Cipralex abgesetzt und einen Rückschlag bekommen

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Graureiherin
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Cipralex abgesetzt und einen Rückschlag bekommen

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Ihr Lieben,

zuerst zu mir. Ich war vor ca. 1,25 Jahren im Forum schon einmal angemeldet. Ich habe teils mitgeschriebn, oft mitgelesen. Vielleicht kann sich die ein oder andere noch erinnern.

Ich habe 2012 eine Tochter bekommen und mit der Geburt wurde eine Zwangserkrankung erneut losgetriggert an der ich im Alter von 18-24 zu leiden hatte (und die nie richtig behandelt wurde, damals wusste man noch nicht so viel über Zwänge).

Nun bin ich seit zwei Jahren in einer Verhaltenstherapie und meine Therapeutin ist spezialisiert auf Zwänge. Zusätzlich habe ich noch eine "Herz"therapeutin. Mir ging es ab Februar 2013 zunehmend besser. Mir ging es sogar so gut, dass ich Ende September 2014 ! das Cipralex ausschleichen konnte.

Leider ging das nur ca 8 Wochen gut. Dann hat mein Gehirn angefangen sich an Kleinigkeiten festzumachen. Ein banaler Schnupfen wurde zu einem Problem. So kam eine Kleinigkeit zur anderen und immer mehr negative Gedanken dazu. Seit dieser Woche Montag geht es mir richtig schlecht. Ich habe das Gefühl, dass ich mich nicht gegen die negativen Gedanken wehren kann, dass nichts hilft, dass ich verrückt werde. Ich konnte heute die ganze Nacht nicht schlafen, da ich Angst davor hatte, dass wenn ich schlafe und dann aufwache die ganze Unruhe die ganzen negativen Kreisgedanken wieder zuschlagen. Ich habe gestern wieder mit Cipralex angefangen. Ich habe auch Marikas Rat aufgenommen und habe heute schon 10 mg genommen um einen schnellen Wirkungseintritt zu haben. Nun hoffe ich, dass das Cipralex schnell anschlägt. Heute Abend nehme ich noch zusätzlich Mirtazapin, und hoffe dass ich schlafen kann. In solch einer schlimmen Phase neige ich zu Depressivität mit dem Gedanke, dass ich nicht mehr leben will, dass ich das alles nicht mehr aushalte, dass ich verrückt werde. Dass ich dann aber meine Tochter nicht mehr aufwachsen sehen würde.

Ich bin sehr verzweifelt und auch so maßlos enttäuscht, dass alle meine Bemühungen (Meditation, Beschäftigung mit ACT, Kriegsenkelthema...) momentan nichts bringen. Ich kann mich gerade nicht von meinen Gedanken distanzieren, ich will sie los haben, genauso will ich die Unruhe loshaben, ich will dass es mir wieder gut geht. Ich kann mein Angst- und Zwangsmonster gerade nicht umarmen, wie es so schön heißt.

Wenn jemand von euch aufbauende Worte finden sollte, wäre mir das eine große Hilfe!! oder wenn jemand von euch Erfahrung mit Rückschlägen hat...

Ich selber werde versuchen auch Beiträge zu schreiben, fühle mich aber gerade so schlecht, dass ich sicher nur mickrige Beiträge leisten kann.

Danke für eure Hilfe!!!
mit traurigen Grüßen
die Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
kleiner prinz

Re: Cipralex abgesetzt und einen Rückschlag bekommen

Beitrag von kleiner prinz »

hallo Graureiherin...
doof das es dir wieder schlechter geht,aber du hast ja sofort Maßnahmen ergriffen,das finde ich super!
Ich wollte dir sagen,das ich es sehr toll fand,wie du geschrieben bzw. beschrieben hast,sein Zwangs-,Angstmonster zu umarmen! wenn du wieder bock hast zu schreiben und es dir leichter fällt,würde es mich sehr freuen wenn du mir das genauer beschreiben könntest...bis dahin...alles liebe Martina
Sanna
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Re: Cipralex abgesetzt und einen Rückschlag bekommen

Beitrag von Sanna »

Hallo, du Liebe!

Ich erinnere mich an dich und es tut mir total leid, dass du da wieder durch musst. ABER du hast sofort wieder mit dem Medi angefangen und ich bin mir sicher, dass es bei relativ zügigem Hochdosieren auch wieder gut anschlagen wird.Du weißt, dass es auch anders geht und es dir richtig gut ging. So wird es auch wieder! Mein Thera sagt immer, dass jede Krise vorbei geht. Und davon bin ich auch überzeugt.

Das Gute ist, du kennst dich und deine Erkrankung sehr gut. Ruf deine Hilfsmittel ab und Versuch es so gut wie möglich durchzustehen. Du schaffst das!

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
Mareike

Re: Cipralex abgesetzt und einen Rückschlag bekommen

Beitrag von Mareike »

Hallo :-)

Ich wollte mich Auch kurz bei dir melden. Ich hatte 2012 meine erste depressive Phase - wurde mit Fluoexitin behandelt. Ende 2013 ging es Mir so gut, dass Ich mein AD absetzte und schwanger wurde. Leider ging es dann 5 Monate später Auch bei Mir wieder los.

Erst wurde Ich Mit amitriptilin in Der Schwangerschaft behandelt - half nicht und dann Habe ich eine Mini Dosis citalopram genommen und Bin derzeit bei 35 mg.

DU packst Das. Ivh weiß es ist eine ätzende Krankheit und wenn man drin steckt denkt man rasier nicht gut. Wird es Aber wieder ! Versprochen. Ich war Auch am Ende in Der Schwangerschaft und jetzt geht es langsam wieder aufwärts. :-)

Mir hat es immer geholfen Hier zu schreiben. Auch aktuell wieder :-)
Wir Sind alle füreinander da !

Liebe Grüße
Mareike
Graureiherin
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Re: Cipralex abgesetzt und einen Rückschlag bekommen

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Ihr Lieben,

Danke für eure Antworten! Das tut gut.

Ich bin froh, dass ich wieder Cipralex nehme, es könnte sogar sein, dass ich schon eine kleine Verbesserung spüre. Zumindest wollte ich seit gestern nicht sterben. Wobei sich mein Gehirn schon noch auf Negatives konzentriert. Gerade versucht es z. B. mir einzureden, dass ich heute Nacht bestimmt wieder nicht schlafen kann... Hmmm, mal sehen, wenn ich nicht schlafen sollte dann schreibe ich euch und antworte auf Beiträge, das ist dann viel sinnvoller als sich kaputt zu grübeln. Insgesamt muss ich mir und dem Cipralex einfach Zeit lassen... und noch über einiges nachdenken...

Sein "Angst- und Zwangsmonster" umarmen, kommt aus einem Buch.
Ich schreib dir kurz einen kleinen Abschnitt daraus:

"...manchmal sind wir im Leben unterwegs und es stellt sich uns ein Monster in den Weg. Unangenehme Empfindungen, schmerzhafte Erinnerungen, negative Gefühle, unerwünschte Gedanken. Aber das Monster will uns gar nicht davon abhalten unseren Weg in die Sonne zu gehen. Es will einfach nur mitkommen. Natürlich haben wir nicht gerne ein fieses Monster dabei. Vielleicht riecht es nicht gut, vielleicht kurrt es... aber wenn die Wahl darin besteht, entweder mit dem Monster dahin zu kommen wo ich hin will, oder ohne Monster irgendwo zu landen, wo ich nicht hin will, wofür entscheide ich mich dann? Vielleicht verabschiedet sich das Monster irgendwann wieder von mir "Geh Du alleine, ich bleib hier"... und möglich ist, dass sich irgendwann wieder ein anderes Ungeheuer vor mir aufbaut. Es stellt sich immer nur die Frage, nehme ich das Monster mit oder nicht. Lautet die Antwort nein, das hat das Ungeheuer viel Macht über mich, es entscheidet darüber welchen Weg ich gehe. Bin ich bereit das Ungeheuer mitkommen zu lassen, fühlt sich das erst einmal nicht gut an. Jedoch hat das Monster dann viel weniger Macht über mich. Ich entscheide dann selber wohin ich gehe. Wie ich mein Leben will.

Nun denn, wenn ich könnte würde ich mein Monster gerade in die Luft sprengen. Das ist bestimmt auch der Hauptfehler. Ich will das "Schlechte" loswerden und zwar so schnell wie möglich... Geduld, Geduld, Zeit lassen , Zeit lassen, annehmen, annehmen... wenns mir blos nicht so schwer fallen würde.

mit herzlichem Gruß an euch

die Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
kullerfrau

Re: Cipralex abgesetzt und einen Rückschlag bekommen

Beitrag von kullerfrau »

Hallo graureiherin,

Ich wollte mich bedanken,dass du diesen super Text mit dem Monster gepostet hast.
er bringt es wirklich auf den Punkt!

Danke dafür :D

LG kullerfrau

Ps aus welchem Buch ist er denn?
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Marika
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Re: Cipralex abgesetzt und einen Rückschlag bekommen

Beitrag von Marika »

Hallo Graureiherin,

schön, dass du bereits eine winzige Verbesserung merkst!

Und: Ich nehme mein Monster mit - aber in Ketten gelegt mit dem AD! :wink:
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
kleiner prinz

Re: Cipralex abgesetzt und einen Rückschlag bekommen

Beitrag von kleiner prinz »

Hallo Graureiherin...
Danke für die Erleuterung...da sind mir echt jetzt gerade die Tränen in den Augen gestanden...
Weil es wirklich so ist,und du es sehr liebevoll umschrieben hast....Danke dir
glg Martina :-)
Barbara
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Re: Cipralex abgesetzt und einen Rückschlag bekommen

Beitrag von Barbara »

Zumindest wollte ich seit gestern nicht sterben. Wobei sich mein Gehirn schon noch auf Negatives konzentriert. Gerade versucht es z. B. mir einzureden, dass ich heute Nacht bestimmt wieder nicht schlafen kann... Hmmm, mal sehen


oh ja das kenn ich ..... mein Gehirn versucht das auch immer :twisted:


Liebe Grüße
Barbara
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Aktuell seit 12/2014 Angststörung mit Panikattacken und Depression

Seit 22.12.14 - Amitriptylin 30 mg
Seit 07.02.15 - Sertralin 50 mg
Seit 01.04.15 - Sertralin 75 mg
Graureiherin
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Re: Cipralex abgesetzt und einen Rückschlag bekommen

Beitrag von Graureiherin »

Liebe Barbara,

und was machst Du dann?

Ich habe gestern Mirtazapin genommen und geschlafen. Das Mirtazapin kenne ich noch von vor zwei Jahren. Damals hat es mir geholfen und ich habe zeitgleich die Schlafkompression begonnen. Schlafkompression heißt, dass man die Bettliegezeit verkürzt auf 6 h. Man sucht sich ein Zeitfenster aus z. B. von 24.00 Uhr bis 6.00 Uhr. Nur in dieser Zeit darf man ins Bett. Egal ob man schläft oder nicht. Nach einiger Zeit spielt sich dann ein Schlafrhythmus ein, da der Schlafdruck ziemlich groß wird. Das hat mir auch geholfen. Zur Zeit ist es mir aber zu anstrengend die Schlafkompression so strikt durchzuführen. Ich gehe zwar um 24.00 Uhr erst ins Bett aber habe es zumindest heute morgen nicht geschafft um 6.00 Uhr rauszugehen. Die letzten 1,5 Jahre waren meine Schlafprobleme überhaupt keine Problem. ich denke jetzt ist es meinem Rückschlag zuzuordnen.

Mit lieben Grüßen

Pe
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