Hebammen: Helfen - und verarmen?

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Anke
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Hebammen: Helfen - und verarmen?

Beitrag von Anke »

Hebammen: Helfen - und verarmen?

Hebammen sind unersetzlich
Landauf, landab geben freiberufliche Hebammen auf, weil sie sich ihren Beruf nicht mehr leisten können. Ihre Unterstützung fehlt werdenden Müttern. Jetzt muss Gesundheitsminister Bahr endlich handeln. Unterzeichnen Sie den Appell!

Sie haben unsere Mütter bei unserer Geburt begleitet, uns als erste im Arm gehalten: Hebammen. Doch viele Frauen finden mittlerweile nur schwer eine Hebamme, die sie während Schwangerschaft und Geburt begleitet. Allein in den letzten drei Jahren haben 25 Prozent der freiberuflichen Hebammen die Geburtshilfe aufgegeben: Sie können sich ihre Arbeit einfach nicht mehr leisten. Während ihre Einnahmen seit Jahren nahezu stagnieren, verachtfachten sich innerhalb von zehn Jahren die Beiträge für ihre berufliche Haftpflicht.

Zum 1. Juli verschärft sich die Situation erneut: Die Haftpflicht steigt von 3.700 auf 4.200 Euro. Bei umgerechnet 7,50 Euro netto Stundenlohn frisst sie ein Fünftel des Jahresverdienstes auf. Doch Gesundheitsminister Bahr schaut der Entwicklung tatenlos zu. Dabei kann er per Verordnung die Honorare anheben und sie so in ein angemessenes Verhältnis zu den Versicherungsbeiträgen stellen. Mit einem Bürger/innen-Appell fordern wir Bahr auf, endlich zu handeln.

Unterzeichnen Sie jetzt unseren Appell!
http://www.campact.de/hebammen/sn1/signer

Viele schwangere Frauen wünschen sich, vor, während und nach der Geburt von einer freiberuflichen Hebamme individuell begleitet zu werden. Und dies unabhängig davon, ob sie sich für eine Geburt im Krankenhaus, Geburtshaus oder zu Hause entscheiden. Sie möchten zu "ihrer" Hebamme Vertrauen aufbauen, fürchten sonst im Krankenhaus eine Betreuung am Fließband. Sie schätzen es, dass durch die einfühlsame Unterstützung der Hebamme häufig auf klinische Eingriffe verzichtet werden kann.

Diese bedeutende Rolle der Hebammen steht in keinem Verhältnis zu ihrer Vergütung. Ihre Notlage wird aktuell auch durch eine Studie im Auftrag des Gesundheitsministeriums bestätigt. Vollmundig sicherte Bahr den Hebammen seine Unterstützung zu, als sie am Welt-Hebammentag vor seinem Ministerium protestierten - doch passiert ist bislang nichts. Nun muss er seinen Worten endlich Taten folgen lassen und die Krankenkassen zu höheren Vergütungen bewegen. Wir wollen ihm bis Juli unseren Appell öffentlich überreichen - mit mindestens 100.000 Unterschriften.

Unterzeichnen Sie den Appell!
Viele Grüße von Anke

"Die Zeit heilt alle Wunden..."
Babsi76
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Beitrag von Babsi76 »

Hallo Anke,
das schlimme an dieser Situation ist doch eher, dass eine Änderung gar nicht gewünscht ist. Die Krankenhäuser arbeiten mit den Kassen zusammen und können natürlich für einen Kaiserschnitt mehr Geld kassieren, "einfache" Geburten mit Begleitung der hebammen und ohne Arzt sind doch eigentlich gar nicht gewünscht. Das bringt denen nicht genug Kohle, um es mal auf deutsch zu sagen.
Die Geburtskultur hat sich die letzten Jahre sehr zum Kaiserschnittphänomen entwickelt. Es wünschen sich perse nicht mehr Frauen einen Kaiserschnitt, es werden einfach viel mehr durchgeführt. Aus einer gesunden Schwangeren wird durch die diversen Tests, die diese machen muss, eine Risikoschwangere. Ihre Selbstsicherheit und ihr Selbstbewußtsein ist dahin. Wie soll die denn auch noch natürlich gebären, wenn ihr die Sicherheit und das eigene "Bauchgefühl" genommen worden sind?
Diesbezüglich kann ich einen Artikel bzw. eine Broschüre des AKF (Arbeitskreis Frauengesundheit) sehr empfehlen. Titel: "Humanisierung von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett" Diese Broschüre hat soviele Aha-Erlebnisse, na also für mich auf jeden Fall gehabt, dass so viele klarer geworden ist. (www.akf-info.de)
Und wenn ich nun mal düster in die Zukunft schaue, wird es in ein paar Jahrzehnten keine Hebis mehr geben, dann werden wir alle unsere Kinder mit einem Kaiserschnitt auf die Welt bringen, einen chirurgischen Eingriff also auf uns nehmen. Kann es das sein?

Und außerdem bleibt die Frage, warum muss die Haftpflichtversicherung so erhöht werden. Warum passieren denn die Fehler, dass Versicherungen eintreten müssen? Machen es sich die Versicherungen nicht einfach zu leicht, statt die Gesamtumstände zu betrachten und weitere, effektive Schritte einzuleiten, die eine Änderung diese ganzen Misere ermöglichen?

Ich könnte mich so ärgern, dass mal wieder nur das Geld regiert und die Lobbyisten sich wieder durchsetzen. Man muss mal nur schauen, in welchen Aufsichtsräten unser Herr Gesundheitsminister noch so sitzt, dann wird schnell bewußt, dass sich nichts ändern wird. Jedenfalls von seiner Initiative aus nicht.
Aber wir werden trotzdem weiter kämpfen.
LG Babsi
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