Mein kleiner Teufelskreis und ich

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Mimilou

Mein kleiner Teufelskreis und ich

Beitrag von Mimilou »

Ein herzliches Hallo in eure Runde,
ich möchte mich gerne vorstellen, bevor mich der Mut wieder verlässt weil ich so gut darin bin mich zu vergleichen und nachdem ich nun schon viel in diesem Forum gelesen habe tauchte es sofort wieder auf, das kleine Teufelchen mit seinem gehässigen: „Schau es dir an, die meisten sind viel ärger dran als du, reiß dich einfach endlich zusammen.“ Doch das mit dem Zusammenreißen versuche ich nun schon eine ganze Weile ohne erkennbaren Erfolg.

Also beginne ich nun von vorne und eigentlich auch mit einem ganzen Batzen an Ressourcen und Positivem.

Ich bin die Mimi, 34 jährige Erstlingsmama eines absoluten (mittlerweile schon 1jährigen) Wunschkindes.

Die Schwangerschaft verlief bis auf Kleinigkeiten entspannt und sorglos. Die Geburt war spontan und abgesehen von einigen dummen Sprüchen der Hebamme und der Tatsache dass ich die Schmerzen wirklich unerträglich fand (trotz Schmerzmittel) nicht weiter spektakulär.

Wir hatten einen guten Start auch was das Stillen anging, und wir haben (der Papa hatte 3 Monate Elternzeit) eine wirklich kuschelige und ausgedehnte Wochenbettzeit gehabt.

Wirklich hart war nur der Schlafentzug. Es gab Nächte da hätt ich sterben wollen weil ich dann wenigstens nicht mehr aus dem Schlaf gerissen würde. Im Gegensatz zu meinem Lütten, der zwar regelmäßig gestillt werden wollte aber ansonsten einfach selig gepennt hat. (Was sich im übrigen bis heute nicht geändert hat.)

Doch im Laufe der Monate hat mir der Schlafmangel mehr und mehr zugesetzt. So rutschte ich langsam und lange unbemerkt in meinen persönlichen Teufelskreis hinein.

Man könnte den Teufelskreis auch „Ich fühle mich elend weil ich mich elend fühle“ nennen. Er setzt sich zusammen aus der quälenden Müdigkeit, somit zu wenig Kraft um den Haushalt zu wuppen, den Lütten adäquat zu bespaßen und versorgen reizt sämtliche Kapazitäten aus. Also fühle ich mich schlecht weil ich weder alleinerziehend noch Mehrlingsmama bin, weil ich die Oma dirket nebenan habe, einen liebevollen Mann und besten Papa den ich mir für den Kleinen wünschen kann. Und der Lütte geht mittlerweile für drei Vormittage zur Tagesmutter (ich gehe erst im Januar wieder zwei Tage arbeiten) und trotzdem reicht die Kraft nichtmal für “das bisschen Haushalt”. Also fühle ich mich schlecht, weil der Mann das Kind „aufgedrückt“ bekommt sobald er nach Haus kommt und dann auch noch versucht im Haushalt zu retten was zu retten ist. Wenn ich den Lütten dann einschlafbegleitet hab, ist der Tag für mich gelaufen. Ich weiß dass eigentlich alle Eltern da noch wild Dinge erledigen. Ich kann dann nur noch lethargisch auf dem Sofa rumliegen und, ihr dürft raten fühle mich schlecht, weil ich da liege. Ich fühle mich schlecht weil ich nichtmal wenn ich die Zeit finde, die Kraft habe etwas schönes für mich zu machen.

Mittlerweile beeinträchtigt das alles auch die Beziehung. Ich habe das Gefühl, dass all meine Geduld und Liebe für den Lütten draufgeht und dann nichts mehr für meinen Mann übrigen bleibt. Oder es fehlt eben die Zeit oder die Kraft.

Das alles stresst mich so, dass es mir auch noch den letzten Fitzel Kraft raubt. So sitz ich also in meinem Jammertal und möchte einfach gern das Handtuch werfen. Aber dann fühl ich mich wieder schlecht weil ich ja gar nicht ohne meinen Lütten und meinen Mann sein möchte...

...ich wünsche mir bloß Schlaf und die Kraft meine Tage zu wuppen. So eine halbe Supermutti sein, das wär schon toll.

Vielen Dank an Diejenigen die sich mein Gejammer nun durchgelesen haben.
Ich hoffe ich finde hier noch die ein oder andere Idee wie ich meinen Anspruch herunterfahren kann, eine saubre Küche bekomme und mich nicht mehr so elend fühl, weil ich mich elend fühl....

Viele Grüße
Die Mimi
Kikke

Re: Mein kleiner Teufelskreis und ich

Beitrag von Kikke »

Hi Mimi,
Toll, dass du den Mut gefasst hast und deine Geschichte hier aufgeschrieben hast.
Ich finde nicht, dass du jammerst. Sich um ein Kind zu kümmern ist ein Knochenjob. Egal ob eins, zwei oder fünf.

Das Problem mit dem Schlafmangel kenne ich nur zu gut. Darüber ist zu meine Krankheit auch erst so richtig ausgebrochen und ich muss immer noch gut auf mich aufpassen, wenn die Nächte anstrengt sind.

Hast du schon mit jemandem über deine Gedanken gesprochen?
Liebe Grüße

P.s. was starten andere Eltern den für Dinge? Falls es sich beruhigt: ich räume die Bude auf, koche eventuell vor und bin um halb 9 sowas von im Bett.
Taesch

Re: Mein kleiner Teufelskreis und ich

Beitrag von Taesch »

Hey Mimi,

Ich finde auch, dass du gar nicht jammerst. Wer kann schon darüber urteilen was für dich anstrengend ist und was nicht.

ich bin zwar erst 15 wochen mama, aber glaub mal nicht, Dass hier stehe und koche, geschweige denn gross den Haushalt mache. Ich stelle mir immer die Frage" was ist das schlimmste was passieren kann, wenn ich dies und jenes nicht mache" und beurteile das dann auch ganz realistisch. Vllt hilft dir das ja?

Ach ja. Ich liege spätestens um halb 8 mit sohnemann im bett ;)
Mimilou

Re: Mein kleiner Teufelskreis und ich

Beitrag von Mimilou »

Ich Danke euch Beiden für eure Antworten.
Gerade am Anfang war ich auch durchaus entspannt und nachsichtig mit mir, aber irgendwie war ich so naiv zu glauben, dass sich alles schneller eingrooved. Also halt nicht über ein Jahr dauert, bis ich wieder den Haushalt packe und so lebe, wie einem suggeriert wird, wie es ist Mutter zu sein und dabei ist mir klar, dass die Super-Mama ein Mythos ist und bilde mir ein, schon eine abgespeckt realistische Vorstellung zu haben. Aber selbst davon bin ich meilenweit entfernt und statt diesem Ziel näher zu kommen scheine ich mich immer weiter davon zu entfernen.

Ich wär nämlich schon froh, wenn ich abends nochmal durch die Bude wuseln würd. Eine gute Freundin von mir, hatte den Tipp kleine Schritte zu gehen. Also statt mir zum Ziel zu setzen abends die ganze Bude zu schaffen einfach ein kleines Ziel z.B einfach eine Wäschewanne zusammenlegen und verräumen. Aber nichtmal dafür finde ich die Kraft oder ich empfinde es als sinnlos weil von einer zusammengelegten Wäsche eben kein vernpnftiger Zustand in der Wohnung hergestellt ist - ohne meinen Mann würde hier gerade echt gar nichts gehen. Wenn ich dann so auf dem Sofa sitze und mich nichtmal dazu aufraffen kann startet halt das Gedankenkarussel, wie nutzlos und welch Zumutung für meine Familie ich doch bin. 😭

Ich habe mich schon viel mit meiner Mutter, meiner besten Freundin und auch meinem Mann über meine Gefühlslage ausgetauscht. Die aber wohl „zu nah dran“ sind. Sie bestärken mich darin, dass ich eine tolle Mutter bin und welch Glück mein Lütter mit mir hat. Das kann ich soweit auch gut annehmen. Doch für mich gehört eben mehr dazu als den Kleinen gut und liebevoll zu umsorgen. Halt sowas wie, nicht innerlich vor die Hunde zu gehen, kein schlechtes Gewissen zu haben wenn ich das Gefühl hab Zeit für mich zu brauchen und eben vor allem die Kraft zu haben auch noch andere Dinge zu erledigen.

Wie ihr anhand der Uhrzeit sehen könnt, schreib ich gerade anstatt zu Schlafen. Mir fällt es immer schwerer nach dem Stillen wieder einzuschlafen, weil die Gedanken so kreisen wie ich aus diesem Teufelskreis ausbrechen kann.

Aber ich habe mir nun auch einen Termin bei meiner lieblings Supervisorin und Psychotherapeutin besorgt. Vielleicht bringt mich das ja ein Stück weiter.

Kikke, wie genau sorgst du nach harten Nächten für dich? Ich lege mich sogar jeden Nachmittag mit dem Lütten hin (auch so ne Zeit wo die meisten Eltern wohl eher Dinge erledigen) aber es scheint nichts meine Akkus aufzufüllen.

Das mit dem schauen was real schlimmstenfalls passiert ist eine gute Idee, ich werde das mal ausprobieren. Danke dir dafür Taesch.
Kikke

Re: Mein kleiner Teufelskreis und ich

Beitrag von Kikke »

Ich finde es super, dass du dir einen Termin gemacht hast. Das ist ein super Schritt.

Woher hast du die Idee, was andere Eltern alles machen? Wenn mein Sohn mittags schläft, liege ich auf dem sofa. Gestern war ich eine Stunde nach ihm im Bett und habe vorher auf dem Sofa gelegen. Ich habe eine Putzfrau und bin abends völlig erledigt.

Es ist wichtig zu lernen, nicht so hart zu sich zu sein. Es ist eben so, dass man erledigt ist. Egal, was andere tun oder erzählen zu tun.

Wenn die Nächte schlimm waren, versuche ich den Tag einfach laufen zu lassen. Gerade morgens ertrage ich meine Unruhe dann einfach. Oft spreche ich mit meinem Mann drüber, was gerade in mir vorgeht. Dann geht es.

Mein Mann macht auch super viel. In schwierigen Phasen wechseln wir uns mit den nächsten ab, obwohl er 50 Stunden arbeiten geht.
Mel
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Re: Mein kleiner Teufelskreis und ich

Beitrag von Mel »

Liebe Mimi,
ich kann Kikke nur beisteuern. Kinderbetreuung ist ein Vollzeitjob. Ich arbeite im Moment nicht, mein Zweieinhalbjähriger ist für ein paar Stunden in einer Großtagespflege und alle 14 Tage kommt eine Putzfee, die die Böden wischt und das Bad putzt. Mein Mann kocht gelegentlich und kauft ein. Alles andere ist an mir: Staubsaugen, aufräumen, Wäsche, Kinderarzt- und Facharztbesuche, Spielplatzbesuche, Verabreden mit anderen Kindern, Geschenke besorgen, organisieren.... und dazu meine eigenen Termine (Therapie etc.). Und damit bin ich ausgelastet! Klar, kenne ich Mütter die mehr schaffen... aber ich kenne auch welche, die weniger schaffen. Schreib doch mal auf, was du so alles schaffst... z.B. wie oft am tag wickelst dein Kind, wie oft machst du ihm etwas zu essen, wieviel Zeit verbringt ihr zusammen mit Bilderbuch gucken, kuscheln, spielen, Toben, zusammen raus gehen etc.? Da kommt bestimmt einiges zusammen, oder?
Hab Geduld mit dir :wink:
Ich wünsche dir alles Liebe
Mel
PPD seit Juli 2017, seitdem Mirtazapin 15mg
(Mit Unterbrechung), dann 30mg Mirtazapin und Opipramol 75mg,
Seit Sept. 2019 Sertralin,
mittlerweile 200mg und 15mg Mirtazapin.
Opipramol ausgeschlichen
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Marika
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Re: Mein kleiner Teufelskreis und ich

Beitrag von Marika »

Hallo Mimi!

Wie ich lese seid du und dein Sohn noch in einer Still Beziehung. Ich kann dir von meiner Cousine berichten, die gerade ihren 15 Monate alten Sohn abgestillt hat. Sie war gerade so in der Zeit in der ihr euch befindet kurzfristig sehr ausgelaugt. Das lange Stillen kann enorm an den Kräften zerren und man kann tatsächlich das tiefe Schlafen verlernen. Ihre Nachsorge Hebamme hat ihr sehr geholfen. Erstens mit dem Rat ganz viel Auszeit zu nehmen und auch zu überlegen, ob das langsame Reduzieren des Stillens eine vorstellbare Option wäre.

Meine Cousine hat beides umgesetzt und es geht ihr nach und nach besser, heute.sogsr sehr gut. Nur das Schlafen muss sie tatsächlich wieder lernen. Wenn man so lange nachts geweckt wird, kann es sein dass der Körper aus Gewohnheit zu selten und zu wenig lange in den Tiefschlaf kommt. Dann gibt es auch keine Erholung...

Darf ich fragen, wie oft du deinen Kleinen noch stillst und wie du deinen Schlaf Nachts einschätzt?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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