Depressive Schübe 3 Wochen vor Geburt

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BeaWe
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Depressive Schübe 3 Wochen vor Geburt

Beitrag von BeaWe »

Hallo in die Runde,

ich bin 32 Jahre und aktuell am Ende meiner ersten SS, ein Wunschkind, intakte Familie und Partnerschaft, alle Schranken sind auf eine glückliche Zukunft gestellt. Es geht hier daher nicht um eine postpartale Situation sondern noch um Schwangerschaft, ich hoffe es ist trotzdem ok, dass ich mich hier anvertraue.

Seit mein Mutterschutz begonnen hat und ich meinen gewohnten Tagesablauf nicht mehr habe können meine Gedanken fließen und da mischten sich in den letzten Wochen auch Ängste zur Zukunft mit Kind, ein komplett neues Leben mit Verantwortung und viel Anstrengung ein. Ich merkte schon, dass ich eine zunehmende Ablehnung dieser Gedanken entwickelte und leider spitzte sich das ganz die letzten 10 Tage reichlich zu und es kamen zunehmend depressive Schübe dazu, die einen großen Schatten auf meine Zukunft in Gedanken legten.
Ich bin gleich sehr offensiv an die Sache herangegangen, da mir einfach die Zeit wegläuft und ich einen guten Start ins Familienleben haben möchte!
Ich habe mit meiner Hausärztin gesprochen und mich bei einer Psychotherapie angemeldet, ich hatte sogar innerhalb einer Woche die erste Sitzung, auch wenn das noch nicht die Heilung bringt, ich möchte aber dran bleiben, natürlich auch nach der Geburt für mich (hatte 2010 schon mal eine Verhaltenstherapie aufgrund Angststörung , leider gebranntes Kind)! Da meine depressiven Gedanken aber nicht verschwinden, habe ich zusätzlich eine Psychiatrische Institutsambulanz aufgesucht und zum Glück schnell Hilfe bekommen. Ich nehme nun ab heute (SSW38+0) Sertralin ein, ich denke das Medikament ist hier einigen bekannt.

Die letzten Tage waren vermutlich die schwersten meines Lebens, ich kann mich zum Glück meiner Familie und Freunden ganz offen anvertrauen und sie tragen meine Entscheidungen mit, trotzdem weiß ich nicht ob ich hier hätte abwarten sollen bis nach der Geburt, ich hatte aber so große Angst, dann gerade in ein tiefes Loch zu fallen, weshalb ich mir ein möglichst großes „Sicherheitsnetz“ gesponnen habe aus Therapie und Medikation, um dieses Worstcase zu umgehen.
Alle, denen ich mich in den letzten Tagen anvertraut habe, haben mir sogar Respekt gezollt, dass ich so kämpferisch (quasi jetzt schon Löwenmama) an das Problem herangegangen bin und ganz schnell nach Hilfe gesucht habe und es nicht „aussitze“, da gab es für mich auch keine Alternative - es geht hier ja schließlich nicht nur um mich sondern auch um unser Kind und das zukünftige Familienleben.

Ich werde nun der Vorsicht halber in einem anderen Klinikum entbinden wegen der möglichen Anpassungsstörungen meines Kindes nach der Geburt, ich hoffe die Gefahr ist gering, da es ja bereits voll entwickelt ist! Ich habe mich auch mit Embryotox beraten. Stillen würde ich nach Möglichkeit auch sehr gern.

Was ist eure Erfahrung? Ist es prinzipiell ratsam, sich hier schnell Hilfe zu holen oder auch mal zu warten, dass so eine „Phase“ vorübergeht? Hat es euch geholfen, ein unterstützendes Antidepressivum gerade in der sensiblen Familienstartzeit genommen zu haben (die Wirkung des Sertralin wird sich wohl erst im Wochenbett voll entfalten)? Es klingt so absurd, dass ich ein AD benötige, um den Start in die Mutterrolle „zu überstehen“, aber es ist aktuell leider meine Situation und ich musste darauf reagieren. In meiner Küchenpsychologie habe ich schon nach dem Guten in dieser Krise gesucht, eventuell war es meine Aufgabe, diese „Probleme“ noch vor der Geburt anzugehen, um gestärkt in die neue Phase meines Lebens zu starten und mich nochmal mit all diesen Gedanken auseinander zu setzen. Ihr merkt schon, mein Kopf steht nicht still 😉. Meine Hoffnung ist, dass mit der einsetzenden Mutterliebe, der körperlichen Genesung nach der Geburt sowie dieser therapeutischen und medikamentösen Unterstützung die ich nun in Anspruch nehme, meine Psyche heilen wird und ich mich gut in meiner neuen Rolle einfinden werde und die Freude auf die Zukunft als Familie wiederkehrt.

Ich danke schonmal für eure Rückmeldungen ( bitte keine Horrorgeschichten zu Nebenwirkungen von Sertralin, meine Ärztin meinte es ist sehr gut verträglich, wir wollen erstmal bei 50 mg bleiben, wenn es mir gut geht soll es in einem halben Jahr ausgeschlichen werden)

Ganz liebe Grüße!
Sternschnuppe2023
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Re: Depressive Schübe 3 Wochen vor Geburt

Beitrag von Sternschnuppe2023 »

Huhu du Liebe,

ich finde es toll, dass du dir so schnell Unterstützung gesucht hast. Ich habe damals leider zu lange gewartet und dann war es natürlich viel schwerer wieder dort rauszukommen.
Meine Hebamme sagte mir aber auch, dass Ängste und Sorgen in den Wochen vor der Geburt fast alle Frauen haben. Aber ich glaube man merkt meist selbst ganz gut, ob sich das noch im Rahmen befindet oder nicht.
Sertralin nehme ich auch und vertrage es auch sehr gut.

Alles Liebe für dich 🧡
Liebe Grüße
alibo79
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Re: Depressive Schübe 3 Wochen vor Geburt

Beitrag von alibo79 »

Hey Bea, ich finde wie du alles beschrieben hast, hört sich das für mich schon sehr gut an. Du hast sehr schnell gehandelt und auch erkannt dass du Hilfe brauchst. Ich denke durch dieses schnelle eingreifen und die Hilfe die du jetzt bekommst, wird sich alles schnell einspielen. Warte jetzt mal die nächsten Wochen ab, wie das AD anschlägt. Und dann wirst du bestimmt bald wieder stabil sein.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
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