jetzt erzähle ich euch mal meine geschichte...

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elli85

jetzt erzähle ich euch mal meine geschichte...

Beitrag von elli85 »

bin schon etwas länger im forum, habe mich aber noch nie richtig vorgestellt.
es fällt mir schwer überhaupt über diese sache, die geburt und alles was danach kommt nachzudenken, geschweige denn davon zu schreiben....aber ich mache es trotzdem, weil ich ganz einfach denke das es hilft zu verarbeiten...
es fing alles damit an das ich eine gestose diagnostiziert bekommen habe, wurde darauf hin in's krankenhaus zur beobachtung überwiesen...der blutdruck war zwar grenzwertig aber eigentlich war alles noch im grünen bereich....man, also der oberarzt wollte mir dann blutdruck-senkende tabletten verschreiben, was ich aber nicht für sinnvoll hielt..ich hab auch einfach an mein kind gedacht...
ich wurde also entlassen...
von diesem tag an habe ich in ständiger angst gelebt, hab nur auf irgendwelche zeichen meines körpers geachtet..hatte das gefühl meinem kind geht es nicht gut
ich sollte mich schonen und die meiste zeit liegend verbringen, was ich auch gemacht habe...ausser mal ne stunde mit dem hund war ich nicht mehr draussen.
ich war den ganzen tag alleine, es war klar...und auch verständlich das ich nur noch auf die zeichen meines körpers geachtet habe...plötzlich flimmerte es vor meinem auge...ich sah komische schwarze flecken....hab totale angst bekommen, dass das mit der gestose zusammen hing..und hab mich nur noch darauf konzentriert...
mein freund hat mich geschlagen...abends wenn er nach hause gekommen ist und getrunken hat...dann wollte er streiten...
das alles hat mich kaputt gemacht...ich hab immer nur an mein kind gedacht...sein schreien, meine angst, meine gefühle...alles hat er mitbekommen...und ich hasste mich dafür...ich wollte eine schöne schwangerschaft!
wir sind dann regelmäßig ins kkh zum ctg gefahren, da wurde schnell klar, die geburt muss eingeleitet werden....
in der nacht vor dem termin lag ich wach, hörte auf mein herz und hatte panische angst...ich bin dann ins bad und merkte dass das licht pulsartig flackerte...das war's ich dachte...das ist die gestose, nun ist es vorbei...
ich weckte meinen freund und wir fuhren sofort ins kkh..
der blutdruck war zwar hoch aber komischerweise blieben alle ruhig, kein grund zur aufregung...
ich wurde in ein zimmer gelegt und sollte versuchen zu schlafen, was ich aber nicht konnte...komischerweise hörte ich ständig den klingelton meines handys...und ich dachte mir schon das da was faul war...schob aber alles auf die gestose..
am nächsten tagbekam ich dann die tabletten damit die geburt in gang kommen sollte...abends um acht waren nur leichte wehen und mein freund fuhr nach hause...die hebammen sagten, das es sicher erst am nächsten tag losgehen würde..
um neun hatte ich auf einmal nonstop wehen, ich wurde ans ctg angeschlossen und bekam ein buscopan zäpfchen, die hebamme sagt entweder die schmerzen gehen weg oder die geburt geht los..
ich hatte eine wehe nach der anderen, keine pause...und ich musste die ganze zeit in diesem bett liegen...obwohl ich doch so gerne rumgelaufen wäre...
um elf wurde dann mein freund angerufen, bis halb zwölf war ich mutterseelen alleine in diesem zimmer...als mein freund da war ging es dann in den kreissaal...
die ganze zeit hatte ich wehen, keine pause dazwischen...
ich wollte eine wannengeburt..also wurde der einlauf gemacht...ich bin dann ständig zwischen toilette und bett gependelt...meinen freund und die hebamme hab ich nicht mehr wahrgenommen, ich wollte sie auch nicht bei mir haben...ich konnte nicht mehr...und das hab ich auch ständig aus mir rausgeschrieen...
irgendwann hat die hebamme dann den muttermund abgetastet und gemeint es würde sich nur verzögern wenn ich jetzt noch in die wanne gehe und somit ist auch dieser traum geplatzt...
1.10 uhr war der kleine mann auf der welt...er lag in meinem arm...und ich wollte ihn nicht...ich hatte kein gefühl...nichts..ich war leblos...
ich erinnerte mich das ich ihn gleich anlegen wollte..und fragte die hebamme ob sie mir helfen würde...aber moritz wollte meine brust noch nicht.....
es war alles wie ein traum, es zog an mir vorbei...
ich wurde ins zimmer verlegt...da lag ich...und mein kind lag neben mir...so winzig..und so schön..aber das sah ich nicht...ich fühlte nichts...leere...
ich konnte nicht schlafen...und ich konnte nicht pullern..es kam nichts, wenn ich auf toilette wollte..
am nächsten morgen hab ich das gesagt..man sagte mir das sei normal und ich solle viel trinken...was ich um gottes willen auch gemacht hab...aber der druck wurde immer schlimmer und es kam einfach nichts...dazu kam, das ich wieder diese schwarzen flecken sah...was mich nervös machte, weil ich dachte dass das von der gestose kommt und eigentlich nach der geburt weg sein müsste...
das problem mit dem "nicht pullern können" hat sich übrigens abends dann gelöst...ich bekam einen katheder gelegt und musste tabletten nehmen, damit die blase wieder richtig funktioniert...war nicht schön...
irgendwann fingen dann die sirenen an..ich hörte ständig sirenen...vor allem wenn es laut war..es war vor allem alles laut...die stimmen, das baby-weinen...geschirr klimpern..alles war extrem laut..es war schrecklich...
ich konnte mich auch nicht über mein kind freuen...er lag da und mir war zum heulen zumute...ich wusste irgendwas stimmt nicht mit mir...und ich hatte das gefühl das der kleine mann schuld daran ist..
ich erzählte das meinem freund und er war sehr besorgt...er wusste sich nicht anders zu helfen als mit der ärztin zu reden...diese meinte dann gleich was von wochenbettdepression...aber auf die idee mich gleich in eine klinik zu überweisen kam sie nicht...
ich wurde dann entlassen..und ich hatte einfach nur angst...sicher wollte ich unbedingt nach hause..ich wollte einfach nur ruhe..aber ich wusste nichts mit dem kind anzufangen..obwohl alles super klappte, das stillen lief gut...er schrie nicht besonders viel und er war so unheimlich süß..aber das konnte ich einfach nicht sehen..
zu hause wurde es die ersten wochen erst einmal besser...ich fand wieder in den schlaf...und kam etwas zur ruhe...
nach einigen wochen nahm dann alles dramatisch zu...ich hörte wieder die sirenen...dazu kamen stimmen die leise steffi riefen...dann hab ich ständig panikattacken gehabt, dachte mein herz bleibt stehen...
das schlimme an der ganzen sache war, das ich mein kind nicht bemerkte...alles war so mechanisch..windeln, streicheln, stillen...kein gefühl dabei..ich hab mich nur auf die negativen sachen konzentrieren können..
als ich dann psychisch so am ende war...das ich sogar an selbstmord dachte...sogar an den tod meines babys, wusste ich entwder ich tue was dagegen oder einer von uns beiden stirbt...
also bin ich zu meiner hebamme...und die hat mich dann postwendend zum neurologen geschickt, der mich sofort in die psychiatrie eingewiesen hat...
zum glück konnte ich mein baby mitbringen..
ich musste nun von einen auf den anderen tag abstillen...und es kostet sehr viel kraft..wenn man versucht seinem kind die flasche zu geben und es schreit ununterbrochen weil es die brust will...ich hab sehr geweint und mich schuldig gefühlt..nach anderthalb stunden hat er dann endlich die flasche genommen..
vier wochen war ich in der klinik...nach zwei wochen waren alle symptome der wochenbettpsychose weg...und mir ging es einigermassen gut, ich bekam starke medikamente...aber endlich kamen die muttergefühle...ich fing an mein kind zu lieben, stolz zu sein...so wie es eigentlich normal sein sollte als mama...
als ich aus der klinik kam war ich endlich wieder die alte steffi...ich konnte mein leben wieder geniessen...
nur mit meinem freund war nichts ok....aber über dieses thema hab ich ja schon hier im forum geschrieben...
so, nun bin ich glücklich...alleinerziehend aber glücklich...und auch nach dem was ich erlebt habe wünsch ich mir noch ein zweites kind...mit einem neuen mann...
wer sich bis hierher durchgekämpft hat dem danke ich sehr für's lesen..
es tut gut sowas aufzuschreiben...und ich bin dankbar wenn andere diese geschichte mit mir teilen...
_________________
Mimi

Beitrag von Mimi »

es ist schön zu lesen das du soooo stark warst. Das ist so schön. Ich habe immer große Angst vor einer Psychose. Aber die Angst ist wohl teil meiner ZG´s. ABer nun habe ich irgendwie nicht mehr so große ANgst wenn Du schreibst das Du nun ein glückliches Leben führen kannst. Es ist crass was Dir alles passiert ist und ich will Dich an dieser Stelle umarmen.

moni
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