Hallo, das bin ich - 6 Tage nach Geburt in Akut Psychiatrie

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vipwoman

Hallo, das bin ich - 6 Tage nach Geburt in Akut Psychiatrie

Beitrag von vipwoman »

Hallo,

ich bin Stefanie 29 Jahre und habe vor 16 Tagen meinen 2. Sohn spontan nach 3 1/2 Std geboren. Alles lief gut, ich war 2 Tage im Krankenhaus und schon am 3. Tag der Entlassung merkte ich das etwas nicht mit mir stimmte...Wir kamen Zuhause an und mir war alles so fremd, so beängstigend. Mir war nur zum weinen zumute. Ich war ständig wie unter Strom, Übelkeit, ich hatte Angst vor jedem Geräuch und weinen meines Sohnes...das ich nichts schaffe, mich darin aufgebe, das ich keine Zeit mehr für mich habe, das nichts mehr wird wie es einmal war. Mir kamen Gedanken wie :" Ich wünschte es wäre wieder die Zeit vor der Geburt ohne Vince." Diese Gedanken machten mich traurig, aber es war genau DAS was ich gerade fühlte.
Mein Hungergefühl nach rapide ab, ich konnte kein Essen mehr sehen, zwang mich aber aufgrund des Stillens...eigentlich hätte ich nach jeden Bissen kot... können. Und bald konnte ich auch nichts mehr essen, ich kroch nur noch vor mich hin, hatte keine Kraft mehr.Eigentlich war mir alles egal, ich dachte nur:"Ich kann mich ja auch ins Auto setzen und einfach weg fahren, flüchten!" 2 Tage und 2 Nächte versuchte ich Zuhause das zu tun was eine Mutter zu tun hat, wickeln, stillen, kuscheln, Freude haben...aber ich fühlte ehrlich gesagt nichts.Ich wollte mein altes Leben wieder...mit meinem großen Sohn kuscheln, die Freiheit mit meinem Mann geniessen. Und das soll ich nun 18 Jahre aushalten? Ich war immer auf dem Sprung, hundemüde, aber ich hörte schon im Halbschlaf seine schreie, obwohl er garnicht schie. Immer diese Gedanken, diese Angst: Du schaffst das nicht, du bist eine schlechte Mutter und alle anderen schaffen es doch auch!" Ich hatte mir das alles ganz anders vorgestellt, mit viel Freude. Ich wollte so gerne stillen, aber ich habe versagt...dieses stände anlegen schlauchte...es nahm mir noch mehr die Kraft, ich verspürte darin große Last...obwohl ich mir vorgenommen hatte zu stillen. Dann kamen diese Panikattacken und Ängste dazu, ich dachte ich sterbe. Ich lag früh im Bett und zitterte, hatte Herzrasen, Schwindel und dachte jetzt ist es vorbei. Das war so ein Zwiespalt, auf der einen Seite wollte ich sterben weil ich diesen Druck der Überforderung und diese Beklemmung nicht mehr aushalten konnte und zum anderen kam jetzt die Angst zu sterben. Ich hasste mich, ich wollte am liebsten aus mir "aussteigen"! Und was dazu kommt, wie soll ich das meinem Mann erklären, das er so eine schwache, "schlechte" Frau und Mutter an seiner Seite hat. Mir kam schnell der Punkt, entweder davon fahren und alles beenden oder schnell Hilfe suchen, sei es mit Medikamenten und in einer Klinik...aber so konnte ich das nicht mehr aushalten!
Jetzt bin ich hier, in einer Akut Psychiatrischen Station, in der Einstellungsphase auf Sertralin und mit 4 x 1mg Tavor. Und bisher hatte ich noch kein einziges Gespräch mit einem Psychologen, was mir zudem zu schaffen macht...es hat doch alles eine Ursache ( bei mir wohl in der schlimmen Kindheit...)
Die Medikation insbesondere das Tavor (!) stellt mich ruhig, nimmt mir etwas diese negativen Gedanken, lässt in mir Mutterliebe aufkommen....aber diese ganzen Ängste bleiben dennoch.

Ich freue mich über eure Erfahrungen und Austausch.
Sanna
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Registriert: 17:03:2013 14:36
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Re: Hallo, das bin ich - 6 Tage nach Geburt in Akut Psychiat

Beitrag von Sanna »

Hallo und herzlich willkommen!

Ganz, ganz toll, dass du dir Hilfe geholt hast und sie auch annimmst. Das hast du super gemacht!!!

Jetzt braucht es ein bisschen Geduld bis das Sertralin anschlägt und dann wird es aufwärts gehen. Bist du auf einer Geschlossenen Station? Dort gibt es in der Regel keine Therapie Gespräche. Wenn du stabiler bist solltest du auf die offene Station verlegt werden und dort wird man dann in der Regel therapeutisch betreut.

Hab keine Angst vor dem Tavor. Ich habe es in meiner akuten Phase auch dreimal am Tag genommen und konnte es dann ohne Probleme aus schleichen. Aber für akute Therapie ist es Gold wert, also nimm es ruhig.

Vielleicht gibt es auch, nach der ersten Stabilisierung, die Möglichkeit dein Kind mit aufzunehmen, bzw. dich in eine Mutter-Kind-Klinik zu verlegen. Wenn du das magst natürlich.

Ich wünsche dir erstmal, dass das Sertralin gut anschlägt. Vielleicht merkst du schon erste kleine Verbesserungen. Dass du wieder essen kannst oder so.

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
Astrid77

Re: Hallo, das bin ich - 6 Tage nach Geburt in Akut Psychiat

Beitrag von Astrid77 »

Oh, das hört sich so an wie das, was ich erlebt hatte, nur kam es bei mir erst 1 Monat nach der Geburt. Mir hat Tavor auch sehr geholfen. Tatsächlich war ich erst nach der Einnahme der ersten Tablette morgens wieder "normal", und konnte den Tag einigermaßen beginnen. Ist doch schön, dass du wo aufgenommen bist und ein wenig behütet wirst. Ich musste immer daheim weitermachen, und dann kamen ganz schnell (auch jetzt wieder hab ich so ne Phase) die Gedanken, "es gibt nur 2 Möglichkeiten, entweder ich mache jetzt so weiter und gehe langsam dran ein, oder ich stürze mich gleich irgendwo runter".
Ich wollte auch das alte Leben mit meinem großen Sohn wieder und mit meinem Mann! Ich dachte auch, oh Gott und so soll das jetzt 18 Jahre lang gehn (das mit den 18 jahren kommt einem immer so in den Sinn...).
6 Monate später bin ich nicht mehr ganz so ein Häufchen Elend aber ich denke immernoch, ich hab mir mit 2 Kindern einfach zu viel vorgenommen.
Eule86

Re: Hallo, das bin ich - 6 Tage nach Geburt in Akut Psychiat

Beitrag von Eule86 »

Was ist denn wohl aus dieser Person geworden?
Das würde mich sehr interessieren, denn ich konnte ihren Text so super nachvollziehen.
Wahrscheinlich ist sie mal mehr mal weniger glücklich mit ihrem 2.Kind zuhause. Nur..der Weg dahin würde mich schon interessieren; )
Weiß da jemand etwas?
Nermina

Re: Hallo, das bin ich - 6 Tage nach Geburt in Akut Psychiat

Beitrag von Nermina »

[quote="Eule86"]Was ist denn wohl aus dieser Person geworden?
Das würde mich sehr interessieren, denn ich konnte ihren Text so super nachvollziehen.
Wahrscheinlich ist sie mal mehr mal weniger glücklich mit ihrem 2.Kind zuhause. Nur..der Weg dahin würde mich schon interessieren; )
Weiß da jemand etwas?[/quote




Das würde mich auch interessieren! Mir geht es genauso
Pippilotta

Re: Hallo, das bin ich - 6 Tage nach Geburt in Akut Psychiat

Beitrag von Pippilotta »

Mir ging es zweimal genauso und zweimal ist alles wieder gut geworden. Ich bin so dankbar, dass es diese Tabletten gibt.
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