Hallo (nochmal)

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Moderator: Moderatoren

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Klee09

Hallo (nochmal)

Beitrag von Klee09 »

Hallo,

Ich wollte mich gerne (wieder) vorstellen. Ich war bereits Ende 2019 an gemeldet, da ich nach der Geburt meines Sohnes im August 2019 eine schwere postpartale Depression entwickelt habe. Leider war es mir aufgrund der Krankheitsschwere und auch Therapie damals nicht möglich, mich richtig aktiv am Forum zu beteiligen...

Ich mach es so kurz wie möglich.

Anfang August 2019 kam unser 1.Kind zur Welt, ein absolutes Wunschkind, an dem wir auch länger "gebastelt" haben... Die Schwangerschaft war wunderbar und ich war richtig happy und entspannt. Direkt nach der komplizierten Geburt ging es mir schlecht, ich hatte Dauerkopfschmerzen, Schwindel und zunehmende Ängste bzgl meines eigenen Körpers, die sich innerhalb weniger Wochen zu Panikattacken entwickelten. Ende Oktober kam ich wegen zunehmender psychischer Symptome stationär in eine Mutter-Kind- Einrichtung... Man hat versucht, die Depression und die Panikattacken zusätzlich zur konservativen Therapie medikamentös einzustellen, was sehr sehr schwierig war. Von allergischer Reaktion zu immensen Erstverschlimmerungen und schlichtweg Nullwirkung war Alles dabei, ich wurde zig Mal umgestellt. Dazu kamen dann psychotische Symptome mit vor Allem wahnhaften Gedanken. Man ging bis zum Äußersten, ich wurde nicht nur mit Tavor "ruhig gestellt", ich bekam auch noch 2-3x die Woche EKT's (Elektrokonvulsionstherapie) über ca. 12 Wochen... Ohne Wirkung oder Verbesserung, jedoch mit erheblichen Amnesien. Mein Mann hat letztendlich die EKT Therapie ab gebrochen und mich Mitte März 2020 mit nach Hause genommen. Dort habe ich unter telefonischer ärztlicher Kontrolle (Coronabedingt) Tavor ausgeschlichen (es war die Hölle).
Nach und nach wurden auch die anderen Medikamente ab gesetzt bzw. reduziert (Risperdal, Venlafaxin, Mirtazapin) und im August 2020 war ich nur noch mit Venlafaxin 75mg 1-1-0 eingestellt. Im Dezember wurde diese nochmals reduziert und im April 2021 habe ich (mit Einverständnis meines Psychiaters) diese bis Anfang Juni ausgeschlichen... Und wurde im Juni 2021 als genesen aus der psychiatrischen Ambulanz entlassen.

Zwischenzeitlich ist natürlich vieles passiert, ich habe wieder angefangen zu arbeiten, wir haben ein Haus gekauft und natürlich war ich von Anfang an und durchgehend Mama. Die Bindung und Beziehung zu ihm war (komischerweise) das Einzige, was seit der Geburt den Umständen entsprechend normal war. Ich habe mich auch bis auf 2 sehr akute Wochen durchgehend in der Klinik um ihn gekümmert...

Da ich erst seit Juni diesen Jahres einen Platz beim Psychologen bekam konnte ich da erst beginnen Alles wieder aufzuarbeiten.  Auch habe ich in einer anderen Gruppe gemerkt, wie wichtig es ist darüber zu reden und wie wichtig manch eigene Erfahrung für andere Betroffene sein kann... Das war mir vorher weder bewusst, noch hab ich es mir überhaupt bewusst gemacht...

Da dachte ich auch wieder an dieses Forum hier und hoffe, dass ich euch zum gegenseitigen Austausch beitreten darf...

Das war es erst mal, ich hoffe man konnte meiner Geschichte folgen...

Man liest sich 😊
Löwenmutter

Re: Hallo (nochmal)

Beitrag von Löwenmutter »

Liebe Klee,

das klingt ja schrecklich. Und es ist so schön zu lesen, dass du diese schwere Krankheit überstanden hast und nun verarbeitest. Schön, dass du dem Forum erhalten bleibst und dich weiterhin um dich kümmerst.
Berichte vielleicht auch Mal wie das Ausschleichen bei dir funktioniert hat. Das ist für viele Frauen glaube ich eine große Hürde da es mit Angst verbunden ist.
Bis bald, alles gute!!!
Klee09

Re: Hallo (nochmal)

Beitrag von Klee09 »

Danke für deine Antwort Löwenmutter!

Ich musste 3 Medikamente ausschleichen...

Tavor (1mg 4xtgl Enddosis über 2 Monate)
Sollte ich jede Woche um 0,5 reduzieren, zuerst mittags, abends, zur Nacht, dann abends und zum Schluss morgens... zu Beginn hat das gut funktioniert, wegen meiner Ungeduld hab ich nur irgendwann übertrieben und direkt eine ganze Tablette statt einer Halben ab gesetzt... das war die Hölle, hab mich wirklich gefühlt wie ein Junkie auf Entzug... Aber ich wollte es unbedingt schneller durchziehen... Sobald alles ab gesetzt war hat es ca. noch 2 Tage gedauert, bis die Entzugssymptomatik stetig besser wurde...

Risperdal war stressfrei, zügig und hab ich auch nicht gemerkt...

Venlafaxin 150mg (75-75-0) war etwas komplizierter, aber trotzdem machbar. Ein Mal wollte ich sie zu früh los werden, das war im August 20, also 1 Jahr nach Geburt und 8 Monate Einnahmezeit. Das hat nicht funktioniert, die mögliche Entzugssymptomatik war auch kaum von Symptomen der Depression und Angststörung zu unterscheiden, weswegen wir entschlossen haben (Psychiater und Ich) noch mindestens 6 Monate weiter zu nehmen.
Im Januar 21 hab ich dann mittags die 75mg ein paar Mal vergessen einzunehmen und hatte überhaupt keine Symptome, was vorher überhaupt nicht denkbar war. Wenn ich die Kapsel mal vergessen hatte haben mich steigender Leidensdruck normalerweise sofort dran erinnert...
Deswegen ließ ich sie dann auch weg, es hat sich auch einfach richtig angefühlt...
Und dann hab ich im Mai begonnen die restlichen 75mg auszuschleichen... Von 75mg auf 37,5mg ging gar nicht, die Absetzsymptome waren wirklich nicht auszuhalten, da es aber Kapseln sind ging sanfter ausschleichen vermeintlich nicht...
Wir kamen dann zu DER Lösung, mit der es wirklich gut machbar war und ich konnte auch während der gesamten Absetzphase von 6 Wochen normal weiter machen (Arbeiten, Alltag...)
Ich habe die Kapsel geöffnet, darin waren 6 "Plättchen" und davon sollte ich jede Woche eine entfernen, Kapsel wieder schließen.
Ich hatte wenn überhaupt nur leichte Absetzsymptome und einen Rückfallhabe ich bis heute (6 Monate später) nicht erlitten.

Ich hätte niemals gedacht und geglaubt, dass es mir wieder so gut gehen kann...

Also immer weiter kämpfen und die Hoffnung nicht aufgeben!
Kathi1801
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Re: Hallo (nochmal)

Beitrag von Kathi1801 »

Wie hast du es denn aus der Depression geschafft ohne Medikamente??
Oder habe ich das falsch verstanden?
Anne 861
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Re: Hallo (nochmal)

Beitrag von Anne 861 »

Hattest du auch manchmal das gefühl ,du kannst nicht mehr ? Ich freue mich für dich ,dass du es geschafft hast und gesund bist .hattest du auch immer morgens dieses morgentief ? Wann wurde es mit den medis besser ? Ich nehme sie erst 15 Tage, hatte schon gute Tage aber auch wieder Ängste die sich meist auf den Magen schlagen .Es ist immer schön zu hören wenn es jemanden wieder sehr gut geht .lg und schönes Wochenende.
Klee09

Re: Hallo (nochmal)

Beitrag von Klee09 »

Hallo Kathi,

Ich war ab Ende Oktober stationär und hab auch direkt Medis bekommen... Bis wir das Richtige gefunden haben hat es allerdings bisschen gedauert...
Letztendlich war ich in der akuten Phase mit Venlafaxin, Risperdal, Tavor und Mirtazapin eingestellt...
Also zu deiner Frage, ich habe es definitiv nicht ohne Medikamente geschafft! Das wäre unmöglich gewesen, allein schon wegen der wahnhaften Panikattacken... Die Medis haben es aushaltbar gemacht.

Die Symptome begannen nach ca. 8 Monaten von selbst erst stunden- dann tageweise leichter zu werden, die wahnhaften Gedanken verschwanden gänzlich sodass man begonnen hat die Antipsychotika (Risperdal) und Anxiolytika (Tavor) auszuschleichen wie oben beschrieben. Das AD Venlafaxin habe ich insgesamt 1,5 Jahre genommen, also bis Juni diesen Jahren (fast 2 Jahre nach Geburt).

Und Anne oh ja, dieses Gefühl hatte ich nicht selten zu jeder wachen Minute... Auch mit Autoaggression und suizidalen Gedanken... der Antrieb war eigentlich rund um die Ugr bescheiden, wobei als die ganze Symptomlast weniger wurde es auch bei mir morgens am Schlimmsten war, dann Nachmittags nochmal ein dickes Tief.... das wurde langsam und wellenartig immer besser....
Also auch, als ich aus der Klinik draußen war und es mal 2 Wochen gut lief kam mal ne Woche oder ein paar Tage, die wieder schlimmer waren und ich dachte direkt "Shit, jetzt geht es wieder los" aber genausoschnell war wieder die gute Phase erreicht.... und die schlechten Tage wurden weniger, erträglicher, seltener... Bis auf ein Mal wirklich alles wieder ganz einfach "normal" war.... es war ein kaum bemerkbarer Übergang...
Natürlich denke ich oft an diese Zeit mit dementsprechendem Schmerz und habe auch (wie jeder normale Mensch) schlechte Tage, aber mein Leben schränkt es nicht (mehr) ein!

Das Personal in der Klinik hat mir tagtäglich Mut machen wollen mit den Worten "Wenn Ihnen auch sonst im Moment nichts zu helfen scheint und sie schwarz sehen denken Sie an Eines, die Zeit wird Sie heilen! Es wird besser und sehr wahrscheinlich werden Sie irgendwann auch wieder ganz gesund sein!!"

Ich hatte das nie geglaubt, ich dachte entweder bin ich für immer krank oder ich sterbe daran...

Aber letztendlich hatten sie Recht behalten...

Danke noch für die netten Worte Anne, ebenso ein schönes Wochende :)

Liebe Grüße
Arinya

Re: Hallo (nochmal)

Beitrag von Arinya »

Hallo Klee,

irgendwie fühle ich mich mit dir verbunden. Das klingt nach einem langen Krankenhausaufenthalt.
Lies mal bitte mein Thema: langer Klinikaufenthalt ohne Baby. Den findest du in der Vorstellrunde ganz oben.

Liebe Grüße
Klee09

Re: Hallo (nochmal)

Beitrag von Klee09 »

Hallo Arinya,

Ich habe deinen Beitrag gelesen und hatte eine Gänsehaut... was du durch gemacht hast und noch immer durch machen musst stelle ich mir wirklich schmerzhaft vor! Die langen Klinikaufenthalte kann ich nachempfinden, ich war fast 6 Monate stationär... Jedoch war ich glücklicherweise in einer MuKi Klinik, deswegen habe ich darin ohne Kind zu sein keine Erfahrung...
Ich wünsche dir aber weiterhin viel Kraft und hoffe, dir geht es bald besser und du kannst dein Kind wieder in die Arme schließen....
Liebe Grüße
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