verzweifelte Vorstellung

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Nat86
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Re: verzweifelte Vorstellung

Beitrag von Nat86 »

Ach Alibo, herzlichen Dank fürs Mut machen. Ich bin so verzweifelt darüber, dass ich meine psychischen Probleme nicht schon vorher erkannt habe und mich für normal hielt. Sonst hätte ich nie ein Kind bekommen und nun bin ich in der Hölle.
cwe
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Re: verzweifelte Vorstellung

Beitrag von cwe »

Liebe Nat,

genau wie Marika, Alibo und du war ich der Überzeugung nicht gesund zu werden. Ich hab mich fast verrückt gemacht mit dem Lesen von Studien über Antidepressiva, Zwangsgedanken, Depressionen, Therapien usw. Ende vom Lied: Nach Einnahme des richtigen AD, einer Therapie und etwas Zeit bin ich wieder die Alte und weiß auch so viel mehr über mich selbst als vorher. Wenn es einem so schlecht geht möchte man diese negativen Gefühle sofort loswerden und verfällt in den totalen Aktionismus - wie du jetzt. Aber gib dir etwas Zeit, am Anfang heißt es wirklich Augen zu und durch.

Alles Liebe!
Nat86
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Re: verzweifelte Vorstellung

Beitrag von Nat86 »

Ich bekomme jetzt schon wieder das Venlafaxin, was ich schon vorher hatte und eventuell noch Lithium oben drauf. Das ist einfach wieder Schema F.
Jana
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Re: verzweifelte Vorstellung

Beitrag von Jana »

Liebe Nat, auch ich schließe mich Cwes letztem Beitrag an. Der Gedanke, dass man die Ausnahme ist und für immer krank bleibt, ist ein depressiver Gedanke, den ich auch hatte. Aber das Gehirn ist auch einfach ein Teil des Körpers und letztlich sind wir doch alle recht ähnlich.
Ich dachte auch immer ich hätte doch wissen müssen, dass ich nicht stabil genug bin ein Kind zu kriegen usw. Aber auch das waren depressive Gedanken, die ich jetzt nicht mehr habe. Jetzt bin ich sehr dankbar für mein Kind. Aber es hat gedauert!
Fühl dich gedrückt!
Liebe Grüße von Jana

Beginn PPD 1. Kind Mai 22
Sertralin 100mg
Trimipramin 50 mg (inzwischen abgesetzt)

Stabil seit September 22
Nat86
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Re: verzweifelte Vorstellung

Beitrag von Nat86 »

Jana, danke für Deine Anteilnahme. Meine Tochter ist älter als Deine und ich komme noch immer nicht klar.
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Marika
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Re: verzweifelte Vorstellung

Beitrag von Marika »

Hallo Nat,

ich finde nicht, dass deine Medikation Schema F ist. Lithium soll hier als Stabilisator wirken, im Gegensatz zum ersten Mal mit Venlafaxin, also da haben sich die Ärzte schon was überlegt.

Gib dem ganzen jetzt einfach mal eine Chance. Der Vorteil eines Klinaufenhalts ist, dass man täglich Betreuung hat und ggf sehr schnell an der Medikation Anpassungen vornehmen kann.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Nat86
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Re: verzweifelte Vorstellung

Beitrag von Nat86 »

Hallo Marika,

Danke für Deine Einschätzung. Man hätte auch was anderes nehmen können als Venlafaxin, finde ich. Das hatte ich ja schon und hatte nur eine Teilremission. Lithium finde ich schon sehr krass und dann noch das Zeug zum Schlafen obendrauf. Am Ende bin ich ein Zombie. Habe eh keine Hoffnung…..
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Marika
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Re: verzweifelte Vorstellung

Beitrag von Marika »

Du könntest auch nachfragen, warum wieder Venlafaxin.

Werden die Medikamente die du vom Schlaflabor hast, weiter gegeben?
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
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Nat86
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Re: verzweifelte Vorstellung

Beitrag von Nat86 »

Das habe ich gemacht. Sie meinten, das sei das stärkste und ich hätte ja eine Besserung erlebt beim 1. Mal. Vielleicht bekomme ich ein zweites zusätzlich, also sehr wahrscheinlich sogar.

Ja, die Schlafmedikation wird weiter verwendet, obwohl sie es kritisch sehen wegen dem Benzo. Ich habe damit heute Nacht aber auch nur 3 Stunden geschlafen. Es ist einfach alles nur Katastrophe.
alibo79
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Re: verzweifelte Vorstellung

Beitrag von alibo79 »

Ich sehe es auch so, es ist ja mit dem venla eine Verbesserung eingetreten, ich denke wenn dann an der dosierung noch geschraubt wird und dem ganzen mehr zeit gegeben wird und dann evtl noch ein Verstärker dazu, dann wird das mit Sicherheit auch wirksam sein
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
cwe
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Re: verzweifelte Vorstellung

Beitrag von cwe »

Hallo Nat,

Venla ist ein SSNRI, das heisst es wirkt auf Noradrenalin sowie auf Serotonin, welche die Hauptneurotransmitter bei psychischen Erkrankungen sind. Es deckt also sehr viel ab deshalb denke ich es macht schon Sinn, vor allem in Verbindung mit Lithium, das als Wirkungsverstärker wirkt. Ich hab mal gelesen dass Depressionen eine Komponente haben die auf Medikamente ansprechen und eine die auf Therapie anspricht. Es ist also durchaus normal dass die Medis nur einen Teilerfolg ausmachen. Du bist im Moment wahrscheinlich in einer krassen Akkutphase in der alles schwarz ist… das hatten alle von uns mal. Sobald die Medis etwas greifen kannst du die Situation viel besser einschätzen und wirst sehen dass nichts so sinnlos ist wie es jetzt erscheint. Sobald du aus dem Loch heraus bist kannst du dann viel besser in der Therapie arbeiten und gesunde Denkstrukturen aufbauen. das hört sich jetzt sehr abstrakt an aber ich verspreche dir, es ist so.
Alles Liebe,,
Nat86
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Re: verzweifelte Vorstellung

Beitrag von Nat86 »

Liebe cwe,

Vielen Dank für deinen Zuspruch. Wenn ich über mein Leben vorher nachdenke, war es auch nicht so toll. Ich sah es nur nicht. Ich habe ein Kind, für das ich mich außerstande sehe zu kümmern und für das ich noch nicht mal liebe spüre, obwohl sie ein tolles Mädchen ist; ich habe trotz schlafmedikation immense Schlafprobleme, meine Ehe war schon vorher nicht intakt; das sehe ich aber erst jetzt, ich habe keine großes soziales Netz. Es gibt nicht einen Lebensbereich, der nicht komplett saniert werden müsste. Und ich will einfach nicht mehr, ich bin seit einem Jahr mehr oder minder in der Hölle. Ich kann überhaupt nichts Positives sehen, auch wenn ich mich bemühe.
Habe gerade Promethazin bekommen, weil ich so Heulattacken hatte; jetzt bin ich ruhiger, aber mein Kopf ist matschig. Das ist also mein Leben: ich bin in der Psychiatrie und habe entweder Unruhe oder bin matschig. Die Gedanken an die Zukunft sind nur von Panik geprägt, weshalb ich auch keine Zukunft sehe.
Nat86
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Re: verzweifelte Vorstellung

Beitrag von Nat86 »

Heute hat mir ein Mitpatient gesagt, dass SM unheimlich viel Mut erfordert und ich denke mir: ja, er hat recht und nicht mal diesen Mut bringe ich auf
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Marika
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Re: verzweifelte Vorstellung

Beitrag von Marika »

Das ist völliger Quatsch. Mutig ist es, sich dem Leben zu stellen auch wenn es grad wahnsinnig schwer ist und wenn man alles versucht um gesund zu werden.

Die Aussage des Mitpatienten ist Zeichen einer ernsten Erkrankung.
Liebe Grüße von
Marika

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Nat86
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Re: verzweifelte Vorstellung

Beitrag von Nat86 »

Woher soll nur der Wille kommen, weiterzumachen und gesund zu werden. Ich sehe keine Gründe, obwohl es objektiv gesehen diese natürlich gibt. Ich bin einfach zu verzweifelt.
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