Meine Geschichte
Verfasst: 29:04:2019 15:03
Hallo,
ich habe mich ganz frisch angemeldet hier und für einen ersten Austausch möchte ich euch gerne meine Geschichte erzählen.
Ich habe vor ziemlich genau 6 Wochen meine erste Tochter entbunden.
Ich bin psychisch vorbelastet mit Depressionen und Angststörung, schon mehr als mein halbes Leben habe ich damit zu tun.
In der Schwangerschaft hatte ich bis zum Schluss hyperemesis gravidarum, wieder leicht depressiv wurde ich aber gott sei dank erst gegen Ende der Schwangerschaft, weil ich einfach nicht mehr konnte. Davor war ich lange stabil.
Die Geburt verlief anders, als ich es mir gewünscht hatte. Ich habe mich mit hypnobirthing auf die Geburt vorbereitet, dadurch verlor ich gott sei Dank die Angst vor der Geburt, aber richtig helfen konnte es mir bei den ganz krassen wehen nicht, sodass ich mit pda entbunden habe.
Das war auch eigentlich alles nicht das Problem. Das begann erst, als meine Tochter auf mir lag.
Ich hörte nicht auf zu bluten und es wurde hektisch im Kreißsaal. Ich Begriff wie ernst es ist, als die Ärztin sagte "das Baby geht jetzt zum Papa".
Eine Ärztin nähte mich ohne Betäubung, da es schnell gehen musste und eine andere sprang mit aller Wucht ständig auf meinen Bauch, damit die Gebärmutter sich zusammenzieht. Ich bekam endlos Medikamente, ich hatte 2 Zugänge mit jeweils 3 Infusionen dran. Ich lag da und hatte Angst um mein Leben.
Da ich wegen Eisenmangel mit einem hb Wert von 7 in die Geburt gestartet bin hatte ich nach dem Vorfall (nach ca 30 Minuten war die Blutung gestoppt und ich habe fast 2 l Blut verloren) einen hb Wert von 4.
Ich lag im Bett auf dem Rücken und hatte nicht die Kraft mich auf die Seite zu drehen.
Ich bekam blutkonserven, vier Stück über mehrere Tage verteilt. Auf 3 davon reagierte ich allergisch. Das war jedes Mal eine Tortur mit fieberanfällen, sehstörungen, gesichtsschwellungen und bluthochdruck.
Ich konnte mein Kind nicht versorgen. Mein Mann gab sie mir immer zum stillen, mehr konnte ich nicht machen.
Einen Tag nach der Geburt hatte ich meinen ersten Nervenzusammenbruch. Ich wollte sie nicht mehr stillen, mir war alles zu viel. Mein Mann übernahm dann mit Finger feeding.
Wir haben es beibehalten, dass er nachts füttert (mittlerweile mit Flasche), da ich den Schlafmangel nicht verkrafte. Tagsüber Stille ich.
Ich brauchte schon immer sehr viel Schlaf um mich zu regenerieren. Wenn ich den nicht bekomme dann bin ich unausstehlich und bekomme auch viel schneller schlechte Gedanken.
Ein kleiner funke, ein Mini Auslöser reicht und ich gehe hoch. Ich bin dann unfassbar aggressiv und dann igel ich mich ein und habe unfassbar schlechte Gedanken, die mir richtig weh tun. Ich möchte dann einfach nur noch weg, alles hinter mir lassen, abhauen. Kind beim Vater lassen oder weg geben. Egal, Hauptsache ich bin nicht mehr verantwortlich und muss dieses leben nicht mehr führen.
Es gibt auch Tage, da ist alles gut. Es gibt Tage, die sind schwer, aber ich habe keinen dieser Anfälle.
Und dann gibt es diese schmerzhaften Tage...
Bei meiner Therapeutin war ich nach der Geburt jetzt erst einmal, da ich körperlich noch so schwach war. Die sagte, das braucht alles noch Zeit. Die Veränderung, das Wochenbett, meine Gesundheit. Ich soll mir Zeit geben.
Aber so langsam werde ich ungeduldig. Und jeder dieser Tage schmerzt einfach so unfassbar. Ich bin ja froh, dass es mir nicht durchgehend psychisch so schlecht geht... Aber jeder dieser Tage ist einer zu viel. Die ersten Wochen war ich durchgehend eher kalt und grob mit meinem Kind. So langsam kann ich etwas liebevoller sein. Nun bin ich nur noch an schlechten Tagen so kalt. Das macht mir ein unglaublich schlechtes Gewissen, da ich denke, dass das nicht gut für meine Tochter ist, wenn ihre Mama so mit ihr umgeht...
Ich komme gerade von einem Gespräch aus dem Entbindungskrankenhaus, die eine Geburtstrauma Sprechstunde anbieten.
Die Dame sagte, dass ich diese Tage zulassen soll. Sie helfen mir bei der Verarbeitung der Geburt. Es sei normal, dass die schlechten Gedanken jetzt nochmal mehr werden, weil der Körper jetzt erst so richtig mit der Verarbeitung anfängt, da er nicht mehr ganz so auf sparflamme läuft.
Dass ich mich nicht als Versagerin fühlen soll, weil ich nachts nicht selbst füttere.
Sie sagte in Afrika gibt es ein Sprichwort: es braucht ein ganzes Dorf um ein Kind groß zu ziehen.
Und dieses westliche Bild, dass die Mutter das alleine schaffen soll, völlig bescheuert ist.
Das Gespräch hat mir gut getan und arbeitet jetzt sicher noch weiter in mir. Ich hoffe die nächsten Tage werden gute Tage...
Ich hoffe auch, dass mir der Austausch hier hilft, diese schlechten Tage zu akzeptieren, damit sie weniger werden.
Viele Grüße
ich habe mich ganz frisch angemeldet hier und für einen ersten Austausch möchte ich euch gerne meine Geschichte erzählen.
Ich habe vor ziemlich genau 6 Wochen meine erste Tochter entbunden.
Ich bin psychisch vorbelastet mit Depressionen und Angststörung, schon mehr als mein halbes Leben habe ich damit zu tun.
In der Schwangerschaft hatte ich bis zum Schluss hyperemesis gravidarum, wieder leicht depressiv wurde ich aber gott sei dank erst gegen Ende der Schwangerschaft, weil ich einfach nicht mehr konnte. Davor war ich lange stabil.
Die Geburt verlief anders, als ich es mir gewünscht hatte. Ich habe mich mit hypnobirthing auf die Geburt vorbereitet, dadurch verlor ich gott sei Dank die Angst vor der Geburt, aber richtig helfen konnte es mir bei den ganz krassen wehen nicht, sodass ich mit pda entbunden habe.
Das war auch eigentlich alles nicht das Problem. Das begann erst, als meine Tochter auf mir lag.
Ich hörte nicht auf zu bluten und es wurde hektisch im Kreißsaal. Ich Begriff wie ernst es ist, als die Ärztin sagte "das Baby geht jetzt zum Papa".
Eine Ärztin nähte mich ohne Betäubung, da es schnell gehen musste und eine andere sprang mit aller Wucht ständig auf meinen Bauch, damit die Gebärmutter sich zusammenzieht. Ich bekam endlos Medikamente, ich hatte 2 Zugänge mit jeweils 3 Infusionen dran. Ich lag da und hatte Angst um mein Leben.
Da ich wegen Eisenmangel mit einem hb Wert von 7 in die Geburt gestartet bin hatte ich nach dem Vorfall (nach ca 30 Minuten war die Blutung gestoppt und ich habe fast 2 l Blut verloren) einen hb Wert von 4.
Ich lag im Bett auf dem Rücken und hatte nicht die Kraft mich auf die Seite zu drehen.
Ich bekam blutkonserven, vier Stück über mehrere Tage verteilt. Auf 3 davon reagierte ich allergisch. Das war jedes Mal eine Tortur mit fieberanfällen, sehstörungen, gesichtsschwellungen und bluthochdruck.
Ich konnte mein Kind nicht versorgen. Mein Mann gab sie mir immer zum stillen, mehr konnte ich nicht machen.
Einen Tag nach der Geburt hatte ich meinen ersten Nervenzusammenbruch. Ich wollte sie nicht mehr stillen, mir war alles zu viel. Mein Mann übernahm dann mit Finger feeding.
Wir haben es beibehalten, dass er nachts füttert (mittlerweile mit Flasche), da ich den Schlafmangel nicht verkrafte. Tagsüber Stille ich.
Ich brauchte schon immer sehr viel Schlaf um mich zu regenerieren. Wenn ich den nicht bekomme dann bin ich unausstehlich und bekomme auch viel schneller schlechte Gedanken.
Ein kleiner funke, ein Mini Auslöser reicht und ich gehe hoch. Ich bin dann unfassbar aggressiv und dann igel ich mich ein und habe unfassbar schlechte Gedanken, die mir richtig weh tun. Ich möchte dann einfach nur noch weg, alles hinter mir lassen, abhauen. Kind beim Vater lassen oder weg geben. Egal, Hauptsache ich bin nicht mehr verantwortlich und muss dieses leben nicht mehr führen.
Es gibt auch Tage, da ist alles gut. Es gibt Tage, die sind schwer, aber ich habe keinen dieser Anfälle.
Und dann gibt es diese schmerzhaften Tage...
Bei meiner Therapeutin war ich nach der Geburt jetzt erst einmal, da ich körperlich noch so schwach war. Die sagte, das braucht alles noch Zeit. Die Veränderung, das Wochenbett, meine Gesundheit. Ich soll mir Zeit geben.
Aber so langsam werde ich ungeduldig. Und jeder dieser Tage schmerzt einfach so unfassbar. Ich bin ja froh, dass es mir nicht durchgehend psychisch so schlecht geht... Aber jeder dieser Tage ist einer zu viel. Die ersten Wochen war ich durchgehend eher kalt und grob mit meinem Kind. So langsam kann ich etwas liebevoller sein. Nun bin ich nur noch an schlechten Tagen so kalt. Das macht mir ein unglaublich schlechtes Gewissen, da ich denke, dass das nicht gut für meine Tochter ist, wenn ihre Mama so mit ihr umgeht...
Ich komme gerade von einem Gespräch aus dem Entbindungskrankenhaus, die eine Geburtstrauma Sprechstunde anbieten.
Die Dame sagte, dass ich diese Tage zulassen soll. Sie helfen mir bei der Verarbeitung der Geburt. Es sei normal, dass die schlechten Gedanken jetzt nochmal mehr werden, weil der Körper jetzt erst so richtig mit der Verarbeitung anfängt, da er nicht mehr ganz so auf sparflamme läuft.
Dass ich mich nicht als Versagerin fühlen soll, weil ich nachts nicht selbst füttere.
Sie sagte in Afrika gibt es ein Sprichwort: es braucht ein ganzes Dorf um ein Kind groß zu ziehen.
Und dieses westliche Bild, dass die Mutter das alleine schaffen soll, völlig bescheuert ist.
Das Gespräch hat mir gut getan und arbeitet jetzt sicher noch weiter in mir. Ich hoffe die nächsten Tage werden gute Tage...
Ich hoffe auch, dass mir der Austausch hier hilft, diese schlechten Tage zu akzeptieren, damit sie weniger werden.
Viele Grüße