Ständig Angst, dass ich mein Kind "kaputt" gemacht habe

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Elisabeth

Ständig Angst, dass ich mein Kind "kaputt" gemacht habe

Beitrag von Elisabeth »

Hallo,
ich bin 38 Jahre alt und seit Februar Mama. Ich hab mir sehr lange ein Kind gewünscht und es war ein langer Weg schwanger zu werden. Die SS verlief gut ohne Komplikationen, bis 6 Wochen vor der Geburt. Ich bekam von einem Tag auf den anderen massive Ängste, dass ich mein Kimd geschädigt habe (schlechte Ernährung, Giftstoffe etc.), da ich zuwenig auf mein Kind geachtet habe. Die Ängste wurde von Tag zu Tag schlimmer, ich konnte nicht mehr schlafen war phasenweise suizidal. Die Geburt war schrecklich, ich hatte nur Angst vor dem Kind. Auch nach der GEburt wurde es nicht besser. Ich würde gerne behaupten, dass ich mein Kind trotz allem immer geliebt habe, aber dem war nicht so. Ich hab mir jeden Tag gewünscht nicht schwanger geworden zu sein, ich habe gehofft, dass mir jemand mein Kind weg nimmt.
Irgendwie hab ich versucht mein Kind zu versorgen. Ich wusste nicht was ich mit ihr machen soll. Fand jedes Geräusch anstrengend, störend. Hab gestillt und gefhofft dass es schnell vorbei ist. Die Freude anderer über mein Kind hat mich massiv belastet. Ich hatte ständig das Gefühl, dass ich alles kaputt gemacht habe.
Nun geht es mir etwas besser, ich liebe mein Kind. Aber es kommt mir nun vor als stehe ich vor einem Scherbenhaufen. Ich habe soviel durch meine Erkrankung kaputt gemacht. Ich habe mich nicht genug um sie gekümmert, sie schlecht ernährt. Das sie nun nicht wirklich massiv gut zugenommen hat, sehe ich als meine Schuld. Wenn ich lese und mitbekomme, wie sich normale Mütter um ihre Kinder sorgen und kümmern, tut es mir so leid für mein Kind, dass es mich zur Mutter hat und wieder ist die Angst da, dass ich sie kaputt gemacht habe, dass sie wegen mir ein schreckliches Leben haben wird.
Ich weiß nicht, wie ich mit dieser Angst und den massiven Schuldgefühlen ihr gegenüber umgehen kann. Ich bin schon seit der SS in Therapie, abe rirgendwie komme ich nicht weiter.

LG
Elisabeth
katl0607
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Beiträge: 222
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Re: Ständig Angst, dass ich mein Kind "kaputt" gemacht habe

Beitrag von katl0607 »

Hallo Elisabeth!

Schön dass du da bist!

Lass die Vorwürfe. Sie bringen dich nicht weiter...
Deinem Kind geht es gut und es liebt Dich ohne Bedingung!

Die Ängste in der Schwangerschaft kenne ich auch sehr gut. Vor allem die letzten Wochen und Tage vor der Geburt waren für mich schrecklich...
Nicht zu wissen wann es losgeht, wie die Geburt verläuft und vorallem ob mein Mann es rechtzeitig aus der Arbeit schaffen kann dabei zu sein.
Als die Geburt dann vorüber war und alles gut ging ausser dem stillen wurden wir nach Hause entlassen.
Mein Mann hatte sich in der ersten Zeit Urlaub eingetragen, der ihm dann aber kurzfristig gestrichen wurde wegen Personalmangels.
Da nahm meine Hölle ihren Lauf...

Diese Gefühle, dass es besser gewesen wäre nicht schwanger zu sein hatte ich auch.
Ebenfalls entfand ich unser Kind als störend, egal was es tat.
Mein lebensablauf war einfach gestört worden und zwar Tag und Nacht.
Da mein Mann Schichtarbeiter ist, war er ja sehr u regelmäßig zu Hause.
Und ich war nur noch müde nach den ersten Tagen mit Kind.
Ich sehnte mich nach Ruhe und Schlaf... Den ich kaum bekam.

Mach dir keine Vorwürfe.
Du warst krank. Und dafür musst du dich nicht schämen. Deinem Kind wird es bestimmt an nichts gefehlt haben.
Du hast es gefüttert und zu trinken gegeben.
Alles andere kannst du jetzt nachholen.
Sei nicht streng mit dir selbst. Das bringt dich nicht weiter.
Nimm deine Erkrankung als Krankheit an.
Du warst krank!
Du warst nicht du in dieser Zeit.
Vergleiche dich nicht mit anderen Mamas. Auch die haben ihre Sorgen und Ängste um ihr Kind.
Das ist ganz einfach nach so einem riesigen Ereignis ein Kind zu bekommen.
Das Kind ist da- die Welt bleibt stehen....
Freude, Erschöpfung, Glück, Abschied,.... Usw...
Soviele Gefühle prasseln auf einen ein. Insbesondere auf die frischgebackene Mama.
Sie soll alles stämmen... Langersehnter kinderwunsch mit Höhen und Tiefen, Schwangerschaft mit Problemen und Ängsten, Geburt mit Schmerzen und Wunden, verabschiedung vom Traumkind und so vieles mehr.
Das ist das Leben!
Jede Frau steht sowas mal durch.
Jede Frau hat irgendwo die gleichen Ängste und Gefühle.
Es is normal.
Und dass die erste Zeit nach einer Geburt nicht gerade ein zuckerschlecken ist, kann dir wohl jede mutter bestätigen.
Mach dir keine Gedanken!
Dein Kind wird keinen Schaden haben von dieser Zeit.
Schaue nach vorne und nicht zurück.
Diese scheiss Zeit kannst Du jetzt hinter dir lassen und mit deinem Kind in Einklang kommen.
Das geht!
Ich habe es auch geschafft. Und tausende andere Frauen auch. Du auch!
Lass dich ärztlich betreuen. Auch hebammen haben in dieser Hinsicht viel Erfahrung.
Vielleicht wäre es gut wenn du Medikamente hättest. Auch eine stillende Mutter kann AD nehmen.
Die heutige Medizin ist soweit. Es gibt megaviele Erfahrungen Damit. Du kannst dich zu Beispiel an embryotox.de wenden. Online geht das.
Ich spreche dir Mut aus!

Schau nach vorne und lass die Vergangenheit hinter dir. Dein Kind wird es dir danken wenn es eine entspannte Mama hat.
Ihr werdet ein Team!
Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen.
Mit viel Geduld und selbstliebe geht das.

Ich drücke Dich und wünsche Dir eine wunderbare Zeit mit Deinem Kind
1. Kind geboren 7/14
Ab der Geburt schleichend Ängste und Panikattacken.
sertralin 100 mg
Promethazin Trpf bei Bedarf
Elisabeth

Re: Ständig Angst, dass ich mein Kind "kaputt" gemacht habe

Beitrag von Elisabeth »

Lieben Dank für deine Antwort.
Ich hoffe sehr dass Mäuschen und ich unseren Weg finden und sie trotz aller Sorgen in der SS (Ich habe glaube ich schon 100 Studien über Cortisol und Schäden für das Kind gelesen :-( ) ein glücklicher Mensch wird. Leider habe ich mich nach der Geburt viele Stillfehler gemacht und mein Hilfesystem hat mich zu wenig unterstützt. Aber ich versuche nun nach vorne zu schauen und Mäuschen eine gute Mama zu sein. Ich habe großes Glück das Mäuschen ein wahnsinnig ausgeglichenes Kind ist, wenig schreit und viel lacht. Leider war sie von Anfang an sehr ruhig und hat wenig gefordert, wodurch ich sie wohl noch mehr vernachlässigt habe. Aktuell ist ihr Gewicht zu niedrig und ich sehe es als meine Schuld.
Ich habe nun einen Termin beim Psychiater und werde versuchen nach vorne zu schauen. Ich hoffe sehr dass wir unseren Weg als Familie finden und am meisten hoffe ich dass Mäuschen ein glücklicher Mensch wird. Die Angst wird mir wohl bleiben.
Kikke

Re: Ständig Angst, dass ich mein Kind "kaputt" gemacht habe

Beitrag von Kikke »

Liebe Elisabeth,

Nach vorne sehen ist eine sehr gute Idee! Das finde ich super.

Zum Thema Gewicht: ich kenne ein Beispiel, wo die Mutter viel gestillt hat und das Kind immer Untergewicht hatte. Jetzt ist der Kleine gut beisammen und ganz normal entwickelt. Ärzte sind immer schnell darin, die Kurven so zu deuten, das etwas nicht in der Norm liegt und daher etwas getan werden muss.

Es ist toll, dass du sollst. Vor allem mit deiner Krankheit. Damit bist du deinen Kind schon mehr als eine gute Mutter!

Alles Liebe.
Nici3011
Beiträge: 25
Registriert: 26:01:2017 22:21

Re: Ständig Angst, dass ich mein Kind "kaputt" gemacht habe

Beitrag von Nici3011 »

Hallo Elisabeth,
was ich Dir sagen möchte.
Von " Schuld" kann nur die Rede sein, wenn ein Mensch mit purer Absicht etwas schlechtes macht und es danach immer noch nicht bereut, dann könnte man von Schuld sprechen...
Du warst krank, du kannst dann nicht du selbst sein.
Bitte halte Dir das vor Augen.
Du machst alles menschenmögliche.

Ich hoffe, ich konnte Dir etwas helfen.

Liebe Grüße Nicole
Kikke

Re: Ständig Angst, dass ich mein Kind "kaputt" gemacht habe

Beitrag von Kikke »

Dass du sollst, nicht sollst.
Astrid

Re: Ständig Angst, dass ich mein Kind "kaputt" gemacht habe

Beitrag von Astrid »

Liebe Elisabeth,

auch von mir ein herzliches Willkommen. Ich kann deine Ängste so gut nachfühlen... . Auch mir ist es ganz ähnlich ergangen. Ich konnte meinen Sohn nicht lieb haben, und habe ihn widerwillig versorgt. War nie mit dem Herzen dabei. Genau wie ihr es beschreibt, war er mir lästig und störend. Er war nicht friedlich und hat geschrien, was das Zeug hielt, oft war ich agressiv und verzweifelt. Und als es mit mir bergauf ging, kamen die Ängste, dass er durch meine Krankheit Schaden an der Seele genommen hat, oder auch körperlich, weil ich mich so schlecht ernährt habe und ihn voll gestillt. Ich hatte so ein schlechtes Gewissen, die wichtige Babyzeit, die Prägungsphase hatte ich komplett in den Sand gesetzt. Bei jedem für mich auffälligen Verhalten, dachte ich das kommt, weil ich ihn nicht liebhaben konnte... . Jetzt weiss ich, dass das auch zu unserer Krankheit gehört. Ich habe Jahre später nochmal eine Therapie begonnen, um diese Gefühle in mein Leben zu intergrieren, damals natürlich, um sie "loszuwerden". Was mir durch die Therapie aber nicht gelungen ist. Meine Therapeutin hat mich oft beruhigt, ich könne stolz sein, dass ich meinen Sohn trotz der Krankheit noch versorgt habe. Ich habe ihn gefüttert, gewickelt und durch die Gegend getragen. Ich habe ihm vorgesungen, und ihn im Kinderwagen geschoben. Und war es noch so wenig mit Herz, ich habe es getan. Und auch du warst da, und hast sie nicht alleine gelassen. Du hast das, was dir möglich war, während deiner schweren Krankheitsphase, gemacht. Und du hast dich ja nicht komplett alleine um deine Maus gekümmert. Es gab sicher den Papa, die Oams und Opas und andere Bezugspersonen, die ihre Liebe über diesem Kind ausgeschüttet haben. Bei mir war es auch so. Meine Heilung des schlechten Gewissens und der Angst um die seelische Gesundheit meines Sohnes begann mit der Geburt meiner kleinen Tochter. Durch ihre Entwicklung und Aufwachsen, habe ich erkannt, dass sie ganz gleich/ ähnlich war wie bei meinem Sohn, obwohl sie einen viel besseren Start ins Leben hatte. Ohne meine Erkrankung. So konnte ich meine Gefühle akzeptieren und zu meinem Leben dazugehören lassen. Manchmal kommt die Angst zurück, aber ich weiss, jede andere Mutter hat sie auch. Meine Kinder sind übrigens auch beide "Untergewichtig" und es macht mir manchmal Angst, wenn sie krank sind. Aber ich habe nur den einen gestillt und abgelehnt, und die andere mit der Flasche gefüttert und von anfang an liebhaben können. Ich glaube durch unser sensibel sein, machen wir uns viel zu viel Kopf. Ich freue mich soo für dich, dass du deine Maus jetzt lieb haben kannst. Genieße jeden Moment, du hast es verdient. Schreib dir die schönen Augenblicke auf. Das Lächeln, das sie so wunderbar friedlich und augeglichen ist. Du hast noch so viel Zeit gut zu ihr zu sein und vieles richtig zu machen. Und auch hier gibt es keinen Perfektionismus. Mamas machen Fehler, wir sind Menschen, keine Maschinen. Die Kleine wird dich trotzdem lieben. Und manchmal auch lautstark hassen, aber auch dass gehört zum ganz normalen Wahnsinn des Elternseins. Ich drücke dich ganz herzlich Astrid
Elisabeth

Re: Ständig Angst, dass ich mein Kind "kaputt" gemacht habe

Beitrag von Elisabeth »

Hallo Astrid, vielen Dank füt deine positiven Worte.Es tut gut zu hören, wie gut du mit deinen Ängsten umgehen kannst und wie gut es deinem Sohn geht. Das Thema Ernährung in der Stillzeit hat mich auch schon sehr belastet. In der schlimmen Phase habe ich es nicht geschafft nur ansatzweise vernünftig zu essen.....
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