Auf dem Weg...

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Cosmeni

Auf dem Weg...

Beitrag von Cosmeni »

Ihr Lieben.

Ich weiß nicht, ob sich jemand an meine Beiträge hier von vor 2,5 Jahren ca. erinnert.
Versuche meine Postpartal-Geschichte hier kurz zusammen zu fassen, damit meine derzeitige Situation bzw. die damit zusammenhängende Anfrage an euch nachvollziehbar wird.
Mein erstes Kind, mein Sohn, ist im März 2017 zur Welt gekommen.
Die Schwangerschaft verlief völlig komplikationslos und nach anfänglichem "Schock" (ja - ganz geplant war das nicht, macht aber im Nachhinein betrachtet nichts) waren wir sehr glücklich über diesen Zufall.
Bei der Geburt war es dann mit komplikationslos vorbei, kurzum zog sich die Geburt über ca. 35h und war die reinste Tortur, um nicht zu sagen der völlige Alptraum für mich.
Ich hab mich körperlich sehr schwer von der Geburt erholt bzw. kam sehr schwer mit den körperlichen Veränderungen zurecht.
Hinzu kam, dass mein Sohn die ersten 14 Wochen zwischen 16-18h am Tag nur geschrien hat, vermutlich eine heftige Form von Dreimonatskoliken gepaart mit Anpassungsschwierigkeiten. Ich bin auch überzeugt, dass eine solche Geburt, wie wir sie erlebt haben, bei einem Baby schwere Spuren hinterlassen.
Damit das hier nun nicht ausufert, fasse ich zusammen:
Ich war extrem belastet, überfordert, angespannt, gereizt, unsicher,... einfach völlig am Ende.
Bis zur Geburt meines Sohnes war mein Leben frei, flexibel, locker, selbstbestimmt, ich war selbstbewusst, glücklich, stand im Leben, fühlte mich wohl. Doch mit einem Mal: alles weg.
In extrem belastenden Situationen fing ich an mich selbst zu verletzen, wirklich gesprochen habe ich zu dieser Zeit nur mit meinem Freund.
Monat um Monat verging in der Hoffnung, dass sich alle negativen Gefühle, und das waren sie zu 90%, verschwinden würden, dass ich mich schon an die neue Situation gewöhnen würde,... Mit all den Gedanken, mit denen ich mir lange selbst etwas vor gemacht habe, anstatt mir helfen zu lassen.
In dieser Zeit hätte ich mein Kind am liebsten abgegeben, an jemanden, von dem ich geglaubt hätte, dass er es besser kann als ich, jemanden, der nicht so psychisch gestört ist wie ich. Weil ich ja nicht normal sein konnte, wenn ich mich nicht nur bedingungslos über dieses neue Leben freute.
Es hat lange, wirklich lange gedauert bis ich mit viel Überwindung den Griff zum Telefon gewagt habe, um nach Hilfe zu fragen.
NAch einem weiten Weg über 2 Psychotherapeuten, die mir nicht ansatzweise weitergeholfen haben, bin ich bei meinem Therapeuten gelandet, der mir bis heute eine große Hilfe ist.
Zeitweise war ich mit Sertralin eingestellt, welches ich in guten Phasen mehrmals selbst absetzte, um in schlechten Phasen wieder neu anzufangen.
Trotz all der erlebten Dramen, aller negativen Gefühle usw., war klar, dass unser Sohn kein Einzelkind bleiben sollte und so kam im Juni 2019 unsere Tochter zur Welt.
Auch hier verlief die Schwangerschaft ohne jede Komplikation und ich war sehr glücklich über diese 2. Schwangerschaft.
Natürlich war sie aber begleitet von großen Ängsten, insbesondere vor der Geburt selbst und den ersten Monaten.
Aus Zufall bin ich noch selbst zur Entbindung in die Klinik gefahren und 1,5h später war die Kleine da. Ein Traum.
Die Anfangszeit war "lächerlich" (verglichen mit der meines Sohnes), man konnte sie zum Schlafen aus dem Arm legen, sie katte kein Bauchweh,...
Ein absolutes Anfängerbaby.
Dennoch kam ich wie ja bereits erwartet und auch mit meinem Therapeuten besprochen wieder mit der Hormonumstellung nicht zurecht.
Ich war zwar bereits Monate vor der Entbindung wieder mit Sertralin eingestellt, aber das fing vermutlich nur "Spitzen" ab.
Ich heulte, war verzweifelt, hatte das Gefühl niemals beiden Kindern gerecht werden zu können usw... Besonders schlimm waren meine Gefühle beim Stillen, sodass ich nach 8-10 Wochen abgestillt habe, was definitiv die richtige Entscheidung war und auch wieder kleine Freiräume ermöglichte.
Mit vielen Therapieterminen in den Monaten nach der Entbindung ging es mir zunehmend besser, sodass ich heute sagen kann, dass ich sehr glücklich über die beiden kleinen Racker bin, auch wenn ich mich immer wieder überfordert fühle und sie manchmal auch zugegebenermaßen zum Teufel wünsche. Inzwischen überwiegt aber endlich der positive Part.
Ich bin selbst sehr gewachsen an unserer Familiengeschichte die letzten 3 Jahre, kann endlich auch zulassen, nicht immer perfekt sein zu müssen, alles im Griff zu haben und es ist mir inzwischen auch völlig egal, wer wann was wie findet bzw mich findet.
Das hilft ungemein in meinem Alltag :)
Ich bin unwahrscheinlich dankbar für die Hilfe meines Therapeuten und auch die meines Partners, wobei hier nun das Problem besteht, dass wir uns durch eben diese Geschichte des Elternseins als Paar quasi völlig verloren haben. Das ist aber nur ein Nebenschauplatz.
Weswegen ich nun hier im Forum wieder aufgetaucht bin, ist mein großer Wunsch, nach einer Auszeit für mich und meine Kids, einfach mal raus aus dem alltäglichen Geschehen, sich selbst und der Seele etwas Gutes zu tun usw.

Ich schreibe es hier und auch nochmal als separaten Beitrag:
Mein Therapeut hat mir zu einer PSYCHOSOMATISCHEN REHA für Mütter mit Kindern geraten, d.h. die Kids sollen als Begleitpersonen in der Rehaklinik mit aufgenommen werden.
Nun wüsste ich gerne, ob mir jemand von euch Erfahrungen zu einer solchen Reha mitteilen kann bzw. im Idealfall sogar Einrichtungen empfehlen kann.
Es ist online recht schwer und aufwändig zu recherchieren, da bei vielen Rehakliniken nicht steht, ob überhaupt Kinder mit aufgenommen werden können und bei vielen erst Kinder ab 2J.
Meine Kinder sind derzeit 3 Jahre (Sohn) und 9 Monate (Tochter).
Ich sage bereits jetzt DANKESCHÖN, falls mir jemand weiterhelfen kann.

Danke für eure Aufmerksamkeit, auch wenn es leider ein riesen Text geworden ist.
Ich bin sehr dankbar für dieses Forum!

Herzliche Grüße
Cosmeni
Mel
power user
Beiträge: 554
Registriert: 25:11:2018 13:07

Re: Auf dem Weg...

Beitrag von Mel »

Hallo Cosmeni,
wie schön, dass du wieder hier bist!
Ich würde dir so gerne weiterhelfen, habe aber keinen Schimmer, was ich da empfehlen kann, denn ich habe keine Erfahrung damit.
Ich finde es toll, wie du alles geschafft hast, wirklich! Wie hast du es hinbekommen, wieder in der Normalität anzukommen? Woher wusstest du, welcher der richtige Therapeut ist? Ich stecke am Ende des dritten Jahres fest in der PPD und würde wirklich mal gerne wissen, wo bei mir der Haken ist. Habe anscheinend den richtigen Weg noch nicht gefunden....
Es grüßt dich herzlich
Mel
PPD seit Juli 2017, seitdem Mirtazapin 15mg
(Mit Unterbrechung), dann 30mg Mirtazapin und Opipramol 75mg,
Seit Sept. 2019 Sertralin,
mittlerweile 200mg und 15mg Mirtazapin.
Opipramol ausgeschlichen
Kikke

Re: Auf dem Weg...

Beitrag von Kikke »

Ein hallo auch von mir,

Ich finde es sehr beeindruckend, dass du trotz aller Umstände dich nicht von deinem Familienplan hast abbringen lassen. Das erfordert viel Kraft und Mut.

Leider kann ich dir auch nichts zu so einer Reha sagen. Mich würde es aber auch brennend interessieren. Ich kenne nur die Form, dass man das Kind mitnimmt und es dann tagsüber betreut wird. Das hat mich immer abgeschreckt, weil ich meinen Sohn nicht so früh in eine Fremdbetreuung (die nur ein paar Wochen geht) geben wollte.
Löwenmutter

Re: Auf dem Weg...

Beitrag von Löwenmutter »

Hallo,
eine Freundin von mir hat mal eine solche Reha gemacht. Ihr Sohn war damals 3,5 Jahre und das Baby 10 Monate alt. Leider hat sie die Reha nicht gut für sich nutzen können da das Baby kaum betreut wurde. Sie konnte bei sämtlichen Sachen nicht mitmachen weil sie von der Klinik aus nur 90 Minuten am Tag einen Babysitter zur Verfügung gestellt bekam. Das ist jetzt natürlich nur eine sehr individuelle Erfahrung. Vielleicht ist das in anderen Kliniken anders.
Wegen Corona weiß ich allerdings dass sogar die Rehas/ Muki Kuren verschoben wurden die schon für dieses Jahr bewilligt waren. Es ist also ohnehin möglich, dass dein Baby bis es dann wirklich los geht schon wesentlich größer ist. Ich wünsche dir weiterhin alles gute!!
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