Da bin ich...

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Sunny

Da bin ich...

Beitrag von Sunny »

Hallo,
ich las bei euch schon 2013 mit. Nun habe ich mich angemeldet.
Ich leide seit 2012 unter einer Angst und Panikstörung, die ich mit Medikamenten und Therapie gut im griff hatte. 2013 wurde ich schwanger und setzte die Medikamente unter ärztlicher aufsicht ab. mir ging es ja schon lange gut ....... denkste..... nach 3 Monaten war ich schlimmer dran als vorher. Kurze Zeit versuchte ich es nur mit Therapie - ich war ja schwanger. Ich bekam dann 50 mg sertralin, was wahrscheinlich etwas wenig war, mir aber die schlimmsten Symptome nahm und nach ja 1 jahr ging es sehr deutlich aufwärts. die Medikamente nahm ich weiterhin, sicher ist sicher...der schock sitzt tief. 2015 war ich erneut schwanger und ich nahm die Medikamente weiterhin. Ich hatte eine Frühgeburt in 28 + 0. Eine stressige Zeit folgte, 3 Monate war mein sohn auf Intensivstation und wir immer zwischen hoffen und bangen, wird er überleben, wird er eine Behinderung davontragen... etc. Ich war von mir selbst überrascht, wie gut ich diese Situation psychisch gemeistert habe. Alles ging gut aus. mein sohn ist gesund und ich kann ihn sogar voll stillen. alles meine sorgen und Ängste haben sich verflüchtigt, alle wünsche haben sich erfüllt. Als nun die Situation eingetroffen war, auf die ich die letzten Monate hingelebt habe und ich mit meinem Sohn endlich daheim war, erlitt ich trotz meiner Medikamente einen Rückfall....weniger stark und schlimm....aber es warf mich aus der bahn, ich dachte dass ich mit dem medikament auf der sicheren seite war. Ab jetzt nehme ich 100 mg und es geht besser
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Marika
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Re: Da bin ich...

Beitrag von Marika »

Hallo und herzlich Willkommen bei uns!

Ich freue mich dich kennen zu lernen, auch wenn die Umstände nicht so schön sind. Du bist hier genau richtig und wirst sehr viel Rückhalt und Verständnis erfahren.

Schön, dass euer Sohn gesund ist und alles gut ausgegangen ist. Was sehr typisch ist: nämlich dass es dir gerade jetzt in der Entspannung wo alles gut ist, ein Tief kommt. Denn in Stress Zeiten produziert der Körper Massen an Stresshormonen wie Kortisol und Adrenalin. Diese beiden puschen den Körper: man ist leistungsfähig, bracht weniger Schlaf, hat ungeahnte Kräfte und bekommt sogar weit weniger Infekte als sonst. Denn sie haben sogar eine antivirale Komponente und erhöhen die Leistungsbereitschaft des Immunsystems. Daher wird man in Akut-Stress-Situationen nicht krank, wohl aber wenn der Stress vorbei ist. Da reduzieren sich Kortisol und Adrenalin wieder und der Körper fährt zurück. Gerade Kortisol "ernährt" sich aber blöderweise von Serotonin - dem so wichtigen Botenstoff in unserem Gehirn, der bei Depressionen usw. meist zu wenig vorhanden ist. Somit ist es auch zu erklären, warum man gerade wenn der Stress vorbei ist, in ein psych. Tief fallen kann: das Serotonin wurde vom Kortisol fast aufgebraucht. Das habe ich gerade zufällig in einer Fachzeitschrift (Welt der Wunder) gelesen. Finde ich sehr einleuchtend und es zeigt, dass solche Rückfälle auch rein chemisch im Körper zustande kommen können.

Mit der Erhöhung jetzt wird mehr vom Serotonin bereitgestellt und es geht dir besser - das ist super. Die 50 mg waren für diese schwere Phase und die starke Angst um deinen Sohn einfach zu wenig, so eine extreme Situation würde die meisten (auch Gesunde) an ihre Grenzen bringen. Jedenfalls ist es schön zu hören, dass es dir wieder besser geht. Und ich dachte mir, wenn du die Zusammenhänge in deinem Körper berücksichtigst, kann dir das helfen zu verstehen und zu akzeptieren, warum es dir schlechter ging.

Eigentlich haben dir die 50 mg einen schweren Rückfall erspart, du warst vielleicht nicht ganz "auf der sicheren Seit", aber es hätte auch schlimmer sein können. So konntest du gleich reagieren und das Tief mit einer kleinen Erhöhung gut abfangen. Gut gemacht und schön, dass du da bist! :-)
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Sunny

Re: Da bin ich...

Beitrag von Sunny »

Hallo Marika, ich freue mich, dass DU mich hier begrüsst hast. Ich lese häufig und mit grossem Interesse deine Beiträge und man merkt, dass du wirklich ahnung hast wovon du sprichst. Ich bin ja schon seit 2012 mit meiner
Angstörung zu gange und mir ging es ja über längere Zeiträume sehr gut. Der letzte einbruch 2013 war der tatsache geschuldet, das ich das medikament zu früh abgesetzt hatte. Ich dachte daher ich muss einfach mein medikament weiternehmen und dann passiert mir das nicht mehr. Du hast natürlich recht, nach dem ganzen stress kann sowas immer sein und dass mein medikament einen schlimmeren einbruch abgefedert hat. Meine ärztin stuft meinen zustand als leichte depression ein. Auch sie ist der meinung, dass ich die medikamente irgendwann wieder reduzieren kann. Bei mir ist es so, dass ich meinen Zustand immer viel schlimmer einschätze als meine therapeutin und meine ärztin dies tun. Aber dieses katastrophendenken gehört ja auch irgendwie zur krankheit. Heute habe ich wieder stark mit meinen sxmptomen zu kämpfen: übelkeit, erbrechen, unruhe, appetitlosigkeit. Obwohl es mir
jetzt eine zeitlang gut gegangen ist, habe ich heute wieder einen einbruch. Ich weiss dass eine besserung in wellen voranschreitet. Ich habe jetzt seit 5 wochen das medikament erhöht und dass diese einbrüche ganz normal sind. Aber dennoch habe ich im moment angst, dass dies nie aufhört und ich da nie wieder rauskomme. Sind die symptome weg denke ich wieder anders und bin zuversichtlich. Kennst du das auch?
Kim89

Re: Da bin ich...

Beitrag von Kim89 »

Hallo Sunny!

Kenne nur zu gut was du meinst :roll:
Die Unruhe hat mich schwer im Griff und gleich fühlt man sich hoffnungslos, verzweifelt usw. Einfach nicht schön. Wie lange kann man das aushalten?! Gedankenkreisen. ...
An den guten Tagen, denkt man, das schaff ich locker, was soll schon passieren. So schlimm ist es ja auch wieder nicht. .... :wink:
Naja, so ist es eben. Ich stecke mitten in einer ss mit 150mg sertralin und habe so schrecklich Angst was noch mit mir passiert :cry:
Marika lese ich auch sehr gerne. Da bekommt man immer wieder Hoffnung und Mut!
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