Da bin ich wieder

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Eule86

Da bin ich wieder

Beitrag von Eule86 »

Hallo!
Ich hatte eine Weile meine Zugangsdaten verloren und naja, mir ging es auch sehr gut;)
Meine Tochter ist Ende 2015 geboren. 3 Tage nach der Geburt ging es los. Wie ein Hammerschlag gegen den Kopf. Ich war mega erschöpft und hatte eine Wahnsinns- Geburt. Depressionen bzw. Panikstörung hatte ich aber schon seit 2013. Halbes Jahr nach meinem Berufseinstieg zu Beginn meines ersten Urlaubes. Erschöpfung auch da ein Stichwort.
Ich habe beide Male Citalopram 20 mg genommen und wurde damit nach ca. einem halben Jahr recht stabil wieder. Das erste Mal habe ich sie im Juli 2014 abgesetzt bzw. ausgeschlichen, das 2. Mal April 2017. Naja. Und dieses Mal bekam ich schon im Juli 2017 das erste heftigerere Tief wieder. Ich bin im April 2017 auch wieder angefangen zu arbeiten muss man dazu sagen auf eine Stelle, die nicht gerade für Teilzeit gedacht ist. Meistens arbeitet man dort wesentlich mehr. Ich muss mir meine Stunden selbst einteilen und als perfektionistisch veranlagter Mensch ist das nicht so einfach;) Man möchte ziemlich gut sein. Quasi 1+ erreichen ;)
Dann meine Tochter mit ihren jetzt 2 Jahren hat ordentlich zugelegt mit ihrem Dickkopf. Ihre Standardantwort ist derzeit: NÖ! Sie provoziert wo sie kann, ist frech, macht eigentlich immer genau das Gegenteil von dem, was man ihr sagt und grinst auch noch dabei;)
Zu allem Überfluss kam, dass mein Mann im Juli einen Anruf bekam, dass er eine neue Stelle bekommen könnte. Aber, es sei noch nicht ganz sicher. Wir müssten uns bis Mitte November gedulden ob wir das OK bekommen und dann wäre der Umzug im Januar. Das hat so derbe an meinen Nerven gezehrt. Nun ist es raus, dass es klappt und wir ziehen im Januar um. Ich freue mich auf den Wechsel, zumal in der neuen Stadt meine Schwiegereltern leben mit denen wir uns sehr gut verstehen und sie Stadt einfach viel schöner ist als diese hier. Aber zeitgleich habe ich auch eine ganze Menge "Ängste"- ich weiß garnicht wovor. Es stresst mich einfach. Dieses ganze Neue. Meinen Job musste ich jetzt kündigen bzw. habe ich erstmal wieder Elternzeit beantragt, so lange bis wir einen neuen Kindergartenplatz haben.
Tja und was soll ich sagen im Oktober ging es mir so dreckig, dass ich wieder zu meiner Ärztin bin und gesagt hab, dass ich wieder das AD ansetzen will. Sie fand das eine gute Idee. Und meinte, wenn ich schon selbst darauf komme und es mein Wunsch ist, dann ist es eine gute Idee!
Ich dachte, damit hätte ich dann gut vorgesorgt und alles ist supi. Aber nein, die Tiefs kommen immer noch brav im Wechsel. Vor allem kurz vor der Regel. Ich bin auch unheimlich dünn geworden. Ich weiß, dass ich grad viele Belastungsfaktoren habe, aber ärgern tut es mich schon, dass ich da nicht wie ein "normaler" Mensch durchflutschen kann. Mit normalem Gefühlen von Erschöpfung und etwas Anspannung. Stattdessen muss ich gleich Paniksymptome bekommen und bekomme Ängste, dass ich mein ganzes Leben nicht schaffe und das immer wieder kommt und niemals besser wird.
In dem Moment habe ich immer so das Bedürfnis meinen Kopf gegen die Wand zu hauen, weil ich weiß, dass das Blödsinn ist. Also mein Verstand weiß das, aber meine Gefühle und mein Körper suggerieren mir etwas anderes.

Ich würde mich sehr über mutmachende Gedanken und Sätze freuen.. gerade von "alten Hasen" in diesem Business.
Liebe Grüße, die Eule von damals!
Eule86

Re: Da bin ich wieder

Beitrag von Eule86 »

Ach noch sie Info: Ich habe schon sehr viele Gespräche gehabt. Also keine ganzheitlich beantragte Therapie, aber unheimlich viele Gespräche in der Institutsambulanz mit einer Psychologin und begleitend mit der Ärztin da und privat habe ich mehrere Gesprächstermine bei einer systemischen Therapeutin gehabt. Das war wirklich super hilfreich. Habe sehr, sehr viel analysieren können.
Aber jetzt wo es wieder so doll ist, da frag ich mich: Was mache ich denn falsch, dass es trotzdem noch wieder kommt?
Das Leben, wie ich es mittlerweile lebe, liebe ich so! Mit meinem Mann ist alles toll, mit meiner Familie ist so vieles geklärt. Ich weiß, dass ich hochsensibel bin, ich achte immer auf mich und frage mich selbst, ob es mir gut geht bei dem was ich mache und das ist auch so. Ich bereue nichts wie es gelaufen ist die letzte Zeit oder dieses Jahr.
Ob es einfach an der zu hohen Gesamtbelastung geht und dass ich vllt das AD dauerhaft brauche? und garnicht so sehr mehr um die Art und Weise wie ich mein Leben gestalte?
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Marika
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Re: Da bin ich wieder

Beitrag von Marika »

Hallo Eule,

also ich finde du hast schon ziemliche Belastungen in deinem Leben und wenn du eh schon weißt, dass du hochsensibel bist, dann kannst du eigentlich gar nicht so einfach "durchflutschten". :wink: Dass du schon einiges analysiert hast, ist sehr gut - aber hast du auch Verhaltenstherapeutische Übungen bekommen? Oft sind es unbewusste krankmachende Verhaltensmuster, die man unbemerkt immer wieder wiederholt.

Das AD zu nehmen, ist sicher eine gute Idee, ob du es langfristig brauchst? Bei mir ist es so, ich bleibe ohne AD nicht dauerhaft stabil.

Generell solltest du glaube ich akzeptieren, dass du eine besondere hochsensible Frau bist. Das hat auch seine Vorteile: meist sind diese Menschen sehr einfühlsam, haben eine ausgezeichnete Intuition und sind intelligent. Es bedeutet auch, dass man dann besser seine Grenzen beachten kann und muss, mehr auf sich achtet. Vergleiche mit anderen bringen nichts - denn auch wenn andere vermeintlich so leicht durchs Leben "flutschen", weißt du nicht ob sie glücklich sind. Oft stimmt dieses Bild nicht und wenn man tiefer schaut, dann findet man dort die kranksten Menschen.

Geh liebevoll mit dir um, akzeptiere dich so, wie du bist - als etwas ganz Besonderes mit besonderen Fähigkeiten und Bedürfnissen. Vielleicht wäre auch eine Verhaltenstherapie ein Ansatz - denn eine analytische ist meist nur die halbe Miete.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Eule86

Re: Da bin ich wieder

Beitrag von Eule86 »

Liebe Marika,
danke für deine Antwort!

Also als Übungen habe ich bekommen, dass ich es zulassen soll, wenn "es" kommt. Mein Problem ist die Angst vor der Angst und dass ich mich mit Händen und Füßen wehre, wenn ich in einem Tief bin.
Jetzt zB. geht es mir auch wieder schlechter und ich habe gleich Katastrophengedanken, dass es nie nie wieder aufhört. Und dann steigert sich das ganze natürlich nur. Ich versuche immer zu analysieren warum ich jetzt ein Tief habe.. habe ich zu viel gemacht oder zu wenig? Ich habe dann immer das Gefühl, dass ich nicht mehr weiß, was ich eigentlich brauche und das gibt mir eine große Unsicherheit und lässt mich in Panik geraten.
Habe das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren.
Und meine Therapeutin sagte, dass es nicht um das Warum geht. Es ist einfach da. Vielleicht hat es einen bestimmten Grund, der gut erkennbar ist.. vielleicht wird man es aber auch nicht herausfinden.

Gestern haben mein Mann und ich (aufgrund dessen, dass es wieder schlechter ist) über das Thema Zukunft gesprochen und ich habe ihm gesagt, wie extrem traurig ich bin, dass mein Traum 3 Kinder zu haben mit jedem Tief das kommt mehr und mehr schwindet.
Er meinte, dass er so vor einem halben Jahr auch für sich überlegt hat, ob oder dass es vllt besser ist keine weiteren Kinder zu bekommen. Ich hab ihn dann gefragt wie er dazu gekommen ist und er meinte dann, weil er gemerkt hat, dass es wohl doch keine "einfache" Kindsbettdepression sei sondern eine "richtige" Depression. Ich hab ihn dann gefragt, was er denn unter einer "einfachen" Kindsbettdepression versteht.. u da meinte er, dass es halt eine Phase von vllt einem Jahr ist und dann aber wesentlich besser wird und ohne Tiefs dann eines Tages.. da ich aber immer noch Tiefs habe ab u an, sei das ja offensichtlich etwas dauerhaftes.
Ich habe mich so schrecklich gefühlt. So unheilbar. So dauerhaft abgestempelt, untherapierbar.
Und ja meine Erkrankung fing auch schon vor der Geburt an. 2 Jahre vor der Geburt war ich erkrankt. Und aus meiner Kindheit kenne ich das auch. Also ja vielleicht hat er Recht bzw. ziemlich sicher hat er recht, dass es etwas dauerhaftes ist. Und manchmal da habe ich das auch akzeptiert und denke mir, dass ich da mit leben muss wie jemand anderes mit Diabetes. Aber an anderen Tagen, da ist der Wunsch nach kompletter Heilung so groß, dass ich dann richtig traurig und wütend bin. zB. wenn es darum geht, dass ich eigentlich 3 Kinder haben wollte und die Krankheit mich so negativ in die Zukunft blicken lässt... ich war vor meiner Krankheit so stark und selbstbewusst. Alles, was ich mir vorgenommen hatte, hab ich auch mit etwas Ehrgeiz und Disziplin geschafft. Und jetzt habe ich das Gefühl alles ist unsicher.

Sorry für so viel Text.. es tut gut es irgendwo rauslassen zu können:(
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