Trennung von Partner ausgelöst durch Pille.

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Newa

Trennung von Partner ausgelöst durch Pille.

Beitrag von Newa »

Hallo ihr Lieben,

Ich bin noch relativ neu hier.
Es geht mir seit ungefähr 6 Monaten immer schlechter- so schlecht, dass ich mich nun in Behandlung geben möchte bzw. erste Schritte eingeleitet habe (Termin Psychologe & Gespräch mit Gynäkologen). Mein Gynäkologe riet mir zunächst zu einer hormonellen Behandlung, nun nehme ich seit ca. 5 Wochen die Pille. Ich habe das Gefühl, die Pille verschlimmert meine Situation zunehmend.
Heute beispielsweise konnte ich gar nichts machen, ich lag den ganzen Tag auf der Couch und habe geweint. Ich hatte Streit mit meinem Partner am Morgen und war danach nur noch gelähmt und zu nichts mehr in der Lage. Dann das volle Programm, Schuldgefühle, Gedanken über das ›Verschwinden-wollen‹ in Richtung Suizid, Zukunftsangst, Trennungswunsch. Mein Partner hatte den Kleinen heute morgen mitgenommen und war den ganzen Tag mit ihm unterwegs, somit war ich alleine in meinem Tief.
Ich habe bisher einen engen Zusammenhang zwischen meinen Tiefs und unseren Streits erkennen können. Das schlimme ist, dass ich mich während unserer Streits sowohl von meinem Partner und auch von meinem Sohn distanziere. Kriselt die Beziehung bin ich nur noch erschöpft, gereizt, schlecht gelaunt - das bekommt dann natürlich mein armer Sohn und mein Partner ab. Leider ist unsere Beziehung oft nicht sonderlich harmonisch. Somit geht es mir oft nicht gut.

Ich denke, mein Partner trägt eine nicht unwesentliche Schuld an meiner Situation bezüglich der Erkrankung. Er lässt mich, meinen Sohn und unsere beiden Mitbewohner seit nunmehr 7 Monaten ohne richtige Küche in einem ziemlichen Chaos wohnen. Weil er sich mit den Bau einer Küche selbst verwirklichen möchte und keine Einbau-Ikea-Küche bewohnen will. Das kann man sich konkret so vorstellen, dass wir eine Camping-Kochplatte und einen Wasserkocher haben, keine Schränke für Geschirr oder Ähnliches, Nahrungsmittel&Küchenkram befinden sich in Kartons auf dem Boden oder im Flur, überall liegt Werkzeug und Baumaterial herum. Ähnliches Chaos im Schlafzimmer, überall liegen Kartons, Klamotten und Werkzeug von ihm rum. In den schlimmsten Zeit gab es wirklich nur einen kleinen Pfad zum Bett. Unser Sohn kann nicht durch die Wohnung krabbeln, er kann eigentlich nur in meinem Zimmer (was auch unser Wohnzimmer ist) krabbeln und spielen. Das heisst zu meiner sozialen Isolation kommt die Isolation in unserer WG. Anfangs habe ich noch Freunde eingeladen- aber nachdem sie unsere Wohnung gesehen haben und ziemlich entsetzt gefragt haben, warum ich denn so lebe- ich sei doch immer so ordentlich gewesen, habe ich auch dies sein lassen. Die Stimmung in der WG leidet natürlich auch unter dem Chaos.
Ich bin ziemlich frustriert über den Zustand dieser Wohnung, ich möchte ausziehen. Da ich weiss, dass es in seiner letzten WG genauso aussah möchte ich auch nicht weiterhin mit ihm zusammen wohnen. Ich dachte er wird sich ändern, wenn er Vater ist, aber er ändert sich nicht. Letztens war ein alter Freund von ihm zu besuch und sagte ihm: ›Seit 6 Monaten lebt ihr so? Das geht doch nicht, Du bist jetzt Vater!‹.

Mal abgesehen davon, läuft unsere Beziehung auch an anderen Stellen gerade ziemlich gegen die Wand. Wir leben nebeneinander her, haben kaum gemeinsame Interessen. Wir unternehmen im Alltag kaum etwas, was über organisatorische Sachen hinausgeht (wie z.B. Einkaufen). Er ist oftmals nicht gesprächig und sitzt am liebsten vor seinem Rechner oder beschäftigt sich alleine. Körperliche Nähe teilen wir auch nicht mehr, ich meine damit nicht nur Sex sondern auch einfach nur aneinander gekuschelt einschlafen oder Ähnliches.

Nunja, bevor der Text noch endlos wird- Ich bin ziemlich unglücklich, ich weiss er wird sich nicht ändern (ich müsste lernen seine Fehler zu akzeptieren, kann es aber nicht), ich liebe ihn nicht (aber ich liebe gerade nichtmal meinen Sohn oder mich selbst) und ich merke, dass die Bindung zwischen meinem Sohn und mir extrem darunter leidet.

Ich weiss aber auch, dass sich mit der Pille die Wahrnehmung des Partners extrem verändern kann. Meine Sorge ist momentan, ob sich evtl. durch die Pille mein Schwarz-sehen verschlimmert hat. Aus meiner jetzigen Sicht macht nur noch eine Trennung Sinn, aber warum habe ich das vor 5 Wochen nicht so akut in Betracht gezogen?

Ich überlege gerade, ob ich eigenmächtig die Pille wieder absetze. Ich hatte ohnehin nicht das Gefühl, dass sie hilft. Sie sollte lediglich verhindern, dass ich vor der Periode in diese schlimmen Hormon-Tiefs rutsche und dadurch meine Stimmung stabilisieren. Mein Gynäkologe hatte mir die Wahl zwischen Pille und AD zur Behandlung meiner PPD aufgezeigt und ich hatte mich für die vermeintlich ›softere‹ Variante entschieden. Was sie bewirkt hat: Ich habe seit 5 Wochen Dauerblutungen, die schlimmen Tage werden mehr und heftiger, ich möchte mich von meinem Partner trennen, finde ihn regelrecht abstoßend. (Uijuijui der Arme.) Meine Libido ist total im Keller und ich nehme immer mehr ab, weil ich kaum noch Appetit habe.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?

Liebe Grüße,
Newa
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Marika
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Re: Trennung von Partner ausgelöst durch Pille.

Beitrag von Marika »

Hallo,

also mir scheint, dass diese Pille für dich überhaupt nicht passt - dafür sprechen schon alleine diese Dauerblutungen. Generell weiß man ja, dass die Pille von Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen begünstigen kann, sehr viele berichten hier davon. Einigen hat sie aber auch geholfen, muss man fairer Weise sagen. Seit ich die Pille nicht mehr nehme, geht es mir im Gesamten einfach viel, viel besser. Ich habe sie aber nach der Geburt meines Sohnes erst gar nicht mehr angefangen, da sie mir nie wirklich gut getan hat.

Du lebst wirklich in schwierigen Verhältnissen. Das ist natürlich Gift für deine angeschlagene Psyche, auch jeder andere würde da an seine Grenzen kommen. Dass du das erst jetzt durch die Pille so krass siehst, glaube ich nicht, du siehst einfach, dass es so nicht geht, sich aber nichts ändert und es geht dir dann einfach noch schlechter.

Dass die Pille die "softere Variante" ist bezweifle ich nicht nur, ich behaupte dass das nicht stimmt. Beides sind Medikamente, die auch NW haben, von der Leber wieder "entgiftet" werden müssen. Dazu kommt, dass du wohl die falsche Pille hast - du siehst ja wie dein Körper rebelliert. Ich hatte mal eine Pille, wo ich andauernd Blutungen hatte - da musste ich diese dann sofort auf ärztliche Verordnung absetzen. Danach habe ich nie wieder mit einer angefangen.

Ich würde an deiner Stelle einen Facharzt für Psychologie, Neurologie usw. aufsuchen. Du hast glaub ich eh bald einen Termin, da könnte man dich weiter vermitteln. Und ich würde auf jeden Fall nochmal über ein AD nachdenken, das in deinem Fall sicher die besser Wahl wäre. Hierfür ist aber gute Aufklärung über die Wirkung wichtig - das kann dann eben ein dafür spezialisierter Facharzt, nicht dein Gyn.

Ganz, ganz wichtig: deine Wohn-bzw. Partnersituation überdenken und nach Lösungen zu schauen. Hier kann dir ebenfalls ein Therapeut zur Seite stehen und dich/euch beraten.

Mit deinem Gyn und der Pille hast du es jetzt versucht - schaut aus, als wäre das nichts gewesen. Meiner Meinung muss jetzt ein Psychiater und Therapeut her, mit dem du deine psych. Verfassung und deine Wohnsituation erläutern kannst. In einem Chaos kann man nicht gesund werden, du brauchst Struktur in deinem Alltag, Unterstützung und evlt. das richtige Medikament.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Sanna
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Re: Trennung von Partner ausgelöst durch Pille.

Beitrag von Sanna »

Hallo!

Ich kann nur aus meiner Erfahrung sagen, dass die Pille meinen Zustand enorm verschlechtert hat. Ich hab sie dann relativ schnell wieder abgesetzt und dann ging es mir auch wieder besser. Einen Versuch war es wert, aber auch bei dir scheint mir der gescheitert. Und ich glaube nicht, dass die Pille die softere Variante zu ADs ist. Es ist genauso ein Medikament wie die ADs auch. Bitte hab keine Angst davor, welche zu nehmen. Sie können dir so helfen!

Zu deiner häuslichen Situation kann ich nur wiederholen, was Marika gesagt hat. Ganz wichtig zur Gesundung sind STRUKTUREN! Und die scheinen bei dir absolut nicht gegeben zu sein. Ich möchte jetzt nicht so weit gehen dir zu raten deinen Partner zu verlassen oder umzuziehen. Da bist du - trotz Erkrankung - noch mündig genug, das selbst zu entscheiden. Ich rate dir aber, dir Strukturen zu schaffen. Zur gleichen Zeit morgenss aufzustehen, dir was vorzunehmen. Nicht im Bett liegen bleiben. Mach was, das dich ablenkt.

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
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