... und dann man alles ganz anders...
Verfasst: 28:05:2015 15:32
Hallo an Euch Alle
- und um es gleich zum Beginn zu sagen: Schön, dass es so diese Seite gibt und ich weiß, dass ich nicht alleine bin.
Eigentlich wollte ich "nur" im Forum wegen eines Medikamentes fragen, aber die Administratoren haben mich ermutigt, auch hier etwas reinzuschreiben und mich vorzustellen. Vielleicht hilft es ja auch ein bisschen, sich alles von der Seele zu schreiben.
Nach einer gescheiterten, kinderlosen Ehe hatte ich meinen großem Traum von einer eigenen Familie eigentlich schon aufgegeben. Bis ich einen alleinerziehenden und ebenfalls geschiedenen Papa kennenlernte. Der sich vorstellen konnte, mit mir nochmal "ganz neu" anzufangen. Wir sind relativ schnell zusammengezogen, haben viel über das Thema "Kind" geredet und Ihr könnt Euch vorstellen, wie groß die Freude war, als ich beim ersten Versuch sofort schwanger wurde, zumal wir beide nicht mehr so ganz jung sind. Die Schwangerschaft lief ganz normal, Kind gesund, mir ging es gut. Nur ein leichter Schwangerschaftsdiabetes, mit dem ich aber gerechnet hatte, da die Veranlagung bei uns in der Familie liegt. Und dann kam alles ganz anders, als wir uns das vorgestellt hatten.
Anfang Februar kam ich mit Notarzt und Krankenwagen wegen einer schweren Schwangerschaftsvergiftung (extremer Bluthochdruck, schlechte Blutwerte etc.) in der 31. SSW ins Krankenhaus und es hieß sofort, ich muss da bleiben, bis das Kind kommt. Egal wie lange es dauert. Ein Schock für uns. Vor allem für mich. Freitag noch auf der Arbeit gewesen, Sonntag im Krankenhaus, eigentlich noch zwei Wochen bis erst einmal der Mutterschutz beginnt. Keine Behördengänge erledigt, Kinderzimmer noch nicht fertig, etc. etc. - was ich halt alles während der Mutterschutzzeit machen wollte. Zehn Tage habe ich noch durchgehalten, dann haben die Ärzte entschieden, unseren Kleinen per Kaiserschnitt zu holen, da sie es aufgrund meines Gesundheitszustandes nicht mehr verantworten konnten, die Schwangerschaft weiter bestehen zu lassen. Ich konnte unseren Sohn kurz sehen, habe ihn schreien gehört, und ihn dann erst nach drei Tagen wieder bewusst im Arm gehabt, dazwischen ging es mir zu schlecht. Ein Frühchen mit knapp 1500 g in der 33. SSW. Ich musste nach dem Kaiserschnitt noch zehn Tage im Krankenhaus bleiben, war also insgesamt drei Wochen dort. Unser Sohn musste noch fünf Wochen auf der Frühchen-Station in der Kinderklinik bleiben. Erst Brutkasten, dann Wärmebettchen, wir waren jeden Tag stundenlang in der Klinik bei ihm. Ende März durfte er dann endlich nach Hause.
Wahrscheinlich ist die Tatsache, dass ich heute keine glückliche und freudestrahlende Mutter bin, schon eine Folge dieser Klinikzeit. Da wir so lange dort waren, dachte offensichtlich jede Schwester und jeder Arzt, wir wüssten über alles Bescheid.
In fünf Wochen gab es nur zwei !! Arztgespräche, beide auf unser Verlangen hin. Jede Schwester und jede Schicht meinte, die vorherige hätte uns schon Bescheid gegeben. So erfuhren wir z.B. erst nach drei Wochen eher zufällig, welche Untersuchungen bei unsrem Kleinen überhaupt schon gemacht wurden, dass er Medikamente kriegt etc. Die eine Schwester ermunterte einen fast zwanghaft zum Stillen (ging am Anfang überhaupt nicht, weil er zu klein war), die nächste nahm einem das Kind sofort weg und holte eine Spritze für die Magensonde, bevor das arme Kind sich abkämpfte und verhungerte. Jeder sagte und tat etwas anderes. Ich wusste gar nicht mehr, was ich machen oder wem ich glauben sollte. Am schlimmsten war, dass ich oft gesagt bekam, wir, also die Eltern "wären ja nie da". Die Schwestern haben tatsächlich den Oberärzten erzählt, wir würden unser Kind maximal 2 Stunden am Tag besuchen, obwohl wir immer fünf bis sieben Stunden in der Klinik waren. Jeden Tag. Fünf Wochen lang. Ich selber kämpfte immer noch mit meiner eigenen Gesundheit (Schmerzen an der Narbe, immer noch Bluthochdruck etc.) und war irgendwann so fertig, dass ich mich heulend weigerte, überhaupt noch in die Klinik zu fahren. Nachdem mein Freund einen Oberarzt kommen ließ und ihm die Meinung gesagt hatte, von den ganzen Problemen berichtete, war es die letzten paar Tage etwas besser. Aber das Gefühl, eine Rabenmutter zu sein, die sich nie um ihr Kind kümmert, ist geblieben. So gründlich hatten die mir das eingeredet.
Zuhause haben meine Eltern, mein Freund und unser "Großer" (der Sohn meines Freundes aus erster Ehe) anfangs nicht richtig verstanden, wieso ich immer das Gefühl hatte, dem Kleinen nicht gerecht zu werden. Dass ich nicht sofort wieder die "alte" war. Nicht wieder so funktionierte wie vorher und ganz nebenbei Haushalt, Papierkrieg, Ehrenamt etc. managte. Mir war und ist auch jetzt noch manchmal alles zuviel. Wenn Besuch kommen will, um unseren Kleinen zu sehen - und das war oft der Fall, weil in der Klinik ja fast keiner zu ihm durfte auf der Frühchen-Station. Wenn irgendein blöder Behördengang erledigt werden muss. Die gefühlten tausend Dinge im Haushalt, die unerledigt liegen bleiben und mich wahnsinnig machen. Der Stress, wenn der "Große" mal seinen Kopf durchsetzen will und es Diskussionen gibt. Nur noch Schlaflosigkeit und Heulanfälle und das Gefühl, dem Kleinen keine gute Mutter zu sein, weil gar keine Energie und Kraft mehr für ihn übrig bleiben. Ich bin schon genervt, wenn er nur mal ein bisschen schreit, und dabei ist im Großen und Ganzen ein pflegeleichtes und braves Baby. Dabei ist er doch so süß und knuffig und Gott sei Dank - trotz dem ganzen Mist zu Beginn - kerngesund.
Mittlerweile haben sie es verstanden bzw. akzeptiert und meine Eltern und mein Freund helfen mir, wo sie nur können. Nehmen mir den Kleinen komplett ab, damit ich schlafen oder wichtige Papier-/Behördensachen erledigen kann usw. Aber manchmal meinen sie es zu gut und dann fühle ich mich von der ganzen Fürsorge auch wieder erdrückt. Naja, wahrscheinlich kann man es mir grade auch nicht so ganz recht machen.
Meine Hebamme hat uns auf "Schatten & Licht" aufmerksam gemacht und sich dafür eingesetzt, dass ich schnell einen eigentlich unmöglichen Arzttermin bekam. Der hat mir nun Mirtazapin verschrieben, das ich aber nicht gut vertrage. Weiß noch nicht, wie es weitergeht.
Ich hoffe, dass alles wieder ins Lot kommt. Ich habe ein gesundes, süßes Wunschkind, bald stehen Taufe und Hochzeit an (natürlich auch wieder ein Stressfaktor wegen der 1000 Vorbereitungen, obwohl ich mich sehr drauf freue). Und ich hoffe, dass ich bald wieder so mit allem zurechtkomme, dass ich das alles auch genießen kann. Nicht zulegt wegen unserem kleinen Sohn. Der ja überhaupt nichts dazu kann. Ich hoffe nur, dass er keinen Schaden dadurch nimmt.
So, und damit ist für heute genug geschrieben.
Liebe Grüße an alle
Biene
- und um es gleich zum Beginn zu sagen: Schön, dass es so diese Seite gibt und ich weiß, dass ich nicht alleine bin.
Eigentlich wollte ich "nur" im Forum wegen eines Medikamentes fragen, aber die Administratoren haben mich ermutigt, auch hier etwas reinzuschreiben und mich vorzustellen. Vielleicht hilft es ja auch ein bisschen, sich alles von der Seele zu schreiben.
Nach einer gescheiterten, kinderlosen Ehe hatte ich meinen großem Traum von einer eigenen Familie eigentlich schon aufgegeben. Bis ich einen alleinerziehenden und ebenfalls geschiedenen Papa kennenlernte. Der sich vorstellen konnte, mit mir nochmal "ganz neu" anzufangen. Wir sind relativ schnell zusammengezogen, haben viel über das Thema "Kind" geredet und Ihr könnt Euch vorstellen, wie groß die Freude war, als ich beim ersten Versuch sofort schwanger wurde, zumal wir beide nicht mehr so ganz jung sind. Die Schwangerschaft lief ganz normal, Kind gesund, mir ging es gut. Nur ein leichter Schwangerschaftsdiabetes, mit dem ich aber gerechnet hatte, da die Veranlagung bei uns in der Familie liegt. Und dann kam alles ganz anders, als wir uns das vorgestellt hatten.
Anfang Februar kam ich mit Notarzt und Krankenwagen wegen einer schweren Schwangerschaftsvergiftung (extremer Bluthochdruck, schlechte Blutwerte etc.) in der 31. SSW ins Krankenhaus und es hieß sofort, ich muss da bleiben, bis das Kind kommt. Egal wie lange es dauert. Ein Schock für uns. Vor allem für mich. Freitag noch auf der Arbeit gewesen, Sonntag im Krankenhaus, eigentlich noch zwei Wochen bis erst einmal der Mutterschutz beginnt. Keine Behördengänge erledigt, Kinderzimmer noch nicht fertig, etc. etc. - was ich halt alles während der Mutterschutzzeit machen wollte. Zehn Tage habe ich noch durchgehalten, dann haben die Ärzte entschieden, unseren Kleinen per Kaiserschnitt zu holen, da sie es aufgrund meines Gesundheitszustandes nicht mehr verantworten konnten, die Schwangerschaft weiter bestehen zu lassen. Ich konnte unseren Sohn kurz sehen, habe ihn schreien gehört, und ihn dann erst nach drei Tagen wieder bewusst im Arm gehabt, dazwischen ging es mir zu schlecht. Ein Frühchen mit knapp 1500 g in der 33. SSW. Ich musste nach dem Kaiserschnitt noch zehn Tage im Krankenhaus bleiben, war also insgesamt drei Wochen dort. Unser Sohn musste noch fünf Wochen auf der Frühchen-Station in der Kinderklinik bleiben. Erst Brutkasten, dann Wärmebettchen, wir waren jeden Tag stundenlang in der Klinik bei ihm. Ende März durfte er dann endlich nach Hause.
Wahrscheinlich ist die Tatsache, dass ich heute keine glückliche und freudestrahlende Mutter bin, schon eine Folge dieser Klinikzeit. Da wir so lange dort waren, dachte offensichtlich jede Schwester und jeder Arzt, wir wüssten über alles Bescheid.
In fünf Wochen gab es nur zwei !! Arztgespräche, beide auf unser Verlangen hin. Jede Schwester und jede Schicht meinte, die vorherige hätte uns schon Bescheid gegeben. So erfuhren wir z.B. erst nach drei Wochen eher zufällig, welche Untersuchungen bei unsrem Kleinen überhaupt schon gemacht wurden, dass er Medikamente kriegt etc. Die eine Schwester ermunterte einen fast zwanghaft zum Stillen (ging am Anfang überhaupt nicht, weil er zu klein war), die nächste nahm einem das Kind sofort weg und holte eine Spritze für die Magensonde, bevor das arme Kind sich abkämpfte und verhungerte. Jeder sagte und tat etwas anderes. Ich wusste gar nicht mehr, was ich machen oder wem ich glauben sollte. Am schlimmsten war, dass ich oft gesagt bekam, wir, also die Eltern "wären ja nie da". Die Schwestern haben tatsächlich den Oberärzten erzählt, wir würden unser Kind maximal 2 Stunden am Tag besuchen, obwohl wir immer fünf bis sieben Stunden in der Klinik waren. Jeden Tag. Fünf Wochen lang. Ich selber kämpfte immer noch mit meiner eigenen Gesundheit (Schmerzen an der Narbe, immer noch Bluthochdruck etc.) und war irgendwann so fertig, dass ich mich heulend weigerte, überhaupt noch in die Klinik zu fahren. Nachdem mein Freund einen Oberarzt kommen ließ und ihm die Meinung gesagt hatte, von den ganzen Problemen berichtete, war es die letzten paar Tage etwas besser. Aber das Gefühl, eine Rabenmutter zu sein, die sich nie um ihr Kind kümmert, ist geblieben. So gründlich hatten die mir das eingeredet.
Zuhause haben meine Eltern, mein Freund und unser "Großer" (der Sohn meines Freundes aus erster Ehe) anfangs nicht richtig verstanden, wieso ich immer das Gefühl hatte, dem Kleinen nicht gerecht zu werden. Dass ich nicht sofort wieder die "alte" war. Nicht wieder so funktionierte wie vorher und ganz nebenbei Haushalt, Papierkrieg, Ehrenamt etc. managte. Mir war und ist auch jetzt noch manchmal alles zuviel. Wenn Besuch kommen will, um unseren Kleinen zu sehen - und das war oft der Fall, weil in der Klinik ja fast keiner zu ihm durfte auf der Frühchen-Station. Wenn irgendein blöder Behördengang erledigt werden muss. Die gefühlten tausend Dinge im Haushalt, die unerledigt liegen bleiben und mich wahnsinnig machen. Der Stress, wenn der "Große" mal seinen Kopf durchsetzen will und es Diskussionen gibt. Nur noch Schlaflosigkeit und Heulanfälle und das Gefühl, dem Kleinen keine gute Mutter zu sein, weil gar keine Energie und Kraft mehr für ihn übrig bleiben. Ich bin schon genervt, wenn er nur mal ein bisschen schreit, und dabei ist im Großen und Ganzen ein pflegeleichtes und braves Baby. Dabei ist er doch so süß und knuffig und Gott sei Dank - trotz dem ganzen Mist zu Beginn - kerngesund.
Mittlerweile haben sie es verstanden bzw. akzeptiert und meine Eltern und mein Freund helfen mir, wo sie nur können. Nehmen mir den Kleinen komplett ab, damit ich schlafen oder wichtige Papier-/Behördensachen erledigen kann usw. Aber manchmal meinen sie es zu gut und dann fühle ich mich von der ganzen Fürsorge auch wieder erdrückt. Naja, wahrscheinlich kann man es mir grade auch nicht so ganz recht machen.
Meine Hebamme hat uns auf "Schatten & Licht" aufmerksam gemacht und sich dafür eingesetzt, dass ich schnell einen eigentlich unmöglichen Arzttermin bekam. Der hat mir nun Mirtazapin verschrieben, das ich aber nicht gut vertrage. Weiß noch nicht, wie es weitergeht.
Ich hoffe, dass alles wieder ins Lot kommt. Ich habe ein gesundes, süßes Wunschkind, bald stehen Taufe und Hochzeit an (natürlich auch wieder ein Stressfaktor wegen der 1000 Vorbereitungen, obwohl ich mich sehr drauf freue). Und ich hoffe, dass ich bald wieder so mit allem zurechtkomme, dass ich das alles auch genießen kann. Nicht zulegt wegen unserem kleinen Sohn. Der ja überhaupt nichts dazu kann. Ich hoffe nur, dass er keinen Schaden dadurch nimmt.
So, und damit ist für heute genug geschrieben.
Liebe Grüße an alle
Biene