Hallo aus dem Bäderdreieck

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Herzerl8418

Hallo aus dem Bäderdreieck

Beitrag von Herzerl8418 »

Hallo zusammen! Ich habe mich nun doch entschlossen, mich hier anzumelden. Kurz meine Geschichte: Am 28.4.2018 ist mein 1. Sohn Mathias zur Welt gekommen, ein absolutes Wunschkind. Schon auf der Wochenbettstation merkte ich, dass etwas nicht stimmte, ich hatte Versagensängste und weinte nur noch. Zu Hause wurde es trotz Unterstützung nicht besser, es kamen erhebliche Schlafstörungen hinzu. Dagegen bekam ich Psychopharmaka verschrieben, die jedoch nicht halfen, also beschloss ich, freiwillig in die Psychiatrie zu gehen. Auch dort wurde es nach anfänglicher Verbesserung nur noch schlechter, so dass ich mich selbst entließ, doch zu Hause bekam ich schließlich sogar psychotische Symptome, so dass ich wieder in der Klinik landete. Diesmal wurde es zunehmend besser, sie fanden endlich die richtigen Medikamente, allerdings kämpfe ich nach wie vor gegen die Erkrankung, jeden Tag. Geht es euch auch so oder so ähnlich?
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Marika
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Re: Hallo aus dem Bäderdreieck

Beitrag von Marika »

Hallo und herzlich Willkommen!!!!

Vielen Dank für deine Geschichte. Auch wenn du noch keine Antwort bekommen hast: Es geht hier aktuell sehr vielen Frauen so, dass die arg zu kämpfen haben. Aber du merkst bereits eine Besserung, du bist also auf dem richtigen Weg - sehr gut, weiter so!!!!

Ich verspreche dir, das wird wieder! Du hast jetzt eine gute Medikation, das ist das Um und auf. Leider geht es nicht von heute auf morgen, aber mit der Zeit wirst du die Forstschitte merken!!!

Machst du auch Therapie?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Herzerl8418

Re: Hallo aus dem Bäderdreieck

Beitrag von Herzerl8418 »

Hallo Marika!
Danke für deine Antwort und für die aufbauenden Worte. Ja, Therapie mache ich auch, wobei ich erst nächste Woche den ersten Termin seit meinem Aufenthalt für eine Probesitzung habe. Das lange Warten darauf hat mich glaube ich auch ziemlich ausgezehrt. Aber ich glaube, viele warten noch viel länger auf einen Termin beim Psychologen. Auf jeden Fall hoffe ich, dass es passt und ich mit dem gut kann.
Astrid

Re: Hallo aus dem Bäderdreieck

Beitrag von Astrid »

Hallo Du Liebe,

auch von mir ein herzliches Willkommen!! Habe gerade deine Geschichte gelesen und richtig schlucken müssen. Es ist so traurig zu lesen, dass auch heute noch Frauen so eine Odyssee hinter sich bringen müssen, damit sie die richtige Hilfe bekommen. Mir ging es vor 12 Jahren ganz ähnlich, weil niemand wusste, was mit mir los war. Entsprechend lang war mein Leidensweg. Gott sei Dank hast Du jetzt Hilfe bekommen. Dass Deine Mama sich so engagiert hat, mag dir vielleicht ein bissl viel vorkommen, aber du bist ja auch ihr Kind... . Sie hat dich wohl sehr lieb, und wollte dich beschützen. Und vielleicht haben die Ärzte auch nicht genug kommuniziert. Manchmal denke ich, ein vernünftiges Gespräch mit Zeit und Ruhe würde fast so viel bringen, wie manche Medikamente. Und viele Missverständnisse und Überreaktionen könnten vermieden werden. Diese Krankheit braucht Zeit. Die Medikamente, wenn man die richtigen gefunden hat, wirken, sie sind aber keine "Happypillen" sondern ermöglichen nur, die körpereigenen Glücksbotenstoffe wieder zu nutzen. Der Spiegel muss aber erst einmal wieder ansteigen und ein gewisses Level erreichen, damit es einem besser geht. Da scheinst du jetzt angekommen zu sein. Trotzdem ist nicht alles so wie vorher und wieder gut... . Die Unsicherheit bleibt eine ganze Weile, bin ich stabil?, Kommt es zurück?, Bin ich belastbar genug? Und unsichere Verwandte/ Freunde verstärken das auch. Ich hatte so eine Schwiegermutter im Haus, die mich begutachtet hat... . Dann das schlechte Gewissen dem Kind gegenüber, die Trauer und Angst über die "verlorene Zeit". Uns ist es allen so gegangen. Alle haben ähnliche, und auch ganz andere Erfahrungen gemacht. Kein Fall ist gleich. Aber ich kann dir sagen, du wirst wieder gesund werden. Es ist eine heilbare Erkrankung. Du brauchst dein Kind nicht zur Adoption frei geben, und wirst irgendwann wieder völlig du selbst sein. Entweder mit Medikamenten, oder ohne. Ganz egal. Lass dir Zeit. Genieße die glücklichen Momente, die jetzt auftauchen. Die kann dir keiner nehmen. Lass dich verwöhnen und fange an dein Kind zu entdecken. Ich wünsche dir jetzt eine einfachere Zeit. Vielleicht gibt es bei dir in der Nähe ja auch eine betroffene Frau, oder eine Selbsthilfegruppe, die du kontaktieren könntest. Über die Betroffenenliste kannst du die Telefonnummern erfahren. Viellicht lässt du deine Mama hier mal lesen, oder die Homepage anschauen, damit sie besser versteht, was mit dir passiert ist, und dass es Hilfe und Heilung gibt. Dann kann sie auch besser entspannen. Eine dicke Umarmung an deinen Mann, die Unterstützung durch ihn ist Gold wert. Auch er kann hier Hilfe finden, wenn er möchte. Alles alles Gute für Dich

von Astrid
Herzerl8418

Re: Hallo aus dem Bäderdreieck

Beitrag von Herzerl8418 »

Vielen Dank, Astrid, für dein Feedback! Ja, ich versuche die glücklichen Momente zu genießen, was nicht ganz so leicht ist, doch ich gebe mein Bestes. Ich bin wirklich dankbar für die Unterstützung, die ich habe, doch vielleicht ist es noch nicht genug. Betroffene gibt es tatsächlich eine in meiner Nähe, ich werde noch den Mut zusammennehmen müssen, um sie zu kontaktieren. Mit Selbsthilfe- und sogar mit Mutter-Kind-Gruppen sieht es da nicht so gut aus. Ich hoffe, ich finde noch was.
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