Wie kann ich meinem Kind von meiner PPD erzählen?

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Maya

Wie kann ich meinem Kind von meiner PPD erzählen?

Beitrag von Maya »

Hallo Ihr Lieben,
Vielleicht hat sich eine von Euch schon mal mit ähnlichen Fragen beschäftigt:
Was soll / darf ich meinem Kind von meiner PPD erzählen? Als meine Tochter 3 Monate alt war, hat mich die PPD heftig erwischt und ich habe 1-2 Jahre hart um meine Gesundheit gekämpft und darum, meiner Tochter eine schöne und "normale" Kindheit zu ermöglichen - trotz Panikattacken, Klinikaufenthalt etc...

Meine Tochter ist inzwischen 13 Jahre, sie ist ein tolles Mädchen, macht sich über vieles Gedanken, steckt mitten in der Pubertät, und wenn sie dann mal näher nachfragt, wie es mit ihr so als Baby/ Kleinkind war, weiß ich natürlich viele schöne Erlebnisse zu erzählen, aber es taucht eben auch schonmal der Hinweis auf, dass es für mich eine schwere/anstrengende Zeit war. Ich habe nie ein Geheimnis aus meiner Krankheit gemacht, aber auch nicht wirklich offen und umfassend darüber erzählt. Einen Schreck hat mir versetzt, dass sie letztens meinte: " Das hört sich ja so an, als wenn ich dir nur ein Klotz am Bein gewesen wäre..."

Ich will auf keinen Fall, dass sie das denkt und auch nicht, dass sie die Vorstellung entwickelt, die Babyzeit müsste immer so anstrengend und schwirig sein, wie sie das für mich war.

Ich würde gerne offen mit ihr über meine Krankheit sprechen, damit sie die Dinge richtig einordnen kann - und dann denke ich wieder, es könnte sie zu sehr belasten. Wir haben ein sehr gutes und vertrauensvolles Verhältnis zueinander und das möchte ich natürlich auch nicht in Frage stellen.
Was denkt ihr darüber und wie sprecht ihr mit euren (älteren) Kindern darüber?
Ich freue mich auf Antworten...liebe Grüße
Maya
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Marika
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Re: Wie kann ich meinem Kind von meiner PPD erzählen?

Beitrag von Marika »

Hallo,

ich finde es toll, dass du offen mit der PPD umgehst, ich tue das auch finde es sehr wichtig gerade im Hinblick auf unser eigenes Gesundwerden und Bleiben.

Mein Sohn wird bald 11 Jahre alt und weiß bereits, was ich damals erleben musste. Ganz ähnlich wie bei dir trat die PPD bei mir ganz massiv auf, als mein Kleiner 2 Monate alt war. Das Gesund werden dauerte dann auch 2 Jahre.

Ich habe sehr früh angefangen mit einem Sohn darüber zu reden - natürlich Kindgerecht. Deine Tochter ist heute schon 13 und ich glaube, sie kann sehr gut damit umgehen, wenn du ihr ehrlich und vor allem auch faktisch alles erklärst. Das Wichtigste war für mich immer zu betonen, dass das eine ERKRANKUNG ist, für die NIEMAND (weder ich und schon gar nicht das Kind) etwas kann. Hier kannst du sehr gut die medizinischen Fakten einbauen - z.B. der Hormonsturz nach der Geburt. Dieser löst ja sonst auch die so genannten "Heultage" aus und manchmal eben auch eine PPD, die dann den Gehirnstoffwechsel negativ beeinflussen kann und dann solch schreckliche Symptome bewirkt. Wichtig ist glaub ich auch zu erklären, dass die Persönlichkeitsstruktur der betroffenen Frau eine große Rolle spielt bzw. dass es einige Faktoren gibt, die eine PPD begünstigen können. Nicht ein Faktor alleine ist verantwortlich für eine PPD sondern eben meist ein unheilvoller Cocktail aus verschiedenen Umständen. Ich würde dann auch das Positive herausstreichen: nämlich dass durch diese Krise auch die große Chance besteht krankmachende Verhaltensmuster zu erkennen, dass man heute diese Erkrankung sehr gut kennt und man sehr viel tun kann, damit eine PPD vermieden werden kann bzw. sollte sie auftreten dann gut behandelbar ist.

Ich persönlich bin sehr froh, dass mein Sohn bescheid weiß und wenn ich sehe, wie er damit umgeht, bzw. auch die medizinischen Fakten dazu kennt, weiß ich dass ich es richtig gemacht habe. Nur Mut, geh es an - und vergiss nicht die wichtigste Botschaft: NIEMAND IST SCHULD, schon gar nicht das Kind, betone das immer wieder. Die Krankheit ist schuld, dass wir diese Gefühle hatten.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Astrid

Re: Wie kann ich meinem Kind von meiner PPD erzählen?

Beitrag von Astrid »

hallo Ihr Beiden,

schön hier das zu lesen. Denn auch mich hatte das Thema beschäftigt. Bei mir ist mein Sohn auch vor 14 Tagen 11 Jahre alt geworden, und wir haben auf Kika eine Sendung zu Depressionen allgemein gesehen. Das hat mein Kind stark beschäftigt. Daraufhin habe ich ihm erzählt, dass ich nach seiner Geburt auch daran erkrankt war. Das ich nur traurig war und nicht mehr leben wollte. Das es dafür keinen richtigen Grund gab, aber mein Gehirn einen Stoff, der einen Glück erst empfinden lässt, nicht mehr speichern konnte. Gleichzeitig weiss mein Sohn, das er ein Schreikind war, und ich verwzeifelt und ängstlich war, weil ich ihm nicht helfen konnte. Ich habe ihm erzählt, dass er auch meine Rettung war, weil ich mir wegen ihm nichts angetan habe, weil ich ihn nicht alleine lassen wollte. Das hat ihn sehr berührt. Die wissenschaftlichen Fakten haben ihn auch interessiert, auch welche Medikamente mir geholfen haben, und was man noch tun kann. Ich habe ja noch ein Kind bekommen, und er hat da sehr viel mitbekommen. Gott sei Dank bin ich nicht wieder erkrankt. Er meinte, er möchte das nicht kriegen. Dazu habe ich gesagt, dass man es nicht ausschließen kann, da es eventuell eine erbliche Beeinflussung gibt, aber er keine Angst davor haben muss, weil man ja wieder gesund werden kann. Das war mir wichtig. Ich gehe sehr offen mit meiner Erkrankung um, aber die Angst vor der Reaktion meines Kindes hatte ich am Anfang auch. Vor allem, weil ich ihn sehr lange nicht lieb haben konnte. Ich habe immer Ängste gehabt, dass er dadurch Schaden genommen hat. Aber meine Tochter entwickelt sich ganz ähnlich, ohne die PPD Vorgeschichte. Das tröstet mich. Ich hoffe wir kommen gut durch die Pubertät, sie fällt mit meinen Wechseljahren zusammen, das kann lustig werden :shock: .
Ich bin ganz glücklich, dass sich die Situation bei mir so gelöst hat. Ich glaube, Ehrlichkeit und Offenheit zu dem Thema sind das A Und O.

LG astrid
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