sitze da und sollte zur arbeit

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hanna

sitze da und sollte zur arbeit

Beitrag von hanna »

Ich bin heute nicht zur Arbeit. und abgemeldet habe ich mich auch nicht. Mein Mann und ich streiten seit ...na, ich weiss nicht, seit 3 Wochen. und heute konnte ich nicht mehr. Ich habe die letzten drei Nächte mit je ca. 3 Stunden Schlaf hinter mich gebracht, weil die Kids krank sind. Mir wird alles zuviel.
Heute morgen wars anders, es ist sehr eskaliert, von meiner Seite aus, ich will euch die Einzelheiten ersparen, damit es euch nicht zu sehr runterzieht. Nun habe ich ein Temesta (Lorazepam) genommen und nun sitze ich da wie geschlagen (besser als vorher).
Ich kann mich nie mitteilen und wenn ich es versuche, dann läuft es irgendwie immer schief. Ich willmeine Thera anrufen, aber das habe ich schon gestern und ich kann sie da doch nicht jeden Tag piesaken.

Ich habe versucht aufzuschreiben, was in mir ist.


Kein Weg zu gehen
in diesem Tal
zu eng der Wind
zu schwarz das Licht

Der Traum erlaubt
sich ganz klein zu machen
immer weniger ich, irrelevantes Sein
entweichen können

bin nicht hier in dieser Welt
die welt ist nicht bei mir
finde keinen Weg für mich zu mir

suche den Weg weg von mir
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Hi Hanna,
mensch, lass Dich mal drücken. Das tut mir leid, dass es Dir schlechter geht als sonst.
ABER: Du hast Dir die Antworten ja schon selbst gegeben, weswegen Du durchhängst, momentan: Arbeit, kranke Kids und dann noch Streit mit deinem Mann.
Da ist es ganz normal, wenn man nicht mehr kann.
Wie meinst Du das, mit dem schlecht mitteilen können? Hast du vielleicht ein schlechtes Gewissen oder Schuldgefühle, wenn Du deine Meinung äußerst oder zurückschreist bei einem Streit? (ich weiss ja nun nicht, um was es ging, aber jetzt um die Weihnachtszeit liegen bei vielen die Nerven blank, ich bin auch etwas angespannt und versuche, jetzt einfach die Arbeit mal bissi runterzufahren).
Versuche mal, deine Stressfaktoren bisschen zu minimieren, das mit der Arbeit war schon okay so, und wenn die kids wieder gesünder sind, schläfste erst mal ne Runde.
Kopf hoch, kleinere Rückschläge bedeuten nicht, dass die ganze Schlacht verloren wäre.
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Noch was: ich habe auch gestern schon meinen thera angerufen und würde es heute schon wieder gerne tun. Eine Bekannte von mir ist nämlich freiwillig in die Klinik, weil sie depressiv ist, das habe ich heute erfahren - tja, das zieht mich wieder runter, weil ich dann immer denke, das könnte mir ja auch passieren, schmarrn, ich weiss, aber es wäre für mich doch schon wieder einen Anruf bei meinem Thera wert, um mich rückzuversichern, dass das bei mir nicht der Fall sein wird.
Lange Rede: wenn Dir danach ist, ruf sie ruhig noch mal an, das ist ihr Job, Dir zuzuhören, Du ärgerst sie ja nicht.
momo

Beitrag von momo »

Liebe Hanna,

lass Dich mal ganz solidarisch drücken, mir gehts im Moment sehr ähnlich, auch wenn es vielleicht noch nicht ganz so eskaliert ist.

Dein Gedicht hat mich sehr berührt ... so gut könnte ich das nicht ausdrücken, aber ich fühle so ähnlich.

Was ist es bei Dir, was die Kommunikation mit Deinem Mann so schwierig macht? Ich fühle mich z.B. immer sehr schnell im Stich gelassen und dann gehe ich in die Luft, statt normal meine Wünsche zu äußern. Besonders, wenn man übernächtigt ist, klappt die Kontrolle der Emotionen ja am wenigsten ...

Hm, ich bin auch schonmal deswegen zuhause geblieben, habe mich aber wenigstens abgemeldet. Kriegst Du Stress, weil Du nichts gesagt hast? Aber was mir nach solchem Zoff oft passiert, ist, dass ich ewig im Internet surfe statt zu arbeiten. Dann plagt mich mein schlechtes Gewissen und ich kontiere die Zeit nicht. Dann muss ich wieder abends alles nacharbeiten, ein Teufelskreis...

Hoffentlich kriegst Du erstmal wieder mehr Schlaf, das wünsche ich Dir. Und dass Ihr in der Weihnachtszeit eine Möglichkeit findet, zu reden.

Liebe Grüße
Momo
hanna

Beitrag von hanna »

Liebe Carlotta, liebe Momo
Danke für eure lieben Worte.
Die Belastung war in letzter Zeit für uns beide sehr gross. Mein Mann hat seit zwei MOnaten fast rund um die Uhr gearbeitet und auch ich hatte viel los. Ich habe mich seither ziemlich im Stich gelassen gefühlt. Mein Mann kann dagegen mit Druck im Büro schlechter umgehen als ich, für ihn gibts dann fast keine Alternativen als der Arbeitserwartung nachzugeben. Er hat dann das Gefühl, ich setze ihn noch zusätzlich unter Druck.
Charlotte, was ich mit der Unfähigkeit meinte, mich ausdrücken zu können, war, dass ich ihm nicht verständlich machen kann, dass wir wirklich permanent für Entlastung sorgen müssen, da unsere Belastungsituation sehr mit dem grossen Arbeitspensum von uns zusammenhängt. Bei sich sieht er da keinen Handlungsbedarf und das macht mir schon Angst. Er meint, ich solle vielleicht häufiger zur Thera gehen, um mit der Belastung mit den Kindern klarzukommen oder die Weiterbildung abblasen ...
Und Momo, ja, auch ich flippe schnell aus und mein Mann hasst das total, weil er einen cholerischen Vater hatte und zuviel Emotionen machen ihn wütend. Dann denkt er, die lässt sich einfach gehen, schreit hier rum und wenn ich das auch machen würde. Meist wird er dann verletzend und ich "kippe" dann, weine, habe das Gefühl, nicht an ihn heranzukommen, schlage meinen Kopf an die Wand und rede davon, mich umbringen zu wollen.
Beispiel: Am "Samichlaus" (6.12.) frage ich ihn: und wann kommst Du heute Abend? Er: Oh, ja, das wird spät. Ich: Nein, was heisst spät, heute Abend ist Samichlaus!! Er: Aber ich habe die Kinder schon gestern geholt, damit Du lange arbeiten kannst, da kann ich heute nicht schon wieder. Ich: Mann (lauter), ich bin die letzten drei Wochen die Kinder immer alleine holen gegangen und ich habe auch einen Job (laut und genervt). Er: Jetzt übertreib nicht. Ich: UNd heute ist Samichlaus (schrei schrei), ich wollte für die Kinder.... Er: (wütend) Ach hör mir doch auf mit den Kindern, Dir gehts doch nicht um die Kinder!! Ich: Heul und weiterschrei...


Meine Thera meinte mal, dass man dann mit der Zeit so Bilder aufbaut. Ich : Der lässt mich immer im Stich, ich muss alles alleine machen, er hält sich nicht an das, was wir vor der Elternzeit mal abgemacht haben, nämlich dass wir uns das teilen. Und er: Die lässt sich einfach gehen, ich kämpfe an allen Fronten und bin doch immer der Idiot, sie untestützt mich in keiner Weise.
Und so Bilder haben nicht mehr viel mit der Person zu tun, das sei gefährlich....meinte meine Thera..
Naja, bin ziemlich deprimiert. Gegen 11 war ich im Büro (hat keiner gemerkt ausser meiner Sekretärin, da ich ein Einzelbüro habe) Besonders produktiv war ich nicht, aber wenigstens lenkts ab....und Momo: Internet habe ich auch..... :roll:
Danke nochmal für eure Worte
Ganz liebe GRüsse HAnna
Milla

Beitrag von Milla »

Handreich,liebe Hanna! :(

Ich erkenne mich viel,indem was du schreibst:

"Ich habe mich seither ziemlich im Stich gelassen gefühlt."

"Er hat dann das Gefühl, ich setze ihn noch zusätzlich unter Druck."

"Ich : Der lässt mich immer im Stich, ich muss alles alleine machen, er hält sich nicht an das, was wir vor der Elternzeit mal abgemacht haben, nämlich dass wir uns das teilen. Und er: Die lässt sich einfach gehen, ich kämpfe an allen Fronten und bin doch immer der Idiot, sie untestützt mich in keiner Weise. "

So ähnlich läuft es bei uns seit 1,5 Jahren ab! :(

Der Unterschied ist jetzt:ich schreie nicht mehr,werde beim Streit nicht mehr laut und hyterisch,sondern bleibe meisten ruhig und sachlich (was trotzdem für unsere Verständigung nichts nützt,mir aber sehr hilft, nicht in ein depressives Tief zu stürzen).Das ist so,seitdem ich Cipralex nehme.Diese Streite (die dazu seltener geworden sind) machen mich zwar sehr traurig,aber nicht mehr wütend,hyterisch und depressiv.Ich merke jetzt deutlich den Unterschied mit Johanniskraut.Ich empfehle dir deswegen ,auch auf ein chemisches AD zu wechseln.Das würde deine Eheprobleme nicht lösen,aber du hättest bessere Nerven und könnte sie besser verkraften.Was meinst du dazu?

Ganz liebe Grüsse

Milla
momo

Beitrag von momo »

Liebe Hanna,

na, lief es an Weihnachten etwas besser bei Euch und konntet Ihr wenigstens ein bisschen entspannen? Ich wünsche es Dir (nachträglich)!

Darf ich mal neugierig fragen, was Du beruflich machst? Sogar mit eigener Sekretärin - wow!

Das klingt ziemlich überzeugend, was Deine Therapeutin da sagt, meine hat das nicht ganz so geschickt formuliert, auch wenn sie vielleicht was ähnliches sagen wollte. Sie meint, ich müsste eben bei meinem Mann hinter die Kulissen schauen, versuchen, die Sache aus seiner Sicht zu sehen. Nur wenn wir beide im Stress sind - und da unser Sohn ein Wenigschläfer ist und alle Verwandten weit weg wohnen, ist das sehr oft der Fall - dann habe ich immer das Gefühl, nur ich bin diejenige, die das versucht. Geht's Dir auch so? Bei uns ist es etwas besser, seit mein Mann weiß, dass bestimmte Verhaltensweisen Symptome der Depression sind, dadurch kann er viel besser mit meinen Ausbrüchen umgehen. Aber das Grundproblem ist eben immer noch da. Und ich hasse es, im persönlichen Bereich diplomatisch zu sein :(

Dass Du auf Deiner Position beharrst, finde ich gut und wichtig. Wenn er dem Druck nachgibt und rund um die Uhr arbeitet (was ihm ja auch ohne zusätzliche familiäre Pflichten auf Dauer nicht gut tut), dann musst Du das doch nicht durch (noch) höhere Belastbarkeit und Verzicht auf Deine eigene Fortbildung ausgleichen! Hast Du denn schon konkrete Pläne, wie dauerhafte Entlastung aussehen könnte?

Übrigens: solche Diskussionen wie Eure zu Samichlaus (hab den Namen noch nie gehört, klingt nett ;)) haben wir reduziert, indem wir einen "Wochenplan" eingeführt haben. Am Wochenende wird sowas alles für die nächste Woche durchgeplant, dann gibt's keine Überraschungen. Wir mögen es nämlich beide nicht so gerne, wenn unsere Pläne kurzfristig durchkreuzt werden.

Liebe Grüße
Momo
hanna

Beitrag von hanna »

Liebe Momo und liebe Milla

Danke für eure Worte.
Ja, die Festtage waren einigermassen ruhiger, vieles ist leichter, wenn unsere zeitliche Belastung nicht so gross ist und wir beide nicht am Limit laufen. Dennoch habe ich im Moment noch das Gefühl, für meinen Mann war das eine Ausnahmesituation, die nun überwunden und vorbei ist. Ich bin aber überzeugt, dass wir im nächsten Jahr wieder solche Situationen erleben werden und möchte da "vorsorgen", indem wir eben unsere Zukunft etwas überdenken. Momo, wir arbeiten beide als Rechtsanwälte und zwar in grösseren (Wirtschafts-)kanzleien, da ist der Erwartungsdruck an zeitlicher Flexibilität und Verfügbarkeit sehr gross. Im Gegensatz zu meinem Mann komme ich (bei der Arbeit) aber damit besser klar als mein Mann. Wir haben schon mehrmals darüber gesprochen, dass wir vielleicht besser die Rollen tauschen sollten, ich also wieder mehr und er dafür weniger arbeiten würde, aber so ganz ernsthaft habe ich langsam das Gefühl, will das mein Mann nicht. Vielleicht kommen da auch Sachen durch, die sich mein Mann nicht wirklich eingestehen will, z.B. ob es für ihn als Mann ein Problem ist, von der Frau finanziell abhängig zu sein oder nicht mehr der "Ernährer der Familie" zu sein, ich weiss nicht.
Momo, das mit dem Wochenplan finde ich eine tolle Idee, das werde ich mal vorschlagen! Der Samichlaus ist bei uns übrigens der "Nikolaus" (am 6. Dezember).
Und liebe Milla: Ich habe Deine Therads erst jetzt gelesen zum Streit mit Deinem Mann. Ich erkenne mich dabei auch wieder, vor allem aber in Deiner Reaktion, auch in der Heftigkeit, wie man dann die Ehe in Zweifel zieht. Mein Mann war ja ein paarmal bei einem Therapeut und der sagte zu ihm: Mir scheint, sie haben da eine Frau mit einem ziemlich ausgeprägten Temperament aber vielleicht haben Sie sie ja genau aus diesem Grund auch geheiratet. Das hat mir gefallen :wink: . Leider habe ich momentan wenig Zeit (denn mein Mann schätzt es ebensowenig wie Deiner, wenn ich vor dem Computer meine Zeit verbringe....), um Dir ausführlicher zu schreiben, das kommt später!
seid ganz lieb gegrüsst und ich wünsche euch ein SUUUUUUUUUUUUPER 2007, wo alles besser ist als im letzten Jahr und was gut war, gut bleibt!
Hanna
momo

Beitrag von momo »

Liebe Hanna,

und, hat er Dich wegen Deines Temperaments geheiratet ;) ?

Dir auch alles Gute für 2007 und dass Ihr eine gute Lösung für die Entlastung findet. Ich weiß ja nicht, wieviel Du arbeitest, aber für mich ist es wichtig, alles, "wegzuorganisieren", was geht. Schaffe ich noch nicht ganz :(, aber das ist ein großes Ziel für das neue Jahr.

Liebe Grüße
Momo
momo

Beitrag von momo »

Noch was zur Belastung: das ist bei uns ganz genauso: mein Mann ist mehr von der beruflichen Belastung gestresst und ich von der privaten. Komisch, oder, wie da die alten Rollen durchbrechen? Dort scheinen irgendwelche tief verborgenen Versagensängste am größten zu sein, anders kann ich mir das nicht erklären :?
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