Die schlimmste Zeit meines Lebens

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November17
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Re: Die schlimmste Zeit meines Lebens

Beitrag von November17 »

Liebe Melli,

wie hat er dir denn die ZG erklärt?

Ich habe deine Beiträge zum Thema Angst und den körperlichen Reaktionen gelesen.

Als ich das erste mal den Gedanken hatte, der sich dann nach der Geburt als ZG entwickelt hat, war ich in einer Situation in der ich alleine mit einem Kind war. Es war nachts. Ich habe eh nachts immer Probleme gehabt alleine zu sein ohne Mann. Zudem war es sehr anstrengend und meine Nichte weinte viel und wollte nicht schlafen. Überforderung. Sehr anhänglich an mir, was ich auch nie mochte. Ich war erschöpft auch von der Arbeit.

Ich habe ein Buch gelesen "Panikattacken verstehen und die Angst erkennen". Dort wird auch erklärt, dass einfach bestimmte Situationen schon Panik auslösen. Bei mir das alleine sein mit Kind immer...früher gar kein Problem bis zu der Situation mit der Nichte.

Kommt erst die Panik und dann der ZG? Oder doch eher der ZG der die Panik auslöst?

Meine thera meinte, dass mein Gehirn einfach zu oft den selben Weg geht...sprich alleine mit Kind bedeutet immer die Gedanken gehen die selbe Straße entlang und die querstrassen müssen wieder befahren werden. Bei ihr klingt es eher assoziativ wenn es um die ZG geht.

Lg
Melli79

Re: Die schlimmste Zeit meines Lebens

Beitrag von Melli79 »

Huhu,

auch das ist wieder ein doofer Teufelskreis und ich finde dir wurde das schon gut erklärt.

Da das Gehirn kontextbezogen lernt(d.h. alles was gerade um dich herum war oder in welcher Situatuion du warst wird mit abgespeichrt), d.h. dass bei dir der ZG kam während du mit einem Kind alleine warst und so die Verknüpfung entstanden ist alleine mit Kind=ZG=gefährlich=Panik.
Nun kommt der ZG also immer dann, wenn du mit einem Kind alleine bist, oder nur daran denkst, das Gehirn macht da keinen Unterschied.
Das ist echt ein doofer aber einfacher Lernprozess des Gehirns. Je öfter man nun diese eine Erfahrung wiederholt, desto fester verankert sich das im Hirn und läuft irgendwann automatisch.
Das ist wie beim Rad fahren, einmal den Dreh rausbekommen wirst du besser je öfter du es übst und die Autobahn wird immer breiter. Irgendwann denkst du nicht mehr drüber nach und fährst einfach los.
Man kann das zwar nicht löschen, aber man kann Nebenstrecken anlegen(durch Therapie) die quasi um die Autobahn rum führen. Je öfter man diese nutzt und übt um so breiter werden dann auch diese.

Dazu kommt, dass Zgs so hartnäckig sind weil wir sie bewerten und falsche Rückschlüsse ziehen. Und noch schlimmer, wir versuchen zu neutralisieren um uns zu beweisen, dass wir nicht böse oder schlecht sind. Dann fangen wir an unser denken zu überprüfen und versuchen die Gedanken zu kontrollieren und dadurch entsteht noch mehr Druck.
Nicht Zg-Kranke haben die gleichen Gedanken wie wir, aber sie denken nicht darüber nach und bewerten sie auch nicht. So kommen die gar nicht in den Teufelskreis.
Beispielsweise habe ich bei dem Gedanken meinem ExChef mal ordentlich auf die Glatze zu kloppen keine Angst dass mit mir was nicht stimmt oder ich das tun würde 8)

Ich habe mal ein Buch gelesen in dem stand sinngemäß:

Jedes Gehirn produziert in einem bestimmten Areal andauernd irgendwelche Gedanken, oft bekommen sie diese gar nicht mit, es ist wie ein Ideengenerator, eine Möglichkeit von vielen die es durchspielt, die nichts darüber aussagt wie wir uns entscheiden, es sind nur Möglichkeiten sagt aber nichts über ihren Charakter oder ihr Wesen aus und schon gar nichts darüber wie sie sich entscheiden.


Und eines finde ich noch total wichtig und kommt auch von meinem Psychiater:

Zwänge, egal ob ausführende oder gedankliche sind nur aus einem Grund da, sie überspielen/verdecken nicht aushaltbare Gefühle. Und das sind Gefühle, die einen selber belasten (Angst,Traurigkeit, Hilflosigkeit...)



Ich kann das für mich sehr gut so annehmen.
November17
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Re: Die schlimmste Zeit meines Lebens

Beitrag von November17 »

Und da wären wir wieder bei den "negativen" Emotionen. :lol:

Danke dir für deine Erklärung. Hattest du arg mit ZG zu kämpfen?
Celeste

Re: Die schlimmste Zeit meines Lebens

Beitrag von Celeste »

Wie kann man sich so Zwangsgedanken vorstellen? Hat sich bei euch mit den Medikamenten auch das Traumverhalten verändert?
Melli79

Re: Die schlimmste Zeit meines Lebens

Beitrag von Melli79 »

Loooool November, ein Gedanke macht aber noch keinen Zwang, erst die Bewertung und das unerträgliche Gefühl dabei lässt es zur Dauerschleife werden.
Melli79

Re: Die schlimmste Zeit meines Lebens

Beitrag von Melli79 »

Ach so, das hab ich nun vergessen.

Ich saß damit ziemlich lange und echt heftig zu.Heute bin ich fast komplett ohne. Es gibt mal noch so Phasen, das ist wenn ich selber angeschlagen bin oder bestimmte Situationen die etwas Triggern aber dadurch dass ich die Gedanken zulasse und nicht bewerte hauen sie auch sofort wieder ab.
November17
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Re: Die schlimmste Zeit meines Lebens

Beitrag von November17 »

Liebe Melli,

klar der Gedanke wurde von mir bewertet und ich betete nur, dass die Nacht endlich rum geht.

Vergessen habe ich ihn nie und zum Zwang wurde er wohl nicht, weil es keine Anlässe mehr gab. Die kids schliefen dennoch bei uns jedoch wenn mein Mann heim war. Ich habe die kids tagsüber durchaus auch gehabt.

In der Schwangerschaft wurde die Sorge dann mehr, denn wie gesagt habe ich die Situation nie vergessen und hatte, trotz eigentlich immer gehabten Kinderwunsch, Ängste ein Kind zu bekommen aufgrund des Gedanken. Dies sickerte dann zum Ende der Schwangerschaft vermehrt durch. Aber auch da waren es noch keine ZG sondern Ängste. Es waren aber viele Ängste/Sorgen: wegen meines Gedanken, schaffen wir es finanziell, was wenn ich alleine ohne Kind stehe (mein Mann verspielte zum Ende der Schwangerschaft hin sogar wieder Geld).

Einige Wochen nach der Geburt brach es dann aus und begleitet mich seitdem.

Je länger man nur diese ZG hat umso mehr entsteht kein Gefühl mehr bei Medien etc. Wo früher einmal Kopfschütteln und eine ablehnende Haltung war ist jetzt gefühlt eine Art Neutralität, was dann wieder verunsichert.

LG
Melli79

Re: Die schlimmste Zeit meines Lebens

Beitrag von Melli79 »

Ja das ist wirklich blöd!!! Und Zwänge gehen manch echt doofe Wege, aber sie schlagen auch gerne da zu wo es besonders weh tut.

Ich glaube die Gefühlstaubheit ist ein Schutz deines Körpers. Und das wiederum macht wieder mehr Sorge und man bewertet es demenstsprechend und schwupp hat man einen Grund mehr zu denken dass mit einem was nicht stimmt, Oder?
November17
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Re: Die schlimmste Zeit meines Lebens

Beitrag von November17 »

Ja das hast du schon gut ausgedrückt.

Gefühle nach außen zeigen ist insgesamt eine Schwierigkeit gewesen bei mir. Aber bei so etwas hatte ich eine klare Stellung damals.
Celeste

Re: Die schlimmste Zeit meines Lebens

Beitrag von Celeste »

Guten Morgen ihr Lieben.

Heute überkommt mich wieder die Hoffnungslosigkeit und die Angst, nie wieder ein normales Leben führen zu können. Ich fühle mich wie ein seelisches und körperliches Wrack. Dieses zittern am Morgen, diese Kraftlosigkeit in den Armen, gepaart mit grundloser Traurigkeit, Angst und Hoffnungslosigkeit, machen das morgendliche Aufstehen zur fast unüberwindbaren Hürde. Auch bin ich heute wieder total geräuschempfindlich. Wenn ein Geräusch länger monoton ist, verfalle ich wieder in Panik. Außerdem fühle ich mich wie ,nicht richtig da‘ .. fremdgesteuert. Kennt ihr das? Kommt das von den Medis? Oder von der Krankheit?
Ich bin wirklich nicht gläubig, aber in dieser Verzweiflung, fängt man sogar das Beten an 🙁

Eure verzweifelte Celeste
Kikke

Re: Die schlimmste Zeit meines Lebens

Beitrag von Kikke »

Hi,

Ich fühle mir dir. Ich hatte auch ein ganz massives Morgentief. Aufstehen funktioniert nicht. Man kann keinen Fuß vor den anderen setzen.
Das ist ganz typisch für eine Depression. Leider. Vlt hilft es dir, dir einen Morgenplan zu schreiben, was du machen willst: aufstehen, auf die Toilette gehen, Zähne putzen etc.
Halte dir vor Augen,dass du den Tag schon fast geschafft hast.
Celeste

Re: Die schlimmste Zeit meines Lebens

Beitrag von Celeste »

Liebe Kikke,

danke dir für die Antwort. Das muss ich wirklich mal ausprobieren. Momentan habe ich auch dauerhaft mit Benommenheit zu kämpfen. Durchgehend. Fühlt sich alles an, als wäre ich in einem Traum. Kommt das auch von der Depression? Oder von den Medis?
Kikke

Re: Die schlimmste Zeit meines Lebens

Beitrag von Kikke »

Es gibt viele Methoden. Mir hat folgendes geholfen: aufschreiben, was ich am Tag alles gemacht habe und markieren, was davon schön war. Am Anfang war alles blau, aber nach und nach nahmen die Markierungen zu.

Mit der Benommenheit: ich weiß es nicht genau. Ich hatte in der ganz schlimmen Phase immer das Gefühl, ich würde eine Glocke auf dem Kopf haben. Vlt ist das ähnlich.
Celeste

Re: Die schlimmste Zeit meines Lebens

Beitrag von Celeste »

:lol: :lol: ach liebe Kikke. Jetzt musste ich tatsächlich lachen ♥️. Eine Glocke auf d. Kopf :lol: Ich musste mir das jetzt irgendwie bildlich vorstellen.

Also meinen Zustand würde eher beschreiben wie ,besudelt‘. Nach 2-3 Gläschen Wein. Das Gefühl ist total nervig.
Viktoria

Re: Die schlimmste Zeit meines Lebens

Beitrag von Viktoria »

Dein Beitrag ist zwar schon ein paar Wochen her, aber diesen Text entsprach 1 zu 1 meinem Zustand vor einem Jahr. Vor dem Einschlafen mit Panik aufgewacht. Wochenlang gar nicht oder nur 2-3 Stunden geschlafen. Daraus entwickelte sich eine heftige Depression und Zwangsgedanken. Ich wollte dir nur sagen.. es wird besser!! Hätte es nie für möglich gehalten aber es wird.. gaaaaaaanz langsam und mit ganz viel Arbeit. Du schaffst das!!
Das Citalopram 30 mg hat bei mir erst nach 3 Monaten eine Besserung gebracht und es wurde langsam und Stückchenweise immer besser. In Gedanken immer wieder klar machen.. das sind nur fremde Gedanken.. nicht deine Persönlichkeit..die Dürfen kommen, das passt schon, irgendwann gehen sie wieder..
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