Vorstellung, AD-Einschleichen als echte Challenge

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Rayana7
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Vorstellung, AD-Einschleichen als echte Challenge

Beitrag von Rayana7 »

Hallo,

Seit ca.2 Wochen lese ich hier im Forum rauf und runter.Möchte so gerne meinen aktuellen 'Zustand' verstehen und einordnen können, der mich echt verzweifeln lässt.
Zu mir: Bin alleinerziehend mit 2 Jungs. 2018 nach der Geburt des 2.Kindes bin ich in eine PPD geraten, Hebamme und Gynäkologin haben mich schnell vermittelt.ich habe ca. 1 J. Sertralin 50mg genommen und begleitend ambulante Psychotherapie während der Elternzeit. Danach habe ich wieder gestartet mit Arbeiten, das Sertralin auf 25mg über viele Monate beibehalten. Letztes Jahr habe ich eine Mutter-Kind-Kur gemacht, noch einige Skills und Stressmanagement für mich mitgenommen. Das AD hab ich ausgeschlichen nach Rücksprache mit dem Kurarzt.
Nun kam der Winter, der Frühling und ich merkte, dass mein Tief nicht enden will. Bei meiner Gynäkologin hab ich nachgefragt, ob es die Wechseljahre sein könnten, die sich da evtl melden (bin 47J.). Nach Analyse meiner LebensSituation, Symptomen etc. war eine depressive Episode allerdings sehr viel wahrscheinlicher. Nun gut. Also hab ich das Sertralin wieder eingeschlichen. ...mit vielen NW dieses Mal (MagenDarm, übelkeit, Unruhe, Zahnfleischbluten etc über 3 Wochen). Was mich allerdings echt am meisten fertig macht, sind (neu!!!) auftretende Suizidfantasien. Das ist so fern von meinem Ich, aber sie kommen immer mal wieder im Tagesverlauf. Total scary! Nach Rücksprache mit der Psychiaterin sollte ich nun das AD wechseln.Nehme seit 4 Tagen Fluoxetin 10mg, es gibt jetzt weniger Übelkeit, Diarrhoe - aber die psychischen NW sind weiterhin da. Ich fühle mich irgendwie gar nicht wie ich selbst, ich habe bei diesen Gedanken so Angst um mich und meine Jungs.traue mich nicht mal Auto zu fahren! Ich wüsste so gerne, wann dieser Spuk vorbei sein wird. Bin jetzt bei Tag 25 des SSRI.
meine Jungs haben nur mich, keine Großeltern, keinen Vater, niemanden, der sich kümmern kann.
Das ist für mich gerade ein echter Alptraum, denn ich hatte gehofft, dass das AD mich stabilisieren wird, so wie nach der Geburt damals.
Vielleicht kennt ja jemand diese irrealen Suizidgedanken und hat nen Tipp, wie ich da gegenan gehen kann...
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Marika
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Re: Vorstellung, AD-Einschleichen als echte Challenge

Beitrag von Marika »

Herzlich Willkommen in unserer Runde!

Zuerst mal tut es mir sehr leid, dass du gerade so zu kämpfen hast. Du nimmst ein AD aus der SSRI Klasse (selektive Serotonin Wiederaufnahme Hemmer) die als Nebenwirkung Suizidgedanken haben können. Bei dir scheint diese NW aufzutreten. Sie sollte zwar sehr bald vergehen, trotzdem würde ich unbedingt nochmal die Ärztin kontaktieren. Es gäbe Notfallmedikamente, die solche Nebenwirkungen abfedern können, bis sie abklingen.

Ich würde gleich heute mal anrufen, denn dieser Zustand muss und kann gut begleitet werden. Zumal du ganz alleine mit deinen 2 bist, solltest du noch mehr Unterstützung bekommen. Wie gesagt ein Notfallmedikament für eine begrenzte Zeit wäre eine Möglichkeit die hier viele gut durch die erste Zeit der Nebenwirkungen gebracht hat.

Fühl dich wohl und verstanden bei uns.
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Rayana7
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Re: Vorstellung, AD-Einschleichen als echte Challenge

Beitrag von Rayana7 »

Vielen lieben Dank Marika für Dein zügiges Statement :-).
Der Psychiaterin hatte ich das am Freitag schon gesagt mit den Suizid-Gedankenblitzen, ebenso dem Hausarzt 4 Tage zuvor. Sie meinte, wäre ich nicht alleinerziehend, solle ich in ne Klinik gehen. Hmpf. So solle ich aber ggf Seelsorge-Telefon anrufen oder in ne Notaufnahme für Akutgespräch. Es sind diese inneren Unruhephasen und diese absurden Gedanken, die mich so erschrecken. Das hatte damals in der Stillzeit definitiv nicht....
Für morgen hab ich nun einen Akut-Psychotherapietermin per Vermittlungscode gekriegt, allerdings online.besser als nix denke ich. Darüber hinaus hab ich eine Beratungsstelle kontaktiert für niedrigschwellige Akutberatung bei psychischen Krisen und hoffe auf Rückruf.
Anne 861
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Re: Vorstellung, AD-Einschleichen als echte Challenge

Beitrag von Anne 861 »

Hallo ,ich kenne diese Gedanken. Bei mir wurden sie als zg eingestuft .Ich kam mir so fremd vor.bei mir war es so das in der einschleichphase diese Gedanken präsent waren ,durch diese Gedanken kam die Angst in voller Kraft obendrauf .Meine Therapeutin sagte damals es ist eine angststörung, denn dieser Gedanke macht mir furchtbar Angst und ich habe nur Panik geschoben ..dann habe ich mich gefragt ob ich es wirklich könnte ,doch ich verfiel in Panik, dass war für mich ein Zeichen. Ich könnte es nicht .In der einschleichphase hatte ich Horror Nebenwirkungen, von Übelkeit bis 8 Kilo Verlust in einem monat, ich konnte nicht essen ,nicht schlafen ,meine arme ,mein Körper hat gekribbelt als ob die Angst nicht richtig durch kam .Ich war benebelt im kopf usw .Ich hatte die ganze Bandbreite aber ich wusste ich muss durchhalten bis es wirkt ,alle hier schrieben immer Geduld. Es war schwer aber nach 12 Wochen kamen die ersten normalen Momente ohne Angst, ohne Gedanken und dann wurde es stetig besser .Meine grunderkrankung seid Jugendalter war die Angst. Ich habe auch immer mal wieder ausgeschlichen. War dann 1-2 Jahre stabil und dann schlug es wieder ein ,diese Angst. Auto fahren war für mich ein no go aber in der einschleichphase durfte ich es auch nicht .Ich glaube die ssri haben eine erstverschlimmerung, bevor es sich entfaltet .Wie meisterst du zurzeit den Alltag? Hast du gar keine Hilfe? Liebe Grüße
Anne 861
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Re: Vorstellung, AD-Einschleichen als echte Challenge

Beitrag von Anne 861 »

Ich nehme aber escitalopram und mirtazapin.
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Marika
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Re: Vorstellung, AD-Einschleichen als echte Challenge

Beitrag von Marika »

Sehr gut, dass du so rasch und niederschwellig Termine bekommen hast. Bei dir hört es tatsächlich nach Nebenwirkung bzw. Erstverschlimmerung durch das AD an...

Gibt es wirklich gar niemanden der dich im Moment unterstützen könnte? Eine Haushaltshilfe könnte man z.b. über den Arzt beantragen...

Wir haben auch eine Liste von ehemaligen Betroffenen die man anrufen kann, du kannst hier die Liste anfordern:

info@schatten-und-licht.de

Du kannst jederzeit hier scheiben, ich bin sehr oft am Tag online hier und habe immer ein offenes Ohr!!!
Liebe Grüße von
Marika

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Rayana7
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Re: Vorstellung, AD-Einschleichen als echte Challenge

Beitrag von Rayana7 »

Dankeschön, Ihr seid toll !
Ich habe hier eigentlich ein ganz gutes Nachbarschaftsnetzwerk, 2 Nachbarinnen habe ich bereits informiert, so dass die auch ein extra Auge auf mich werfen. Leider haben wir diese Woche Schulferien, viele sind nicht da.
Aus meiner Vergangenheit sind mir reaktive Depressionsphasen bekannt (z.B.als ich meine Ma unvorbereitet tot in der Wohnung fand; war kein Suizid übrigens), aber keine Panikattacken oder Ängste. Und Selbsttötung war niemals ein Aspekt in meinen depressiven Episoden bisher. Deshalb bin ich jetzt auch so verstört, dass sich in meinem Gehirn überhaupt solche Gedanken bilden, so urplötzlich, ohne Historie. Und letztendlich bin ich echt n krasser Nerd, die sich schon immer für medizinische Themen etc. Interessiert hat. mein Verstand sagt mir die ganze Zeit, dass da oben was durcheinander geraten ist mit den Neurotransmittern...

Mit der Haushaltshilfe ist eine gute Idee, da werde ich mal in der Hausarztpraxis nachfragen. Und es gibt evtl auch noch ne weitere Beratungsstelle für Mütter in psychischen Krisen.

Ich danke Euch sehr.so wertvoll, hier zu sein!
Anne 861
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Re: Vorstellung, AD-Einschleichen als echte Challenge

Beitrag von Anne 861 »

Ich glaube auch, wie marika schreibt ,dass es eine Nebenwirkungen sein könnte /erstverschlimmerung. Der Gedanke macht dir angst aber du hast keine Absicht sowas zu tun ,richtig ? Du sagst ,es fühlt sich so durcheinander an ,dass Medikament brauct ja Zeit um an zu docken und fängt ja an zu reparieren ,so hatte es mir meine Therapeutin erklärt damals .Bist du trotzdem arbeiten oder kannst du dir etwas Ruhe gönnen ?Es scheint nicht einfach ,alleinerziehend, 2 Kinder.
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Marika
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Re: Vorstellung, AD-Einschleichen als echte Challenge

Beitrag von Marika »

Habe korrigiert, Anne... :wink:
Liebe Grüße von
Marika

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Rayana7
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Re: Vorstellung, AD-Einschleichen als echte Challenge

Beitrag von Rayana7 »

Ja, es fühlt sich tatsächlich etwas fremd gesteuert an - und eigentlich liegt mir nix ferner als Suizid zu begehen. Der Hausarzt hat mich erstmal 2 Wochen krank geschrieben, die Psychiaterin meinte am Freitag, das würde eher ne längere AU werden :-(
Irgendwie ging es auch zu lange "gut" - seit 5 Jahren Solomutter und immer im Funktionsmodus.
Zuletzt hab ich die freien Tage (Feiertage) als belastend erlebt, da gingen die destruktiven Gedanken auch los.
Mal sehen, was die Therapeutin morgen sagt, bei der ich nen Online-Akuttermin habe.
alibo79
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Re: Vorstellung, AD-Einschleichen als echte Challenge

Beitrag von alibo79 »

Hey Rayana,
Ich habe in den depressionen auch Suizid Gedanken, aber bei mir sind sie ein Symptom der depression. Ich finde die auch so schlimm, weil ich gesund ein so positiver, lebensfroher Mensch bin, der soviel Freude im Leben findet.
Bei dir hört es sich eher wie ZG an, hast du ein Notfall Medikament, was du sonst zusätzlich nehmen kannst?
Ich hatte damals mal citalopram, dass hat bei mir als NW auch heftige Suizid Gedanken gemacht. Ich musste es nach 4 bis 6 Wochen absetzen, da es mir damit noch viel schlimmer ging.
Wenn du jetzt länger nicht arbeiten kannst, kommst du finanziell über die Runden oder bist du gezwungen schnell wieder zu arbeiten? Ich wsr bei meiner 2. Episode auch wieder lange krank geschrieben, hatte aber das Glück, dass ich ein Versicherung habe, die dann Geld ausgezahlt hat.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
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Marika
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Re: Vorstellung, AD-Einschleichen als echte Challenge

Beitrag von Marika »

Hallo,

bitte berichte uns, wie der Termin gelaufen ist. ❤️
Liebe Grüße von
Marika

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Rayana7
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Re: Vorstellung, AD-Einschleichen als echte Challenge

Beitrag von Rayana7 »

Hallo,

hatte ein ganz gutes Gespräch mit der Psychotherapeutin zur Ersteinschätzung. Sie selbst war überrascht über meine Schilderung der Suizidfantasien. Das habe sie in ihrer Praxis noch nicht erlebt. Nachdem sie mich dahingehend ausgefragt hatte, kam sie ebenfalls zu dem Schluss, dass es ähnlich den ZG post partum z.B. ggü dem eigenen Baby sei und keinesfalls psychotisch oder es Hinweise auf eine suizidale Absicht bei mir gäbe. Sie ordnet meine Symptome so ein, dass nun das wichtigste sei, die Einschleichphase zu "überstehen". Ich solle mich weiter krank melden, um wieder zu lernen, mich auf mich selbst zu fokussieren (Selbstfürsorge) und eine Tagesstrukturplan machen, in dem ich kleine Auszeiten habe (Umsetzung ist für mich noch so gar nicht greifbar)...parallel soll ich mich um einen VT-Therapieplatz bemühen. Dafür wird sie mir einen neuen Vermittlungscode schicken. Es wird aber wohl ein langwieriger Prozess...
Ich werde also versuchen, so viel wie möglich in Sachen Zeitmanagement, Entspannung und Tagesplanung zu investieren, solange ich krankgeschrieben bin. Da die finanzielle Situation mit Unterhaltsvorschuss und 30 Std/Wo eh angespannt ist, schätze ich, dass ich nach insgesamt 4 Wochen wieder arbeiten gehen muss, hab aber auch ein echt asoziales Unternehmen als AG. :-( hoffentlich sind die psychischen Nebenwirkungen bis dahin etwas besser...
Anne 861
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Re: Vorstellung, AD-Einschleichen als echte Challenge

Beitrag von Anne 861 »

Wie geht es dir ?
Rayana7
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Re: Vorstellung, AD-Einschleichen als echte Challenge

Beitrag von Rayana7 »

Hey Anne,
sorry, hab gar nicht gesehen, dass Du geschrieben hattest 🫣. Bin jetzt am Ende der 7.Woche mit SSRI, seit 12 Tagen bei 20mg Fluoxetin (Dosis verdoppelt). Es ist inzwischen ein periodisches Auf-und Ab: Es gibt Stunden (v.a. nachmittags/abends), die sind ganz okay. Manchmal denke ich, dass Tagesklinik gut wäre, dann wieder Familienhilfe, dann läuft der Alltag wieder ganz gut, so dass ich glaub, auch ohne Support klarzukommen...Beim Jugendamt komme ich diesbezüglich noch nicht so gut voran.
Meine innere Unruhe ist immer noch quälend, die Nacht ist i.d.R. um 4.00h zu Ende - und das liegt nicht an den Kids ;-(. Die Suizidfantasien sind weniger geworden und sind v.a. nicht mehr so "aufdringlich". Insgesamt fühle ich mich phasenweise irgendwie emotional ziemlich gedämpft und neben der Spur. Freude empfinde ich immer noch sehr wenig... Übelkeit und Appetitlosigkeit sind noch da, aber ertragbar.nächste Woche muss ich arbeiten, finanziell wird es sonst prekär, aber wirklich arbeitsfähig fühle ich mich nicht. So gerne hätte ich mir noch mehr Ruhe und Zeit für mich gegeben, um weiter Therapieplatz zu suchen, Sport zu versuchen etc. In einer Akutberatung für Eltern mit psychischer Erkrankung hab ich 1x/Woche Termine gehabt: die 3 Stunden insgesamt waren Gold wert! Und sie haben mir gezeigt, dass meine depressive Episode einfach gnadenlos aufdeckt, was im Leben gerade schmerzhaft/drängend/angegangen werden muss von mir. Trotz aller Antriebslosigkeit und Müdigkeit erlebe ich mich irgendwie eher "hochfunktional" und ich arbeite meine "Themen" ab, die ich z.T.jahrelang verdrängt habe. Ob das so gut ist in dieser Akutphase, weiß ich nicht. Hab nächste Woche endlich Termin mit der Psychiaterin, mal sehen, was die so sagt....
Ich hab mir von der Depressionsliga ein Depressionstagebuch gekauft (Nicolas Doster), das finde ich gut, um mich zu reflektieren und auch kleine Fortschritte zu erkennen. Hilfe zur Selbsthilfe. Und ich höre viele Podcasts über Depression...(know your enemy)
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