigentlich um ihretwillen beeilen können / sollen / müssen. Hat sie aber nicht.

Ich weiß inzwischen, dass sie gerne zu Hause frühstückt (und nicht in der Kita). Wunderbar. Wenn sie also zu Hause frühstücken will, dann muss sie sich beim Anziehen sputen, das klappt momentan leidlich. Die Alternative scheint für sie so schrecklich zu sein, weiß übrigens gar nicht, warum, alles Bio in der Kita, Vollkornbrot, frisches Zeug, na ja. Vielleicht deswegen :roll:
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