Verzweifelt

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alibo79
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Re: Verzweifelt

Beitrag von alibo79 »

Hey Lena, berichte mal wie es dir geht? Hast du das hochdosieren gut vertragen, wie ist es mit dem quetiapin? Lass dich von dem benebelt sein in der ersten zeit nicht abschrecken, das legt sich mit der Zeit.
Wieviel quetiapin sollst du nehmen? Und hattest du diese Kombination schon eher?
Liebe Grüße
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Colibri
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Re: Verzweifelt

Beitrag von Colibri »

Hey mir geht es durchwachsen mit den Medikamenten. Ich habe das Problem, dass ich trotz der beiden Medis nicht gut schlafe. Habe nun auch Einschlafprobleme, das hatte ich ohne Medis nicht, da bin ich immer mega schnell eingeschlafen. Nachts bin ich dann wie benebelt wenn ich wach werde und liege wie im Halbschlaf… dafür bin ich gedämpft und die Panik ist nicht so heftig. Ich bin ein wenig stabiler aber kann nicht mehr weinen, es ist wie blockiert… das macht mir Angst. Es ist so ein permanentes mulmiges Gefühl. Mirtazapin traue ich nicht hoch zu dosieren weil ich seitdem ich es nehme nicht mehr so gut schlafe - je höher ich gehe desto weniger kann ich schlafen. Das macht mich verrückt. Das Quetiapin dröhnt den Kopf weg, damit fühle ich mich wie besoffen, und die Ängste sind nicht so stark. Aber ich liege wie in einem Dämmerzustand und komme nicht in den Tiefschlaf. Das macht mich wahnsinnig… vorher konnte ich zumindest ein paar Stunden tief schlafen. Nun liege ich halb wach und bin benebelt. Frage mich tatsächlich was besser ist… ein paar Stunden tief schlafen oder nur so im Dämmerzustand sein. Ich will das alles nicht mehr. Bin nur noch erschöpft. Habe seit Tagen Halsweh und fühle mich grippig, Mund trocken und Magen tut weh. Was von den Tabletten kommt ist mir unklar. Quetiapin hatte ich damals in der Klinik bekommen zusammen mit Mirtazapin. Hat damals nicht geholfen und jetzt ist es auch nicht so dass es mir viel bringt außer der Dämpfung. Ab wann wirkt das Mirtazapin denn antidepressiv? Sollte es nicht schon wirken? Ich bin echt verzweifelt weil ich mich so nach Schlaf sehne… gerade will ich wieder alles hinschmeißen weil es sich nicht gut anfühlt. Immer gibt es etwas was es noch verschlechtert und ich muss abwägen was schlimmer ist. Dieser oberflächliche Schlaf ist nicht sehr erholend und ich fühle mich wie erschlagen morgens. Aber ohne Medis war die Unruhe so stark und ich hatte so heftige Panik mit Angstschweiß. Das ist jetzt überlagert und ich fühle es noch, aber ich bin nicht mehr so schreckhaft. Ich spüre aber den Druck in mir und dass sich alles anstaut. Die Angst ist da, aber nicht mehr so stark. Bin wieder etwas handlungsfähiger und das ist wichtig um den Alltag zu schaffen. Jedoch bin ich total erschöpft und ratlos wie es weiter gehen soll. Ich kann ja nicht ein AD nehmen welches mich noch schlafloser macht und ich noch nicht mal mehr einschlafe… bzw. nur so vor mich hin dämmere. Tagsüber bin ich auch ziemlich dusselig im Kopf und kann mich kaum konzentrieren oder Auto fahren. Ich weiß nicht mehr weiter. In der Klinik würde bestimmt alles mögliche ausprobiert werden und da habe ich so Angst vor. Bisher habe ich auch noch keinen Platz, daher muss es zuhause klappen. Ich hoffe dass das Mirtazapin bald Wirkung zeigt denn so ist auch kein Zustand den ich lange aushalte. Ich danke euch für eure Unterstützung!!!
2012 Postpartale Depression ohne Medikamente in 1,5 Jahren wieder gesund.
2021 seit Oktober schwere Depression und Angststörung/Traumatisches Erlebnis.
2022 Escitalopram 5mg soll bis 10mg hochdosiert werden, wieder abgesetzt, da nicht vertragen.
2023 seit März Mirtazapin 30mg
Nelll82
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Re: Verzweifelt

Beitrag von Nelll82 »

Liebe Kolibri,

Ich kann dich gut verstehen, erstmal fühlt es sich mit AD auch bei mir alles falsch an, der Schlaf wird noch oberflächlicher und das einschlafen schwerer. Man fühlt die Angst nicht mehr so stark, aber man merkt eindeutig, dass man nicht man selbst ist. Alles ist komisch und die Gefühllosigkeit fast nicht aushaltbar. Aber halte durch, mind. 6-8 Wochen. Ich habe jetzt zum dritten Mal ein AD eingeschlichen und immer wieder denke ich, es hilft doch nichts und macht es nur schlimmer, aber irgendwann merkt man das es langsam bergauf geht, zwar nur in Minischritten, aber es passiert was. Es gibt plötzlich Minuten oder Stunden, wo man sich halbwegs normal fühlt und so wird es immer besser. Meine letzte Episode ist zwei Monate her und ich lache und weine wieder. Es ist so eine Geschenk fühlen zu können und nicht jeden Moment zu meinen, dass man gleich durchdreht. Ich wünsche dir das sehr, dass du es auch erlebst, aber wenn du aufgibst kannst du das nicht. Dein Körper wird sich an die Medikamente gewöhnen und die Nebenwirkungen werden weniger und irgendwann kannst du wieder normal ohne Hilfe schlafen. So viele hier haben das erlebt und du wirst das auch, aber du darfst nicht alles hinschmeißen.

LG
Dez. 2015 - Mai 2016 - 1. depressive Episode mit Unruhe und Angst.
AD Venlafaxin. Auslöser - Burnout meines Mannes, 2 kleine Kids und keine Hilfe.
Über zwei Jahre Medikamentenreduzierung - Frühjahr 2019 auf 0.

Okt. 2019 Rückfall, erneute Eindosierung mit Escitalopram 10 mg. Ab Jan. 2020 stabil.
Jan. 2021 langsame Reduzierung des AD. Im Juni 2022 auf 0.

Nov. 2022 Rückfall, AD eindosiert. Langsame Stabilisation 2-3 Monate später.
Bis heute kurze Tiefs, vor der Periode oder zu viel Stress.
Colibri
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Re: Verzweifelt

Beitrag von Colibri »

Tausend Dank für deine Nachricht! Ich habe sie mir mehrmals durchgelesen um ein wenig Hoffnung zu schöpfen… wollte schon wieder aufgeben, weil es sich alles so falsch angefühlt hat und ich mental so schwach bin, dass ich mich vom kleinsten ziepen in mir beeinflussen lasse und panisch alle Medikamente weg lassen will, weil ich denke dass sie mir nur schaden und mich vergiften. Es ist wie Folter durch diesen Prozess zu gehen und so oft habe ich im letzten Jahr abgebrochen und habe es nicht geschafft. Ich bin so ausgezehrt und kaputt davon, dass ich mich kaum wieder erkenne. Ich bin mir nur noch fremd. Auf dem Spielplatz oder im Geschäft, ich war mal so selbstbewusst und locker… jetzt ist da nur noch Angst und Panik, unwirkliche Gespräche in denen ich mir selbst zuhöre und denke: das bist doch nicht du! Ich fühle keine Liebe mehr, alles ist mir egal. Auf meinem Handy tausend Nachrichten und ich will sie mir noch nicht mal anschauen, weil ich gar keine Zugehörigkeit zu der Welt da draußen fühle. Ich lebe in meinen Horrorszenario im Kopf und weiß dass das nicht die Realität ist und trotzdem komme ich nicht da raus, als wenn ich dazu verdammt bin in der Hölle zu leben. Mein Körper ist natürlich komplett aus dem Lot. Magenschmerzen, es zuckt überall, Kopf wie Watte, trockener Mund und mein Bett riecht nach Angstschweiß. Beziehe es alle paar Tage neu weil ich es so eklig finde. Ich ekel mich vor mir selbst und weiß gar nicht wie ich mir jemals wieder in die Augen schauen soll nach der Odyssee im letzten Jahr und all den Fehltritten😔 ich nehme zur Zeit 22,5 mg Mirtazapin und traue mich nicht hoch zu dosieren, obwohl ich weiß dass ich es muss um etwas zu spüren… Quetiapin habe ich abgesetzt weil es mich so benebelt hat, dass ich kaum geradeaus laufen konnte und dieses unwirklichkeits Gefühl massiv verschlimmert hat. Es hat mir auch nicht so wirklich geholfen zu schlafen. Mit dem Mirtazapin komme ich einigermaßen zurecht ohne gleich durchzudrehen. Leider hab ich noch keinen Platz in der Klinik… morgen hat meine Tochter Geburtstag und ich weine innerlich dass ich es kaum genießen kann und mit den Vorbereitungen total überfordert bin… ich danke euch allen für die liebe Unterstützung, trotz meiner Inkonsequenz und den vielen Fehlern immer und immer wieder… liebe Grüße Lena
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Colibri
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Re: Verzweifelt

Beitrag von Colibri »

Hallo ihr Lieben,

ich merke immer wieder wie alleine ich mich fühle in dieser Krankheit und dass ich versuche nach außen die Fassade zu halten. Ich habe letztes Wochenende für meine Tochter den Geburtstag gestemmt, war mit den Kindern Trampolin springen und der ganze Tag lief wirklich gut... ich war so erleichtert darüber und meine Tochter war glücklich. Ich hatte zum Glück die Nacht davor etwas besser geschöafen und war nicht ganz so benommen im Kopf. Leider hatte ich seitdem wieder ganz schlechte Nächte, habe nun endlich meine Tage bekommen (nach 3 Monaten) aber sehr schwach und kurz. Hab so panische Angst, dass ich meine Tage gar nicht mehr bekomme und in die Menopause falle... obwohl mir die Ärtze sagen, dass es nur durch die Depression bedingt ist und alles wieder kommt. Ich bin so wahnsinning erschöpft und stehe neben mir. Mein Zustand macht mir so Angst obwohl ich weiß, dass es die Depression und Erschöpfung ist. Aber die Angst ist mein Begleiter, jede MInute. Ich habe vor allem Angst, sogar vor dem Einkaufen. Ich zwinge mich natürlich zu allem, aber ich habe zu nichts Lust, nichts macht mir Freude. Ich sehne mich so danach wieder Freude zu empfinden, mich schön anziehen zu wollen, oder mir etwas gutes tun. Alles nehme ich nur so hin, es hat nix mehr Wert für mich. Es macht mich so traurig... ich nehme jetzt seit gestern 30mg Mirtazapin und hoffe, dass es damit vielleicht bald besser geht. Ich hoffe es so sehr. Gerade weiß ich nicht was wird, wenn das Medikament nicht wirken sollte. Ich traue mich schon gar nicht mehr in den Spiegel zu schauen... es ist als wenn ich gar nicht mehr vorhanden bin, mein Wesen wie es mal war ist nicht mehr da und ich weiß nicht wie es jemals wiederkommen soll. Ich hab so wahnsinnige Angst den Verstand zu verlieren oder verrückt zu werden. Es tut mir leid, wenn ich euch immer wieder schreibe, aber ich weiß nicht wohin mit meinen Gedanken und den Ängsten... Liebe Grüße
Lena
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Nelll82
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Re: Verzweifelt

Beitrag von Nelll82 »

Liebe Colibri,

Du kannst wirklich stolz sein, dass du den Geburtstag deiner Tochter geschafft hast. Das ist wirklich eine große Leistung in deinem Zustand.

Wie geht es dir denn momentan?

Dein Körper funktioniert sicher normal. Die Angst und Depression bringt nur gerade viele Funktionen durcheinander. Das ist normal. Höre nicht so sehr in die körperlichen Symptome. Nicht aufgeben!

Liebe Grüße
Nelll
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Colibri
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Re: Verzweifelt

Beitrag von Colibri »

Liebe NeIII,

danke für deine Nachricht! Es hat mich ganz schön Überwindung gekostet (und tut es immernoch) das AD weiterzunehmen, aber ich habe mich gezwungen und inzwischen bin ich stabiler. Ich nehme seit 3 Wochen 30mg Mirtazapin und kann inzwischen besser schlafen, auch wenn der Schlaf sich komisch anfühlt, aber ich schlafe und dafür bin ich sehr dankbar! Ich habe morgens noch sehr mit mir zu kämpfen und habe für eine Weile Internet und alle Chats im Handy ausgeschaltet, weil mich alles total schnell aus der Bahn wirft. Ich merke wie verunsichert ich bin...
Ich merke immer, dass wenn ich mal aus dem Überlebensmodus heraus komme und ich wieder Boden unter den Füßen spüre, alles was im letzten Jahr passiert ist über mich hereinbricht und dann erinnere ich mich an all die furchtbaren Momente und das erschlägt mich richtig. Ich bin tagsüber noch total antriebslos und muss mich zu allem zwingen. Mir fehlt der Sinn, als wenn das Leben sinnlos geworden wäre. Das quält mich noch sehr. Ich habe von einem Freund einen Hometrainer bekommen und ich versuche mich jeden morgen draufzusetzen, egal wie lustlos ich bin... das versuche ich gerade durchzuziehen. Ich war am Wochenende sogar auf dem Flohmarkt im Kindergarten beim Waffeln backen aushelfen und zwinge mich gerade wieder alle Aktivitäten mitzumachen, auch wenn es mich total überfordert. Ich stehe oft da und starre vor mich hin, alles ist mir dann egal... normalerweise bin ich so aufgeschlossen und mache super gerne Flohmarkt, kaufe ganz viele Dinge und bin dann glücklich über meine Errungenschaften... jetzt quält mich der Gedanke an den Tischen nach Klamotten zu wühlen und überfordert mich komplett. Das macht mich so unglaublich traurig und ich weine innerlich so viel, als wenn mein Leben nie wieder so wird wie früher... aber ich versuche einfach weiter zu machen. Liebe Grüße, Lena
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alibo79
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Re: Verzweifelt

Beitrag von alibo79 »

Hey colibri, ich bin gerade mega stolz und glücklich darüber, dass du so eisern bist und so stark wie du es gerade mit den Medikamenten machst und mit den Aktivitäten. Natürlich fehlt dir das Gefühl wieder ganz normal zu sein noch und du hättest es gerade gerne noch besser, aber du bist auf einen guten Weg. Und ich finde auch, dass deine Nachricht sich besser und stabiler anhört.
Es hört sich für mich echt so an, als würdest du endlich in die richtige Richtung gehen.
Bei mir hat es auch laaaange Zeit gedauert bis ich mich wieder besser fühlte und auch dieses von allem alltäglichen überfordert zu sein brauchte bis es sich legt. Super dass du trotzdem beim Waffeln backen geholfen hast, du hast dich aufgerafft und es war machbar. So stellst du dich gegen die Depression und nimmst ihr die Macht.
Mit dem Schlaf ist es bei mir ähnlich, ich schlafe ohne das mirtazapin gefühlt tiefer mit deutlich weniger Träumen, aber mit mehr Stabilität ist auch der Schlaf noch besser geworden.
Mach weiter so 💪💪
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Colibri
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Re: Verzweifelt

Beitrag von Colibri »

Vielen Dank, es tut so gut zu lesen, dass ich mich stabiler anhöre... das gibt mir etwas Hoffnung, auch wenn ich mich innerlich noch durch den Tag quäle. Ja, es ist eine wahnsinnige Überwindung mit dem Medikament, aber ich erinnere mich an den Tag vor zwei Monaten, als ich in der Notaufnahme der Psychiatrie saß und um ein Schlafmittel gebettelt habe. Jedes Mal, wenn ich daran denke es wieder abzusetzen, erinnere ich mich an diesen Moment, ich war wirklich kurz davor auf eine Brücke zu fahren, weil mich die Schlaflosigkeit in den Wahnsinn getrieben hat. Ich hoffe so sehr, dass ich all das Erlebte Stück für Stück hinter mir lassen kann und neue, schöne Erlebnisse irgendwann kommen werden...vielen Dank für eure liebe Unterstützung!! (troz all meiner Fehltritte)
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Nelll82
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Re: Verzweifelt

Beitrag von Nelll82 »

Liebe Colobri,

Du machst das wirklich super. Ich bin auch ganz happy über deine Entwicklung. Vielleicht ist der ganz schlimme, akute Zustand mit ständigen Angstgefühlen und das Gefühl gleich durchzudrehen weg, dafür fühlt sich alles sinnlos und freudlos an. Das wird es evtl. auch noch einige Zeit, aber du machst es wirklich gut. Alles so machen, als ob es „normal“ wäre. Und trotzdem zwischendurch auch die Pausen nicht vergessen. Ich kann mich erinnern, als wäre es heut: letztes Jahr kurz vor Weihnachten… ich hatte nichts geschmückt und absolut keine Lust und alles war einfach doof … und plötzlich hatte ich so einen Eindruck, dass ich trotzdem einfach etwas dekorieren sollte und ich fing an, obwohl innerlich alles dagegen war und es sich falsch anfühlte, die Sachen aus dem Keller zu holen. Und dann merkte ich, wie es doch irgendwie gut war und dann machte ich Musik an, obwohl sie mich seit Monaten nicht mehr gefühlsmäßig erreichen konnte und plötzlich spürte ich wieder was und ich musste weinen und gleichzeitig lachen vor Erleichterung … Ich lief zu meinem Mann ins Homeoffice und sage: Ich glaube, ich bin wieder da. Ab da ging es in kleinen Schritten aufwärts. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass die Medikamente, Glaube, aber auch der Wille nicht aufzugeben mir geholfen haben. Bei meiner ersten Episode war ich leider noch nicht soweit und habe mich einfach ins Bett gelegt. Mein Erlebnis teile ich dir mit, um dich zu ermutigen. Man weiß nicht, wie lange es dauert und man noch aushalten muss, aber irgendwann kommt dieser Zeitpunkt bei dir bestimmt auch. Halte uns auf dem Laufenden. Ich bete für dich. Liebe Grüße
Dez. 2015 - Mai 2016 - 1. depressive Episode mit Unruhe und Angst.
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Nelll82
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Re: Verzweifelt

Beitrag von Nelll82 »

Und dich zu entschuldigen brauchst du hier nicht, du darfst sein und alles mitteilen, was dich beschäftigt. Unsere Lieben zuhause können es ganz oft irgendwann nicht (mehr) ertragen und man hat ständig Schuldgefühle ihnen sich zuzumuten, aber hier geht das. Deswegen bin ich hier hängen geblieben, obwohl ich die eine PD hatte.
Dez. 2015 - Mai 2016 - 1. depressive Episode mit Unruhe und Angst.
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Colibri
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Re: Verzweifelt

Beitrag von Colibri »

Hallo NeIII,

ich danke dir für deine liebe Nachricht! Ja, es ist genau so wie du es beschreibst. Die ganz schlimme Unruhe ist besser, und zuerst kommt ein wenig Erleichterung, dass dieser Zustand endlich besser ist. Seitdem fühle ich mich aber unglaublich antriebslos und alles erscheint sinnlos. Ich zwinge mich Musik zu hören oder einen Spaziergang zu machen. Früher war ich so voller positiver Energie, hatte tausend schöne Ideen im Kopf. Aber was mich gerade total runter zieht ist, dass ich nun schon zwei Weihnachten in tiefster Depression verbracht habe und ich mich seit über einem Jahr schon in diesem Zustand quäle...die Jahrestage sind besonders schlimm für mich. Ich habe panische Angst, dass ich jahrelang depressiv bleiben werde, dass ich für immer diese Bedrohung im Nacken spüre und nie wieder unbeschwert sein werde, weil all das was passiert ist und was ich durchgemacht habe viel zu schwer und traumatisierend ist. Ich weiß, das klingt irgendwie lächerlich, aber das ist das was ich fühle...

Ich habe so viele Horrorszenarien gelesen, habe oft nächtelang wach gelegen, schweißgebadet und gedacht, dass ich aufgrund von dem was ich gelesen habe bald sterben oder schwer krank werde. Es war wie eine Parallelwelt. All das hängt mir wie blei auf den Schultern und lässt mich kaum atmen. Ich weiß nicht, wie ich all das was ich gelesen habe und was ich mir an vermeindlichem "Wissen" angeeignet habe, wieder vergessen soll, bzw. damit leben soll. Es hindert mich daran wieder zuversichtlich zu sein, denn ich glaube ja immernoch irgendwie, dass ich irgendeine "Spuky" Krankheit habe, denn ich habe ja tausend Symptome, die mich verrückt machen. (Muskelzucken, Kribbeln, Magenschmerzen, trockene Augen und Mund, Zyklusstörungen...plus das Gefühl kognitiv und emotional verkümmert zu sein) Mein Hirn braut sich da seine eigene Logik zusammen, dass dies Warnzeichen für irgendeine Krankheit sind... ich weiß nicht, wie ich jemals diese Angst und Bedrohnung loswerden soll. Es scheint wie ein unbeklimmbarer Berg zu sein.

Es freut mich so zu lesen, dass du plötzlich wieder ein wenig Freude erleben konntest, das sind die kleinen Momente, an die ich mich klammere. Gestern war ich mit meinem Sohn ein Eis essen und ich konnte es ein wenig genießen. Zumindest ist der Gedanke, "dass ich eh verloren bin und bald sterben werde" ein wenig in den Hintergrund gerückt und ich konnte den Moment irgendwie "da" sein. Das tat gut. Ansonsten bin ich noch die meiste Zeit in meinem Bedrohungszenario gefangen. Ich versuche mir positive Podcasts anzuhören, aber ich merke oft, dass ich irgedwann abschalte und meine Gedanken wieder im Grübeln sind und ich all das was ich höre eh nicht glauben kann. ich danke dir, dass du mir weiterhin schreibst, es tut so gut zu lesen, dass es irgendwann ein Ende haben kann, oder zumindest wieder besser wird. Ich traue mich bisher noch nicht zu glauben, dass ich wieder richtig gesund werde, iregendwie ist das noch unvorstellbar.

Heute habe ich versucht an den Urlaub im Sommer mit den Kindern zu denken und mir vorzustellen, wie es wäre mit ihnen wegzufahren. Da kommt nur Angst und Panik hoch. Ich würde so unglaublich gerne mit ihnen wegfahren und einen schönen Urlaub mit ihnen verbringen... aber ich habe ja keine Ahnung, in welchem Zustand ich in ein paar Monaten sein werde :-(

Liebe Grüße
Colibri
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Marika
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Re: Verzweifelt

Beitrag von Marika »

Hallo Lena!

Vielen Dank für dein Update! Ich bin überzeugt dass du auf dem richtigen Weg bist und du das schaffen wirst. Kleine Verbesserungen kannst du bereits feststellen, das ist toll. Natürlich liegt noch ein längerer Weg vor dir, aber es geht in kleinen Schritten vorwärts.

Deine Gedanken kennen hier sicher alle in abgewandelter Form. Du machst es völlig richtig, in dem du am alltäglichen Leben trotz dieser Gedanken und Ängste teilnimmst. So trainierst du dein Gehirn auch Schritt für Schritt um. Auch wenn du es noch nicht glauben kannst, du hast jetzt sehe gute Voraussetzungen gesund zu werden. Mach weiter so!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
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Anne 861
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Re: Verzweifelt

Beitrag von Anne 861 »

Guten morgen Lena, wie geht's dir ?
Nelll82
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Re: Verzweifelt

Beitrag von Nelll82 »

Hallo Colibri,

obwohl ich bei bestimmten Krankheiten wie Krebs auch hypochondrisch reagiere und öfter Angst davor habe (habe aber in der Familie auch einiges erlebt) wusste ich eigentlich recht schnell, dass alle meine Symptome in der Depression von der Psyche kommen und natürlich vom Einschleichen der Medikamente. Der Körper ist so voller Cortisol, dass sich alles bedrohend anfühlt. Wenn sich das wieder reguliert geht auch diese Gefühl, dass gleich etwas schlimmes passiert. Das doofe dabei ist nur, man weiß nicht so genau, was man tun soll um es wieder runterzuregulieren, daher machst du es richtig, dass du versuchst die Normalität zu leben.

Jeder hat seine eigenen Grenzen bis der „Topf überkocht“. Bei dir war es die Angst einen Impfschaden zu bekommen. Dann googelt man sich einen Wolf und losgehts. Und das blöde ist, obwohl man weiß, dass es einem nicht gut tut, hört man damit nicht auf. Ich kenne das alles so gut. Habe alle diversen Webseiten durch.

Deine momentanen Symptome (Muskelzucken, Kribbeln, Magenschmerzen, trockene Augen und Mund, Zyklusstörungen...plus das Gefühl kognitiv und emotional verkümmert zu sein) sind typische Begleiterscheinungen der Medikamente und Depression. Ich bin natürlich kein Arzt und kann nur von meinen Erfahrungen schreiben, aber die Nebenwirkungen hören irgendwann auf. Der Körper gewöhnt sich dran. Bei mir zuckte auch alles. Ich hatte so einen trockenen Mund, dass ich kaum reden konnte. Das alles was du erlebst ist bestimmt kein Impfschaden sondern ein Produkt deiner Depression/Angststörung und der Einschleichphase der AD. Wie lange nimmst du sie jetzt? Hast du auch eine Gesprächstherapie?

Denke nicht soweit in die Zukunft, sondern versuche erstmal jeden Tag so gut es geht zu meistern.

Drück dich virtuell.
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