Junge Mama, trotzdem alt, dafür aber ganz neu!

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Jule2006

Junge Mama, trotzdem alt, dafür aber ganz neu!

Beitrag von Jule2006 »

Hallo,
ich heiße Susanne, 39, meine Tochter ist 13 Monate alt und daß ich wahrscheinlich diese postpartale Depression gehabt habe, interessierte keinen Arzt. Weder den Hausarzt noch den Neurologen/Psychiater oder den Psychologen. Es scheint wohl einfach noch nicht ernst genug genommen zu werden. Als ich einen Tag nach der Geburt die Krankenschwester zuschwatzte, wie sehr ich mich freuen würde, kam sie mir komisch vor. Ich fragte meinen Freund, ob ich übertrieben viel geredet hätte und er bestätigte das. Dann habe ich angefangen zu heulen und nicht mehr aufgehört. Aber ich habe es dann natürlich unterdrückt. Dank Antidepressiva kann ich jetzt garnicht mehr heulen auch nicht mehr wirklich fühlen. Ich funktioniere nur noch. Scheint wohl das beste zu sein für alle. Anfangs war alles rechts anstrengend, nun geht es, das berühmte erste Jahr ist vorbei und es geht wirklich einfacher. Ich frage mich nur, warum ich bei jedem bißchen losheulen muß, aber nur, wenn ich alleine bin. Ich weiß nicht, warum ich so depressiv wurde, ob es daran lag, daß meine Tochter per Kaiserschnitt kam (hat sich nicht gedreht), den Krankenschwestern hätte ich am liebsten allen gekündigt wegen Unfreundlichkeit, denn ich würde mich ja anstellen, wenn ich nicht am zweiten Tag schon ein Steptanz aufgeführt hab. Ich habe sie alle gehasst. Dann hat meine Nachbarin im Zimmer den ganzen Tag am Handy gelabert, auf türkisch, konnte man noch nicht mal mitlauschen und wenn sie dann um 23.00 Uhr auflegte, dann schnarschte sie wie eine Wildsau. Ich fragte sie einmal, ob sie aufhören würde zu telefonieren, beim zweiten mal die Krankenschwester, die sagte, ich sei doch erwachsen und könnte das selber lösen. Ich würde nie wieder im Leben nach Holweide (Köln) gehen. Absolut völlig unfähige Krankenschwestern. Einmal hörte ich, wie zwei Krankenschwestern sich unterhielten. „Die Frau X heult!“ „Ja warum tut sie das nur?“ Nachdem ich an dem einen Tag losheulte, schien die halbe Station zu heulen. Keine Schwester wusste warum. In der dritten Nacht rief ich die Schwester, sollen meine Papiere fertig machen, ich wolle nachhause. Die Ärztin am nächsten Tag sagte nur: „Ich habe gehört, Sie wollen nachhaus. Super!“ Ich habe die ganze Zeit so getan, als ginge es mir gut. Dabei war alles andere der Fall. Zuhause hatte ich zum Glück meine Mutter, bei der ich aber aufpassen mußte (bis heute) daß sie das Kind nicht zu sehr an sich reißt. Ich kam aus dem Bett nicht mehr raus. Die Hebamme sagte: „Selber schuld, wenn Sie so früh nachhause gehen.“ Außerdem sagten alle Hebammen (Krankenhaus und die zuhaus) ich könne nicht richtig stillen. Im nachhinein ist mir klar geworden, daß sie Schwachsinn erzählt haben. Ich mußte alle 2 Stunden abpumpen. Ich solle ein Rezept für die Pumpe kriegen, ging zum Arzt, mußte eine Stiege hochklettern zu ihm (kein Witz) und dann hat er sie mir nicht verschrieben, weil das paar Tage alte Baby noch keine Karte hatte. Bin dann zum Gyn und der hat sie mir verschrieben. Ich habe gepumpt, bis ich dachte, ich wäre eine Milchkuh. Eine Kuh ohne Milch. Dann hab ich sie doch gestillt und alles lief prima. Dank Hebammen und Krankenschwestern lief erst mal alles Sch….! Ich war so gestresst, daß ich fast Schluss machte mit meinem Freund, aber wir sind noch zusammen. Ich wohne alleine aus eigenem Entschluss. Vielleicht, weil ich bisher immer alles allein getan habe und einfach zu eigenständig bin. Ich würde gerne mit jemandem zusammenleben, aber ich kann es nicht. Vielleicht kann ich nicht teilen. Angst davor, daß mir jemand mein Kind wegnimmt. Ich hatte nie etwas, worauf ich stolz sein konnte und nun liegt mein ganzer Stolz nebenan im Bett und ich bin seit Tagen hundemüde, daß ich mich kaum halten kann. Trotzdem werde ich alles für sie tun. Oft denke ich einfach, ich wäre nicht gut genug für sie. Liegt wohl an meinem mangelden Selbstbewußtsein. Auch wenn ich weiß, woran es liegt, es hilft mir garnix! Ich kann einfach nicht mehr schlafen und das schon seit Wochen. Ich werde jeden Tag müder und bin jetzt schon am Ende, wenn ich morgens totmüde von ihr geweckt werde.
Für´s erste beende ich meinen Roman.
LG
Susanne
Alicia

Beitrag von Alicia »

Wow, dein Roman erinnert mich an meine Geschichte :-)

Ich habe auch mangelndes Selbstbewusstsein, und kenne dieses Gefühl lieber alleine sein zu wollen, weil man alles selber machen möchte.
Und mein Sohn ist auch mein Ein-Und-Alles, weil er das einzige ist, worauf ich bisher im Leben stolz bin. ich bin "erst" 26, d.h. es können noch Dinge kommen worauf ich stolz bin, doch bisher ist es so, dass ich mich erst rihctig gut fühle und selbstbewusst, wenn mein Sohn in meiner Nähe ist.
Durch ihn blühe ich auf!!!!!!

Was dieses GEfühl des Selbstständig-Seins angeht: ich denke mir im Moment, dass ich womöglich in meiner kindheit zu wenig selber machen durfte. D.h. meine eltern haben mich sehr "bevormundet", weil es für sie bequemer war. Zum Beispiel beim essen, lieber füttern, gibt weniger Flecke und dazu die Worte: "du kannst das nicht!"
Man durfte als Kind nix alleine, man kann es ja eh nicht so gut wie die Eltern und jetzt stehn wir als Erwachsene da und das alles blieb im Hinterkopf.
Ich fühle mich sogar "bevormundet" wenn ein Klempner kommen muss, weil meine Heizung nicht geht!!!! Am liebsten würde ich auch das lernen und einfach selber machen!!!!! :shock: :? :-)

LG und ein herzliches Willkommen

Maren
Jule2006

Danke!

Beitrag von Jule2006 »

Liebe Maren,
vielen Dank für deine email. Ich mag es auch garnicht, wenn man in meine Erziehung reinpfuscht! Meine Mutter versucht mich heute noch klein zu halten. Komm, das kann ich doch viel besser machen usw. So wird es wohl auch gewesen sein, als ich klein war. Sie haben alles für mich getan, sehr nett, aber wohl nicht so gut gewesen. Ich wollte auch lieber Automechaniker werden und nicht dämliche Bürotussi. Nun habe ich ein psychisches Attest, daß ich die Bürokauffrau nicht mehr ausüben darf, hähä. Es hat mich von Anfang an krank gemacht, den Männern zuzuarbeiten, wie halt als Bürokauffrau. Ich habe es gemacht, bis ich bald umgekippt bin. Jedenfalls ist es ein tolles Gefühl, daß ich nicht die einzige auf Erden bin, der es so geht, also nicht, daß es dir auch schlecht geht, sondern daß man nicht allein ist. Es ist wirklich super und mir ist schon wieder einiges mehr klar geworden! Danke!
Sue
Alicia

Beitrag von Alicia »

ja dieses GEfühl ist klasse. Grad weil man hier ECHT VERSTANDEN WIRD!!!!
würde man mit jemandem "da draussen" reden... man würde sich nicht "geborgen" fühlen.

Hier muss man nix erklären, hier versteht jeder jeden!!!! Es ist wunderbar!

Und immer wieder entdeckt man Geschichten, die der eigenen sehr ähnlich sind :-)

Maren
Suse07

Beitrag von Suse07 »

Hallo Susanne,

herzlich willkommen auch von mir !
Heiße ebenfalls Susanne :wink: und meine Tochter Pauline ist 14 Monate alt. Freue mich auf einen regen Austausch!

Dachte Holweide ist DIE Klinik schlechthin ???
War die nicht bei "Hallo Baby" im Fernsehen,höhö, mit dem netten Oberarzt?!

LG,
Suse
kathrin

Beitrag von kathrin »

das tut mir sehr leid wie es für dich gelaufen ist.


die gefühle die du beschreiibst kenne ich.auch ich habe einen "auf heile welt gemacht" im kh und als ich mit meiner kleinen jule dann daheim war brach die welt zusammen.


das ist jetzt 11 monate her


auch heute noch gibt es tage an denen ich einfach nur heulen wollte.aber ich kann besser damit umgehen.


fühl dich umarmt
bambam

Beitrag von bambam »

Hallo Susanne!

Erst mal muss ich Dir sagen, das mich die Schilderung Deiner Geschichte (insbesondere mit der schnarchenden Wildsau!!!) mit diesem klitzekleinen bißchen Sarkasmus total - wie soll ich sagen - zum wegwerfen finde...!

Versteh mich jetzt nicht falsch - aber hier wirst Du verstanden! Vergiß die Ärzte, diese vielen (in meinen Augen bezüglich der PPD völlig inkompetenten) Hebammen und vor allem diese "perfekten" Muttis, die alle so beschissen Grinsen wie die Tussi aus der Alete-Werbung!

In vielen Punkten Deiner Geschichte erkenne ich mich wieder: auch ich war die völlig überdrehte Neu-Mami, der es Anfangs supi ging (wie der Tante aus der Alete-Werbung :evil: ) und über die sich das Klinik-Personal bestimmt auch ihren Teil dachte.

Auch das Milchkuh-Syndrom kenn ich nur zu gut... Mal im Ernst: ich saß das erste Mal mit dieser Pumpe da und zapfte mich an wie ein Milchbauer die Euter seiner Kuh. Ich kam mir vor, als saugte man mir jegliche "Lebenslust" aus dem Körper. Für die paar Milliliter, die da abgepumpt wurden, schossen mir die Tränen in die Augen weil ich schlechte Mutter ja nicht mal mit meinen eigenen "Ohren" in der Lage war, mein Kind ordentlich zu ernähren.

Vorm zufüttern machte man mir sowas von Angst, das ich die Krise bekam! Mein Kind schrie ständig - vor Hunger. Aber das Stillen sei ja so gesund und überhaupt... Bis ich zufütterte verging eine Ewigkeit...

Ich kann Dir nur soviel sagen: setz Dich nicht zu sehr unter Druck! Du machst das schon alles richtig mit Deinem Kind!
Deine Mama kann das in diesem Fall bestimmt nicht besser machen als Du!

Und: Du bist hier gut aufgehoben! Hier gibt es Menschen, die wirklich verstehen, wie es einem geht. Weil es nämlich "Leidensgenossinnen" sind...!


Liebe Grüße,
bambam
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