Wochenbettdepression und Angststörung

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Kim
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Wochenbettdepression und Angststörung

Beitrag von Kim »

Hallo Mein Name ist Kim und ich bin 29 Jahre alt. Im Februar habe ich unseren Sohn zur Welt gebracht. Die Schwangerschaft war auch geplant... Ging nur schneller wie ich dachte... Die Schwangerschaft war traumhaft. Ich hatte keine Übelkeit nichts... Ich habe es geliebt schwanger zu sein. Ich wurde direkt ins Berufsverbot geschickt ( ich bin Kinderkrankenschwester) und habe immer sehr sehr gerne gearbeitet. Ich habe die Zeit als ich freigestellt wurde auch sehr genossen... Dann die Geburt... Die Geburt war sehr holprig... Die Herztøne sind vom kleinen in den Keller gegangen und ich konnte nichts machen und kam mir so hilflos vor. Meine Sorge war einfach nur das ich ein behindertes Kind kriegen würde.. Und ich hatte solche Angst.. Weil das kann ich nicht.

Gott sei Dank kam unser kleiner völlig gesund zur Welt. Seitdem hat sich mein Leben völlig verändert. Ich wünsche mir oft mein altes, freies, unkompliziertes Leben wieder. Ausschlafen, machen was und wann ich möchte... Und dann komme ich immer ins grübeln ob es die richtige Entscheidung ist und fange total an zu weinen dass ich das alles nicht schaffe... Ich goggle sogar ob ich mein kind in eine pflegefamilie geben muss weil ich mir nicht vorstellen kann, dass dieses kleine Wesen jetzt immer bei mir ist...morgens muss ich mich übergeben weil ich so gestresst bin... Immer der Gedanke mein Leben ist vorbei und besteht nur noch aus wickeln und füttern... Dann sehe ich ihn an und schäme mich dass er so eine Mutter bekommen hat... Ich kümmere mich liebevoll um ihn! Aber ich denke immer wenn ich mit ihm quatsch mache " machst du das jszttt authentisch oder machst du das nur weil du es musst" und das stelle ich mir immer wieder... Bin ich grade ehrlich zu mir selbst oder möchte ich nur nicht das der kleine es nicht merkt...

Ich war in einem amb. Mutter kind Zentrum. Wurde dort auch Sertralin und ein Beruhigungsmittel eingestellt, weil ich teilweise Panik kriege, da ich nicht mehr aus dieser Situation raus komme Mama zu sein mit solchen Gedanken.

Ich will endlich wieder ich sein und normal werden. Alle sagen das wird wieder. Aber man selber sieht einfach keine Ziellinie und hofft jeden Morgen wenn man aufwacht " bitte lass die Tablette wirken"
1. Kind Februar '22 PPD :cry:
Sertralin 100mg
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alibo79
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Re: Wochenbettdepression und Angststörung

Beitrag von alibo79 »

Guten Morgen Kim.
Auch von mir ein herzliches willkommen hier.
Diese ganzen blöden Gefühle und Gedanken kenne ich auch, dass ich meine Kinder nicht haben wollte, dass ich die Kinder und mein neues Leben als furchtbare und erdrückend last empfunden habe. Ich wollte mein altes Leben und meine Freiheit zurück. Und natürlich ist diese Zeit mit Baby total intensiv und aufreibend und wahnsinnig anstrengend. Aber ich kann dir sagen ich bin mit der Zeit in diese Rolle gut reingewachsen bin und sie jetzt auch mag mit den normalen Höhen und Tiefen und ich habe auch nicht mehr das Gefühl, dass ich diese Rolle nur spiele.
Das wird bei dir auch ganz bestimmt so werden, es dauert einfach ein bisschen und diese ganzen blöden Gefühle, das sind Symptome der Erkrankung, tief in dir gibt es auch die guten Gefühle, die im Moment überschattet sind, aber so nach und nach kommen sie wieder zum Vorschein, das darfst du mir glauben.
Es ist gut, dass du schon Hilfe geholt hast und Medikamente nimmst, dann wird es bestimmt bald leichter werden. Vielleicht kannst für diese Zeit dir Unterstützung holen von Freunden oder Familie.
Liebe Grüße
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Kim
Beiträge: 15
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Re: Wochenbettdepression und Angststörung

Beitrag von Kim »

Ich hoffe es so sehr... Ich glaube auch, dass ich es schaffe aber es macht mich traurig, dass ich die Zeit nicht in vollen Zügen genießen kann. Und diese " Babyzeit" gibt es nur 1x!

Ich bekomme viel Unterstützung. Der kleine ist einmal die Woche bei der Oma... Und einmal die Woche abends gehe ich alleine mit Freunden was essen oder trinken und der Papa übernimmt... Außerdem bekomme ich viel Unterstützung von meinem Mann und ich bin so froh das er da ist und mir den Rücken stärkt, wenn ich ein tief habe...
1. Kind Februar '22 PPD :cry:
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Löwenmutter

Re: Wochenbettdepression und Angststörung

Beitrag von Löwenmutter »

Liebe Kim,

diese Überforderung ist Symptom der Krankheit. Wenn du die Wochenbettdepression überstanden hast, dann fühlst du dich deiner Mutterrolle gewachsen. Es ist ja auch eine fordernde Aufgabe. Wenn man dazu noch depressionsbedingt keine Freude empfindet istbes einfach nur anstrengend.
Versuche die bewusst zu machen, dass es nicht deine Aufgabe ist dein Baby zu belustigen und zu bespaßen sondern nimm es einfach mit in dein Leben. Gestalte deinen Tag und nimm dein Baby mit.
Hast du schon ein paar Sachen herausgefunden die dir trotz der Wochenbettdepression gut tun? Sport? Freunde Treffen? Ein gesundes oder leckeres neues Rezept ausprobieren?

Liebe Grüße und alles gute!
Lavama
Beiträge: 24
Registriert: 07:03:2022 10:55

Re: Wochenbettdepression und Angststörung

Beitrag von Lavama »

Hallo Kim,

mir ging es am Anfang auch so, dass ich am liebsten mein altes Leben zurückhätte. Dieses rund um die Uhr an das Kind gebunden zu sein, hat mir Angst gemacht. Und erfahrungsbedingt mag ich es auch gar nicht, von jemanden eingenommen zu werden. Ich hatte auch immer als einen Glaubenssatz "Wenn alles blöd läuft, kann ich einfach woanders neu anfangen, eine Weltreise machen etc." Die Verantwortung und das Gefühl, nicht wegrennen zu können fand ich schlimm. Hatte auch zum teil ein panisches Gefühl und war immer froh, wenn mein Freund ihn genommen hat.

Aber mit der Zeit lies das nach und ich habe mich immer mehr in meinen Sohn verliebt. Jetzt will ich ihn nicht missen! Man kann auch viel mit Kind machen und ist trotzdem eine freie Person.

Gib euch Zeit, man muss sein Kind erst kennenlernen. Und es ist völlig okay, wenn man auch gerne Zeit alleine verbringt und das Muttersein nicht über alles liebt. Die Gesellschaft vermittelt leider uns Müttern, dass man sofort voller Glück ist. Ja vielen geht es vielleicht so, aber bei manchen bleiben die Hormone aus oder die Botenstoffe führen einen eher in die andere Richtung....
Ganz liebe Grüße
12/2021 Geburt meines Sohnes
Schlafstörungen, phasenweise nur 2-3 Stunden pro Nacht, bis es nicht mehr besser wurde
02/2021 Mirtazapin 7,5 - 15mg, inzwischen abgesetzt
04/2021 10mg Escitalopram, aktuell 2,5mg
Kim
Beiträge: 15
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Re: Wochenbettdepression und Angststörung

Beitrag von Kim »

Das ist für mich so ein kleiner Lichtblick am Tunnel wenn ich von euch höre dass das irgendwann besser wird weil man selber sieht halt dieses Ziel nicht. Ich finde die sehr Erkrankung einfach nur so schlimm weil wenn man sich am Bein gebrochen hat weiß man dass man in 6 Wochen ca wieder laufen kann. Hier weiß ich einfach nicht wann ich wieder die alte werde. Ja ich versuche auch so gut es geht den kleinen einfach immer mitzunehmen auf das worauf ich Lust habe. Ich darf mich auch wirklich nicht beschweren unser Kleiner ist einfach nur zauberhaft. Er schläft schon durch und ist eigentlich so auch total pflegeleicht. Mein Problem ist auch ich vergleiche mich viel mit anderen Müttern. Wenn ich sehe wie die mit ihrem Kind umgehen denke ich die lieben ihr Kind viel mehr. Und noch finde ich es halt etwas langweilig, weil man Alltag noch ziemlich eintönig ist Punkt ich denke mir aber auch dass es nur die erste Zeit jetzt merke ich ja schon dass ich immer mehr mit ihm machen kann und ich bin ja auch in einem Jahr wieder am Arbeiten.
1. Kind Februar '22 PPD :cry:
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Lavama
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Re: Wochenbettdepression und Angststörung

Beitrag von Lavama »

Jaa das kenne ich. Brauche auch viel Abwechslung und fand den Alltag sehr langweilig. Aber inzischen kann ich wirklich viel mit ihm machen bzw. man hat neue Möglichkeiten. z.B. komme ich jetzt viel mehr mit meinen Nachbarn (welche auch Kinder haben) ins Gespräch und kann in Elterncafes gehen. Es ist also sehr leicht neue Leute kennenzulernen. Dabei fand ich es noch vor einiger Zeit blöd, nur über die Babythemen zu sprechen und hatte auch ein schlechtes Gewissen, weil meine Bekannten so von ihren Babys entzückt sind. Ich dachte damals, falls ich mich von meinem Freund trennen würde (was ich nicht vor hab), könnte er unseren Sohn ruhig haben..... aber das hat sich bei mir alles geändert. Ich möchte natürlich weiterhin, nicht nur über Babythemen sprechen, aber finde es auch nicht mehr schlimm. Ich habe zudem eine Weiterbildung angefangen und seit zwei Wochen etwa 5h in der Woche zu arbeiten. Vielleicht ist sowas eine Möglichkeit?
Ich habe damals versucht meine Gefühle zu akzeptieren... es gibt genug Mamas, die es bereut haben, Mutter geworden zu sein (regretting motherhood) Und diese Gefühle sind okay, das heißt nicht, dass du dein Kind nicht liebst (und diese Liebe muss nicht gleich da sein, sondern entwickelt sich). Und du kennst die wahren Gedanken der anderen Mütter nicht ;) Ich glaube, wenn zB meine Nachbarn mich sehen/hören, denken sie auch: hat die es gut. Mein Sohn schläft auch schon seit paar Wochen durch, man kann ihn bei meiner Mutter paar Stunden alleine lassen und er beschwert sich nicht viel. Ich hab so ziemlich meine alte Figur wieder etc..... aber sie wissen nicht, wie schlecht es mir wirklich ging und dass ich liebendgerne lieber ein anstrengendes Kind gehabt hätte, als durch diese Phase zu gehen.... für mich war es die Hölle, ich hatte zwischenzeitlich richtige Selbstmordgedanken.... aber die guten Zeiten kommen wieder!! Auch wenn ich noch nicht vollständig gesund bin, die Angst vor der Angst ich noch etwas da.... aber aktuell liebe ich mein Leben. Versuche einfach zuversichtlich zu sein, so schwer es auch fällt. Mir hat übrigens Meditation und die Yoga-Philosophie sehr geholfen.
12/2021 Geburt meines Sohnes
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Anne 861
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Re: Wochenbettdepression und Angststörung

Beitrag von Anne 861 »

Das hätte von mir sein können 💕
Kim
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Re: Wochenbettdepression und Angststörung

Beitrag von Kim »

Wovor ich einfach panische Angst habe, ist dass ich gar keine Depressionen habe sondern dass meine wahren Gedanken sind. Dass ich dieses Mama Leben einfach nicht möchte bzw ich es einfach nicht schaffe. Und man fühlt sich teilweise er drückt weil man aus dieser Situation nicht fliehen kann. Ich nehme jetzt seit zwei Wochen das AD und warte eigentlich jeden Morgen dass es eine Wirkung zeigt. Kennt einer solche Gedanken? Und am Ende ist aber alles gut geworden?
1. Kind Februar '22 PPD :cry:
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Lavama
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Re: Wochenbettdepression und Angststörung

Beitrag von Lavama »

Das dachte ich damals auch. ALs ich in der psychatrischen Ambulanz war, weil ich nicht mehr schlafen konnte, meinte ich auch: Ich hab keine Depression. Klar ich war nicht durchweg schlecht drauf, sondern konnte mich auch noch freuen. Aber im Nachhinein denke ich schon, dass es eine Art Depression war. Das sind ja sowieso nur Kategorisierungen.... psychische Erkrankungen können sich ganz unterschiedlich zeigen. Ich hatte auch Angst, dass ich keine Bindung zu meinen Sohn aufbauen kann etc.
Vielleicht kann es sein, dass du keine psychische Erkrankung hast. Deine Gefühle sind aber auf jeden Fall erlaubt und du brauchst kein schlechtes Gewissen haben. Es ist eine riesige Veränderung, damit muss man erst einmal zurecht kommen... gerade wenn alle erwarten, dass man glücklich ist. Ich hab mir damals auch irgendwann gesagt, die wenigsten Menschen können wir Traumleben führen also akzeptiere ich es jetzt einfach, dass ich Mutter bin und lerne das beste daraus zu machen. GIb dir noch Zeit.
Mein Therapeut (den ich jetzt nicht in allen DIngen super fand) meinte damals: Meine Beziehung zu meinem Sohn ist auf jeden Fall eine ehrliche und basiert nicht darauf, meine Bedürfnisse (Einsamkeit etc) zu befriedigen. Aber er hat auch als Beispiel einen Notfall beim FLiegen genannt, bei dem man zuerst sich selbst die Atemmaske aufziehen soll und dann seinem Kind.... für mich war klar, ich möchte wieder mental stark und zufrieden sein, aber meinem Sohn und mir auf jeden Fall Zeit geben. Aber das muss/darf jeder selbst entscheiden.
Du kannst mir auch gerne persönlich schreiben, aber natürlich auch weiterhin hier;)
12/2021 Geburt meines Sohnes
Schlafstörungen, phasenweise nur 2-3 Stunden pro Nacht, bis es nicht mehr besser wurde
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Anne 861
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Re: Wochenbettdepression und Angststörung

Beitrag von Anne 861 »

Hallo Kim, ich kenne diese Gedanken nur zu gut ,sein altes Leben ist weg ,man muss nun ein kleines Wesen versorgen ,man kann es nicht einfach weg geben. Doch um so älter sie wurde um so leichter wurde vieles .Auch heute denke ich noch ,bohhh mal ein tag für mich haben ,bin auch mal gernervt von den Kindern. Ja und ich denke solche Gedanken dürfen Mütter auch mal haben ,denn wir sind tag und nicht mit den Kindern zusammen .verstehe es nicht falsch ,ich weiß das ich sie liebe aber man ist nicht nur mutter sondern auch noch frau .
Anne 861
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Registriert: 19:11:2021 14:59

Re: Wochenbettdepression und Angststörung

Beitrag von Anne 861 »

Der Anfang nach der Geburt war unheimlich schwer ,alles neu ,ich hatte Angst vor der Zukunft, alles sah ich trüb ,konnte nicht mehr essen oder schlafen .Das gleiche wieder bei der zweiten Geburt.noch ein Kind, noch stressiger usw..Klar man könnte jetzt sagen warum ein zweites Kind, ja ich dachte diesmal geht alles gut ,bis zur Geburt war alles super ,doch danach ging es wieder Berg ab .
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