Es winkt mein Töchterchen und ich

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Reginald

Es winkt mein Töchterchen und ich

Beitrag von Reginald »

Hallo liebe Gleichgesinnte oder besser Gleichbetroffenen!

Ich bin 22 Jahre alt und seit der Geburt meiner Tochter vor nun fast 4 Monaten bekomme ich immer wieder manische Schübe die mittlerweile mit Zwangsgedanken fast nicht mehr zu ertragen sind.
Ich habe mich die gesammte Schwangerschaft sehr, sehr wohl gefühlt! Besser als jemals zuvor. Und ich wollte umbedingt eine natürliche Geburt, habe mich richtig darauf gefreut und keine Angst gehabt. Ein Kaiserschnitt war die Horrorvorstellung für mich....
Naja dann wurde in der 41. Woche eingeleitet weil ich womöglich einen Blasensprung hatte (leider wurde das nie richtig überprüft) und nachdem ich auf einmal am zweiten Abend allein in meinem Zimmer war bekam ich einen extremen Panikanfall.
Ich kam aus dem Zustand nicht mehr raus, zwei Tage nicht. Dann hat man mir endlich eine PDA gewehrt und die Blase gesprengt die sich angeblich wieder gebildet hatte.
Ich war guter Hoffnung aber dann gingen die Herztöne von unserer Tochter runter und weil auch das Fruchtwasser grün war und die Kleine sehr unter Stress war wurde uns nahe gelegt das wir einen Kaiserschnitt in Anspruch nehmen sollten... Der OP sei gerade frei....
Ich endschied aus Angst um das Leben unseres Kindes dafür und bereue heute nichts mehr als das auch wenn ich es gleichzeitig immer wieder versuche als positiv zu betrachten denn mein Kind hätte sterben können und ich könnte eigentlich dankbar sein das es diesen Ausweg gegeben hat.

Mein Kind war auf Station fast nur bei den Schwestern, diese empfand ich als extrem unhöfflich und von oben herab (außer ein paar) und die Schmerzen und das Gefühl mein Kind nicht umsorgen zu können trieben mich erneut in die Verzweiflung.
Jedes Mal wenn jemand an den Kateter wollte, mir eine Spritze geben wollte oder (oh mein Gott!) an meine Narbe wollte bekam ich einen Panikanfall und fing oft an zu zittern, mir lief der Schweiß runter oder ich weinte und flehte darum das sie es lassen sollen und ich nach Hause gehen könne.
Ich wollte dort nicht sein, konnte kaum mit den anderen Muttis komunizieren weil ich nur daran dachte das ich nach Hause musste.
Ich fühlte mich nur gut wenn mein Mann da war und ich gesehen habe wie er die Kleine umsorgt.
Als ich die Kleine dann endlich selber nehmen konnte kam das Gefühl eine schlechte Mutter zu sein weil nichts von Anfang an klappte wenn ich es allein probierte. Ich musste zum Wickeln die Schwester rufen weil ich nicht mehr stehen konnte, zum anlegen weil die Kleine Theater machte und die die Brust nicht zu fassen bekam, ich musste Ärzte rufen weil ich es ohne Schmerzmittel nicht aushielt.
Dauernd umkreisten mich Gedanken wie "Du schadest deinem Kind mit den Medikamenten in der Muttermilch!", "Die Kleine wird keine Bindung zu dir haben, sie brauch dich nur zum Trinken!", "Sie wird nur noch bei Papa sein wollen!", "Die Schwestern werden sie dir weg nehmen sobald sie sehen das du überfordert bist!", "Sie werden das Jugendamt anrufen und dir die Kleine direkt weg nehmen!".

Als ich dann endlich nach insgesammt einer Woche mit der Kleinen zuhause war war ich glücklich und traurig auf einmal.
Mir war dieses Hoch und Runter der Gefühle total zu viel.
Dann wurde meine Kleine zum Schreikind und interessanter weiße ging es mir in der Zeit besser auch wenn ich oft mit ihr mitweinte wenn sie Bauchweh hatte weil sie mir so unendlich leid tat. Aber die furchtbaren Gedanken waren weg.
Mittlerweile wird sie immer pflegeleichter und schon holen mich die Gedanken wieder ein.

Jetzt ist es so das ich ihr Schreien nicht mehr hören kann, ich bekomme dann extreme Wut. Sosehr das ich sie am liebsten aussetzen würde, sie ins Heim bringen möchte oder Gedanken habe wie "Schüttel sie einfach, dann ist sie still!"
Mir wird dann kotzübel weil mich diese Gedanken extrem verzweifeln lassen.... Ich kann sie nicht abstellen und das regt mich extrem auf.
Ich liebe meine Tochter über alles und sie wird langsam so lieb..... Ich verstehe nicht wieso ich sie auf der anderen Seite auf einmal so hasse....
Ich denke irgendwie sie will mich ärgern obwohl ich weiß das das überhaupt nicht so ist.

Ich habe mir jetzt im Februar einen Termin in einer Tagesklinik geben lassen und hoffe auf eine Art Therapie außerdem bekommt mein Kind jetzt nachts die Flasche weil der Schlafentzug meine Wut verschlimmert hat und ich mich so beim Flasche zubereiten erstmal sammeln kann und mir dann bei den Gedanken sagen kann "Nein sie hat nur Hunger, das ist ganz normal!"

Okay das war jetzt ein langer Text, um es kurz zu fassen:

HALLO IN DIE RUNDE!
Reginald

Re: Es winkt mein Töchterchen und ich

Beitrag von Reginald »

Achso ich muss nochmal was los werden was mich derzeit auch enorm belastet und ich glaube ich gebe meiner Tochter dafür die Schuld obwohl sie die natürlich nicht hat.

Mein Mann ist die Liebe meines Lebens, habe lange um eine Beziehung mit ihm gekämpft und wollte unbedingt die Mutter seiner Kinder werden. Ich dachte wirklich mit alle dem ist mein Leben perfekt!

Jetzt habe ich das aber ich bin unglücklich und mache meinen Mann den ganzen Tag nur Vorwürfe.
Er kann mir nichts recht machen, ich meine dauernd er würde mich nicht unterstützen und fechte Streit wegen jedem Müll an.
Hat er wieder sein Werkzeug nicht weg geräumt werde ich direkt launisch und brülle ihn an wieso er so hohl ist und sich nicht endlich merkt das ich das hasse wenn die Ecken der Wohnung voll geräumt sind.

Er gibt sich echt voll mühe mit mir, hat mir einen Seitensprung verziehen und hilft wo er nur kann aber ich kann das nur selten sehen.

Gestern habe ich ihm gesagt "Es tut mir leid, wirklich. Ich will so nicht sein und ich gebe mir Mühe es nicht zu sein. Bitte nimm es nicht persönlich wenn ich schimpfe, das bin ich nicht. Ich muss nur irgendwie zurück finden. Nimm es mir bis dahin nicht übel wenn ich schimpfe."

Er versucht es aber es wird zunehmend schwerer für ihn das merke ich.
Er war so ehrlich zu mir und hat mir gesagt das er das stillen unattraktiv findet und et deswegen nicht so Lust auf Sex hat.
Da ist bei mir direkt wieder eine Sicherung durchgebrannt und ich habe ihm Vorwürfe gemacht, gemeint er hätte ne andere und all sowas....

Es tut mir so leid das er so oft mit zwei weinenden Frauen dasteht, den Haushalt fast allein macht und dann auch noch von mir so bestraft wird.

Ich habe solche Angst das er mich alleine lässt das ich genau das irgendwie provoziere... Vielleicht um dann Genugtuung zu haben und sagen zu können"habe ich es doch gesagt!"
kitty

Re: Es winkt mein Töchterchen und ich

Beitrag von kitty »

Hallo Reginal,

herzlich willkommen hier.

Ich kann dir sehr gut nachempfinden wie es dir geht. Auch ich habe ein Schreibaby welches nun mittlerweile knapp über 9 Monate ist. Sie ist noch immer kein zufriedenes Baby, aber es gab schon schlimmere Zeiten. Es ist natürlich sehr stressig für dich, wer würde da immer ruhig und gelassen und glücklich bleiben?!? Ich habe mir immer gesagt, dass ich es nicht änderen kann, das ich mein Baby so akzeptieren muss wie sie ist. Dieses ist mir schon schwer gefallen.
Du bist für sie da, kümmerst dich um sie, machst dir Sorgen und Gedanken. DU bist eine gute Mutter! Versuche dir nichts anderes einzureden.
Es ist schon mal gut, dass du dir professionelle Hilfe suchst. Bekommst du auch schon Medikamente bzw. hast du schon mal mit einem Arzt hierüber gesprochen?
Zudem hört es für micht an, dass dein Mann dir zur Seite steht. Das ist gut. Er wird mit dir gemeinsam durch diese schwere Zeit gehen. Auch ich habe mein Mann oft mit Worten verletzt. Wollte auch, dass er mit der Kleinen gemeinsam auszieht. Oder ich würde die beiden verlassen. Aber das ist die Krankheit.
Und du machst das nun schon über 4 Monate mit. Das zerrt an den Kräften.
Ich war nach ca. 6 Monaten an einem Tiefpunkt wo ich überhaupt nicht mehr raus kam. Nun geht es mir wieder, anscheinend dank der richtigen Medikamente.

LG
Sandra
Reginald

Re: Es winkt mein Töchterchen und ich

Beitrag von Reginald »

Hallo Kitty,
Danke fur deine Worte!
Ich habe in meiner Jugend schon sehr unter Depressionen gelitten und auch ein Jahr vor der Ss hatte ich ein schlimmes Tief. Allerdings war ich der Ansicht gewesen das sehr gut unter Kontrolle zu haben und meine eher unsoziale Kindheit habe ich auch sehr gut überwunden. Nur bin ich scheinbar leicht wieder aus dem Konzept zu bringen.
Ich habe vor vielen Jahren mal Fluoxetin (das heist glaube ich nicht mehr so) aber nur als ich in der Tagesklinik war.
Mein Mann ist mir wirklich keine schlechte Hilfe aber ich kann das nur sehr selten sehen. Meist ist es sogar so schlimm das ich noch was zu meckern habe wenn er sich schon die halbe Nacht hingestellt hat um zu putzen oder für die kleine und mich da zu sein.
Ich beschimpfen ihn leider sogar dann wenn er nur mal ein danke will, dann denke ich nur an mich und denk mir so "wer bedankt sich mal bei mir?"
Das er mich aushält finde ich erstaunlich.
Unsers Kleine ist hur Zeit wieder so schräg drauf das sie nach dem schlafen tagsüber (was sie nur an mich gekuschelt oder nach einer h im Kinderwagen macht) direkt wieder müde ist. Sie beschimpft ihr Spielzeug, sie schreit beim an und ausziehen und die berühmten Nachmittage sind der Horror.
Aber wie du schon sagst man muss sie nehmen wie sie sind und das gelingt mir eigentlich auch ganz gut. Am Anfang wollte ich sie auf Biegen und Brechen ändern was alles nur noch schlimmer gemacht hat.
Jetzt bleibe ich wenn nötig neben ihr liegen bis sie "ausgeschlafen" ist was sie eigentlich nie ist.
Oft kotzt mich das aber auch total an, vor allem wenn mein Mann nicht da ist und am Abend erzählt was er alles erlebt hat.
So isoliert zu sein und Tag ein und aus das Selbe zu machen setzt mir sehr zu.
Im Moment hoffe ich täglich nur das der Tag vergeht und denke immer "ein Tag weniger das sie nicht reden kann!"
Nachher ist es vielleicht gar nicht besser wenn sie sich gar nicht mehr nur mit schreien ausdrücken kann aber ich hoffe das irgendwie.

Ich stille. Kann man da überhaupt Medis nehmen?
Ich muss ehrlich sagen ich wollte immer stillen aber mittlerweile wird es zunehmend zur Belastung für mich.
Auf der einen Seite will ich nur das Beste für die Gesundheit unserer Tochter auf der anderen Seite möchte ich eigentlich mal Abstand von ihr und meinen Körper wieder für mich alleine.

Lg und einen guten Rutsch wünsche ich!
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