Reden mit anderen Menschen

Austausch alltäglicher Sorgen oder Freuden

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Nic
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Reden mit anderen Menschen

Beitrag von Nic »

Mir fällt gerade immer mehr auf, wenn ich mich mit jemandem unterhalten habe (auch wenns nur small talk war) dass ich danach denke “Hm, war das jetzt richtig und gut, oder hätte ich das besser nicht sagen sollen und und und.

Gestern ist mir eingefallen, dass mir als Kind oft nach einem Gespräch von meiner Mutter gesagt wurde “ Das sagt man aber nicht”, oder “ das kannst Du doch nicht sagen” oder “Nein, so ist das nicht”. Und “sei nicht so vorwitzig”. Ich und vorwitzig???

Mittlerweile glaube ich echt, dass in meiner Erziehung ganz viel schlecht gelaufen ist, und ich deshalb unter Ängsten leide.
Gestern morgen hab ich wieder die Augen aufgeschlagen und es ging los mit Angstwellen, Depris. Kotz

Naja und immerschön angepasst leben, und es den Nachbarn recht machen.

Himmel, das klingt ja beim lesen schon anstrengend.
Ich wäre gerne eine Person, die weiss was sie will, die sagt was sie will und der völlig egal ist was andere Denken.
Diese Angst kommt doch von der inneren Unsicherheit! Ich bin mir da mittlerweile sehr sicher.

So das waren mal meine Gedanken am Morgen. Mal sehen, was ihr so dazu denkt.
alibo79
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Re: Reden mit anderen Menschen

Beitrag von alibo79 »

Hey nic, ich glaube es ist normal sich mal gedanken darüber zu machen zb nach oder während eines Gespräch wie man bei dem anderen so ankommt. Ich finde es ist auch ein unterschied ob der gegenüber einem sehr vertraut ist oder auch nicht und auch welches thema man hat.
Ich hatte heute auch so eine Situation, die dazu passt. Beim Einkaufen im Supermarkt traf ich am kühlregal jemand flüchtig Bekannten. Sie grüßte, ich zurück und nahm gerade etwas aus dem Angebot. Im selben Moment ertappte ich mich dabei wie ich darüber hinweg spielen wollte dass ich etwas aus dem Angebot kaufe, was ja völlig okay ist. Zumal die Frau genau das selbe machte. Was dahinter steckte waren wahrscheinlich gedanken wie, was denkt die jetzt wohl, dass ich reduzierte sachen kaufe, sowas wie, haben die kein geld, bin ich zu geizig etc.
Ich denke wichtig ist es erstmal zu erkennen und dann schauen was man damit macht. Ich möchte mich auch immer mehr von diesen alten Glauben Sätze loslösen. Da ich denke, ich möchte mich nicht rechtfertigen müssen, dass ich so bin oder mich so verhalten habe. Aber es ist ein Prozess mit immer wieder üben und ganz ehrlich, wir sind wie wir sind und ganz anders werden wir auch nicht werden. Jemand, der schüchtern ist, wird kein Draufgänger werden, er kann aber daran arbeiten, weniger schüchtern zu werden.
Oder wie siehst du das?
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Nic
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Re: Reden mit anderen Menschen

Beitrag von Nic »

Hi alibo,

Ja genau, Deine Situation zeigt es doch auch wieder. Wir machen uns viel zu viele Gedanken, was denn andere Leute von uns denken könnten.
Und wir werden sowieso niemals herausfinden, was sie denken. Außerdem sollte uns das sowas von egal werden. ich persönlich glaube nämlich das daraus auch die Ängste entstehen. Immer wieder das Thema, es jedem Recht machen zu wollen, sympathisch zu sein, gemocht zu werden.
Warum ist es uns nicht einfach egal, was andere denken und wir tun das, was wir für richtig halten - z.B. das Angebot - kaufen.

Ich bin auch viel zu viel auf andere fixiert, das fällt mir immer wieder auf, und ich finde das gar nicht gut.

Nicole
alibo79
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Re: Reden mit anderen Menschen

Beitrag von alibo79 »

Bei mir würde ich sagen, dass daraus vielleicht nicht direkt Ängste resultieren, aber es erhöht bestimmt den allgemeinen Stress Pegel und ist dann im Zusammenhang mit anderen stressoren nicht gut für die mentale Gesundheit. Bei mir ist da bestimmt wie bei dir auch diese Angst vor Ablehnung, Verlust der Zugehörigkeit und das geringere Selbstwertgefühl mit eine wichtige Rolle in diesem Gedanken Konstrukt.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
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Marika
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Re: Reden mit anderen Menschen

Beitrag von Marika »

Ich denke, dass einerseits vieles in unserer Persönlichkeitsstruktur liegt und uns quasi in die Wiege gelegt wird, zum anderen durch ungünstige Lebensumstände und Erlebnisse dazu dann zu solche Mustern führt.

Es gibt Menschen die von ihrer Struktur weniger sensibel und empathisch sind. Im günstigsten Fall werden sie zu belastbaren Menschen die fast nix umhaut, aber trotzdem mitfühlende und liebenswürdige Zeitgenossen sind. Aber im ungünstigsten Fall sind dass die Narzisten oder auch Psychopaten unter uns die nur an sich denken, andere verletzen und Schlimmeres.

Mit unserer Grundstuktur werden im günstigsten Fall Menschen die helfen, die zuhören, die Mitmenschen auffangen können, die höchst empathisch reagiern und bei denen man sich wohl und verstanden fühlt. Das sind für Berufe im Gesundheitswesen oder generell bei der Arbeit mit Menschen die wichtigsten Eigenschaften. Im ungünstigsten Fall werden daraus Unsicherheit, kein Selbstvertrauen bis hin zu Ängsten, Depressionen usw.

Aus beidem kann sich was tolles entwickeln, aber beides kann zu psych. Auffälligkeiten führen bis hin zu Persönlichkeitsstörungen. Ich denke ein Stück weit ist es für den Menschen sehr wichtig sich selbst zu hinterfragen bzw. zu reflektieren wie wirke ich auf andere, war das Gesagte in Ordnung, habe ich jemanden verletzt usw. Das machen Gesunde ja auch. Der Mensch ist ein soziales Wesen und diese Fähigkeit gehört zum Mensch sein. Nur kann sich eben bei ungünstigen Nebenfaktoren manches nicht richtig entwickeln. Z.B. Selbstvertrauen, nein sagen, auf sich schauen und achten. Vieles liegt sicher auch in unserer Kindheit.

Man kann das aber dazu lernen. Wie habe ich eh schon geschrieben. Dann kann es zu einer gesunden Balance kommen zwischen Empathie und Selbstreflektion und einer gesunden Abgrenzung zu seinen Mitmenschen.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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