Gefangen in einem Albtraum

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Mambo
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Re: Gefangen in einem Albtraum

Beitrag von Mambo »

Hallo ihr :)

@sternschnuppe: also ich habe ja 100 mg Sertralin und merke nun die ersten Veränderungen. Die Angst vor dem Aufstehen war die Tage nicht mehr so intensiv. Ich weiss nicht, ob es nochmal erhöht wird, das werde ich mit den Ärzten die Woche besprechen.

@anne: morgentief war heute nicht ganz so gemein zu mir, fühle mich eher stumpf. mit dem Essen habe ich keine Probleme mehr - hatte jetzt die Wochen wenig gegessen und schnell abgenommen. Hab das Gefühl, dass mich die medikamente hungrig machen.

@alibo: danke, dass du beschreibst wie es für dich mit den Kindern war. Heute morgen konnte ich mich ganz gut mit ihr beschäftigen, sogar bisschen spielen. Danach war ich den ganzen Mittag k.o. und habe geschlafen. Will einfach nur liegen und meine Ruhe - so wie du schreibst. Wenn ich mir vorstelle, dass sie ja jeden Tag da ist und ich mich um sie kümmern muss (ich finde es so traurig, dass ich das so schreibe), dann bekomme ich Angst und gerade einfach nur gnadenlose überforderung. Als müsste ich mich jetzt mit diesem Leben abfinden - obwohl es doch das Leben ist, was ich wollte. Wie bist du denn damit umgegangen, dass du sie nicht ertragen konntest und hast du das auch deinem Partner so gesagt? Hast du das Gefühl, dass es sich auf die Beziehung zu deinen Kindern ausgewirkt hat? Bzw. auf deine Beziehung mit deinem Partner? Hoffe, die Fragen sind nicht zu intim.

Ich weiss das ich geduldig sein muss und diese katastrophisierung Teil der Depression ist. Es sind so viele intensive Gefühle die ich die vergangenen Monate erlebt habe, dass ich jetzt einfach platt bin. Gerade emotionale Ebbe (außer die Angst und Anspannung). Ich habe große Angst eine kalte Mutter zu werden. Die nicht mehr die liebe für ihr Kind aufbringen kann. Es fällt mir meistens schwer mit ihr zu lächeln und oft zwinge ich mich dann. Habe sonst sehr viel mit ihr gesprochen, aber das geht gerade nicht-singen schonmal gar nicht. Sonst versuche ich ihr Nähe zu geben, aber genießen kann ich es nicht. Also gerade nicht. Schwankt bei mir aber auch echt, wenn ich mir meine vorherigen Posts ansehe. Es ist mir schon wichtig, dass sie gut versorgt ist und es ihr gut geht. Aber für alles weitere ist gerade keine Energie mehr da.

Ich will einfach nur schlafen 😴

Ich wünsche euch eine gute Nacht und danke, dass ihr da seid ❤️
Anne 861
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Re: Gefangen in einem Albtraum

Beitrag von Anne 861 »

Hallo Mambo, wie lange nimmst du die medis denn ? Vielleicht ist es ein Zeichen, wenn das morgentief nicht mehr so stark ist .Wie war der morgen heute ?
Mambo
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Re: Gefangen in einem Albtraum

Beitrag von Mambo »

Hallo Anne,

ich nehme die Medis jetzt seit ca. 3 Wochen, aber erst 1 Woche die 100 mg. Mir kommt alles viel länger vor - die Zeit dehnt sich so. Heute morgen war das tief wieder sehr blöd. Hab die kleine gewickelt und die strahlt und ich kann es ihr nicht zurückgeben :( aber da ich in die Tagesklinik bin, wurde es besser. Ich bin froh hier zu sein. Einfach Ruhe. Einfach weg von allem.

Ich habe gleich ein Gespräch mit dem Arzt. Der wird mir dann wohl sagen, dass diese emotionale dumpfheit ein Symptom der Depression ist. Das Problem daran ist, dass es mir Angst macht. Ich habe mich immer gefragt, wie eine Mutter kalt sein kann, wie Mütter ihr Familien verlassen können. Jetzt glaube ich, dass diese Mütter leider einfach krank waren/sind und als herzlos abgestempelt werden. Die Wahrheit liegt bestimmt irgendwo in der Mitte.

Hier schrieb eine Frau, dass sie sich entschieden hat ihr Kind zu lieben. Auch wenn die Emotionen nicht da sind. Und daran denke ich jetzt.

Wie geht es dir heute?
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Marika
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Re: Gefangen in einem Albtraum

Beitrag von Marika »

Hey...

Ich wollte dir sagen, dass Liebe in meinen Augen keine Entscheidung ist, sondern ein Prozess, besonders in unserem Fall. Ich konnte lange diese Liebe nicht fühlen, sie war überlagert von der PPD. Auch bei dir ist diese Liebe da, aber die Symptome der PPD lassen sie nicht an die Oberfläche. Aber das wird sich ändern, nach und nach kommen deine Gefühle und Emotionen wieder. Das verspreche ich dir.

Das AD braucht Zeit um zu wirken. Dass du schon eine kleine Verbesserung hast ist super. Aber auch dass es Schwankt ist völlig normal. Du bist weder kalt noch gefühllos, du bist "nur" an einer gemeinen Erkrankung erkrankt. Das ist nicht dein Wesen oder deine Persönlichkeit die du jetzt merkst, es ist die PPD. Und die wird immer mehr und mehr weichen... bis wieder DU zum Vorschein kommst. ❤️
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Anne 861
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Re: Gefangen in einem Albtraum

Beitrag von Anne 861 »

Liebe Mambo, bei mir hat das escitalopram erst nach Wochen eine Wirkung gezeigt .Es war wie eine Berg und Tal fahrt ,manchmal ging es im Minuten Takt-glücklich ,schlecht ,glücklich, schlecht und dann wurde es immer ein bissl besser .bis es aber einigermaßen okay war vergingen 12 wochen .

Ich war damals 12 Wochen in der tagesklinik ,ich fühlte mich ,wie du ,dort sicher .Aber bis ich dort angekommen bin verging eine Woche, es zu realisieren. Doch nach und nach kam ich in den Alltag zurück ,heute bereue ich diesen Schritt nicht .Damals, dachte ich, was denken bloß die Leute über mich aber mittlerweile ist es mir egal .Ich distanziere mich von Menschen, die mir nicht gut tun ,emotional und psychisch .

Wo meine Kinder damals geboren sind ,bin ich ja bei beiden in ein Loch gefallen bzw bei mir war ja eher die Angst und Panik im Vordergrund. Ich war beide male maßlos überfordert mit mir .Die Kinder habe ich gemacht aber ich konnte nichts empfinden .Ich dachte immer ,warum sehen alle so glücklich aus ,so vertraut .Und ich hänge in der angst und Panik. Bei meinem ersten Kind musste ich alleine kämpfen ,denn keiner erkannte es .Es dauerte .bei meinem zweiten Kind dachte ich, ich bin gut vorbereitet aber Pustekuchen, es kam nochmal heftig zurück .Bei beiden Kindern, konnte ich die bedingslose liebe nicht spüren ,alles war so neu ,wie eine last für mich .das geweine zu viel für meine Nerven.ich kämpfte auch wenn ich nicht die liebende Mama in dem moment war ,die ich mir gewünscht hätte .Doch ich habe alles getan damit es ihnen gut ging .Ich merkte die Angst und liebe wenn irgendetwas war ,wie ich Angst um die Kinder hatte .Es ist schwer zu beschreiben .Liebe muss wachsen ,Familie muss zusammen wachsen .Sei nicht so hart mit dir ,gib dir Zeit,sei geduldig mit dir .
Mambo
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Re: Gefangen in einem Albtraum

Beitrag von Mambo »

Hallo ihr lieben 💕

Danke für eure lieben Worte. Ich finde es unglaublich toll, dass ihr so unterstützend seid und eure liebe und Energie hier reinsteckt um zu helfen.

Gestern Abend waren wir noch bei den Schwiegereltern, das war anstrengend aber okay. Ich wollte das.
Habe das bedürfnis aus der Wohnung zu kommen, wenn ich die Energie habe. Die ist gerade eher bedrückend für mich.

Heute morgen wollte ich, wie immer, nicht aufstehen. Die Nacht war etwas unruhig neben der kleinen, obwohl wir uns gerade echt nicht beschweren können. Sie ist sehr entspannt und ich weiss, dass da andere Phasen auf uns zukommen. :roll: es ist morgens einfach so überwältigend, gleich auf Zack sein zu müssen. Merke einfach die erschöpfung. Und es ist so surreal, dass ich ein Baby habe. Das ist mein Kind... Verrückt. Die ersten Wochen habe ich mir da keine Gedanken gemacht.

Habe heute meine Familienhebamme getroffen und sie hat mir viel positives Feedback gegeben und mich bestärkt. Sie ist eine sehr tolle und kompetente Frau.

Es ging auch um meine Mimik bzw. Das interagieren mit der kleinen wenn es mir nicht gut geht. Ich zwinge mich zum lächeln, aber die Tage ging es kaum. Sehr anstrengend. Sie meint, dass es sehr wichtig wäre, dem Baby die Emotionen zu spiegeln und ich mich dann zwingen sollte und wenn es gar nicht geht lieber abgeben. Ich habe ja die möglichkeit dazu. Ich Versuche mit ihr zu erzählen und auch mal wieder was zu singen. Aber sie hat ja auch ihren Papa und Omas die sie bespaßen.

Jetzt ist ja Vatertag. Schenkt ihr euren Männern was?
alibo79
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Re: Gefangen in einem Albtraum

Beitrag von alibo79 »

Hey Mambo, ich kann in den depressionen auch nicht immer gut zu Hause sein, bzw eigentlich will ich zu Hause sein weil mir alles andere zuviel ist, andererseits ist das zu Hause dann mit soviel negativen Gefühlen und Gedanken behaftet, dass es mich immer an die Depression erinnert.
Zum Glück ist das jetzt wieder alles weg.
Zum Mimik spiegeln, ja ich habe das auch irgendwie versucht in den depressionen aber es ist mir so so schwer gefallen, es hat mich wahnsinnig viel Kraft gekostet. Und innerlich hat sich alles dagegen gesträubt. Als ich gesünder wurde ging das besser.
Dann hast du gefragt wie ich das gemacht habe damals wenn ich so erschöpft war. Ich habe teilweise neben meinen Kindern auf dem Boden gelegen wenn sie gespielt haben und augen zu gemacht. Ansonsten habe ich mich irgendwie durch den Tag geschleppt und versucht den Tag irgendwie zu überstehen.
Was mir geholfen hat, war mittags zu schlafen. Damit habe ich dann ein bisschen Kraft für den restlichen Tag bekommen. Vormittags habe ich mich dann versucht zusammen zu nehmen und mir gesagt, bald ist mittags dann kannst du pause machen. Und abends bin ich dann oft mit den Kindern ins Bett gegangen. Das ging recht gut, ich habe ihnen versucht zu erklären dass ich keine Kraft habe, aber wir zusammen im Bett liegen und kuscheln können und ich habe dann augen zu gemacht.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
alibo79
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Re: Gefangen in einem Albtraum

Beitrag von alibo79 »

Die Beziehung zu meinen Kindern würde ich heute trotzdem als gut bezeichnen, sie mussten ja schon 2 schwere Depressionen bei mir mit erleben und das tut mir wahnsinnig leid. Ich sehe es aber auch so, dass ich dadurch sehr viel gelernt habe, sehr reflektierend bin und zb mein Umgang mit den Kindern anders ist als meine Eltern damals mir mir umgegangen sind. Wir gehen offen mit meiner Krankheit um und ich hoffe dass ich ihnen dadurch auch viel Gutes mitgeben kann.
Ich hatte selbst Eltern die psychisch krank waren und Alkohol abhängig. Es wurde über Jahre geheim gehalten und das hat bei uns Kindern schon Spuren hinterlassen.
Ich bin vielleicht nicht die klassische Mutter wie andere Frauen die ich so erlebe, aber man muss sich ja auch nicht immer der Masse anpassen. Trotzdem liebe ich meine Mädels und versuche ihnen eine gute Mutter zu sein, so wie es für unsere Familie passt.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
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Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
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Mambo
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Re: Gefangen in einem Albtraum

Beitrag von Mambo »

Hallo alibo,
Ich bin vielleicht nicht die klassische Mutter wie andere Frauen die ich so erlebe, aber man muss sich ja auch nicht immer der Masse anpassen. Trotzdem liebe ich meine Mädels und versuche ihnen eine gute Mutter zu sein, so wie es für unsere Familie passt


das hast du schön geschrieben. Sie sehen an dir, dass du dich mit deiner Krankheit annimmst und lieben dich so wie du bist. So können sie später vllt auch besser zu sich stehen, wenn es ihnen nicht gut geht bzw. werden empathischer mit ihren Mitmenschen.

Ich habe heute einfach nur Schuldgefühle und schäme mich für meine "schwäche". Es fühlt sich so an, als würde ich einfach nur einen auf Faulenzer machen. Etwas in mir ist überzeugt davon. Ich habe die letzten Tage viel gedeckelt und das merke ich nun. Habe Angst, dass mein Partner Wut auf mich entwickelt, wenn ich mich zurückziehe. Das kann ja passieren, auch wenn er es nicht will.
Mein Arzt sagt, das ich darauf hören soll, was mir gut tut. Das ist wichtig, um gesund zu werden. Aber ich kann doch meinen Partner nicht im Stich lassen. Ich wünschte, er würde sich mehr hilfe holen bzw. Das wir allgemein mehr hilfe bekämen. Einfach, damit ich mir nicht so Sorgen um ihn machen muss. Wenn ich ihn Frage ist alles okay und er sagt, ich soll mich ausruhen.
Ich fühle mich einfach nur wie die letzte Versagerin und kann mich nicht im Spiegel anschauen. Fühle mich Zuhause nicht mehr wohl, alles wirkt fremd.

Kann es sein, dass die erhöhung des Sertralin auf 100 mg erstmal eine Verschlimmerung herbeiführen kann?
alibo79
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Re: Gefangen in einem Albtraum

Beitrag von alibo79 »

Ja, das kann dein dass du jetzt wieder Nebenwirkungen merkst und dadurch alles wieder blöd ist.
Mein Psychologe hat mir immer wieder Mut gemacht um Hilfe zu bitten. Das ist mir auch sehr schwer gefallen und passte auch nicht zu meinem Wesen, ich wollte immer Stark sein und alles selbst schaffen.
Ich habe irgendwann dann doch zb meine Schwiegermutter gefragt ob sie für uns Mittagessen mit kochen kann. Wir haben ja einen Bauernhof und wohnen dort mit 3 Generationen. Jeder in seinem Haus. Schwiegermutter hatte damit kein Problem da eh gekocht hat und dann einfach mehr gemacht hat. Und die Großeltern freuten sich über die enkel am Tisch. Auch abends sind anfangs die Kinder dann immer bei Oma in die Küche gegangen und haben dort gegessen. Meine Eltern haben die Kinder auch einmal die Woche genommen auch über Nacht, sodass ich mal schlafen konnte, denn meine Mädels waren immer sehr schlechte Schläfer.
Das sind nur einzelne kleine Änderungen, aber in der Summe haben sie mir dann wieder bisschen mehr Kraft gegeben. Uns mein Psychologe sagte mir auch immer, dass Großeltern von den Enkeln profitieren und sie jung halten, da brauche ich kein schlechtes Gewissen zu haben.
Als ich wieder stabiler wurde konnte ich auch quasi ein wenig zurück geben, indem ich dann zb zwischendurch für alle gekocht habe oder ich backe viel Kuchen und dann bringe ich davon einen Teil zu meinen Schwiegereltern.
Wenn dein Mann dir sagt, dass es okay für ihn ist, dann darfst du das auch glauben und wenn du wieder dadurch zu Kräften kommst, dann profitiert eh die ganze familie davon.
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Mambo
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Re: Gefangen in einem Albtraum

Beitrag von Mambo »

Hallo alibo,
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Achtung: negative Gedanken
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gerade muss ich förmlich jede Hilfe mobilisieren, denn ich bin ziemlich weit unten :| ich will nicht mehr aufstehen, ich will gar nichts mehr. Ich will nicht mehr nachhause und das tut mir sehr weh - fühle mich wie ein unmensch. Gestern war ich nur gelegen und wollte einfach alleine sein. Ich will nur noch meine Ruhe

Ich bin in der Tagesklinik und hier geht's besser. Bespreche noch mit der pflege, wie ich das Wochenende überstehe. Und heute ist hier noch zwei Stunden früher Schluss und dann muss ich früher nachhause - vllt flüchte ich noch in den Wald. Meine Taxifahrerin hat mir gerade erzählt, dass sie sehr lange unter Wochenbettdepressionen litt, die nicht erkannt wurden und sie dadurch in eine Alkoholsucht rutschte. Aber das sie auch das überstanden hat und es gut ist, dass ich hier bin.

Ich habe Angst vor Zuhause 😿 ich habe keinen Nerv für die kleine. Ich fühle mich kilometerweit weg von ihr! Das arme Kind und ich armes würstchen. ich befürchte, dass mich alle hassen werden; vllt noch nicht jetzt, aber jeden Tag den es länger dauert mit der Genesung. Ich kann mich selbst nicht ertragen.

Es ist schönes Wetter und die kleine kommt nicht mehr jeden Tag raus (mein Partner geht nicht gerne alleine spazieren), deswegen muss ich eigentlich mit ihr spazieren und sie baden. Sonst habe ich das gerne gemacht und jetzt will ich einfach nicht mehr.

Soll ich mich dazu zwingen? Was sagt deine/ eure Erfahrung?

(Der Arzt sagt mir ja, dass ich nur das tun soll, was mir gut tut. Und nur das mit der kleinen machen, worauf ich Lust habe. Aber gerade will ich nichts mit der kleinen machen. Und wenn ich dem nachgebe, habe ich Angst, dass ich nie wieder was mit der kleinen machen will)
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Marika
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Re: Gefangen in einem Albtraum

Beitrag von Marika »

Hallo Liebes!

Ich kann dich sehr gut verstehen. Alles was du beschreibst, alle diese Gedanken habe ich auch durchmachen und durchstehen müssen. Es ist die absolute Hölle.
Ich war zwar nicht in einer Tagesklink (leider ist das bei uns in Österreich fast nicht etabliert), aber ich bin sonst "geflüchtet".... zu meinen Eltern, zu meiner Tante... einfach raus, weg von daheim. Ich musste den Kleinen aber immer mitnehmen, obwohl mir oft speiübel dabei war vor Angst und Anspannung. Aber ich wusste, dass man ihn mir dann abnehmen würde. Ich konnte volle 3 Monate nicht mit ihm alleine sein. Die Wochenenden wo dann mein Mann da war, waren noch schlimmer, ich fühlte mich gefangen in einer Angstmachenden Situation.

Es ist tatsächlich schwierig: soll man sich zwingen etwas mit dem Kleinen zu machen, oder nur das was man möchte. Mein Psychiater hat mir gerade Anfangs geraten, gaaanz langsam mich heran zu tasten. Z.b. wenn ein ganz schlechter Tag ist und du nur alleine sein willst, kannst du vielleicht einfach kurz zur Kleinen gehen, sie streicheln und kurz ansehen. Das ist schon was. Auch wenn mehr gerade nicht geht. Wirklich gaaaanz langsam. Von "sich zwingen" hat er nichts gehalten. Dein Arzt sieht das wohl ähnlich, aber da gehen die Meinungen auseinander. Ich kann nur von mir sprechen, dass es ohne Druck gut funktioniert hat und mein Sohn trotzdem zu mir die innigste Beziehung hatte und immer noch hat. :wink:

Klar habe ich mich dann manchmal überwunden etwas zu tun, weil ich natürlich auch so ein schlimmes schlechtes Gewissen hatte, meinem Mann gegenüber. So sehr es nicht nötig ist, so sehr haben wir es einfach doch. Ich hatte mehrere Bezugspersonen die mir geholfen haben, so blieb eigentlich eher wenig an meinem Mann hängen.

Ganz schlimm waren immer die Bade und Wickelsitustion. Das war lange ganz heftig und ich habe mich da oft nicht getraut. Geholfen hat es mir, wenn jemand anderes es tat und ich am Anfang einfach nur kurz dabei war. Dann immer etwas länger... und dann auch mal ein paar Minuten länger, als ich eigentlich wollte. Also ein bisschen ein Mix aus "Wollen" und "Müssen".

Du schaffst das. Du hattest gerade deine Periode, da kommen ganz oft solche Tiefs. Das Sertralin braucht noch Zeit um richtig gut wirken zu können. Das ist das gemeine und kaum auszuhalten. Aber du packst das, niemand wird böse auf dich sein und du wirst eine Bindung zu deinem Kind aufbauen die dich überwältigen wird.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
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Re: Gefangen in einem Albtraum

Beitrag von Nat86 »

Liebe Mambo,

es tut mir echt leid, dass es Dir so mies geht. Wie Marika schon schrieb, sind diese Gedanken einfach seine Ruhe haben zu wollen, nicht zu Hause sein zu wollen und gleichzeitig das schlechte Gewissen gegenüber seinem Kind und allen Anderen, die das Kind versorgen, sehr typisch und leider sehr schwer zu ertragen. Ich kenne das auch Alles 1:1.

Du wirst wieder gesund; leider dauert das manchmal länger und diese schlimme Zeit durchzustehen, ist einfach sehr, sehr hart und furchtbar.

Ich war sehr lange stationär und wollte auch nie nach Hause. Zu Hause war der schlimmste Ort der Welt für mich zu der Zeit, obwohl ich sonst sehr gerne einfach nur zu Hause war und mich irgendwie beschäftigt habe.

Zum Thema sich selbst zwingen: Mir hat man auch immer gesagt, dass ich mir etwas Gutes tun soll. Nur viel mir nie was ein. Mir ging es ja immer furchtbar, egal was ich tat oder nicht. Ich habe mich tatsächlich gezwungen, mich mit meiner Tochter zu beschäftigen, weil immer das schlechte Gewissen gegenüber ihr präsent war. Ob das nun richtig war oder nicht, weiß ich nicht. Ich hatte aber auch wie Marika, immer Unterstützung durch meine Eltern und Schwiegereltern, sodass mein Mann nicht so belastet war und die Pflege und Bespaßung unserer Tochter auf mehreren Schultern lag.

Alles Liebe,
Nat.
Viele Grüße von Nat
alibo79
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Re: Gefangen in einem Albtraum

Beitrag von alibo79 »

Hey, ich kann mich den beiden anderen anschließen, ein Mix von müssen und nicht müssen ist auf lange Sicht gesehen hilfreich.
Mein Arzt sagte mir auch, machen sie was schönes für sich, was ihnen Spaß macht und gut tut. Ich habe nur gedacht, sie haben gut reden.
Es gab einfach nichts mehr wobei ich Freude empfunden habe und ich war auch nicht in der Lage irgendwas zu machen, weil es mir so schlecht ging. Ich war ein einziges elendiges Häufchen , zu nichts mehr in der Lage. Nur am weinen vor Verzweiflung.
Mein Psychologe und auch in den Fachbüchern die ich gelesen habe, haben mich aber bestärkt darin trotzdem aktiv zu werden. In winzigen Schritten, in dem Rahmen was möglich ist.
Er sagte mir, eine Depression auszuheilen beinhaltet auf jeden Fall aktiv zu werden. Denn es ist ja das klassische Symptom der totale Interessen Verlust, die tiefe Erschöpfung, nur noch rumliegen zu wollen. Und das ist auch ein wenig ein Teufelskreis. Ist man total inaktiv, dann gibt es keinen positiven input für das Gehirn und es gräbt sich weiter diese negativen Gedanken spirale ein, sodass das Gehirn nicht lernt auf die Dauer wieder normal zu funktionieren. Im Prinzip wie Physiotherapie für das Gehirn. Immer wieder ganz kleine Übungen machen, sodass es wieder trainiert wird wie ein muskel wieder kräftig zu werden. Natürlich gibt es auch muskelkater und Rückschläge, aber das gehört dazu wenn man wieder gesund werden will.
Als es mir in der letzten Episode sehr schlecht ging, habe ich irgendwann angefangen Dinge zu machen, wovon ich wusste dass sie mir früher mal Freude bereitet haben. Ich habe zwar keine Freude dabei empfunden, habe aber trotzdem versucht sie durchzuziehen um der depression nicht immer die größte Aufmerksamkeit zu schenken. Ich bin joggen gegangen und ich war furchtbar langsam und mir war zum heulen, ich habe nur mini Strecken geschafft. Danach ging es mir vielleicht für eine kurze Zeit etwas besser. Oder ich habe Kuchen gebacken, obwohl ich null Bock hatte und keinen Appetit darauf.
Was ich dir damit sagen will, versuche einen guten Mittelweg zu finden. Verkrieche dich nicht nur i. Bett und grübel mit den ganzen negativen Gedanken. Versuch ein kleines bisschen aktiv zu sein. Wenn es dir schwer fällt, dein Kind zu sehen, vielleicht kannst du eine freundin fragen ob sie dich für einen Spaziergang begleiten kann und lass sie den Kinderwagen schieben. Oder falls ihr einen Garten habt, setzt dich in die Sonne und lass eure Tochter draußen schlafen und du kannst zwischendurch rein gehen um Abstand zu bekommen. Und wenn du etwas geschafft hast auch wenn es nur in deinen Augen Kleinigkeiten sind, dann lobe dich, denn du hast dieser sch.... Krankheit die Stirn geboten, denn du bist viel stärker als die Depression, die bekommt dich nicht klein, sondern du gibst ihr den Ar... tritt.
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alibo79
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Re: Gefangen in einem Albtraum

Beitrag von alibo79 »

Hey Mambo, wie ist das Wochenende für dich gelaufen? Liebe Grüße
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
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