Leises Hallo

Austausch alltäglicher Sorgen oder Freuden

Moderator: Moderatoren

Irene
Beiträge: 76
Registriert: 18:12:2020 8:22

Leises Hallo

Beitrag von Irene »

Hallo ihr lieben Foren MitgliederInnen

ich melde mich heute mal wieder mit einem kleinen Anliegen in der Hoffnung auf Austausch an euch. Kurz zu mir: ich bin vor sechs Jahren als meine Tochter fast drei war, an einer Depression erkrankt ( wahrscheinlich war sie schon viel früher da aber erst dann wurde es diagnostiziert). Dank Therapie und Sertralin wurde ich stabil. Nach drei Jahren setzte ich das Sertralin in meiner zweiten Schwangerschaft ab. Es lief soweit gut. Als mein Sohn dann ca. 8 Wochen alt war, erkrankte ich erneut. Wieder nahm ich Sertralin allerdings brauchte ich jetzt statt 50 mg 100 mg ubd bei Bedarf Mirtazapin. Diese Dosis nehme ich jetzt seit 3 Jahren und bin wieder stabil. Mit geht es gut... Aber....! Beim ersten Ausbruch der Erkrankung schlief ich bestimmt 5 Nächte nicht. Es war der blanke horror für mich und hat mich irgendwie traumatisiert sodass ich so eine Art Zeangsgedanke bzgl. Schlaf entwickelte. Und dieser ist immer noch da... Ganz leise.... Ich kann gut damit leben ausser! Jetzt kommt mein Anliegen... Es gibt drei Dinge, die diesen Gedanken wieder lauter werden lässt
1. Stress
2. wenn ich woanders übernachte
3. wenn wir Übernachtungsgäste haben

Der AngstGedanke wird dann wieder so laut, dass ich tatsächlich nicht schlafe ( selbsternannte Prophezeiung
). Mich nervt und belastet es. Jedes Mal wenn jemand zu Besuch kommen will über Nacht, ist der erste Gedanke... Na super dabn Schlaf ich wieder nicht... Oder wenn wir eben irgendwo schlafen sollen.... Mich nervt es sooo sehr, dass es mich nicht in Ruhe lässt.... Ich weiss Akzeptanz ist der Weg. Aber es fällt mir so schwer und beeinflusst meine entsxheidungen bzgl. Besuch etc.
Habt ihr Gedanken oder Ideen dazu? Falls ja, freue ich mich über einen Austausch...

Ps. Habe schon gehört dass zwangsgedanken bei Stress lauter werden... Wäre gern frei davon

Viele Grüsse
Reni
agitierte Depression, Anpassungsstorung, PPD
Nic
power user
Beiträge: 257
Registriert: 03:04:2020 21:16

Re: Leises Hallo

Beitrag von Nic »

Hallo,
mein erster Impuls dazu ist: Du solltest Dir wichtiger sein als Dein Übernachtungsbesuch. Es gibt doch sicher ein Hotel oder eine Pension i eurer Nähe, wo Euer Besuch schlafen kann. Und ich finde das kannst Du auch so kommunizieren.

Genauso wenn ihr ausserhalb schlafen „sollt“ gibt es keine Möglichkeit, dass Du einfach Zu Hause Schläfst.???

Guter Schlaf ist soooo wichtig.

Alles Gute
Nicole
alibo79
power user
Beiträge: 1027
Registriert: 16:06:2021 11:15

Re: Leises Hallo

Beitrag von alibo79 »

Hallo Irene,
Du weißt ja von mir, dass der Schlaf auch bei mir ein riesen Thema war.
Inzwischen ist es überhaupt nicht mehr Angst behaftet, nur noch ganz selten minimal. Ich hatte gedacht, dass es vielleicht bei dir inzwischen auch so ist.
Hilft es dir, wenn du weißt dass du ja im Notfall deine Medikamente zum schlafen nehmen kannst? Das würde mich sehr beruhigen.
Was mir geholfen hat oder hilft,ist, Ich mache Mittagspause mit schlafen wenn möglich. Das hat total den Druck auf den Schlaf zur Nacht extrem rausgenommen . Ich weiß, dass ich mittags bisschen schlafen kann und deswegen stört mich eine schlechte Nacht nicht mehr wirklich. Ich bin vielleicht morgens bisschen groggi aber komme trotzdem auf Touren und kann dann mittags etwas schlafen und fühle mich danach wieder fit. Das hat zu einem sehr entspannten Verhältnis zum schlafen geführt.
Auch bei mir ist es so, dass andere Umgebung dazu führt nicht so gut zu schlagen. Aber ich weiß auch ,dass es sich zu Hause wieder normalisiert und deswegen macht es nicht mehr soviel Stress.
Das ist also meine Idee zum Schlaf Problem. Ich weiß nicht ob es dir hilft.
Ansonsten sehe ich es ähnlich wie nic, wenn ich es nicht möchte oder mir zuviel wird, darf man einen Besuch auch mal verschieben oder eine andere Lösung suchen.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
alibo79
power user
Beiträge: 1027
Registriert: 16:06:2021 11:15

Re: Leises Hallo

Beitrag von alibo79 »

Ich weiß von bekannten mit schlafstörungen, dass die das richtig mit Therapie angegangen sind. Ist das eine Option?
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Mayte
Beiträge: 33
Registriert: 15:09:2021 14:55

Re: Leises Hallo

Beitrag von Mayte »

Liebe Reni,

ich erinnere mich immer noch, dass du die erste warst, die mir hier im Forum geantwortet hat, als es mir damals schlecht ging - auch und vor allem wegen Schlaf. Ich hatte keine anderen depressiven Symptome und konnte überhaupt nicht verstehen, was mit mir los war. Bis ich verstanden habe, dass ich nachts Panik bekomme, also das so nennen konnte, war es ein langer Weg. Medikamente waren nur ein Baustein auf diesem Weg, aber ein wichtiger. Ich habe damals Sertralin genommen und für die Nacht Quetiapin, damit ging es recht schnell besser und ich habe dann alles nach einem Jahr Stabilität ausgeschlichen. Und dann haben wir beide neue Jobs angenommen, ich habe Vollzeit gearbeitet, dann hatte eine befreundete Mutter einen schweren PPD Rückfall und das war kurz vor unserem Sommerurlaub und bäh, plötzlich kam beim Schlafengehen die Angst wieder. Ich dachte, ich schnalle ab. Ich habe eine gute psychiatrische Anlaufstelle und meine Ärztin und ich haben intensiv gesprochen, was das ist oder wie damit umgehen. Und wir haben uns dann vor einer erneuten Medikation mit AD entschieden, dass ich es mal mit Promethazin versuche. Ich hatte eigentlich immer das Gefühl, dass ich das Sertralin gar nicht brauche, wobei es natürlich insgesamt gut gegen Angst ist. Das Promethazin kann ich "chirurgischer" einsetzen. Und das bringts jetzt auch voll für mich. D. h. was ich mache, sobald es an Veränderung beim Schlafen geht, ist, mich prophylaktisch zu medikamentieren. D. h. ich nehme das dann schon um sechs Uhr, eine weitere um acht und dann bin ich zur Schlafenszeit ordentlich müde. Das Mittel macht nicht abhängig und sobald ich beruhigter bin, was die Veränderung angeht, dosiere ich dann wieder runter. Ich habe einiges an Zeit gebraucht, mich damit abzufinden, das Schlaf seit der Erfahrung mit der ersten Angst für mich nie wieder so unschuldig sein wird und sobald ich zuviel Stress habe oder nicht weiß, wo ich schlafen werde, es sich an der Stelle zeigt. Was aber neben Medikamenten genauso wichtig war und ist, ist Therapie. Ich weiß, hier machen viele VT, ich mache eine körperbasierte Traumatherapie und bin davon sehr überzeugt. Da geht es viel um das Erlernen von Selbstregulation und das Verstehen des eigenen Nervensystems eben als System. Also es geht nicht nur um den Schlaf, auch wenn es sich da zeigt. Und das, was mich da "stört", kann ich nicht als Einzelding einfach "wegmachen", sondern es weist mich eben darauf hin, das ich im grundsätzlichen nicht reguliert bin. Ich habe jetzt also einiges an Übungen in meinem "Notfallkoffer", was ich dann machen kann, wenn es mir passiert, aber es ist immer auch ein Hinweisgeber darauf, dass ich dann ganz grundsätzlich bei mir schauen muss, was ist gerade eigentlich los. Warum fühle ich mich "nicht sicher", warum fahre ich nicht gut runter, warum kann ich nicht loslassen. Sehr konkrete Sachen, die ich mich: Meine Schlafumgebung sehr achtsam einzurichten, Ohropax, einen Ort definitieren (und einrichten), wo ich hingehen könnte, um alleine zu sein, wenn es nicht geht (dann kann ich niemanden neben mir haben), um dann Hörspiele zu hören zum einschlafen, die Möglichkeit haben zu lesen, bis ich wieder müde bin, mich auf eine Fakiermatte legen oder dehnen, um den Stress aus dem Körper zu kriegen, meine Füße und Hände kalt abduschen, mich immer wieder (mit Bewegung im Körper) orientieren, mich also umschauen, alle grünen Dinge aufzählen, Ecken im Raum zählen, auf vier ein, fünf ausatmen, nicht liegenbleiben, wenn Panik im Körper ist, sondern mich um die Panik kümmern, meinen Körper abstreichen, bewegen. Den Boden spüren, die Decke spüren, mich ganz eng einwickeln und für mich sorgen. Und einmal, wenn ich merke, da kommt es, gedanklichen den morgigen Tag darauf durchgehen: wo kann ich Pausen oder Mittagsschlaf machen, wie kann ich mich entlasten, merken, am Ende "muss" nur ganz wenig. Ich kann mich krankmelden, ich kann Verantwortung abgeben. Also Druck rausnehmen. Überlegen, wo ich um Hilfe fragen kann. Und wenn ich das einmal überlegt habe, nicht mehr drüber nachdenken, sondern wissen, was ich am nächsten Morgen tun könnte, wenn es nötig ist. Aber es ist auch immer so, dass Urlaub oder sowas erstmal herausfordernd für mich ist. Ich versuche, dazu zu stehen und es einzuplanen. ZB die Schlafgelegenheiten am Zielort darauf einzurichten. Oder eben Übernachtungsgäste auszuquartieren. Es soll ja auch für mich eine gute Zeit sein. Ich führe jetzt auch ein Schlaftagebuch, um die Trigger besser kennenzulernen. Meine Ärztin ist auch eine der wenigen, die sich mit Prämenopause und dem ganzen Hormongedöns beschäftigt und das beginnt ja schon lange, bevor die letzte Periode kommt (es weiß nur kaum jemand, auch Ärzte nicht, wie sie immer klagend anmerkt. Man weiß über die Menopause weniger als über PPD und selbst das ist ja schon wenig; an vielen Stellen) und auch wie Schlaf und Zyklus bei Frauen zusammen geht und wann man da anfälliger ist zu bestimmten Zeiten und so. Ich schreibe dir so viel, weil ich hoffe, es ist vielleicht hilfreich. Mir hilft das alles im Konkreten, aber auch, weil ich mich nicht mehr so ausgeliefert fühle, sondern spüre, ich kann etwas tun, das gut für mich ist und selbst, wenn ich mal Angst habe oder nicht schlafe, bin ich nicht (mehr) überwältigt, sondern ich verstehe mich und habe tools. Und das ist ja auch wichtig dafür, wenn man aus einer Medikation wieder rausgeht und neben dieser Hilfe auch Anderes braucht, auf das man sich stützen kann. Ganz liebe Grüße
Anne 861
power user
Beiträge: 839
Registriert: 19:11:2021 14:59

Re: Leises Hallo

Beitrag von Anne 861 »

Hallo mayte, sehr hilfreicher Text und sehr interessant zwecks hormone und Schlaf. Vielen lieben dank .zweite Zyklushälfte ist sehr anstrengend bei mir auch mit dem schlaf.
Schläfst du mit dem promethazin gut ?
Mayte
Beiträge: 33
Registriert: 15:09:2021 14:55

Re: Leises Hallo

Beitrag von Mayte »

Liebe Anne,

ja, ich schlafe gut mit dem Promethazin. Ich habe ein bißchen gebraucht, um für mich die richtige Weise der Medikation rauszufinden. Ich habe es am Anfang zu spät genommen und es braucht bei mir etwas Zeit, um zu wirken, und ich muss vor die Angstkurve kommen (bzw. vorhersehen, dass sie kommen könnte, siehe Stichworte bei Reni, man kennt da ja mit der Zeit so seine Schwierigkeiten). Dann hat meine Psychiaterin mir auch Freiraum gegeben, ob ich ne halbe oder drei nehme, sie meint, das ist sehr unterschiedlich. Ich brauche tendenziell eher mehr. Und wenn die Angst einmal da ist, hilft es schon nicht mehr so gut bzw. dann muss ich all das andere machen, von dem ich geschrieben habe und erstmal weg von der Idee, jetzt schlafen zu wollen. Dann dauert es schonmal zwei, drei Stunden, bis ich wieder unten bin. Aber auch da hilft mir der Gedanke, dass ich weiß, es geht dann auch irgendwann wieder und wird nicht nur noch schlimmer, wie damals, als ich erstarrt im Bett lag.
Bei meinem Zyklus merke ich gerade noch keine Beziehung zum Schlafen, aber ich finde es einfach interessant (und gleichzeitig macht es mich auch wütend), wie wenig unsere Standardmedizin sich um Frauen kümmert, wie wenig Wissen es eigentlich gibt zB über die Menopause und meine Psychiaterin sagt, wenn Schlafstörungen prämenopausal sind, sind weder AD noch Schlafmittel indiziert, sondern dann braucht es Hormone. D.h. es scheint mir gut, wenn auch Menschen wie wir, die da schon psychisch oft einen Knacks im Verhältnis zum Schlaf haben, auch schon für sich wissen, das man da mal hinschauen könnte, von den Ärzt*innen natürlich ganz zu schweigen. Und ich habe hier viel gelesen von Frauen, deren Erkrankung dezidiert zyklusvariabel ist oder auch in der ZEIT gab es gerade einige Artikel zur Depressionsforschung und dass das auch wieder so männlich angelegt ist bzw. der Blick auf zyklusbedingte Medikation gerade erst überhaupt anfängt. Naja, und ich kann mir auch gut vorstellen, wenn dann mal die Hormonumstellung in der Menopause beginnt, wie körperliche Erinnerungen an postpartale Geschichten hochkommen und sich verknüpfen können. Mir hilft für mich einfach sehr, auch selbst Wissen und Verständnis zu sammeln, was in mir vorgeht, um danach sowohl fragen zu können als auch nicht nur zu denken, da ist halt dieses Überwältigende und Wortlose und ich bin ausgeliefert, sondern mich zuwenden und auch kümmern zu können.
alibo79
power user
Beiträge: 1027
Registriert: 16:06:2021 11:15

Re: Leises Hallo

Beitrag von alibo79 »

Hey mayte,
Schön dass du für dich auch eine gute Lösung für den Schlaf gefunden hast. Bei mir ist da auch inzwischen wieder ganz viel Normalität eingekehrt.
Und ich kenne es auch, wenn zuviel Stress ist, dass der Schlaf schlechter wird . Ich habe auch ein sehr sensibles Stress System angeboren bekommen, das war schon mit der Geburt so, dass da keine gute Regulation möglich war und begleitet mich seitdem.
Durch die Depression habe ich sehr viel darüber erfahren was mich stresst, was mir nicht gut tut. Zu erkennen, dass ich Pausen zum runter regulieren brauche und wann mein Körper mir das zeigt.
Und die hormone, da bin ich auch gespannt, ich werde 45 Jahre alt und merke schon irgendwie , dass sich in meinem Körper etwas ändert obwohl der Zyklus noch da ist. Aber es fühlt sich anders an als vor paar Jahren.
Und wie du schreibst ist es wirklich wichtig seinen Körper zu kennen und frühzeitig zu merken, wenn man wieder Ruhe braucht.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
alibo79
power user
Beiträge: 1027
Registriert: 16:06:2021 11:15

Re: Leises Hallo

Beitrag von alibo79 »

Und dass man sich nicht ausgeliefert fühlt ist auch ganz wichtig. Ich habe es selbst in den Händen und das beruhigt ungemein!
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Irene
Beiträge: 76
Registriert: 18:12:2020 8:22

Re: Leises Hallo

Beitrag von Irene »

Ich danke euch allen für die lieben und ausführlichen Antworten. Ich muss das mal alles für mich sacken lassen und sortieren.
Was mir die Tage nochmal klar wurde, ist, dass ich eigentlich super schlafe. Aber das das Thema Schlaf seit dem Ausbruch der Krankheit wie ein zwangsgedanke geworden ist. Und wenn der Stress steigt, wird der Gedanke lauter. Und je lauter er ist, desto weniger kann ich schlafen.... Selbsternannte prophezeihung... Im Grunde muss ich den Gedanken entwerten und mich beim einschlafen auf etwas anderes stark konzentrieren. Und mir hilft es sehr, dass ich das Mirtazapin als backup habe und auch die gewissheit, dass man irgendwann wieder schläft. Ich glaube ich wünschte ich hätte diesen Gedanken einfach gar nicht und der schlaf wäre so unschuldig wie früher... Wisst ihr was ich meine?
Also ich glaube ich hab keine insomnie oder so... Eher ein zwangsgedanken der sich dann erfüllt. Die Schlaflosigkeit.... Naja... Ich werde mir vielleicht wirklich nochmal eine Therapeutin suchen um das Thema anzugehen
Aber nein sagen ist ein guter Ansatz! Wie immer :-)
Habt einen schönen Abend! Danke!
agitierte Depression, Anpassungsstorung, PPD
Sems
Beiträge: 34
Registriert: 28:01:2021 18:18

Re: Leises Hallo

Beitrag von Sems »

Hey,

Genauso ist es ein Zwangsgedanke.
“Ich werde nicht schlafen können.“
„Was ist wenn … wie schaffe ich den nöchsten Tag..?
„Was ist wenn das nie mehr so leicht klappt?“ usw.

So und so ähnlich hatte ich es auch. Und diese Gedanken rund um das Thema Schlaf, haben mich den ganzen Tag beschäftigt. Und umso mehr ich eine Lösung finden wollte, desto schlimmer wurde es. Weil das ganze Thema immer mehr Raum bekam.

Entkräften ist schwer. Disskussion hilft leider nicht.
Oder „zwanghaft“ auf was anderes konzentrieren.

Ich habe mir erstmal versucht bewusst zu machen das es nur eine Phase ist. Druck raus nehmen.
Als der Gedanke z.B. tagsüber kam und „begrübelt“werden wollte, habe ich gesagt, ja ich werde nicht schlafen können, ich will gar nicht schlafen, ich schlafe die nächsten Nächte gar nicht mehr. Also, den Gedanken sogar bestärkt.
Ich schlafe nicht und werde bügeln :)

Dann genau so, als ich ins Bett ging. Wenn ich nicht schlafen kann, schlafe ich halt nicht. Ich hab diese Unruhe ausgehalten und nichts entgegenbegracht und ja das dauert seine Zeit, wird aber immer leichter. Zwischendurch wird es auch mal wieder schwierig aber es klappt :) Auf eine „Gegebenheit“ hat man keinen direkten Einfluss ( Gefühl, Gedanke, Probleme..) aber auf unsere Reaktion auf diese Gegebenheit haben wir immer Einfluss. Und diese macht soviel aus.

Alles Gute 🤗
alibo79
power user
Beiträge: 1027
Registriert: 16:06:2021 11:15

Re: Leises Hallo

Beitrag von alibo79 »

Ja sems, die exakt gleichen Gedanken hatte ich auch wie du zu Anfang geschrieben hast. Und ich mache es tatsächlich auch wenn ich nicht schlafen kann , irgendwas anderes machen. Ich habe schon nachts für den nächsten Tag vor gekocht :wink:
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Irene
Beiträge: 76
Registriert: 18:12:2020 8:22

Re: Leises Hallo

Beitrag von Irene »

Danke Sems das hat mir gerade auch nochmal geholfen.
agitierte Depression, Anpassungsstorung, PPD
Sternschnuppe2023
power user
Beiträge: 214
Registriert: 24:06:2023 12:42

Re: Leises Hallo

Beitrag von Sternschnuppe2023 »

Liebe Mayte,

Das klingt total spannend mit der körperbasierte Traumatherapie. Wie hast du da einen passenden Therapeuten oder Therapeutin gefunden? Bei uns gibt es leider hauptsächlich Gesprächsttherapien.
Liebe Grüße
Mayte
Beiträge: 33
Registriert: 15:09:2021 14:55

Re: Leises Hallo

Beitrag von Mayte »

Liebe Sternschnuppe,

Zuerst vlt kurz zur Klärung: Trauma ist nicht immer nur Schocktrauma, also das, was man sich darunter klassisch vorstellt, sondern es gibt auch Entwicklungstraumas, man kann das auch "frühe Verletzungen" nennen, und das sind im Grunde Bindungsverletzungen. Daran arbeite ich. Wenn man da was hat, dann triggert das eigene Kind oder das Mutterwerden sehr stark, so zumindest die These und auch meine Erfahrung. Also da kommt viel hoch will ich sagen :)
Alles hat bei mir angefangen mit dem Buch von Dami Charf, "Auch alte Wunden können heilen" (ich hoffe, das ist okay, das ich jetzt hier so von Personen schreibe). Da sind mir echt die Augen aufgegangen. Und dann hab ich bei ihr einen Onlinekurs gemacht, "Mit Trauma leben". Ist im Grunde ein Kurs, wo es um Selbstregulation geht (man kauft den und es sind dann Videos mit einigen Live-Webinaren). Und was mich total überzeugt hat und was ich auch an mir merke: Solange ich in einer Gesprächstherapie "nur rede", habe ich vlt Erkenntnisse oder Nehme mir Dinge vor, das sind aber Top Down Mechanismen, die ich mir sozusagen von oben verordne (hab ja verstanden, was ich brauche usw.). Aber sobald ein Trigger kommt, bähm, macht mein System, Bottom up, halt wieder die Dinge nach dem Alten (Überlebens-)Muster. Bei der Körpertherapie geht es basal darum, mit meinem Nervensystem neue Wege zu lernen und das sind körperliche Prozesse, die finden in der anderen Hirnhälfte statt. Dami Charf erklärt das alles viel besser, die hat auch inzwischen viel auf YouTube, da kannst du mal schauen.
Unter Körpertherapie läuft ja unendlich viel, ich hab damals gar nicht gewusst, wie ich vorher checken kann, was das jeweils ist. Für meine Einlassbereitschaft war sehr wichtig, dass mir niemand sagt, dass musst du einfach glauben oder sowas, sondern dass ich die "Vorteile" dieser Therapieform gegenüber anderen nachvollziehen kann. Naja, ich hab dann einfach bei Dami Charf selbst im Zentrum angefragt nach einer Empfehlung hier in meiner Region und so kam ich zu meiner heutigen Therapeutin, bei der ich GOTTSEIDANK schon vor der Geburt meiner Tochter war. Da hab ich auch Diana Sterzik kennengelernt, die auf selbigem Fundament Beratung für Eltern und Kinder macht, die hat inzwischen auch ein Onlineberatungssegment im Programm und ich hab das zweimal genutzt und es hat mir sehr geholfen. Überhaupt machen das ja inzwischen viele, jetzt nicht als Therapiebasis, aber dass die auch für ein Beratungsgespräch (ich suche, was gibt es denn, passt das zu mir und zB auch gibt es sowas in meiner Region) digitale Sitzungen anbieten.
Aber man muss dazu sagen: das ist alles Selbstzahler. In Deutschland gibt es ja (bisher) nur zwei kassenzugelassene Therapieformen, ganz anders als meines Wissens nach als zB in Österreich. Ich habe es aber nie bereut, sondern wirklich noch oft dankbar dafür, dass ich diesen Weg gefunden habe. Ich hoffe, das hilft dir oder ist interessant für dich.
Antworten