Das bin ich

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nad.be

Das bin ich

Beitrag von nad.be »

Hallo,
Ich stoße nun auch zu euch in der Hoffnung auf Tipps, Trost und Hilfe.
Ich heiße Nadine, werde dieses Jahr 30, bin verheiratet und habe am 8.12.16 mein erstes Kind per Kaiserschnitt zur Welt gebracht.
Schon kurz danach war ich überfordert, habe geweint und konnte mich nicht freuen.
Ich hatte einfach nur Angst vor meinem eigenen Sohn und wollte einfach nur weg. Ein paar Wochen später kamen auch Suizidgedanken hinzu, trotz starkem Rückhalt von meinem Mann und meinen Eltern. Diese Angst und innere Unruhe war einfach nicht auszuhalten und ich dachte ich drehe durch. Daraufhin kam ich dann für 4 Wochen in eine Klinik, wo ich mit Venlafaxin 150mg eingestellt wurde. Das Medikament hatte ich schon vor der Schwangerschaft wegen einer posttraumatischen Belastungsstörung genommen.
In der Klinik ging es mir direkt besser, was klar war, da ich ja Ruhe hatte und mein Sohn bei meinem Mann bzw Eltern war. Die erste Woche nach meiner Entlassung ging es mir gut und ich habe mich gut um meinen Sohn kümmern können. Mein Mann, der in der Woche noch Urlaub hatte, hat sich im Hintergrund gehalten, falls etwas ist. Seit mein Mann nun in der letzten Woche wieder arbeiten geht, geht es auch mit mir wieder bergab. Der erste Tag war noch gut und ich habe mich sogar drauf gefreut mit meinem Kind alleine zu sein. Am 2 Tag fing er dann aber an etwas zu schreien, und schon war meine Angst und Unruhe wieder da.seitdem bin ich mit meinem Sohn bei meinen Eltern, solange mein Mann arbeitet. Doch trotzdem ist die Angst da und ich bin nur am Weinen und weiß nicht, wie es weitergehen soll.
Meine Mutter hat in der Mutter Kind Klinik in Herten angerufen, wo wir nun bald ein Vorgespräch haben. Allerdings weiß ich nicht wie ich die Wartezeit von 4 bis 6 Wochen überstehen soll. Klar, ich habe Unterstützung und bald evtl auch eine Haushaltshilfe, aber ich halte es im Moment einfach nicht aus und könnte den ganzen Tag nur schlafen, damit ich alles vergesse.

LG Nadine
kullerfrau

Re: Das bin ich

Beitrag von kullerfrau »

Liebe Nadine,

von mir ein herzliches Willkommen! Was du schreibt, hört sich sehr hoffnungslos an😞
Machst du denn eine ambulante Therapie? Hast du sonst professionelle Unterstützung ?
Diese Unruhe und Angst kenn ich auch. Ich hatte lange Zeit ein permanentes Gefühl der Angst, ich habe es immer als Lebensangst bezeichnet. Auch die Unruhe ist mir nicht neu- ich kämpfe schon sehr lange damit. Was mir hilft, ist in dem Moment bewusst alles langsam machen. Fast im Zeitlupentempo. Sogar langsam denken! Probier es doch mal aus, vielleicht bringt es dir was.
Und noch etwas: es wird besser! Leider dauert das bei dieser Krankheit, aber es wird immer besser. Und wenn du vielleicht nach Herten kannst, umso schneller :)

Liebe Grüße und vielleicht magst du ja noch mehr erzählen...

Kullerfrau
nad.be

Re: Das bin ich

Beitrag von nad.be »

Vielen Dank für die aufbauenden Worte.
Bis kurz vor der Geburt habe ich eine kognitive Verhaltenstherapie wegen meiner posttraumatischen Belastungsstörung gemacht. Meine Therapeutin hat allerdings eine neue Stelle angefangen und nun bin ich auf einer Warteliste.

Von der Krankenkasse habe ich eine Haushaltshilfe genehmigt bekommen, die aber nur 4 anstatt 8 Stunden am Tag kommen kann. Letzte Woche war sie kurz da, an dem Tag, an dem es mir noch gut ging. So doof wie ich war, habe ich sie dann weg geschickt, weil ich der Meinung war es selber alles zu schaffen. Aber ich wurde direkt eines besseren belehrt.
Nun hoffen wir, dass die Haushaltshilfe die nächste Woche kommen wird, da das nun ja sehr kurzfristig ist. Allerdings denke ich im Moment, dass meine Angst dadurch nicht weniger wird, da es eine fremde Person ist und ich mich dann trotzdem weiter unter Druck setzen werde.

Ich bin sehr froh, dass ich so eine tolle Familie und einen tollen Mann habe, die mir so gut wie möglich alles abnehmen.
Heute hat der kleine einmal bei meinen Eltern übernachtet, damit mein Mann auch mal etwas Ruhe hat.
Direkt nach dem Aufwachen fing dann schon wieder bei mir die Angst und Unruhe an und ich gucke ständig auf die Uhr, wieviel Zeit noch bleibt, bis wir ihn abholen.
Einerseits vermisse ich ihn, andererseits habe ich jetzt schon wieder Angst, dass er gleich wieder da ist und ich würde am liebsten einfach nur weg, wo ich meine Ruhe habe. Das ich so denke macht mir so ein schlechtes Gewissen.

Ich hoffe es wird bald alles besser.
nad.be

Re: Das bin ich

Beitrag von nad.be »

Achja, hinzu kommt noch, dass meine Schwester letzte Woche ihr 2. Kind bekommen hat und bei ihr alles super zu sein scheint.
Nun vergleiche ich mich immer und es macht mich traurig, dass ich nicht so sein kann und es mir schon zu viel wird mich mit meinem Sohn zu beschäftigen.

Auch letzte Woche zur Kontrolle beim Kinderarzt waren dort 2 andere Mütter mit kleinen Babys. Eins hat geweint und der Mutter hat es nichts ausgemacht, es einfach auf den Arm genommen und sich weiter unterhalten.
Ich kam mir so blöd vor in diesem Moment, weil ich einfach nicht verstehe, warum ich nicht so sein kann. Das macht mich einfach traurig.
missesjones

Re: Das bin ich

Beitrag von missesjones »

hallo nadine,
als ich deine nachricht las, habe ich mich in vielen dingen selbst darin gefunden. ich hatte während der schlimmen phase meiner depression auch panik als ich mit meiner tochter alleine war. ich ging dann of zu meinen eltern unter der woche. auch konnte ich mit meiner tochter nicht alleine im bett schlafen, das ging einfach nicht. entweder mein mann ging mit ihr schlafen oder meine mutter musste sich dazu legen. und schon sonntags frühs bekam ich angst vor der vorstellung mit ihr alleine zu sein. ich bekam dann auch eine haushaltshife für 3 monate. dies hat mir sehr geholfen. ich hatte einen ansprechpartner und jemanden der mit mir den alltag organisiert. so wurde ich langsam sicherer im umgang mit meiner kleinen. was mir auch geholfen hat waren spielegruppen. bis vor kurzem war ich montag bis mittwoch in spielegruppen. so war meine woche strukturiert, ähnlich wie wenn man berufstätig ist. das hat mich vor einem weiteren "absturz" gerettet.aber man braucht ewig viel geduld............mit sich selbst und mit den kindern. daran arbeite ich heute noch. ich drücke dir die daumen und wünsche dir viel kraft, glaub mir, es wird besser!!!!!!!!!!
liebe grüße misses jones
Astrid77

Re: Das bin ich

Beitrag von Astrid77 »

Hallo!
Auch ich finde mich in deiner Beschreibung wieder. Ich hatte das ganz stark, die "Angst vor dem Kind". Das war bei mir auch völlig irrational, aber es war so. Bei meinem ersten Kind habe ich das ganz leicht gehabt, beim zweiten habe ich den ersten Monat mit ihr zusammen auf der Couch geschlafen ohne Probleme, dann fing es an. Mein Mann musste bei ihr schlafen, und wenn ich morgens ins Wohnzimmer kam und sah die kleine da liegen habe ich direkt Schweißausbruch, Herzrasen, Panik gehabt. Wenn mein Mann sich für die Arbeit angezogen hat, hat sich mir die Kehle zugeschnürt und ich stand mit zitternden Händen vor der Couch und konnte gar nicht hinschauen auf ein Kind! Ich wollte auch einfach nur weg. Oder ich wollte auch einfach nur schlafen um alles zu vergessen! Und panisch auf die Ihr zu schauen, wann ich die Kinder wieder abholen "muss" - das habe ich heute noch.
Venlafaxin habe ich auch genommen und dadurch erstmals eine leichte Verbesserung gespürt damals. Ich habe keine Familie, hier, bekam aber auch eine Haushaltshilfe. Bei mir von der Caritas. ich habe dort auch gesagt ich habe Depressionen, und so haben die Frauen sich auch mit mir hingesetzt und sich einfach nur mit mir unterhalten. dann sind sie mit dem Kind spazieren.
Was mir geholfen hat, war, mich schrittweise darauf ein zu lassen. Sachen, die mir früher Spaß gemacht haben, konnte ich irgendwie nicht mehr, und Krabbelgruppen haben mich nur noch mehr unter Druck gesetzt. So war ich immer mal spazieren mit der Kleinen, einkaufen und so. Nach drei Monaten durchbrechen Kind und Mutter auch irgendwie so eine unsichtbare Schallmauer, nach der dann einiges besser wird. Vielleicht hilft dir auch die Zeit. Ich wünsch dir alles Gute! LG Astrid
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