Hallo, ich bin auch neu

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Mel
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Hallo, ich bin auch neu

Beitrag von Mel »

Hallo, ich wollte mich auch „kurz“ vorstellen. Ich bin Mama seit anderthalb Jahren (seitdem habe ich auch meine PPD), bin 39, verheiratet, bin Pädagogin und arbeite (zu Zeit nicht) im Jugendhilfebereich mit jüngeren Kindern/ Eltern. Ich hatte zwar vor der Geburt nie eine psychische Erkrankung, aber eine familiäre Disposition zur PPD. In der Schwangerschaft war ich noch gut drauf, allerdings stellte sich bei meinem Sohn eine Wachstumsretardierung ca. ab der 26. ssw ein, ich entwickelte eine Schwangerschaftsvergiftung. Folge war ein Kaiserschnitt in der 34. Woche und ein vierwöchiger Aufenthalt auf der Neugeborenen-/ Frühgeborenenstation. Diese Entwicklung war ein Schock für mich und ich entwickelte wahnsinnige Ängste schon vor der Entbindung. Als endlich der ersehnte Entlassungstag kam, rauschte meine Stimmung ganz in den Keller. Plötzlich fand ich alles nur noch schlimm und düster, konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, habe ständig geweint, konnte nicht mehr essen und schlafen. Meine Familie und Hebamme waren alarmiert und schickten mich sofort zum Psychiater. Dort habe ich dann 15mg Mitazapin verschrieben bekommen. Das Schlafen funktionierte super, die Versorgung meines Sohnes in der Nacht auch, aber dasAufstehen am Morgen war total schwierig und ich bin auch nicht von alleine wach geworden. Ich hatte den Eindruck, das Morgentief wurde durch das Medi nur verstärkt. Jetzt, anderthalb Jahre später geht es mir besser, ich bin zurzeit Medikamentenfrei, habe aber immer noch regelmäßig ganz schreckliche Tiefpunkte, an denen ich vor Selbszweifeln zerfressen bin und denke, ich könne meinen Sohn nicht großziehen. Ich liebe ihn sehr, aber das Muttersein zerreißt mich. Ich leide immer noch an Angst (die richtigen Attacken sind selten geworden), was zur Derealisation führt. Ich finde meine Umgebung surreal, fremd und bedrohlich, manchmal, wenn ich das Haus verlasse, aber besonders bei Ausflügen oder im Urlaub. In erster Linie habe ich Angst vor der Krankheit. Dass sie mich mein Leben lang begleitet und ich nie wieder die Freude am Leben haben werde, wie ich sie früher hatte. Ich mache auch eine Psychtherapie, und oft fühle ich mich besser, wenn ich bei meiner Therapeutin war, und trotzdem fühle ich mich immer wieder zurückgeworfen und überlege, mich medikamentös nochmal „einstellen“ zu lassen. Sorry, ist doch etwas länger geworden :wink: Ich hoffe, hier einfach ein wenig Unterstützung geben zu können und zu bekommen- vor allem an den schlechten Tagen.
Es grüßt euch
Mel
Mel
PPD seit Juli 2017, seitdem Mirtazapin 15mg
(Mit Unterbrechung), dann 30mg Mirtazapin und Opipramol 75mg,
Seit Sept. 2019 Sertralin,
mittlerweile 200mg und 15mg Mirtazapin.
Opipramol ausgeschlichen
LaLiLu

Re: Hallo, ich bin auch neu

Beitrag von LaLiLu »

Hallo Mel,

ich kenne das Gefühl. Ich habe Angst nochmal so einen extremen Tiefpunkt zu erleben. Da war ich nicht mehr ich selbst. Und diese Angst ist immer noch da, aber die Medikamente helfen.

Und ich wette du bist eine großartige Mama, was dir wahrscheinlich dein Umfeld auch sagt. Und man sieht es bestimmt auch bei deinem Kind.
Mel
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Re: Hallo, ich bin auch neu

Beitrag von Mel »

Hallo LaLiLu,
Danke für deine aufbauenden Worte! :wink: Kam irgendwann der Zeitpunkt, an dem es merklich besser wurde?
LG
Mel
Mel
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LaLiLu

Re: Hallo, ich bin auch neu

Beitrag von LaLiLu »

IIch bin immer noch dabei zu schauen welche Medikation notwendig ist, aber ich habe "nur" noch morgens die schlechte Stimmung, wenn der kleine noch schläft und ich wach bin.

Mir hat auf jeden Fall geholfen unter Menschen zu gehen. Auch am Anfang war es für mich hat in das Babycafé zu gehen, weil ich dachte alle anderen bekommen das besser hin. Wenn man dann aber offen spricht, merkt man dass viele Mütter an sich zweifeln und nicht alles Friede Freude Eierkuchen ist. Die Mütter, die sagen alles ist super und sie zweifeln nie, die gibt es nicht (auch wenn viele es behaupten!).
Mel
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Beiträge: 554
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Re: Hallo, ich bin auch neu

Beitrag von Mel »

Ja, das kenne ich auch, dass es hilft, unterLeute zu gehen. Zumindest bekommt man so den Tag besser rum und erlebt auch positive Dinge mit seinem Kind. Was zu Hause doch deutlich schwieriger ist, wie ich finde... Das Morgen-Tief kenne ich auch, wobei ich gar nicht weiß, ob das bei mir tatsächlich zur Krankheit gehört. Ich bin eine, die noch nie gut früh aufstehen konnte, also auch im gesunden Zustand ein kleiner Morgenmuffel. Ich danke dir ganz doll, dass du mir geantwortet hast und wünsche dir, dass du mit dem Finden der „Rest- Medikation“ das richtige für dich findest :-) und bald wieder ganz glücklich wirst.
Lieben Gruß
Mel
Mel
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(Mit Unterbrechung), dann 30mg Mirtazapin und Opipramol 75mg,
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