Hallo und meine "Geschichte"

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Kati81

Hallo und meine "Geschichte"

Beitrag von Kati81 »

Hallo ihr Lieben,

wo soll ich anfangen? Es ist schwer über die Zeit zu schreiben, aber das kennt ihr ja bestimmt auch :(

Ich hatte schon sehr früh einen Kinderwunsch und nach vielen Jahren, zahlreichen Hormonbehandlungen und viele Ãrzten die alle meinten ich kann nicht schwanger werden... Haben mein Mann und ich uns entschieden von vorne anzufangen, ohne KW. Wir sind umgezogen, neue Hobbies etc... wegen der Enttäuschung bin ich Kinder und Mütter aus den Weg gegangen....

Ich habe schon sehr lange mit Depressionen zu kämpfen. Bis hin zu starken suizidgedanken... Aus vielerlei Gründen...

2014:
Ich war vor der Schwangerschaft stabil hatte 20 mg Fluoxetin, welche langsam abgesetzt werden sollten...
Dann war ich völlig unerwartet schwanger. :D

Seitdem lebe ich in einem Gefühlschaos, von Freude über Angst, Schuldgefühle, Verzweiflung, Wut, Trauer und Ablehnung ist alles dabei...

In der 26. Ssw musste ich Zervixinsuffizienz ins Krankenhaus ... :cry: es war die Hölle für mich...
In der 33. Woche am 15.11.2014 strampelte sich dann mein Sohn nach unten und ich hatte einen Blasensprung. Auf einmal ging alles ganz schnell... Notkaiserschnitt... Und mein Sohn war auf der Welt... Ich konnte ihn an diesem Tag nicht einmal sehen, da ich ans Bett durch die Op gefesselt war und er kam gleich auf die Kinderintensivstaion. :cry:

Ich verbrachte anschließend noch 3 Wochen auf der Teilintensivstation mit ihm.... Ich hatte dort einen harten Babyblues. Auf der Station bekam ich kein Verständnis für mich oder Unterstützung. Man wurde dort völlig allein gelassen. Noch dazu wenn sein Kind nur eine Handvoll groß ist und übersät mit Zugängen und Schläuchen ist... :( Ich dachte mir nur, das soll jetzt mein Kind sein? Ich hatte solche Schuldgefühle, Angst und wollte nur raus aus dem Krankenhaus... Körperlich war ich völlig ausgezerrt und psychisch völlig am Ende....

Als wir endlich zu Hause waren ließ der Babyblues nach und ich hatte gehofft, dass es endlich wieder besser wird, aber es sollte noch nicht sein...
Meine Stimmung verschlechterte sich immer mehr... Ich war für mein Kind da, aber zu mehr hatte ich keine Kraft.

Als er 6 Wochen alt war, erbrach er sehr stark. Unsere damalige Kinderärztin sagte nur Speikinder sind Gedeihkinder... (wie ich diesen Satz hasse) und schickte uns wieder fort... Wir fuhren abends wieder ins Krankenhaus, da wir uns nicht mehr zu helfen wussten. Mein Sohn war kraftlos und hatte schon merklich abgenommen. Dort angekommen bekam er gleich eine Infusion (in den Kopf) gelegt. Wir wurden auf die Infektionsabteilung gelegt. Dort war das Personal schlichtweg nicht für Frühchen ausgebildet und völlig überfordert etc. Es war wirklich die Hölle...
Wir mussten uns um alles selber kümmern... Mein Sohn musste unnötig 3 Tage nüchtern bleiben bis endlich ein Kinderchirurg von einer anderen Klinik kam und am Magenpförtner operierte und ab da spuckte er nicht mehr oder nur noch das normale :-)

Es ist dort noch so einiges passiert, aber so hilflos und völlig allein gelassen habe ich mich bis jetzt noch nie gefühlt, als wie in dieser Klinik... Ich bat auch um psychologische Hilfe, als ich mir eingestand, dass ich am Ende war.... Es kam nur keine Hilfe...
:cry: diese Erfahrungen lassen mich bis heute (März 2018) nicht los...

Als wir wieder zu Hause waren, kam ich aus diesem Dunklen tiefen Loch einfach nicht mehr raus... Ich verkroch mich mit dem Kleinen zu Hause, war mit allem überfordert, Schuldgefühle plagten mich, weil ich das Gefühl hatte meinen Sohn nicht richtig lieben zu können ... Empfand keinerlei Glück nur diese schwere auf meinem Herzen...

März 2018....
Inzwischen ist mein Sohn 3 1/2 Jahre alt und hat einen ordentlichen Dickschädel, was mir nichts leicht macht. Ich bin ständig verunsichert und weiß nie, wie ich mit meinem umgehen soll. Mache ich was falsch in der Erziehung?? Mein Leben ist nur darauf beschränkt den Haushalt einigermaßen zu erledigen um es meinem Mann recht zu machen und mir da keine nörgelleien anhören zu müssen und für den Kleinen da zu sein.

Ich traue mich oft gar nicht mit meinem Sohn irgendwohin zu fahren oder sei es nur der nächste Spielplatz, weil ich Angst habe, dass er sich wieder aufführt wenn ich sage, dass er das Spielzeug nicht bekommt, oder einfach die Finger aus der Dreckpfütze lassen soll... Meine wenigen Freundinnen habe ich schon seit gut 2 Jahren nicht mehr besucht. Ich habe niemanden mit dem ich reden kann, da ich nicht die anderen immer nur mit meinen "Problemen" belasten will und runterziehen will.

Ich stecke noch immer in dieser dunklen Spirale fest und weiß nicht wie ich da raus kommen soll :cry:

Alles Liebe
Kati
Zuletzt geändert von Kati81 am 30:03:2018 1:07, insgesamt 2-mal geändert.
Astrid77

Re: Hallo und meine "Geschichte"

Beitrag von Astrid77 »

Hallo Kati! Oh mann, ja dieser Satz "Speikinder sind Gedeihkinder" - wer mir den nochmal sagt dem drehe ich den Hals um. Meine Kleine war von Anfang an eine Speikind, und das zerrt an den Nerven, und das kann auch kein blödes Sprichwort relativieren. Man hat das Kind gestillt, die Brust ist (halb)leer, und das Kind bricht alles, aber auch alles in einem riesen Schwall auf den Teppich. Diese Momente haben mir während der PPD dann echt den Rest gegeben. Meine kleine ist jetzt 14 Monate, also fast identisch mit deinem :) Sie bricht immer noch wenn sie Husten hat, und das ist immer noch so frustrierend. Mich hat Seroquel (ist ja ähnlich wie Quetiapin) übrigens müde für 2 Tage gemacht. Vielleicht kannst du zum Schlafen was anderes nehmen, oder eine niedrigere Dosis?
Kati81

Re: Hallo und meine "Geschichte"

Beitrag von Kati81 »

Meiner spuckt auch noch öfters und jedesmal wenn es mal wieder etwas mehr ist, dann zieht sich innerlich alles wieder zusammen. Aber es wird immer besser... :wink:

Ich nehme Quetiapin derzeit 12,5 mg ;-( meine Ärztin meinte ich sollte sie einfach mal für längere Zeit nehmen. Aber wie bei dir auch, bin ich einfach am nächsten Tag völlig gerädert... Und der Schlaf ist irgendwie auch nicht wirklich erholsam ;-(

Es ist aber schön zu lesen, dass es anderen auch so geht. Ich denke dann immer irgendwas stimmt mit mir ned...
Astrid77

Re: Hallo und meine "Geschichte"

Beitrag von Astrid77 »

Wenn die starke Müdigkeit nicht weggeht kannst du ja deiner Ärztin ja nochmal sagen, dass das nichts ist. Ich habe es mit dem Seroquel gleich gesagt - etwas, das mich so müde macht dass ich bis am nächsten Tag 16:00 schlafen lässt, nehme ich nicht. Zumal mein Mann keine große Hilfe war. Er hat an diesem Tag den großen zum Kiga gebracht und war dann mit der kleinen daheim und hat wegen dieses einen Tages so getan als hätte er sich ein Bein ausgerissen um mir zu helfen :(
Jedenfalls, das Venlafaxin macht ja ziemlich munter, vielleicht will deine Ärztin sichergehen dass du nachts auch schläfst? Aber durch die Müdigkeit wirst du erst recht antriebslos, was dann die antriebssteigernde Wirkung vom Venlafaxin dann ja wieder zunichte macht. Das Medikament ist nämlich gerade gut, wenn man tagsüber mal wieder etwas auf die Reihe bekommen will. Ich hatte durch Venlafaxin einen richtige tolle Verbesserung, habe endlich mal aufgeräumt hier, Bilder aufgehängt, habe einen Sportkurs begonnen... zum schlafen hatte und habe ich ein Heuschnupfenmittel das müde macht.
kitty

Re: Hallo und meine "Geschichte"

Beitrag von kitty »

Hallo Kati,

herzlich willkommen hier.
Mensch, da hast du auch schon einiges durch.
Hattest du in dieser ganzen Zeit auch schon mal positive Zeiten gehabt? Oder war es rückblickend einfach nur grau?
Mir kam gerade nur der Gedanke, das du eventuell mit den Medikamenten nicht richtig eingestellt bist oder vielleicht nicht die für dich passenden Medis nimmst. Gerade weil dein Zustand schon so lange anhält.

Ein kleiner Tipp von mir noch der mir sehr geholfen hat (weil du geschrieben hast, man schafft nicht was man sich alles vornimmt). Ich habe mir vor 3 Monaten vorgenommen jeden Tag im Haushalt z.B. nur eine Kleinigkeit zu machen (z.B. heute wird nur Küche und Bad gewischt, morgen nur saugen, etc.). Also Aufgaben die ich auch schaffen konnte. Der Rest blieb liegen. Da konnte ich mir selbst etwas Druck raus nehmen. Ich bin vor Monaten auch immer rum gewuselt wenn die Kleine schlief und hatte trotzdem irgendwie kaum was geschafft (meiner Meinung nach). Das ist heute nicht mehr so. Mein kleines Pensum schaffe ich. Nehme mir dann auch Zeiten zum abschalten. Abschalten und "Runterkommen" konnte ich vor Monaten auch nicht. Das klappt nun ein Glück - dank der richtigen Medis.
Und versuche nicht so große Ansprüche an dich selbst zu stellen. DU musst keine perfekte Mutter, Hausfrau, etc. sein.

LG
Sandra
Madeleine

Re: Hallo und meine "Geschichte"

Beitrag von Madeleine »

hallo kathi81,

man man man, da haste ja wirklich was erlebt. mein sohn war auch auf der babystation und mir ging es da wir dir.
man wird nicht verstanden und helfen kann einer da auch nicht. man muss alles gleich können, sprich windeln, bäuerchen machen usw.
aber du bist nicht alleine uns geht es allen so.

hast du familie und mann, die dir auch mal freiräume schaffen können?
das du auch mal was für dich tun kannst?
ich nehme mir auch vor, wie kitty schon geschrieben hat, jeden tag etwas.
heute saugen, morgen wäsche usw.

der rest bleibt eben liegen.das finde ich auch nicht mehr schlimm.

ich habe eher probleme, auch wenn er wirklich sehr durchgeplant ist, den tag zu bewältigen.
wenn es um 15 uhr ist, denke ich immer, so noch 2 stunden dann muss er wieder essen.dann 17 uhr, so noch 2 stunden, dann geht er ins bett.
es ist immer ein auf und ab. ich sag mir immer, nach schlechten tagen, kommt auch wieder der sonnenschein.

lg madeleine
Kati81

Re: Hallo und meine "Geschichte"

Beitrag von Kati81 »

Ich habe gerade meine ersten Zeilen von 2016 durchgelesen und musste echt heulen... Habe auch a bisserl aktualisiert... :-)

Es hat sich so viel verändert seitdem und trotzdem werde ich diese Krankheit nicht los... :cry:
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