An die schon etwas gesünderen Mamas

Austausch alltäglicher Sorgen oder Freuden

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Sas

An die schon etwas gesünderen Mamas

Beitrag von Sas »

Ich habe bei youtube gerade dieses Video gefunden. Es ist ein künstlerischer Kurzfilm und stellt eine junge Mama mit PPD dar. Was haltet Ihr davon?
Es kann, denke ich runterziehen, deshalb bitte nicht anschauen, wenn ihr noch nicht so stabil seid.

http://www.youtube.com/watch?v=2Pq9TxBL0Zk

Freu mich über Eure Meinungen.
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Hi Saskia,
am schlimmsten finde ich die Stille, also bis auf ihr Weinen, wenn sie am Ende wieder in das Haus kommt, gruselig.
Als Außenstehende kann man sich das nicht vorstellen, einfach wegzufahren, und es liegt natürlich auch an der Kürze des Films, dass es sehr dramatisch wirkt.
Der Aufruf "Fight PPD" klingt bissi ungelenk am Schluss, so als könnte die Frau selbst was dran ändern, aber klar, es wird auf jeden Fall erstmal ein Bewusstsein geschaffen, dass es "sowas" auch gibt, und nicht nur die glücklichen Mütter.
sarah

Beitrag von sarah »

für einen so kurzen film sehr aussagekräftig, und ich denke, dass er sehr reflektierend ist.
allerdings muß ich auch sagen, löst er bei mir auch ängste aus und ein beklemmendes gefühl ... und ein wenig erleichterung, dass es nicht zum schlimmsten gekommen ist.

fazit: aufklärung ist zwar alles, aber hilfe in anspruch nehmen und bekommen ...?!?

glg, sarah
Condea

Beitrag von Condea »

Hallo,

ich habe den Film auch gerade gesehen und ich finde ihn sehr gut. Auch den Schriftzug am Ende "Fight PPD"finde ich wichtig, ich beziehe den nicht nur auf die Mutter sondern auf die Umwelt, die mit der Mutter fighten soll.
Außerdem denke ich, daß der Schriftzug am Ende Klarheit gibt, um was es geht. Ich meine wir wissen sofort, was los ist aber die "gesunde" Umwelt könnte sich ja weiß Gott was vorstellen und wird so vielleicht ein bißchen geweckt.
Ganz ehrlich, ich könnte ihn mir im TV vorstellen, diesen Kurzfilm. Es gibt ja auch Kurzfilme über Aids oder Darmkrebs oder Raser, warum nicht auch über PPD?!
Zum Schluß muß ich sagen, daß ich sehr froh bin, daß es mir heute wieder gut geht, ich erinnere mich noch genau an diese ewige freudlose Dunkelheit, dieses Gefühl des Alleinseins und den Wunsch alles hinzuschmeißen und abzuhauen...Wie oft habe auch ich am Tisch gesessen, mit einer Tasse vor mir und habe geweint und geweint und geweint...
Und nun bin ich hier und hätte nie gedacht, daß ich je wieder "normal" werde.
So einen Film zu sehen und zu ertragen, daß hätte ich früher nicht gekonnt, und ich danke wen auch immer, daß ich wieder die bin, die ich bin und ich wünsche allen Anderen , denen es noch nicht so gut geht, daß sie irgendwann dieses elende Loch verlassen können und wieder glücklich werden!!!! Anja

"One of the keys to happiness is a bad memory. (Rita Mae Brown)
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Saskia, hallo ihr Lieben!

Ich finde den Film auch sehr gut und er hat mich sehr berührt. Vor allem am Anfang sah ich mich selber: ich hatte mal die Situation als Noah in seinem Bettchen weinte und ich stand davor, unfähig ihn raus zu nehmen. Auch ich bin zurück gewichen und mein Atem ging schnell -genau wie bei der Frau im Film. Glücklicherweise habe ich aber irgendwie zum Telefon gegriffen und meine Mama damals angerufen - das war der Anfang meiner Rettung!!!

Im Fernsehen könnte ich mir ihn auch vorstellen. Persönlich fände ich aber am Schluß den Text noch ein bissl ausbaufähig - mit einem Zusatz von "TOGETHER" beispielsweise. Denn ich hätte es jetzt (wenn ich es nicht anders wüßte) dieses "Fight....." gegen die Mutter die bezogen.

Ein wirklich guter Film, der die Öffentlich sicher aufrütteln kann!!!

Danke liebe Saskia und liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Red-headed-woman

Beitrag von Red-headed-woman »

meine ganz ehrliche meinung....ich kann mit dem film nix anfangen....er berührt mich nicht...vielleicht bin ich auch nicht gripsig also intelligent genug, um alles zu verstehen....wäre der slogan zum schluß nicht, würde ich auf eine extreme schockerversion eines horrorfilms tippen....desweiteren sehe ich keine gemeinsamtkeit mit meiner art von ppd (extreme tötungsgedanken am kind)...ich hatte nie den wunsch fortzulaufen und alles zurück zu lassen.....ob das reflektiert, dass ich noch sehr krank bin oder schon einen stück weit gesund, kann ich nicht sagen...vielleicht kann das nur ein wirklich guter therapeut oder psychater.....

trotzalledem finde ich es gut, dass sich vermehrt um das umfangreiche thema/ krankheit ppd gekümmert und bemüht wird...dazu gehören auch solche oder andere filme, berichte, reportagen, bücher...etc....um die gesellschaft verständig zu machen und dieses thema zu sensibiliesieren


Greetz RED
hanna

Beitrag von hanna »

Ich mag den Film nicht (dennoch danke Saskia, ich finde die Diskussion sehr interessant).
Ich kann mich zwar irgendwie wiedererkennen dort, wo sie das schreiende Baby ansieht und dann wegläuft, so Gedanken hatte ich häufig. Die Message scheint mir aber zu sein, achtet auf Frauen, denen es so schlecht geht, denn sonst könnte auch dem Kind was passieren.... Ich vermute jetzt aber mal, dass in den meisten Fällen weniger eine physische Gefahr für die Kinder besteht, eher für die Mutter. Irgendwie werde ich den Einduck nicht los, dass hier die "PPD-Mütter" als Gefahr und weniger als Gefährdete dargestellt werden. Das gefällt mir nicht. Das Dilemma und diesen wahnsinnigen Schmerz, den man hat, WEIL man so Gedanken hat, dass man weglaufen will, dass man dem Kind was tun will, etc, das wird ja nicht gezeigt, sondern es entsteht dr Eindruck, dass PPD-Mütter ihren Kinden etwas antun könnten (ich weiss nicht, hab ich ihn zu schnell geschaut, aber warum "kommt es nicht zum schlimmsten", wie Sarah schreibt, sie lässt das Kind doch dort, oder hab ich da was nicht kapiert?)

Ich finde es eher wichtig, dass "die PPD" (die es ja so in Reinkultur meiner Meinung nach gar nicht gibt. Es gibt einfach so viele Formen von psychischen Schwierigkeiten nach der Geburt wie auch nach anderen Lebensphasen und man mag sie zusammenfassend PPD nennen) in ihrer "Alltäglichkeit" gezeigt wird. Das Leiden im Alltag, das fast niemand mitkriegt. Es ist zwar sehr wichtig, dass das Thema nicht zu sehr tabuisiert wird, aber das hängt m.E. vor allem damit zusammen, dass psychische Krankheiten generell stigmatisieren, egal, ob PPD oder "ganz normale" Depression. Von postpartaler Depression habe ich schon sehr viel gehört, bevor es mir schlecht ging. Damit umgehen und Hilfe holen wollte ich zu Beginn aber trotzdem nicht, denn ich fand, ich sei doch nicht gaga....
LG Hanna
Sas

Beitrag von Sas »

Hallo und danke für all Eure Meinungen.

Ich selbst weiß gar nicht, was ich mir für eine Meinung zu dem Film bilden soll.Ich finde ihn irgendwie schon beeindruckend. Die grauen Farben, die Kälte, die Dunkelheit usw.
Und genau wie Carlotta finde ich diese Stille auch schlimm. Ich hätte lieber noch ein plärrendes Baby am Schluss gesehen. So weiß man nichts... und das hinterläßt ein komisches Gefühl in der Magengegend. Und ich finde es auch problematisch, so wie Hanna gesagt hat, dass der Eindruck erweckt wird, die Kinder von PPD-Frauen seien per se gefährdet. Ich denke schon auch, dass die Frauen eher selbst gefährdet sind. Trotzdem kann ich mich schon in den gezeigten Emotionen der Frau wiederfinden. Alles in allem finde ich es aber dennoch gut, dass das Thema anscheinend jetzt mehr ins Bewußtsein der Leute rückt. Und dass sich jetzt mehr Leute damit auseinanderstetzen, das Thema zu enttabuisieren und an die Öffentlichkeit zu bringen.

Da dieser Film in den USA auf Filmfestivals gezeigt wird fand ich es halt schon interessant, ihn mal einem Kreis von Betroffenen vorzustellen und die Diskussion darüber finde ich sehr gut.

Liebe Grüße an Euch alle, Saskia
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