Seite 1 von 1

3 Jahre seit PPD. Jetzt wieder schwanger!

Verfasst: 29:08:2018 10:07
von ver.wei
Hallo zusammen!
Ich hatte 2015 nach der Geburt meines ersten Kindes innerhalb der ersten beiden Wochen eine PPD mit Schlafstörungen und starken Suizidgedanken entwickelt. Schwangerschaft und Geburt waren bis auf die üblichen Wehwehchen gut verlaufen, meine Tochter war zwar nicht geplant aber sehr erwünscht! Der Zeitpunkt war jedoch sehr stressbehaftet für mich. Studium noch nicht beendet Finanzierung für den Umbau stemmen, der Umbau selbst, mein man hatte 1 1/2 Stunden einfach zu pendeln, aber vor allem das ich damals noch keinen Tag in meinem erwählten Beruf gearbeitet habe und mir noch keinen Alltag mit Kind vorstellen konnte hat mich in der Schwangerschaft schon belastet. Nach der Geburt war zunächst alles ok, ich konnte gut stillen und hab einigermaßen schlafen können. Der schlaf wurde allerdings immer kürzer (lag nicht am kind!) Nach 10 Tagen dann die totale Panik. Ich konnte 3 Tage (!) nicht schlafen. Danach wollte ich einfach sterben, hinzu kamen die furchtbaren Schuldgefühle gegenüber meiner Tochter. Ich dachte einfach ohne mich wär sie besser dran!! Diese Gedanken haben mir solche Angst gemacht das ich in die psychiatrische Notaufnahme gegangen bin. Amytryptillin. Heim geschickt.
Da ich noch gestillt habe wollte ich keine Medikamente nehmen. Dann die rettende Idee meines Mannes, der kannte eine Kinderheilpädagogin. Diese bot damals für Bekannte auch Gesprächstherapien an, Privatrechnung... Letztendlich hat sie eigentlich schon in der ersten Sitzung alle meine Blockaden gelöst, indem sie auf das Geständnis meiner suizidgedanken unter Tränen schlicht mit „na und?“ reagiert hat. Das hört sich jetzt ziemlich komisch an. Aber da hab ich gelernt das das kein Grund ist schlecht von sich zu denken und das das Gedanken sind die manchmal zum Leben gehören, und je weniger ich mich im Verlauf dagegen gewehrt habe desto seltener sind sie geworden. Bis ich schließlich keinen Gedanken solcher Art mehr hatte, bis heute.
Insgesamt konnte ich meine PDD mit ambulanter Gesprächstherapie ohne Medikamente innerhalb einiger Wochen dank der Unterstützung meiner Therapeutin, meines Mannes und unserer Familien schnell beenden. Jetzt bin ich in der 8. Woche schwanger (diesmal geplant 😅). Ein bisschen Bedenken habe ich schon das es nochmal so kommen könnte, aber ich fühle mich jetzt auf jeden Fall besser gewappnet! Was ich immer noch schwer finde ist mit anderen Müttern darüber zu reden. Ich sag dann meistens nur, ich hatte eine harte Anfangszeit.
Auf Licht und Schatten bin ich im Zuge meiner Recherchen zur PPD gestoßen, als ich damals „aus dem Gröbsten raus“ war. Ich bin Ärztin und wollte das Ganze wissenschaftlich aufarbeiten. Bei solch einem individuellen Thema ist das jedoch ziemlich schwierig, Fakt ist für mich nur das das Thema viel zu stiefmütterlich behandelt wird und unter Ärtzen (nicht Psychotherapeuten!) kaum ein erwähnenswertes Thema darstellt. Ich habe selbst 4 Monate in der Psychiatrie im Rahmen meines Studiums gearbeitet und muss sagen das in Deutschland für die Seelenerkrankungen leider kaum Geld bereit steht. Ich habe dort viel als Elendsverwaltung erlebt. Deshalb habe ich auch meine Therapie selbst bezahlt. Auf einen Therapieplatz über die Kasse hätte ich Monate warten müssen.
Online waren aber auch die Erfahrungen der anderen Frauen das, was mir geholfen hat.
Deshalb will ich heute auch meine mit euch teilen!
Ich danke euch alle für eure Ehrlichkeit und Offenheit und wünsche euch für eure Zukunft alles gute!

Re: 3 Jahre seit PPD. Jetzt wieder schwanger!

Verfasst: 31:08:2018 2:04
von Nelli
Ich freue mich für Dich! Toll, wie Du Dir geholfen hast / hast helfen lassen.
Ich denke, Du bist gut gewappnet.
Alles Gute! Nelli

Re: 3 Jahre seit PPD. Jetzt wieder schwanger!

Verfasst: 01:09:2018 20:09
von Astrid
Hallo Du,

schön, dass Du zu uns gefunden hast. Wie Du hatte ich bei meinem ersten Kind eine PPD, und auch bei der zweiten Schwangerschaft starke Bedenken, dass ich ohne Erkrankung mein zweites Kind bekommen könnte. Es ist gut gegangen. Ich hatte mir ein enormes Auffangnetz gesponnen. Im Voraus meine Therapeutin kontaktiert, meine Medis ab der Geburt vorsorglich genommen, nicht gestillt, mein Mann hat die Nächte übernommen, und mich schlafen lassen. (Er ist ein sehr lieber Mann :D ). Meine Mama war schon vor der Geburt zu uns gekommen, um sich um den Großen zu kümmern, und sie ist nach der Geburt geblieben, um uns zu entlasten. Wir hatten im Krankenhaus ein Familienzimmer, und mein Mann ist die ganze Zeit da geblieben. Habe mir dort Schlafmittel geben lassen. Meine Familienhebamme war vorher informiert, und hat mich engmaschig betreut. Die Besuche im Krankenhaus habe ich im voraus auf ein Minimum eingeschränkt. Alle Freunde, Nachbarn , Verwandte wussten bescheid. Ein riesiger Vorteil war, dass ich sehr offen mit meiner Krankheit umgangen bin. Dadurch bin ich auf viel Verständnis gestossen, und auf Unterstützung. Es hat sich gelohnt!!! Ich konnte diese zweite Babyzeit richtig genießen. Und erfahren, wie es ist, wenn man nicht an PPD erkrankt ist, und das Baby kein Schreikind. Ich drücke dir die Daumen, dass es bei Dir auch so wird. Die Chancen sind gut, da du weisst, was dir beim ersten mal geholfen hat. Du wirst nie wieder so lange leiden müssen. Das hat mich damals sehr beruhigt, und auch, dass ich diesmal nicht alleine sein würde. Es gibt eine Menge gute Bücher mitlerweile und die Information/ Ausbildung der Hebammen im Zusammenhang mit PPD/ PPP ist auch viel besser geworden. Sie wollen wirklich helfen. Die Frauenärzte sind oft desinteressiert.... Leider. Und Therapeuten, die darauf spezialisiert sind, sind selten. Aber die, die ich kennengelernt habe sind mit dem Herzen dabei und engagiert. Die Odyssee, die Frauen oft hinter sich bringen müssen, um Hilfe zu bekommen ist schrecklich. Die Aufklärung, dass es PPd/PPP gibt ist wichtig, meiner Meinung nach. Am besten in jedem Geburtsvorbereitungskurs, am besten beim Partnerabend. Da nach der Geburt sich alles ums Kind dreht, und jede Frau nicht mehr auf sich achtet. Aber der Papa kann aufmerksam sein, und wenn er eine Veränderung bemerkt die Hebamme informieren. Wenn die dann Schatten & Licht nennt, dann ist es möglich schnell kompetente Hilfe und Verständnis zu bekommen. Ich finde es toll, dass du jetzt hier bist, und anderen Hoffnung machst, indem du mit deiner Geschichte klarmachst, dass es dir jetzt wieder gut geht, und alles wieder gut werden kann. Eine schöne Schwangerschaft und Vorfreude wünscht dir Astrid