Bin die Neue
Verfasst: 12:02:2020 22:35
Hallo ihr Lieben! Seit einiger Zeit lese ich hier mit und jetzt schreibe ich meinen ersten Beitrag. Ich bin gerade frische 30 Jahre jung und Mama von zwei Kindern. Meine Große ist drei und der kleine nun fünf Monate alt.
Das Thema postpartale Depression ist für mich komplettes Neuland und ich befinde mich gerade erst im Prozess des Akzeptierens/ Verstehens, was da mit mir passiert.
Kurzversion: die Schwangerschaft mit dem Bub war geprägt von Ängsten, da er sich nicht in Startposition gedreht hatte. Zudem ein recht großes Kind. Gespräche über BEL-Geburt, Kaiserschnitt, Risiken bla bla. Zu guter Letzt dreht sich der Kleine eine Woche vor Geburt, war aber ein Sternengucker und total verkeilt. Somit doch Kaiserschnitt, nach 24h Wehen, drei davon Presswehen, Köpfchen schon tastbar. Super! Kaiserschnitt nicht so toll, am Ende Vollnarkose reingeschossen, da sie den Bub nicht rausbekamen. Dann noch Probleme mit der Gebärmutter etc etc. Also, super Start. NICHT! Und dann nahm das Unglück seinen Lauf. Alles, was ich mir so schön ausgemalt hatte, passierte nicht! Die Große kam zum Kennenlernen und fand ihr Brüderchen sprichwörtlich zum Kotzen! Hat sich im KKH übergeben - Magen-Darm! Eine Woche 40° Fieber, Erbrechen, Durchfall. Kind bei Oma und Opa und nicht bei uns! Wie auch, nach dem Kaiserschnitt. Jedenfalls hat das uns alle traumatisiert. Ab diesem Moment hatte ich ständig Angst, der Kleine steckt sich mit etwas an und wird so krank, dass er stirbt. Wie irre hab ich die Große fern gehalten und damit wahrscheinlich viel kaputt gemacht. Und hier kommt das schlimme! Ich habe sehr negative Gefühle ggü. meiner Tochter entwickelt. Tageweise dachte/denke ich, ich hasse sie. Und dann hasse ich mich selber dafür, dass ich so für dieses süße kleine Mädchen empfinde! Sie ist drei Jahre alt! Und sie ist so sensibel. Sie merkt das und hat irgendwann angefangen, total zu schreien. Bei jedem Furz kriegt sie die komplette Krise! Nervenzusammenbruch!!!! Das ist sicher auch ein Stück weit der Autonomiephase geschuldet, in der sie sich gerade befindet, aber wohl auch ein Hilferuf ihrerseits. Ich bin wirklich oft patzig zu ihr, werde zu schnell laut und habe null Geduld. Und dann kommt wieder der Teufelskreis. Ich könnte mich umbringen dafür!
Der Kleine ist ein Sonnenschein. Trotz seiner komplizierten Geburt hat er sich sofort toll gemacht. Stillt super, schläft super, lacht alle an und ist ein richtiger Wonneproppen!
Und dann fing es an, dass ich nichts mehr auf die Reihe bekam. Haushalt war plötzlich ein Ding der Unmöglichkeit. Dabei bin ich eher dafür bekannt, die mit dem Putzzwang zu sein. Und alles war plötzlich schwer. Briefe öffnen, einen Anruf tätigen, mit den Kindern raus gehen..... Dann hatte die Große einen Unfall mit dem Laufrad - Zahn ausgeschlagen. Es folgten Wochen, in denen ich mit beiden Kids im Schlepptau von einem Zahnarzt zum nächsten fuhr. Diese Ungewissheit, die Angst vor der OP etc. haben mich wahnsinnig gemacht. Statt mein Wochenbett zu leben, tat ich das! Frust!!!!
Und dann kam der Umzug! Der größte Fehler überhaupt. Ein Umzug mit Kleinkind und Mini-Baby ist ja schon heavy, dann kamen noch viele Probleme am Haus, von denen wir nichts wussten, die uns nun finanziell auch zur Last fallen werden (ist ein Miethaus, aber einfach was Neues suchen ist hier nicht, da es nichts gibt). Dadurch natürlich Streit mit dem Partner. War eh schon alles schwierig genug zwischen uns. Jetzt ist es die volle Katastrophe! Und ich denke, der Umzug hat mir den Rest gegeben. Ich bin einfach durchgedreht! Panikattacken vom feinsten, ich bin morgens um halb vier wach geworden und konnte wahlweise nicht atmen, weil ich gefühlt eine Tonne Steine in der Brust hatte, oder ich heulte mir die Seele aus dem Leib. Ich wollte nicht mehr aufstehen, war zu ko. Die Große zu versorgen, war/ist echt schwer. Gott sei Dank haben wir eine tolle Oma, die hilft. Papa natürlich auch, der arbeitet aber halt auch viel. Tagelang hab ich nur geweint und war überfordert mit allem. Dann bin ich zum Arzt. Dieser hat mich zum Psychiater geschickt. Hier gibt es eine Depressionsambulanz. Gott sei Dank. Zwei Tage später saß ich da, hab alles erzählt und bekam die Diagnose "postpartale Depression". Die Psychiaterin hat sich darum gekümmert, dass ich einen Platz bei einer Psychologin bekomme. Nächsten Montag ist das Erstgespräch. Ich setze alle Hoffnung da rein, dass es etwas bringen wird. Außerdem hat die Psychiaterin mir Sertralin verschrieben. Ich hab es geholt, traue mich aber nicht ran. Ich stille den Bub noch voll. Und auch wenn es stillverträglich ist, geht es ja nun trotzdem in die Muttermilch über. Und mein Problem ist, geschuldet der PPD, wie ich nun weiß, dass ich panische Angst vor dem plötzlich Kindstod habe. So, dass ich selbst Probleme beim Schlafen habe. Das war schon bei der großen Tochter damals im ersten Lebensjahr so. Und jetzt Medikamente nehmen, die dem Kind evtl schaden könnten - nie! Und abstillen aus vermeintlich egoistischen Gründen, dass geht auch nicht. Das will ich nicht! Außerdem habe ich auch Angst, Antidepressiva zu nehmen. Was macht das mit mir und aus mir? Ständig diese Grübelei!
Ich muss gestehen, dass alles Mal aufzuschreiben, tut gut. Sorry, wem es zu lang ist, einfach ignorieren.
Ich habe nur so Angst, meine Familie zu zerstören. Und vor allem habe ich Angst, dass ich meiner Tochter schade. Ich verstehe mich selbst nicht. Warum habe ich gerade gegen sie so eine Abneigung? Es gibt kurze Momente, da denke ich, ich vermisse unsere Zeit so sehr. Als wir nur sie hatten. Dabei liebe ich den Bub über alles! Aber alles ist jetzt anders. So anders und so schwer. Hört das jemals wieder auf!? Wird es irgendwann wieder normal? Werde ich meine Tochter jemals wieder bedingungslos lieben? Ständig denke ich, dass ich sie nicht liebe. Und warum kann ich sie plötzlich nicht lieben? Aber ich sorge mich doch um sie, also liebe ich sie doch.... Diese Hoffnungslosigkeit ist schrecklich. So schrecklich. Ich sehe meine Kinder an und ich weiss, dass ich sie liebe, aber ich kann mich nicht freuen. Nicht aus ganzem Herzen und ehrlich Freude empfinden. Das ist doch schrecklich.
Verzeiht den Text!
Das Thema postpartale Depression ist für mich komplettes Neuland und ich befinde mich gerade erst im Prozess des Akzeptierens/ Verstehens, was da mit mir passiert.
Kurzversion: die Schwangerschaft mit dem Bub war geprägt von Ängsten, da er sich nicht in Startposition gedreht hatte. Zudem ein recht großes Kind. Gespräche über BEL-Geburt, Kaiserschnitt, Risiken bla bla. Zu guter Letzt dreht sich der Kleine eine Woche vor Geburt, war aber ein Sternengucker und total verkeilt. Somit doch Kaiserschnitt, nach 24h Wehen, drei davon Presswehen, Köpfchen schon tastbar. Super! Kaiserschnitt nicht so toll, am Ende Vollnarkose reingeschossen, da sie den Bub nicht rausbekamen. Dann noch Probleme mit der Gebärmutter etc etc. Also, super Start. NICHT! Und dann nahm das Unglück seinen Lauf. Alles, was ich mir so schön ausgemalt hatte, passierte nicht! Die Große kam zum Kennenlernen und fand ihr Brüderchen sprichwörtlich zum Kotzen! Hat sich im KKH übergeben - Magen-Darm! Eine Woche 40° Fieber, Erbrechen, Durchfall. Kind bei Oma und Opa und nicht bei uns! Wie auch, nach dem Kaiserschnitt. Jedenfalls hat das uns alle traumatisiert. Ab diesem Moment hatte ich ständig Angst, der Kleine steckt sich mit etwas an und wird so krank, dass er stirbt. Wie irre hab ich die Große fern gehalten und damit wahrscheinlich viel kaputt gemacht. Und hier kommt das schlimme! Ich habe sehr negative Gefühle ggü. meiner Tochter entwickelt. Tageweise dachte/denke ich, ich hasse sie. Und dann hasse ich mich selber dafür, dass ich so für dieses süße kleine Mädchen empfinde! Sie ist drei Jahre alt! Und sie ist so sensibel. Sie merkt das und hat irgendwann angefangen, total zu schreien. Bei jedem Furz kriegt sie die komplette Krise! Nervenzusammenbruch!!!! Das ist sicher auch ein Stück weit der Autonomiephase geschuldet, in der sie sich gerade befindet, aber wohl auch ein Hilferuf ihrerseits. Ich bin wirklich oft patzig zu ihr, werde zu schnell laut und habe null Geduld. Und dann kommt wieder der Teufelskreis. Ich könnte mich umbringen dafür!
Der Kleine ist ein Sonnenschein. Trotz seiner komplizierten Geburt hat er sich sofort toll gemacht. Stillt super, schläft super, lacht alle an und ist ein richtiger Wonneproppen!
Und dann fing es an, dass ich nichts mehr auf die Reihe bekam. Haushalt war plötzlich ein Ding der Unmöglichkeit. Dabei bin ich eher dafür bekannt, die mit dem Putzzwang zu sein. Und alles war plötzlich schwer. Briefe öffnen, einen Anruf tätigen, mit den Kindern raus gehen..... Dann hatte die Große einen Unfall mit dem Laufrad - Zahn ausgeschlagen. Es folgten Wochen, in denen ich mit beiden Kids im Schlepptau von einem Zahnarzt zum nächsten fuhr. Diese Ungewissheit, die Angst vor der OP etc. haben mich wahnsinnig gemacht. Statt mein Wochenbett zu leben, tat ich das! Frust!!!!
Und dann kam der Umzug! Der größte Fehler überhaupt. Ein Umzug mit Kleinkind und Mini-Baby ist ja schon heavy, dann kamen noch viele Probleme am Haus, von denen wir nichts wussten, die uns nun finanziell auch zur Last fallen werden (ist ein Miethaus, aber einfach was Neues suchen ist hier nicht, da es nichts gibt). Dadurch natürlich Streit mit dem Partner. War eh schon alles schwierig genug zwischen uns. Jetzt ist es die volle Katastrophe! Und ich denke, der Umzug hat mir den Rest gegeben. Ich bin einfach durchgedreht! Panikattacken vom feinsten, ich bin morgens um halb vier wach geworden und konnte wahlweise nicht atmen, weil ich gefühlt eine Tonne Steine in der Brust hatte, oder ich heulte mir die Seele aus dem Leib. Ich wollte nicht mehr aufstehen, war zu ko. Die Große zu versorgen, war/ist echt schwer. Gott sei Dank haben wir eine tolle Oma, die hilft. Papa natürlich auch, der arbeitet aber halt auch viel. Tagelang hab ich nur geweint und war überfordert mit allem. Dann bin ich zum Arzt. Dieser hat mich zum Psychiater geschickt. Hier gibt es eine Depressionsambulanz. Gott sei Dank. Zwei Tage später saß ich da, hab alles erzählt und bekam die Diagnose "postpartale Depression". Die Psychiaterin hat sich darum gekümmert, dass ich einen Platz bei einer Psychologin bekomme. Nächsten Montag ist das Erstgespräch. Ich setze alle Hoffnung da rein, dass es etwas bringen wird. Außerdem hat die Psychiaterin mir Sertralin verschrieben. Ich hab es geholt, traue mich aber nicht ran. Ich stille den Bub noch voll. Und auch wenn es stillverträglich ist, geht es ja nun trotzdem in die Muttermilch über. Und mein Problem ist, geschuldet der PPD, wie ich nun weiß, dass ich panische Angst vor dem plötzlich Kindstod habe. So, dass ich selbst Probleme beim Schlafen habe. Das war schon bei der großen Tochter damals im ersten Lebensjahr so. Und jetzt Medikamente nehmen, die dem Kind evtl schaden könnten - nie! Und abstillen aus vermeintlich egoistischen Gründen, dass geht auch nicht. Das will ich nicht! Außerdem habe ich auch Angst, Antidepressiva zu nehmen. Was macht das mit mir und aus mir? Ständig diese Grübelei!
Ich muss gestehen, dass alles Mal aufzuschreiben, tut gut. Sorry, wem es zu lang ist, einfach ignorieren.
Ich habe nur so Angst, meine Familie zu zerstören. Und vor allem habe ich Angst, dass ich meiner Tochter schade. Ich verstehe mich selbst nicht. Warum habe ich gerade gegen sie so eine Abneigung? Es gibt kurze Momente, da denke ich, ich vermisse unsere Zeit so sehr. Als wir nur sie hatten. Dabei liebe ich den Bub über alles! Aber alles ist jetzt anders. So anders und so schwer. Hört das jemals wieder auf!? Wird es irgendwann wieder normal? Werde ich meine Tochter jemals wieder bedingungslos lieben? Ständig denke ich, dass ich sie nicht liebe. Und warum kann ich sie plötzlich nicht lieben? Aber ich sorge mich doch um sie, also liebe ich sie doch.... Diese Hoffnungslosigkeit ist schrecklich. So schrecklich. Ich sehe meine Kinder an und ich weiss, dass ich sie liebe, aber ich kann mich nicht freuen. Nicht aus ganzem Herzen und ehrlich Freude empfinden. Das ist doch schrecklich.
Verzeiht den Text!