Mutter

Austausch alltäglicher Sorgen oder Freuden

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Nickolakala

Mutter

Beitrag von Nickolakala »

Ich merke immer mehr je mehr ich mich und meine Gedanken positiv verändere, desto mehr und öfter kriege ich Streit bzw. Diskussionen mit meiner Mama. gerade gestern hab ich sie kurz besucht und habe nach 5 min. Gemerkt dass ich ihre Gedankengänge nicht mehr nachvollziehen kann. es sind eben die Gedankengänge mit denen ich groß geworden bin aber mittlerweile denke ich komplett anders.
eigentlich ja kein Problem , ABER ihre Gedankengänge und das was sie dann zu mir sagt machen mich aggressiv und nach einem Besuch geht es mir auch nicht gut. mein Therapeut sagt immer ich kann sie nicht mehr ändern und ich soll sie nehmen wie sie ist. DAS SCHAFFE ICH ABER NICHT!!!!
hat jemand von Euch einen guten Tipp bzw. geht es jemandem genauso????
LG N.
lotte

Re: Mutter

Beitrag von lotte »

Hey Du,

Dein Thera hat schon recht ;)

Wenn Du aggressiv wirst, ist das nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen. Besser, als sich ängstlich und klein zu fühlen, oder?
Wenn es geht, sage Dir doch während oder bevor den Besuchen (die ich übrigens einschränken würde, solange Du Dich noch nicht so richtig abgrenzen kannst) dass Du weisst, was sie jetzt wieder zu sagen hat, dass das aber nix mit Dir zu tun hat. Quasi wie ein Mantra ;) Ist so ähnlich, wie wenn die Angst kommt (ach, Du schon wieder, hab grad keine Zeit für Dich).

Auch hier heisst das Zauberwort: nimm Deine Gefühle an. Es gibt kein Patentrezept, wie Du zu mehr Gelassenheit kommst. Das kommt von allein, wenn Du das nicht mehr bewertest oder Dich unter Druck setzt mit "das schaff ich aber nicht".

Du schaffst das schon irgendwann, je mehr Du für Dich selbst einstehst ;)

LGL
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Marika
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Re: Mutter

Beitrag von Marika »

Hallo,

Lotte hat recht - ich sehe das auch so und habe es auch so erfahren. Es ist ein Lernprozess, andere Menschen und Meinungen gelassener zu sehen und sich ab zu grenzen. Schwerer ist es natürlich immer, wenn es um nahestehende Menschen geht wie z.B. die eigenen Eltern.

Sich das immer wieder vor zu sagen (... es hat nichts mit mir zu tun) ist wie eine Übung, die dich in die richtige Richtung zieht. Mit hat auch immer geholfen, mich gedanklich eine Stufe höher zu stellen wie das Gegenüber und auf ihn "runter zu schauen". Mein Gedanken dabei: Du bist halt (noch) nicht soweit, ich aber kann das bereits anders sehen und muss es nicht bewerten. Das hat sich mittlerweile fast verselbständigt - aber halt auch nach und nach! :wink:
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Nickolakala

Re: Mutter

Beitrag von Nickolakala »

Dankeschön für Eure Antworten!!!
Das Problem ist nur : ich hätte gerne zu meiner Mama ein wie soll ich sagen -anderes Verhältnis- ich wünsche mir gute Gespräche. Die gibt es aber leider nicht weil sie ja vieles so anders sieht als ich. Mist ich weiß nicht wie ich das ausdrücken soll.
Wir reden über ein Thema und ich rede dagegen und sage ihr auch dass ich ihre Gedankengänge nicht mehr verstehen kann und dann kommt halt auch kein gutes Gespräch auf sondern nur Diskussionen, schlimmstenfalls zieht sie vieles noch ins lächerliche oder nimmt mich nicht ernst!!!! Und das macht mich WAHBSINNIG!!!!!
lotte

Re: Mutter

Beitrag von lotte »

Vergiss es, so hart das klingt.

Also natürlich kannst Du mit ihr einigermassen gute Gespräche haben, aber sie werden am Ende nie so ausfallen, dass Du und Deine Mutter beide glücklich seid. Weil eben zuviel schief lief bei Euch früher, deshalb ist Euer Verhältnis eben nicht so unbelastet wie bei anderen. Das gilt es anzunehmen und das beste draus zu machen, nicht mehr und nicht weniger ;)

Du willst immer noch gerne das "gute Mädel" Deiner Mutter sein, hab ich so das Gefühl.
Vergiss auch das und tausch Dich mit Leuten aus, die Dich besser verstehen ;)

LGL
filomena

Re: Mutter

Beitrag von filomena »

Wow, dieses Thema hat mich sehr angesprochen.
Danke für eure Beiträge, waren sehr hilfreich für mich!
Ich wünsche mir auch ein anderes Verhältnis zu meiner Mutter, aber das klappt mal besser mal schlechter..
Wenn es mir gut geht, ist die Beziehung zu ihr natürlich auch entspannter. Zur Zeit geht es IHR schlecht, was auch nicht gerade einfach für mich ist.
Klopf Klopf, Schlechtes Gewissen: Heute schon bei ihr gemeldet?
Achja, aber sonst hätten ja unsere Therapeuten nichts mehr mit uns zu bearbeiten, oder? :-)

Liebe Grüsse an die Töchter

Filo
zita

Re: Mutter

Beitrag von zita »

Hey, dieses Thema trifft mich auch im Kern :wink:

Nach so vielen Jahren der Depression, aber auch der Therapie und des Nachdenkens, schaffe ich es nicht, mich von der Meinung meiner Mutter los zu sagen. Obwohl ich sie inzwischen gut durchschaue, mein Verhalten dann immer reflektiere, bin ich gefühlsmäßig immer wieder an dem Punkt, an dem ich mir wünsche, sie würde Verständnis für mich aufbringen bzw. mich einfach lieben.

Dieses Thema habe ich schon zig Mal in der Therapie angesprochen und rational ist mir das alles auch völlig klar, aber dann kommt das irrationale ins Spiel :wink: Habt Ihr Übungen, Ideen, Tricks - wie ich das Rationale besser umsetzen kann? Oder ist es einfach so, dass diese Suche nach Elternliebe das ganze Leben anhält und so schmerzt, wenn man sie nicht bekommt?? Bin da etwas ratlos und würde gerne einen Schritt weiterkommen..

Danke und lg Zita
lotte

Re: Mutter

Beitrag von lotte »

Hey Zita,

natürlich ist das ein schwieriges Thema, weil eben Kopf und Bauch jeweils was anderes sagen ;)

Wenn Du Dich aber heute als Erwachsene gut um DICH selbst kümmerst, Dich lieb hast und Dein inneres Kind sprichwörtlich "bemutterst", brauchst Du die Liebe Deiner Eltern nicht mehr. Da geht es auch ein Stück weit um die Akzeptanz, wie bei unserer Krankheit, dass man sagt: "okay, sie kann eben keine Liebe zeigen, meine Mutter". Weil sie selber Defizite erfahren hat.

Mein Thera spricht immer von meinem persönlichen Handicap, das ich immer mit mir rum tragen werde: das fehlende Urvertrauen in die Welt und die Liebe meiner Eltern, dass sie mich so akzeptieren, wie ich bin.
Das kann ich heute nicht mehr einfordern, sondern versuche eben, diese Lücke mit Dingen zu füllen, die mir gut tun. Und ich erfahre viel Liebe und Zuneigung.

Lass das Wünschen nach Möglichkeit sein und schau eher, was DU tun kannst, um Dich wirklich zu mögen. Dafür brauchst Du deine Eltern nicht, so hart das klingt. Bist ja schon gross ;)

Wenn Dich das mit dem Inneren Kind interessiert, hab ich einen Buchtipp für Dich:
Susanne Hühn "Die Heilung des inneren Kindes", Schirner Verlag.

Hat mir sehr geholfen, mich zu lösen. Und erst mal die Wut, Enttäuschung und Trauer zu fühlen, die ich habe wegen der fehlenden Liebe. Und das diese Gefühle sein dürfen. Und dann eben das "beste draus" machen und dieser nicht entgegengebrachten Elternliebe irgendwann nicht mehr hinterherzutrauern.

LGL
zita

Re: Mutter

Beitrag von zita »

Hey Lotte,

danke!! Es ist unglaublich, wie ich das Thema "Inneres Kind" immer hinten an stelle bzw. völlig vergesse. Habe das Thema natürlich auch mal in der Therapie kennengelernt. Da mir aber immer regelrecht schlecht wird, wenn ich daran denke, dass ich mich um mein inneres Kind kümmern soll, blende ich das Thema völlig aus...

Aber gerade so wie Du es beschrieben hast, wird mir wieder klar, dass hier bei mir viel zu tun ist. Es hat mich gerade echt geschockt, dass ich das Thema so völlig verdrängt habe.

Danke für den Buchtipp!!

Liebe Grüße Zita
lotte

Re: Mutter

Beitrag von lotte »

Das ging mir auch so, mit dem Verdrängen. Weil man eigentlich davon ausgeht, dass Eltern ihre Kids ganz annehmen und lieben sollten, so wie sie sind. Konnten meine aber nicht. Meine Mum selbst Angstpatientin, mein Vater war mit mir gerade als Teenie vollkommen überfordert, da sehr eifersüchtig und überhaupt sollte ich eigentlich eher so wie sie funktionieren und keinen eigenen Kopf haben ;)

Ich hab auch lange so getan, als wäre das doch gar nicht so schlimm und beide noch in Schutz genommen. Da fielen dann meinerseits so Sätze wie "meine Kindheit war doch sehr glücklich". War sie eben aus emotionaler Sicht nicht.

Und deshalb bleibt mein Verhältnis zu meinen Eltern eher distanziert und etwas unterkühlt. Das hat nichts damit zu tun, dass ich sie so wenig wie möglich sehen möchte. Aber für meinen Seelenfrieden brauch ich sie nicht mehr.
Ein schönes Gefühl, übrigens. So frei und unbeschwert ;)

Schau doch also mal, ob Du Dich wieder ein bisserl mit dem Thema beschäftigen möchtest. Es lohnt sich anstatt dauernd darüber zu grübeln, warum einen die eigenen Eltern in manchen Punkten immer noch treffen können. Das können sie, weil Du ihnen die Angriffsfläche gibst und ihnen quasi suggerierst, du bräuchtest Hilfe, Nestwärme. Das haben meine damals nicht richtig hingekriegt, warum sollte es also heute klappen?

LGL
zita

Re: Mutter

Beitrag von zita »

Hey Lotte, danke!! Hat mich jetzt wirklich zum Nachdenken gebracht. Genau dieses Gefühl endlichendlich frei zu sein, von der Suche nach der Elternliebe, das möchte ich auch erreichen und vielleicht schaffe ich das ja. Denn ich merke auch , dass sich diese Suche auch in anderen Beziehungen fortsetzt und ich fühle mich dadurch ganz oft so sehr eingeschränkt und abhängig.

Also noch mal merci für Deine Erfahrungen, es ist für mich zum einen anregend und zum anderen auch beruhigend, dass du einen Weg gefunden hast. Ich gehs auch an.

Lg Zita
Graureiherin
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Beiträge: 530
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Re: Mutter

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Ihr,

ihr habt einen sehr interessanten Austausch. Mir geht es ähnlich wie Zita. Meine Eltern konnten mich nicht lieben bzw. sie haben es so versucht wie es ihnen aufgrund ihrer eigenen Geschichte möglich war... und das war bei bei meiner Mutter sehr wenig bis nicht möglich und bei meinem Vater mit Zwang, Druck, Schlägen etc. verbunden.

Aber Lotte hat schon sehr recht mit ihren Aussagen. Wir haben keine Möglichkeit, die Liebe von unseren Eltern erhalten, die wir uns wünschen würden. Wir können die Vergangenheit und unsere Eltern nicht ändern und müssen damit leben, dass uns dieses "Recht auf Elternliebe" verwehrt blieb.

Ich ertappe mich leider auch immer wieder im jammern, am zweifeln, ob man gut und heile leben kann, wenn doch so ein überaus wichtiger Aspekt im Leben eines Menschen fehlt.

Gerade dann ist es gut zu wissen, dass es Menschen gibt, wie z. B. Lotte, die gelernt haben sich selber Liebe, etc. geben zu können. Mein inneres Kind habe ich auch nahezu vergessen, mal sehen ich denke ich hole mir den Buchtipp per Fernleihe.

Ahhh, und vorhin bin ich über einen Absatz in einem Buch gestolpert, den teile ich euch zum Mutmachen mit. Am besten in der Positivseite

mit Grüßen
eure Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
lotte

Re: Mutter

Beitrag von lotte »

Hey Ihr Lieben,

trotz der Freiheit, die ich jetzt genieße, war es natürlich ein langer Weg dahin und manchmal kann ich diese "Wunde" von früher schon noch spüren. Aber das ist okay. Jemand, der ein Bein amputiert bekam, hat sicher auch hin und wieder mal "Phantomschmerzen". So gehen meine Verlustängste wohl nie ganz weg, können und müssen sie auch nicht, denn sie nehmen heute keinen Raum mehr ein, der mich einschränkt, sehr unglücklich macht. Und ich habe Mittel und Wege gefunden, wie ich mir selbst helfen kann, anstatt an meinen Eltern rumschrauben zu wollen, damit sie vielleicht doch noch mal "nett" zu mir sind.

Es geht auch hier, wie bei unserem Krankheitsverlauf, NICHT darum, immer "schmerzfrei" und gut gelaunt durch die Welt zu gehen. Sondern dass anzunehmen, was in uns selbst ist. Und damit gut zu leben ;)

LGL
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