Dieses dunkle, einsame Krankenzimmer verfolgt mich...
Verfasst: 26:07:2019 13:29
Hallo zusammen,
das ist das erste Mal dass ich in einem Forum schreibe, darum verzeiht mir falls das alles etwas konfus und lang ist.
Ich bin 30 Jahre, verheiratet mit einem wirklich tollen Mann und im Januar sind wir in unser neugebautes Haus eingezogen. Vor drei Monaten ist unsere erste Tochter auf die Welt gekommen. Und so wie’s im Moment läuft wird sie wohl auch die einzige bleiben. Ich wollte zwar immer mindestens zwei Kinder aber das möchte ich nicht nochmal alles mitmachen.
Ich fang am besten mit der Geburt an. Ging um 1:00 Uhr in der Früh los mit angerissener Fruchtblase. Als wir ins Krankenhaus kamen hatte ich schon ein paar Wehen. Die Hebamme meinte das wird noch so einige Stunden dauern und man hat mich in ein 3-Bett-Zimmer mit zwei Damen gebracht die schon geschlafen haben. Und meinen Mann wieder nach Hause geschickt.
Ich hatte irgendwie so die Vorstellung dass das ja jetzt noch ewig dauern muss bei einer Erstgebärenden sonst hätten die mich ja nicht einfach ins Zimmer gesteckt. Die Wehen kamen ziemlich regelmäßig und blöd wie ich war hab ich versucht Sie mir zu verkneifen und keinen Mucks zu machen um meine Zimmergenossinen nicht zu wecken.
Hat natürlich ordentlich Kraft gekostet. Im Nachhinein frag ich mich warum ich nicht einfach auf den Gang gegangen bin oder nach der Schwester geklingelt hab. Das ging ein paar Stunden so bis es gefühlt keine Pause mehr zwischen den Wehen gab. Dann hab ich nach der Nachtschwester geklingelt. Kam keiner. Ich glaub fast 15 Minuten lang. Also bin ich raus auf den Gang und hab versucht unter den Wehen vor zur Schwesternstation zu kommen. Hat ewig gedauert bis ich mal vorne war. Und die Schwester war nicht da. Da ist mir echt ganz anders geworden. Ich hatte so Horrorvorstellungen davon dass ich mein Kind alleine auf dem Gang bekommen muss.
Nach der kleinen Panikattacke hab ich mich dann auf den Weg zum Kreissaal gemacht. Mir ist nie aufgefallen wie lang so ein Krankenhausflur sein kann.
Auf halbem Weg hat mich dann die Schwester eingeholt. Sie war wohl im Säuglingszimmer und hat den Alarm aus den Patientenzimmern aus gestellt.
Tat ihr dann auch leid und ich glaub sie hat sich ziemliche Vorwürfe gemacht.
Im Kreissaal hat die Hebamme mich untersucht und meinte dass das Kind bald da ist. Ab da gehen meine Erinnerungen irgendwie etwas durcheinander glaub ich. Ich weiß nur noch dass ich stundenlang in den Presswehen lag und nichts vorwärts ging. Die Fruchtblase war nicht geplatzt und hat das Pressen wirklich schwer gemacht und meine Tochter hat sich wohl im Becken nicht so gedreht wie sie’s eigentlich müsste sagte die Hebamme.Und ich war total hinüber und am Ende meiner Kräfte.
Also haben sie die Fruchtblase mit der Hand zum Platzen gebracht und es kam ein Arzt vorbei und hat meine Kleine mit der Saugglocke auf die Welt geholt. Und mir dabei noch einen riesigen Dammschnitt verpasst ohne was zu sagen. Das macht mich irgendwie richtig fertig. Dass er nichts gesagt hat. Einfach geschnitten.
Mein Baby und ich kamen dann auf die Wochenstation. Wir wollten eigentlich ein Familienzimmer aber die beiden die es gab waren belegt. Es war April und kurz vor den Osterfeiertagen. Das meiste Personal hatte wohl Urlaub und Wöchnerinnen waren auch nur sehr wenige da. Heißt ich war alleine in meinem Patientenzimmer und mein Mann war auch nur sehr selten da.
Ich kann diese Zeit im Krankenhaus nur sehr schwer beschreiben. Ich hatte noch nie im Leben einen Säugling im Arm und war dementsprechend komplett überfordert. Diese Zeit geht in meiner Erinnerung so fließend ineinander über, ich erinnere mich fast nur an endlos lange dunkle einsame Nächte mit schrecklich schreiendem Baby dem ich nicht in der Lage bin zu helfen.
Diese Nächte und dieses einsame, dunkle Krankenzimmer verfolgen mich bis heute. Immer wenn ich mein Baby anschaue sehe ich dieses Zimmer.
Im Krankenhaus hatte ich ab und an eine kleine Heulattacke. Hab ich und alle anderen auf den Babyblues geschoben und hab gedacht das wird schon alles wieder besser. Wenn ich erst mal wieder zu Hause bin sieht die Welt schon ganz anders aus. War aber nicht so.
Mein Mann musste zwei Wochen nach der Geburt wieder auf Montage und war dann erst mal sieben Wochen nicht da. Und ab da ist’s richtig schlimm geworden.
Ich bin den ganzen Tag nur noch am weinen und grübeln. Ich mache mir schreckliche Vorwürfe warum ich nicht früher geklingelt habe. Alles wäre ganz anders gelaufen und ich hätte meiner Tochter die Saugglocke ersparen können.
Mit meinem Mann kann ich darüber nicht wirklich reden. Er ist ein unglaublich netter, liebevoller Kerl und unterstützt mich wo’s nur geht. Und er liebt seine Tochter abgöttisch. Aber wenn’s um Depressionen und so etwas geht denkt er glaub ich dass ich mir da was einrede. Ich kann ihm auch nicht begreiflich machen wie einsam ich mich fühle. Er lebt sein Leben weiter wie zuvor. Ich glaube er versteht nicht dass er inzwischen fast der einzige Erwachsene ist mit dem ich noch regelmäßig Kontakt habe.
Ich habe jetzt für August mal einen Termin bei einer Psychologin bekommen. Ich hoffe dass Sie mir helfen kann. Das letzte was ich will ist dass meine kleine süße Tochter aufwächst und ständig ihre weinende Mutter vor der Nase hat.
Ich danke euch falls ihr bis hierhin gelesen habt. Ist doch ziemlich lang geworden. Auf jeden Fall tut es sehr gut sich mal alles von der Seele zu schreiben.
LG Anni
das ist das erste Mal dass ich in einem Forum schreibe, darum verzeiht mir falls das alles etwas konfus und lang ist.
Ich bin 30 Jahre, verheiratet mit einem wirklich tollen Mann und im Januar sind wir in unser neugebautes Haus eingezogen. Vor drei Monaten ist unsere erste Tochter auf die Welt gekommen. Und so wie’s im Moment läuft wird sie wohl auch die einzige bleiben. Ich wollte zwar immer mindestens zwei Kinder aber das möchte ich nicht nochmal alles mitmachen.
Ich fang am besten mit der Geburt an. Ging um 1:00 Uhr in der Früh los mit angerissener Fruchtblase. Als wir ins Krankenhaus kamen hatte ich schon ein paar Wehen. Die Hebamme meinte das wird noch so einige Stunden dauern und man hat mich in ein 3-Bett-Zimmer mit zwei Damen gebracht die schon geschlafen haben. Und meinen Mann wieder nach Hause geschickt.
Ich hatte irgendwie so die Vorstellung dass das ja jetzt noch ewig dauern muss bei einer Erstgebärenden sonst hätten die mich ja nicht einfach ins Zimmer gesteckt. Die Wehen kamen ziemlich regelmäßig und blöd wie ich war hab ich versucht Sie mir zu verkneifen und keinen Mucks zu machen um meine Zimmergenossinen nicht zu wecken.
Hat natürlich ordentlich Kraft gekostet. Im Nachhinein frag ich mich warum ich nicht einfach auf den Gang gegangen bin oder nach der Schwester geklingelt hab. Das ging ein paar Stunden so bis es gefühlt keine Pause mehr zwischen den Wehen gab. Dann hab ich nach der Nachtschwester geklingelt. Kam keiner. Ich glaub fast 15 Minuten lang. Also bin ich raus auf den Gang und hab versucht unter den Wehen vor zur Schwesternstation zu kommen. Hat ewig gedauert bis ich mal vorne war. Und die Schwester war nicht da. Da ist mir echt ganz anders geworden. Ich hatte so Horrorvorstellungen davon dass ich mein Kind alleine auf dem Gang bekommen muss.
Nach der kleinen Panikattacke hab ich mich dann auf den Weg zum Kreissaal gemacht. Mir ist nie aufgefallen wie lang so ein Krankenhausflur sein kann.
Auf halbem Weg hat mich dann die Schwester eingeholt. Sie war wohl im Säuglingszimmer und hat den Alarm aus den Patientenzimmern aus gestellt.
Tat ihr dann auch leid und ich glaub sie hat sich ziemliche Vorwürfe gemacht.
Im Kreissaal hat die Hebamme mich untersucht und meinte dass das Kind bald da ist. Ab da gehen meine Erinnerungen irgendwie etwas durcheinander glaub ich. Ich weiß nur noch dass ich stundenlang in den Presswehen lag und nichts vorwärts ging. Die Fruchtblase war nicht geplatzt und hat das Pressen wirklich schwer gemacht und meine Tochter hat sich wohl im Becken nicht so gedreht wie sie’s eigentlich müsste sagte die Hebamme.Und ich war total hinüber und am Ende meiner Kräfte.
Also haben sie die Fruchtblase mit der Hand zum Platzen gebracht und es kam ein Arzt vorbei und hat meine Kleine mit der Saugglocke auf die Welt geholt. Und mir dabei noch einen riesigen Dammschnitt verpasst ohne was zu sagen. Das macht mich irgendwie richtig fertig. Dass er nichts gesagt hat. Einfach geschnitten.
Mein Baby und ich kamen dann auf die Wochenstation. Wir wollten eigentlich ein Familienzimmer aber die beiden die es gab waren belegt. Es war April und kurz vor den Osterfeiertagen. Das meiste Personal hatte wohl Urlaub und Wöchnerinnen waren auch nur sehr wenige da. Heißt ich war alleine in meinem Patientenzimmer und mein Mann war auch nur sehr selten da.
Ich kann diese Zeit im Krankenhaus nur sehr schwer beschreiben. Ich hatte noch nie im Leben einen Säugling im Arm und war dementsprechend komplett überfordert. Diese Zeit geht in meiner Erinnerung so fließend ineinander über, ich erinnere mich fast nur an endlos lange dunkle einsame Nächte mit schrecklich schreiendem Baby dem ich nicht in der Lage bin zu helfen.
Diese Nächte und dieses einsame, dunkle Krankenzimmer verfolgen mich bis heute. Immer wenn ich mein Baby anschaue sehe ich dieses Zimmer.
Im Krankenhaus hatte ich ab und an eine kleine Heulattacke. Hab ich und alle anderen auf den Babyblues geschoben und hab gedacht das wird schon alles wieder besser. Wenn ich erst mal wieder zu Hause bin sieht die Welt schon ganz anders aus. War aber nicht so.
Mein Mann musste zwei Wochen nach der Geburt wieder auf Montage und war dann erst mal sieben Wochen nicht da. Und ab da ist’s richtig schlimm geworden.
Ich bin den ganzen Tag nur noch am weinen und grübeln. Ich mache mir schreckliche Vorwürfe warum ich nicht früher geklingelt habe. Alles wäre ganz anders gelaufen und ich hätte meiner Tochter die Saugglocke ersparen können.
Mit meinem Mann kann ich darüber nicht wirklich reden. Er ist ein unglaublich netter, liebevoller Kerl und unterstützt mich wo’s nur geht. Und er liebt seine Tochter abgöttisch. Aber wenn’s um Depressionen und so etwas geht denkt er glaub ich dass ich mir da was einrede. Ich kann ihm auch nicht begreiflich machen wie einsam ich mich fühle. Er lebt sein Leben weiter wie zuvor. Ich glaube er versteht nicht dass er inzwischen fast der einzige Erwachsene ist mit dem ich noch regelmäßig Kontakt habe.
Ich habe jetzt für August mal einen Termin bei einer Psychologin bekommen. Ich hoffe dass Sie mir helfen kann. Das letzte was ich will ist dass meine kleine süße Tochter aufwächst und ständig ihre weinende Mutter vor der Nase hat.
Ich danke euch falls ihr bis hierhin gelesen habt. Ist doch ziemlich lang geworden. Auf jeden Fall tut es sehr gut sich mal alles von der Seele zu schreiben.
LG Anni