Die neue Alte

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Die Anne

Die neue Alte

Beitrag von Die Anne »

Hallo ihr Lieben,

Ich bin schon seit ein paar Tagen Stille Mitleserin und möchte mich jetzt mal bei euch vorstellen.
Ich habe 2014 meinen Sohn bekommen und hatte während der Schwangerschaft eine schwere Depression mit starken Zwangsgedanken. Das war damals sehr schlimm und ging soweit, dass ich durch den Zwang der Überzeugung war, daß Kind nicht mehr haben zu wollen und zur Adoption freigeben zu müssen (er war natürlich ein Wunschkind🤦🏼‍♀️). Nach vielen Wochen und dank Medikamente wurde ich stabiler und es verlief alles ganz normal. Die Zwangsgedanken waren mir egal geworden und dadurch zwar immermal da, aber sie beeinflussten mich garnicht.
Nun nach 5 Jahren wurde ich wieder schwanger und musste mich einem Schwangerschaftsabbruch unterziehen. Kurz darauf wurde ich krank und bekam einen schweren Schub meiner Colitis ulcerosa. Und danach ging alles ganz schnell. Ich würde zunehmends depressiv und bekam massive zwangsgedanken. Es war so furchtbar, dass ich mir selbst nicht mehr traute und Angst hatte mich oder jemandem anderem umzubringen. Also ließ ich mich in eine Psychiatrie einweisen und wurde dort sehr angenehm aufgenommen und behandelt. Nach 7 Wochen stationärer Therapie folgten 4 Wochen Tagesklinik und nun die Wiedereingliederung auf Arbeit seit 3 Tagen. Ich kann wieder allein zu Hause sein mit meinem Sohn, was ein riesen Schritt für mich war. Und trotzdem fühle ich mich manchmal noch unsicher und lasse mich von Zwangsgedanken verrückt machen. Heute ist so ein Tag, wo sie wieder mehr Macht über mich haben und ich natürlich Angst habe vor einem Rückfall oder dass es einfach nie aufhört. Manchmal waren die Gedanken so schlimm, dass ich der festen Überzeugung war, dass ich es wirklich will, der Druck des Zwangsimpulses war kaum auszuhalten und ich war überzeugt davon, ein schlechter Mensch zu sein und hinter verschlossene Türen zu gehören. Mittlerweile weiß ich, dass ich nichts schlimmes machen werde und trotzdem denke ich manchmal, ich wäre in der Lage dazu. Das verunsichert mich so. Ich will doch einfach wieder normal leben und mein Leben mit meinem neuen Partner und unserer Patchworkfamilie genießen können.

Das war jetzt ein langer Text. Entschuldigt bitte.
Glg Anne
Madre85

Re: Die neue Alte

Beitrag von Madre85 »

Hallo liebe Anne!

Mir geht es was die ZG angeht wie dir. Bei mir ist es auch so schlimm. Auch die Impulse sind zum verrückt werden. Ich bin seit 28.12 in der Psychiatrie und es ging mir vor 1-2 Wochen schon mal echt super. Aber jetzt fängt der Scheiß von vorne an. Ich soll am 26.2 entlassen werden und fühle mich überhaupt nicht stabil. Habe riesen Angst mit den kleinen alleine zu sein und ihn weh zutun.
Ich hatte im November 18 eine Fehlgeburt und es hat sehr gekriselt in unserer Beziehung. 3 Monate später war ich wieder schwanger und hatte ständig Angst dass ich den Zwerg wieder verliere. Zu Glück ist alles gut gegangen. Die Ss war schwer und der kleine hat mich sehr gequält. Trotzdem habe ich ihn natürlich unendlich geliebt. Er ist jetzt 4 Monate und ein echt braver kleiner Mann. Ich nehme 150mg Sertralin, 5 mg Aripiprazol und bei Bedarf Pipamperon. Wenn du möchtest schreibe mir gerne eine private Nachricht. Ich denke es täte gut uns auszutauschen. Lg Evi
Kikke

Re: Die neue Alte

Beitrag von Kikke »

Hallo meine liebe,
Und vielen Dank für deine Geschichte. Ich finde es beeindruckend, dass du der Krankheit wieder den Kampf ansagst.
darf ich fragen, wie deine Behandlung nach der Klinik aussieht? Also was aktuell deine Therapie ist?
Herzliche Grüße und viel Kraft
Die Anne

Re: Die neue Alte

Beitrag von Die Anne »

Hallo ihr Lieben,
Ich nehme zur Zeit 30mg cipralex und zur Nacht 25mg quetiapin. Ich bin bei meiner psychiaterin, die mich schon lange begleitet. Aber eine Therapie läuft seitdem ich entlassen wurde nicht, da ich einfach noch keinen Therapeuten gefunden habe. Die Versorgung hier im Kreis ist schlechter als schlecht und somit auch die Wartezeiten utopisch. Aber ich gehe heute zu meiner Krankenkasse, den ich weiß, dass es da irgendwie Notfalltermine geben muss, die sich die Therapeuten frei halten müssen. Ansonsten versuche ich langsam wieder im Alltag fuss zu fassen. Durch die Wiedereingliederung gönne ich mir jeden Tag einen kleinen Mittagsschlaf und versuche regelmäßig mein autogenes Training durchzuführen. Ich lese sehr viel über die Seele und das menschliche Gehirn. So in etwa sieht meine momentane Eigentherapie aus.

LG Anne
Die Anne

Re: Die neue Alte

Beitrag von Die Anne »

Liebe Evi, ich habe schon 3 Nachrichten geschickt, aber irgendwie funktioniert es nicht oder ich mache irgendwas falsch. 🤦🏼‍♀️Vielleicht probierst du es mal, ich würde mich sehr gerne mit dir austauschen.
LG Anne
Madre85

Re: Die neue Alte

Beitrag von Madre85 »

Ich versuche es mal :wink:
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Marika
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Re: Die neue Alte

Beitrag von Marika »

Hallo Anne,

herzlich Willkommen bei uns! Deine Geschichte hat mich sehr berührt. Vielen Dank für dein Vertrauen und dass du deine Geschichte mit uns teilst.

Ich habe auch sehr unter ZG gelitten, habe auch 30 mg Cipralex genommen (eine Zeitlang auch noch ein 2. AD und Tavor). Auch meine "Eigentherapie" sah ganz ähnlich aus wie deine. Autogenes Training hat mir sehr geholfen, dann natürlich die VT und das lesen über das Thema bzw. Gehirn und Funktion.

Was ich fragen wollte: hast du dein AD in der Zwischenzeit wo es dir gut geht, ganz abgesetzt? Ich habe nicht ganz absetzen können, aber auf 10 mg reduzieren - da ging. Diese Dosis nehme ich noch heute, mein Sohn ist schon 14. Mir geht es damit hervorragend, ich habe seit Jahren keine Tiefs mehr oder gar Symptome. Wie war das bei dir?

Freue mich auf Antwort!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Die Anne

Re: Die neue Alte

Beitrag von Die Anne »

Hallo ihr Lieben.

Ja es war tatsächlich so, dass ich jetzt vor meinem rückfall ein Jahr lang keine Tabletten genommen habe und es ging mir wirklich gut damit. Aber ich habe mich jetzt auch sehr viel belesen über die colitis ulcerosa in Zusammenhang mit dem Serotonin. Und wahrscheinlich muss ich damit leben, mein Leben lang Tabletten nehmen zu müssen. Das fände ich allerdings nicht so schlimm, aber mein Wunsch wäre definitiv irgendwann mal etwas zu reduzieren und eine erhaltungsdosis zu nehmen. Aber momentan ist daran natürlich noch nicht zu denken, ich bin ja was das angeht gerade erst am Anfang und es dauert. Gestern hatte ich einen schlechten Tag und heute geht es wieder etwas besser. Ich versuche mich gerade in das Thema Achtsamkeit einzuarbeiten, denn ich finde es sehr interessant und bin der Meinung, dass es extrem hilfreich sein könnte.
Zumindest weiß ich, dass mein Charakter typisch ist für die Entwicklung solch einer Erkrankung. Ich habe sehr hohe moralische Anforderungen vorallem an mich selbst, neige zu Perfektionismus, habe am liebsten alles unter Kontrolle und interpretiere in jedem Mist irgendwas hinein. Mein Selbstvertrauen ist recht minimal ausgebildet. Deswegen versuche ich vorallem an diesen Sachen zu arbeiten, denn ich denke, dass hier der Ursprung für alles liegt.
Es ist nur so unbeschreiblich schwer und am liebsten würde ich einfach nicht mehr ständig daran denken müssen und weiter machen, aber ich bin mir sicher, dass dann früher oder später alles wieder über einem zusammenfällt.

Wie war das bei euch?
Kam euch der Weg auch so hart und manchmal unbegehbar vor.?
Die Anne

Re: Die neue Alte

Beitrag von Die Anne »

Hallo ihr Lieben,

Ich finde es sehr schade, dass so wenig zurück
Geschrieben haben, hatte mir mehr Austausch erhofft.
Vielleicht mag sich ja noch jemand äußern, der ähnlich empfindet. Ich würde mich sehr darüber freuen
Celeste

Re: Die neue Alte

Beitrag von Celeste »

Hallo liebe Anne,
gerade bin ich unterwegs, werde dir aber später antworten. Mir kommt das alles sehr bekannt vor.
Mel
power user
Beiträge: 554
Registriert: 25:11:2018 13:07

Re: Die neue Alte

Beitrag von Mel »

Liebe Anne,
bitte sei nicht enttäuscht, dass die Antworten manchmal auf sich warten lassen. Manchmal braucht es etwas Zeit bis jemand antwortet- du brauchst dich trotzdem nicht alleingelassen fühlen- meist kommt irgendwann eine Antwort.
Du fragst, ob uns der Weg auch manchmal so hart und unbegehbar vorkommt. JA, NATÜRLICH!! Bei mir fühlt es sich nicht mehr die ganze Zeit so an, aber immer mal wieder. Meistens dann, wenn Alltagsprobleme auftauchen oder ich mich übernehme. Oft habe ich einmal am Tag eine Phase, in der ich mich müde, erschöpft, unruhig, zerrissen, traurig fühle, und die Grübelei wieder kommt. Ich habe ständig das Gefühl, ich gehe ein paar kleine Schritte vorwärts, und dann wieder mindestens einen zurück. Und ich habe den Mist schon seit fast drei Jahren. Du bist also nicht alleine ❤️
Mel
PPD seit Juli 2017, seitdem Mirtazapin 15mg
(Mit Unterbrechung), dann 30mg Mirtazapin und Opipramol 75mg,
Seit Sept. 2019 Sertralin,
mittlerweile 200mg und 15mg Mirtazapin.
Opipramol ausgeschlichen
Celeste

Re: Die neue Alte

Beitrag von Celeste »

So liebe Anne,
bzgl. der wenigen Antworten ist das wahrscheinlich leider so, dass es vielen nicht gut geht und sie momentan vielleicht die Kraft nicht haben zu antworten. Was ich auch sehr schade finde ist, dass wirklich momentan glaub‘ nur 2 ,gesunde‘ wirklich aktiv sind. Und denen kann man keinesfalls zumuten, dass sie alle Beiträge kontinuierlich beantworten. Also, das ist keinesfalls böse gemeint.

Ich bin leider auch noch mitten in der PPD. So kann ich vielleicht etwas Mut zusprechen, aber Hilfestellung geben leider noch nicht.

Ich leide an einer schweren PPD mit Angststörung. Auch ich habe das Gefühl, niemals aus dieser Nummer rauszukommen. Besonders morgens nach dem Aufstehen. Wir alle hier kennen die Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung, leider! Wie geht es dir denn heute?
Die Anne

Re: Die neue Alte

Beitrag von Die Anne »

Hallo ihr Lieben,

Danke für eure Antworten, ich habe mich sehr darüber gefreut und es tut gut, nicht das Gefühl zu haben, alleine zu sein.

Ich weiß, dass es den meisten von euch nicht gut geht, und ihr alle eine furchtbar schwere Zeit durchmacht.
Ich kenne das alles sehr genau.
Ich weiß nicht, ob man bei mir dieses Mal wirklich von einer PPD reden kann. Schließlich war es ja ein Schwangerschaftsabbruch und sicherlich noch zusätzliche unglückliche Umstände, die mich wieder in diese Lage gebracht haben. Aber ich könnte mir auch vorstellen, dass die hormonelle Umstellung im Körper ja trotzdem stattfindet und eine große Rolle dabei spielt.

Momentan liege ich stark erkältet flach und bin jetzt wirklich ans Bett gefesselt und zur Ruhe gezwungen.
Das macht es nicht unbedingt einfacher, weil man so eher weniger abgelenkt ist u d schneller in ein Gedankenkarussell steigt.
Aber ich versuche mich positiv zu halten. Das klappt mal mehr und mal weniger gut.
Abends denk ich ganz oft, juhu wieder ein Tag geschafft. Und morgen musst du wieder kämpfen. Das empfinde ich als sehr anstrengend und denke immer, hört das denn niemals auf?
Beim letzten Mal war es auch schwer, aber es verging irgendwie schneller zumindest habe ich das so in meiner Erinnerung. Wahrscheinlich habe ich damals auch so gelitten, und bin mir dessen garnicht mehr richtig bewusst, weil man das einfach auch vergisst. Man weiß ja was war und das es schlimm war, aber die Einzelheiten verschwimmen immer mehr.
Aber dieses Mal kommt es mir vor wie ewig langer Kaugummi. Jeden Tag das selbe Spiel und ich hoffe jeden Tag aufs Neue ins Ziel einzutreten.

Ich wünsche euch allen ganz viel Kraft.

LG Anne
Celeste

Re: Die neue Alte

Beitrag von Celeste »

Liebe Anne,
ja, es zieht sich wie Kaugummi! Leider. Ich sehe momentan auch kein Licht im dunklen Tunnel. Nicht zu wissen, wann es endlich besser wird, macht einen dann auch wirklich Wahnsinn.
Aber ich bekomme hier immer und immer wieder gesagt, dass es wieder wird und man viel Geduld aufbringen muss. So kann ich dir das weitergeben. Geduld ist leider so eine Sache, wenn es einem so schlecht geht. Ich habe langsam auch keine Geduld mehr.
Man möchte, dass dieser Alptraum einfach aufhört.
Ich schicke dir ganz viel Kraft liebe Anne. Irgendwie werden wir den Weg aus diesem Tunnel finden.

Fühl dich gedrückt
Celeste
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