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kajaba

Ich möchte mich vorstellen...

Beitrag von kajaba »

Ich bin 33 Jahre alt, verheiratet und unsere Tochter ist im Februar diesen Jahres geboren. Leider war ich nach 10 Tagen Einleitung mit unproduktiven Dauerwehen schon vor der Geburt so am Ende, dass dann ein Notkaiserschnitt gemacht wurde. Da dachte ich schon, dass überstehe ich nicht. Dann war die Kleine krank mit Infektion. Nach zwei Wochen zuhause, hat sie aufgehört zu trinken und war apathisch. Also wieder Krankenhaus. Drei Tage dort, entlassen worden und noch am selben Tag bin ich beim Einkaufen mit epileptischem Anfall umgekippt. Wieder Krankenhaus, dort hieß es Verdacht auf Hirnblutung/ Schlaganfall. Verlegt in die Uniklinik, dort gab es Entwarnung. Aber seit dem Sturz und das Schädel- Hirn- Trauma hab ich Dauerschwindel. Durch den Schwindel haben wir drei Wochen bei den Schwiegereltern gewohnt zwecks Unterstützung. Dort begann es schon mit dem Gefühl dem allem nicht gewachsen zu sein. Aber ich dachte, dass das noch seine Zeit braucht. Dann ging es zwei Wochen zuhause mehr schlecht als recht. Ich war kaputt, lustlos, genervt. Und dann fing plötzlich der Körper an zu streiken, als Impfung und Physiotherapie fürs Baby anstanden. Kein Schlaf mehr, Erbrechen, Dauerübelkeit, Schmerzen, Appetitlosigkeit. Nach ein paar Tagen kam das intensive Gefühl dazu nicht mehr zu können und unsere Tochter nicht mehr haben zu wollen. Bis ich gar nicht an sie ran kam und total verzweifelt wurde. Der anstehende Umzug , der auf Grund von Schimmel nötig war, tat sein übriges. Ich wollte nicht mehr, hatte aggressive Gedanken dem Baby gegenüber und weinte nur noch, also hat ich meinen Mann mich in die Notaufnahme zu bringen. Dann folgten 8 ( schlimme) Wochen Psychiatrie, Papa mit Tochter bei den Schwiegereltern. Hab täglich versucht Kontakt/ Bindung zu meiner Tochter aufzubauen. Dachte auch das es besser geworden ist, aber seit ich wieder zuhause bin, wird es wieder schlimmer. Bindung hat die Kleine zur Oma aufgebaut. Ich hab wieder die Gedanken/ das Gefühl sie nicht mehr zu wollen, da mir alles zu viel ist. Bis zum endgültigen Umzug wohnen wir wieder bei den Schwiegereltern. Weiß nicht wie ich das im neuen Heim alleine schaffen soll, bekomme jetzt schon nurcdas nötigste hin, versuche aber mich weitestgehend allein zu kümmern. Verständnis der Schwiegereltern lässt leider zu wünschen übrig. ( Spirituell angehaucht und ständige Hinweise, dass das Kind unter unserer schlechten Aura und Erschopftheit leidet).

Wie lange dauert so eine Depression? Wird das Gefühl noch positiv? Hat jemand ähnliche Erfahrungen?

LG Kajaba
Biene

Re: Ich möchte mich vorstellen...

Beitrag von Biene »

Hallo Kajaba,

gute Frage, wie lang dauert so eine Depression....??

Weiß ich nicht, aber das Gefühl, keine Bindung zum Kind zu haben, kenne ich nur zu gut.
Ich habe nach Schwangerschaftsvergiftung und Kaiserschnitt/Frühgeburt mein Kind erst am 3. Tag im Arm gehabt, dann war der Kleine 5 Wochen allein im Krankenhaus auf der Frühchenstation und das "Mama-Gefühl" schon kaputt, bevor er überhaupt nach Hause kam. Durch den permanenten Schlafmangel (Schlafstörungen infolge der PPD) war ich auch nur noch gereizt und müde und fühlte mich total genervt von unserem Sohn, wenn er mal geschrien hat. Er war wochenlang mehr bei Oma und Opa als bei mir. Hab mir auch oft mein "altes Leben", ohne Kind, zurückgewünscht.

Aber ich hoffe, ich kann Dir damit Mut machen:
irgendwann nach dem zweiten Gesprächstermin bei der "Schatten-und-Licht-Beraterin" und als der Schlafmangel mit Medikamenten behandelt wurde, hat es bei mir mehr oder weniger von ganz alleine "Klick" im Kopf gemacht. Auf einmal war ich stolz, wenn jemand "er ist ja so ein süßes Baby" gesagt hat, empfand ein Glücksgefühl, wenn er müde war und sich in meine Arme gekuschelt hat um in den Schlaf geschaukelt zu werden, hätte ihn von Kopf bis Fuß abknutschen können wenn er mich angelacht hat. Es hat fast vier bis fünf Monate gedauert, bis es soweit war, und war für mich nicht einfach, aber heute möchte ich den kleinen Kerl nicht mehr hergeben.

Ob es tatsächlich nur an den Medikamenten und dem besseren Schlaf lag oder ob sich vielleicht meine innere Einstellung infolge der Gespräche geändert hat... keine Ahnung. Ich hab nur irgendwann gemerkt dass der "Schalter umgelegt" war.

Irgendwann wird es wird besser! Es dauert, und manchmal muss ich auch heute noch aufpassen, dass ich nicht zu sehr genervt bin wenn er viel schreit, aber die Bindung ist mittlerweile definitiv da.

Ich hoffe und wünsche Dir, dass es Dir irgendwann auch so geht, dass Du glücklich und stolz auf Deine Tochter sein kannst.

Lass Dir von den Schwiegereltern kein schlechtes Gewissen einreden und versuche Dir Hilfe zu holen. Vielleicht gibt es eine gute Freundin, der Du vertraust und alles erzählen kannst und die Dir beim Umzug und später im Haushalt helfen kann, oder vielleicht erkundigst Du Dich bei der Krankenkasse, ob Du eine Haushaltshilfe beantragen kannst etc. Das ist eine Krankheit und es ist kein Zeichen von Schwäche, wenn man es alleine nicht mehr schafft und sich Hilfe holt!

Ich wünsche Dir jedenfalls ganz viel Kraft und dass Du die Hilfe bekommst, die Du brauchst! Alles Gute und liebe Grüße, Biene
kajaba

Re: Ich möchte mich vorstellen...

Beitrag von kajaba »

Hallo Biene,

danke für die liebe Antwort. Hatte im Krankenhaus (Psychiatrie) auch schon eine Zeit wo es besser ging. Und wo die Gefühle positiver waren. Sind auch jetzt nicht durchweg schlecht. Vor allem abends fühl ich michziemlich normal.
Ich hoffe das wird wieder. Momentan ist es sehr wechselhaft trotz der Antidepressiva.

LG Kajaba
Sanna
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Re: Ich möchte mich vorstellen...

Beitrag von Sanna »

Hallo!

Auch ich möchte dir Mut machen. Ich hatte überhaupt keine Bindung zum Kind, habe mir sogar gewünscht, dass er einfach am plötzlichen Kindstod sterben soll, aber heute ist er mein ein und alles.

Ich war auch allein, ohne Kind, in der Psychiatrie, aber um die fehlende Mutter-Kind-Beziehung herzustellen hat das bei mir nicht ausgereicht. Ich war dann noch auf einer Mutter-Kind-Station, wo genau diese Problematik behandelt wurde. Und das sehr erfolgreich. Vielleicht gibt es für dich eine Möglichkeit zur MuKi Behandlung irgendwo in deiner Nähe. Das muss ja nicht stationär sein, es gibt ja auch MuKi-Ambulanzen. Schau doch mal in die Liste der fachleute auf der Homepage, vielleicht wirst du da fündig.

Tja, wie lange dauert eine PPD. Gute Frage. Jede Erkrankung hat ihr eigenes Tempo und jeder hat seinen eigenen Weg. Du auch. Ich kann von mir sagen, dass es -trotz dreierlei Meidkamenten- fast 2,5 Jahre gedauert hat, bis ich sagen konnte "Jetzt ist es gut.". Ich bin trotzdem nicht mehr "die Alte". Ich habe mich verändert und bin an der Erkrankung auch sehr gewachsen. Es hatte auch sein gutes, auch wenn du das jetzt nicht sehen kannst.

Ich habe versucht mir in der ganz schweren Zeit eine Struktur zu schaffen, an der ich mich entlang hangeln konnte. Also habe ich genau aufgeschrieben, was ich wann mache. Ungefähr so:

7.30 Uhr Aufstehen, Duschen, Schminken
8.15 Uhr Kind waschen, anziehen
8.30 Uhr Frühstücken

usw.

Dabei habe ich außerdem JEDEN Tag etwas eingebaut, damit ich aus dem Haus gehen musste. Frühstücken gehen, ein Marktbesuch, mit Freundinnen treffen, Krabbelgruppe, usw. Das hat mir dann geholfen, den Tag zu schaffen. Wenn es ganz schlimm war, habe ich mir den Tag in kurze Abschnitte eingeteilt. Okay, fünf Minuten schaffe ich. Und was kann ich in diesen fünf Minuten tun, damit es mir so leicht wie möglich fällt? Etwas lesen, stricken, mit dem Kleinen spielen, usw.

Kopf hoch, du schaffst das! Alles wird wieder gut, auch wenn es Zeit und Geduld braucht.

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
kajaba

Re: Ich möchte mich vorstellen...

Beitrag von kajaba »

Liebe Sanna,

danke für die liebe Antwort. Auch ich hab manchmal Adoption im Kopf oder Tasche packen und einfach weg. Dann geht es wieder mal besser.Ein Mutter-Kind-Aufenthalt ist schon festgemacht für September. Wollte erst direkt nach der Klinik dorthin, habe ich aber ein wenig verschoben wegen unserem Umzug. Wollte meinen Mann nicht ganz damit allein lassen.

Ich hoffe einfach, dass ich irgendwann das Familienleben genießen kann.

LG Kajaba
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