Depression überwunden mit Klinikaufenthalt
Verfasst: 05:04:2019 23:16
Hallo an alle,
Ich bin neu in diesem Forum und wollte euch meine Geschichte erzählen:
Ich bin Anfang 2017 schwanger geworden. Mein Mann und ich kennen uns seit 15 Jahren und haben uns sehr über die Schwangerschaft gefreut. Als ich schwanger war, hatte ich die tolle idyllische Vorstellung, bald mit drei Kindern in meinem Garten zu sitzen...
Die Schwangerschaft lief sehr gut. Mir ging es super und ich habe mir rundum wohl gefühlt.
Dann kam der errechnete Termin. Es passierte nichts. Und damit begann es. Es hat sich auch 9 Tage später nichts getan. Keine einzige Wehe. Also wurde an einem Montag morgen die Geburt per Tampon eingeleitet. Ich hatte einen Wehensturm und wurde, nachdem ich mehrfach gesgat hatten dass die Wehen unter einem Abstand von einer Minuten kommen, endlich ans CT abgeschlossen und der Tampon wurde gezogen. Dann kam ich in den Kreißsaal. Dort ging es Schlag auf Schlag. Der Muttermund war bei 4 cm. Ich wollte eine PDA. Innerhalb der nächsten 45 Minuten kam der Anästhesist. Er musste aber wieder gehen, da ich bei 10 cm war und die Presswehen begannen. Diese 45 Minuten waren die absolute Hölle. Ich hätte fast das Metallbett im Zimmer auseinander gerissen. Es war so schmerzhaft, dass ich die Presswehen als Spaziergang empfundene habe. Mein Sohn ist dann nach 30 minütigen Presswehen auf die Welt gekommen. Nachdem ich im Kreißsaal versorgt wurde, alle mir zur tollen und unkomplizierten Geburt gratuliert haben, wurde ich auch mein Zimmer gebracht, habe noch das halbe Badezimmer vollgeblutet, mein Mann musste gehen und das Licht wurde ausgemacht.
Da saß ich nur. Alleine. Im Dunkeln. Ich wusste gar nicht, was da gerade passiert war. Ich fragte mich,wenn das toll und unkompliziert war, warum geht es dir dann so schlecht und du freust dich nicht.
Im Krankenhaus wurde ich kaum versorgt, ich war ja mobil. Ich bin im Dunkeln rungeirrt, um den Stillraum zu finden. am zweiten Tag sagte man mir, ich könnte ruhig Mal Schmerzmittel gegen die Nachwehen nehmen. es war ja alles so schnell und unkompliziert. Da müsste man sich nicht um mich kümmern. Ich habe zwei Nächte lang kein Auge zu gemacht.
Zu Hause begann dann die Unruhe. Ich habe fast nicht geschlafen. Kaum gegessen. Ich war völlig leer. Ich habe meinen Sohn gestillt, ihn gewickelt, hingelegt, und dann habe ich zitternd auf dem Sofa gelegen oder geweint. Nach drei Wochen sind wir zum ersten Mal zu Gynäkologen. Er verschrieb mit einen Ruhigsteller. Meine Hebamme sagte, den könnte ich aber nicht nehmen , wenn ich weiter stille. Also stillte ich ab. Alles ein langes Hinundher. Niemand traute sich auszusprechen, dass ich krank bin. Und ich wusste nicht, was mit mir los ist. Ich dachte,so fühle es sich also an, ein Kind zu haben. Und damit wollte ich nicht weiterleben. Als ich diese Gedanken bekam, bin ich weinend mit meinem Kind auf dem Arm zusammengebrochen. Ich habe mir vorgestellt, meinen Sohn in der Badewanne zu ertränken oder darauf zu hoffen, dass uns jemand ins Auto fährt,damit es endlich vorbei ist. Diese Gedanken habe ich vor meiner Familie, Hebamme und Gynäkologen geäußert, aber niemand konnte mir helfen. Ich wurde vertröstet, das gehe schon vorbei. Mein Vater hat sich nach drei weiteren Wochen an unseren Hausarzt gewand. Er hat mir umgehend einen Termin in Hattingen verschafft.
Dann wurde mir endlich geholfen. Nach 6 Wochen purer Hölle bin ich in die Psychiatrie ohne meinen Sohn gekommen. Mein Mann hat sofort Elternzeit bekommen. Ein riesen Dank an seinen Chef. Dort wurde ich zunächst mit Tavor ruhig gestellt. Dann begann die Therapie. Ich habe ein Antidepressivum bekommen und einen Therapieplan. Mein Mann ist jeden Tag mit meinem Sohn gekommen. Ich konnte anfangen zu kämpfen.
Nach zwei Monaten wurde ich entlassen. Ich habe eine Verhaltenstherapie begonnen. Im August habe ich die Tabletten abgesetzt. Anfang des Jahres habe ich mich von meinen Therapeutin verabschiedet.
Heute geht es mir sehr gut. Mein Sohn ist ein fröhliches, aufgewecktes Kind mit einer wunderbaren Bindung zu mir und seinem Papa. Ich würde alles für ihn tun und liebe das Muttersein mit allen Höhen und Tiefen.
Ich hatte keine Vorerkrankung, auch nicht in meiner Familie. Ich bin sozial super vernetzt und trotzdem hat es mich so schwer getroffen.
Ich möchte allen Mut machen, die keinen Ausweg sehen: es geht vorbei! Kein Gefühl bleibt für immer. Redet. Redet mit irgendeinem Menschen. Holt euch Hilfe. Schämt euch nicht. Es ist eine Krankheit, für die ihr nichts könnt. Und vorallem: habt Mut und kämpft für euch und eure Familie. Es lohnt sich!
Wenn ihr Fragen habt oder ich euch irgendwie helfen kann, schreibt mir gerne.
Zum Abschluss noch ein Bild, dass mir jeden Tag hilft:
"Welchen Tag haben wir?" fragte Pooh.
"Es ist heute." quiekte Ferkel.
"Mein Lieblingstag." sagte Pooh.
Kikke
Ich bin neu in diesem Forum und wollte euch meine Geschichte erzählen:
Ich bin Anfang 2017 schwanger geworden. Mein Mann und ich kennen uns seit 15 Jahren und haben uns sehr über die Schwangerschaft gefreut. Als ich schwanger war, hatte ich die tolle idyllische Vorstellung, bald mit drei Kindern in meinem Garten zu sitzen...
Die Schwangerschaft lief sehr gut. Mir ging es super und ich habe mir rundum wohl gefühlt.
Dann kam der errechnete Termin. Es passierte nichts. Und damit begann es. Es hat sich auch 9 Tage später nichts getan. Keine einzige Wehe. Also wurde an einem Montag morgen die Geburt per Tampon eingeleitet. Ich hatte einen Wehensturm und wurde, nachdem ich mehrfach gesgat hatten dass die Wehen unter einem Abstand von einer Minuten kommen, endlich ans CT abgeschlossen und der Tampon wurde gezogen. Dann kam ich in den Kreißsaal. Dort ging es Schlag auf Schlag. Der Muttermund war bei 4 cm. Ich wollte eine PDA. Innerhalb der nächsten 45 Minuten kam der Anästhesist. Er musste aber wieder gehen, da ich bei 10 cm war und die Presswehen begannen. Diese 45 Minuten waren die absolute Hölle. Ich hätte fast das Metallbett im Zimmer auseinander gerissen. Es war so schmerzhaft, dass ich die Presswehen als Spaziergang empfundene habe. Mein Sohn ist dann nach 30 minütigen Presswehen auf die Welt gekommen. Nachdem ich im Kreißsaal versorgt wurde, alle mir zur tollen und unkomplizierten Geburt gratuliert haben, wurde ich auch mein Zimmer gebracht, habe noch das halbe Badezimmer vollgeblutet, mein Mann musste gehen und das Licht wurde ausgemacht.
Da saß ich nur. Alleine. Im Dunkeln. Ich wusste gar nicht, was da gerade passiert war. Ich fragte mich,wenn das toll und unkompliziert war, warum geht es dir dann so schlecht und du freust dich nicht.
Im Krankenhaus wurde ich kaum versorgt, ich war ja mobil. Ich bin im Dunkeln rungeirrt, um den Stillraum zu finden. am zweiten Tag sagte man mir, ich könnte ruhig Mal Schmerzmittel gegen die Nachwehen nehmen. es war ja alles so schnell und unkompliziert. Da müsste man sich nicht um mich kümmern. Ich habe zwei Nächte lang kein Auge zu gemacht.
Zu Hause begann dann die Unruhe. Ich habe fast nicht geschlafen. Kaum gegessen. Ich war völlig leer. Ich habe meinen Sohn gestillt, ihn gewickelt, hingelegt, und dann habe ich zitternd auf dem Sofa gelegen oder geweint. Nach drei Wochen sind wir zum ersten Mal zu Gynäkologen. Er verschrieb mit einen Ruhigsteller. Meine Hebamme sagte, den könnte ich aber nicht nehmen , wenn ich weiter stille. Also stillte ich ab. Alles ein langes Hinundher. Niemand traute sich auszusprechen, dass ich krank bin. Und ich wusste nicht, was mit mir los ist. Ich dachte,so fühle es sich also an, ein Kind zu haben. Und damit wollte ich nicht weiterleben. Als ich diese Gedanken bekam, bin ich weinend mit meinem Kind auf dem Arm zusammengebrochen. Ich habe mir vorgestellt, meinen Sohn in der Badewanne zu ertränken oder darauf zu hoffen, dass uns jemand ins Auto fährt,damit es endlich vorbei ist. Diese Gedanken habe ich vor meiner Familie, Hebamme und Gynäkologen geäußert, aber niemand konnte mir helfen. Ich wurde vertröstet, das gehe schon vorbei. Mein Vater hat sich nach drei weiteren Wochen an unseren Hausarzt gewand. Er hat mir umgehend einen Termin in Hattingen verschafft.
Dann wurde mir endlich geholfen. Nach 6 Wochen purer Hölle bin ich in die Psychiatrie ohne meinen Sohn gekommen. Mein Mann hat sofort Elternzeit bekommen. Ein riesen Dank an seinen Chef. Dort wurde ich zunächst mit Tavor ruhig gestellt. Dann begann die Therapie. Ich habe ein Antidepressivum bekommen und einen Therapieplan. Mein Mann ist jeden Tag mit meinem Sohn gekommen. Ich konnte anfangen zu kämpfen.
Nach zwei Monaten wurde ich entlassen. Ich habe eine Verhaltenstherapie begonnen. Im August habe ich die Tabletten abgesetzt. Anfang des Jahres habe ich mich von meinen Therapeutin verabschiedet.
Heute geht es mir sehr gut. Mein Sohn ist ein fröhliches, aufgewecktes Kind mit einer wunderbaren Bindung zu mir und seinem Papa. Ich würde alles für ihn tun und liebe das Muttersein mit allen Höhen und Tiefen.
Ich hatte keine Vorerkrankung, auch nicht in meiner Familie. Ich bin sozial super vernetzt und trotzdem hat es mich so schwer getroffen.
Ich möchte allen Mut machen, die keinen Ausweg sehen: es geht vorbei! Kein Gefühl bleibt für immer. Redet. Redet mit irgendeinem Menschen. Holt euch Hilfe. Schämt euch nicht. Es ist eine Krankheit, für die ihr nichts könnt. Und vorallem: habt Mut und kämpft für euch und eure Familie. Es lohnt sich!
Wenn ihr Fragen habt oder ich euch irgendwie helfen kann, schreibt mir gerne.
Zum Abschluss noch ein Bild, dass mir jeden Tag hilft:
"Welchen Tag haben wir?" fragte Pooh.
"Es ist heute." quiekte Ferkel.
"Mein Lieblingstag." sagte Pooh.
Kikke