Verschleppte PPD mit Angststörung und Zwangsgedanken

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KleinerRegenbogen

Verschleppte PPD mit Angststörung und Zwangsgedanken

Beitrag von KleinerRegenbogen »

Hallo zusammen,

2017 ist mein Sohn auf die Welt gekommen und die Geburt lief recht unglücklich und endete nach 36 Stunden in einem Kaiserschnitt. Die drei Wochen danach war ich in einem Angstzustand, vor allem nachts. Das ging aber vorbei und ich habe mir nichts weiter dabei gedacht. Nur die Angst mit ihm alleine zu sein blieb. Rückblickend kam irgendwann die Depression gepaart mit einem Erschöpfungszustand und die Ängste wurden stärker. Dann kamen Panikattacken (die aber nicht als solche diagnostiziert wurden) und dann nach einem körperlichen Zusammenbruch im Dez. 2019 kamen im April 2020 aggressive Zwangsgedanken gegen mein Kind, meine Mitmenschen und mich dazu. Dadurch habe ich keinen Moment Ruhe.
Zu dem Zeitpunkt war ich gerade im vierten Monat schwanger. Da ich nicht wusste was ZG sind, habe ich zwei Monate in kompletter Angst verbracht. Dann war ich in einer stationären Behandlung, die mir geholfen hat. Aber ich hatte das Ziel die ZG loszuwerden und habe sie nicht akzeptiert, dass hat sie im Endeffekt verstärkt.
Seit der Geburt meines zweiten Sohnes Anfang September Sind meine Ängste und ZG noch viel stärker geworden. Ich werde jetzt wahrscheinlich wieder in die Klinik gehen, obwohl es mir das Herz zerbricht meinen ersten Sohn wieder Zuhause zu lassen. Und ich mache mir sehr große Sorgen, ob ich mich alleine um mein Baby kümmern kann. Aktuell kann ich nicht neben ihm schlafen und habe Angst alleine mit ihm zu sein.
Ich werde jetzt auch abstillen, um Medikamente nehmen zu können. Es ist alles eine Katastrophe und ich sehe keine Weg daraus...
Es hätte alles so schön sein können, aber ich hab leider zu spät gemerkt wie es um mich steht.

Es hilft mir zu lesen, dass es auch Frauen gibt, die es geschafft haben.

Viele Grüße
KleinerRegenbogen
Asrai

Re: Verschleppte PPD mit Angststörung und Zwangsgedanken

Beitrag von Asrai »

Hallo Du,

es tut mir leid, was Du gerade durchmachst!

Ich stecke zwar selbst gerade in einer depressiven Phase, habe aber schon zweimal die Erfahrung gemacht, dass solche Zustände auch wieder aufhören. Mit Hilfe von Medikamenten und Psychotherapie - vielleicht ja wirklich erst mal in der Klinik - wird es auch Dir wieder besser gehen!

Ich weiß ja nicht, welche Medikamente bei Dir zur Diskussion stehen, aber es gibt definitiv Medikamente gegen Depression und Zwangsstörungen, mit denen man stillen kann. Ich z.B. habe mit Sertralin und Mirtazapin gestillt. Hab mir damals auch große Sorgen gemacht und mich im Vorfeld gut informiert. Hab es dann "gewagt" und mein Sohn hatte keinerlei Einschränkungen. Ich persönlich würde es wieder so machen! Aber vielleicht hast Du ja noch andere Gründe dafür, abzustillen. Egal, ob du mit "stillfreundlichen" Medikamenten weiterstillst oder abstillst - ein schlechtes Gewissen brauchst Du in keinem Fall zu haben!

Ich wünsche Dir alles, alles Gute! Es kommen ganz sicher bessere Zeiten!

Liebe Grüße,
Asrai
KleinerRegenbogen

Re: Verschleppte PPD mit Angststörung und Zwangsgedanken

Beitrag von KleinerRegenbogen »

Liebe Asrai,

Vielen Dank für die lieben Worte! Ich hoffe, dass es Dir auch bald besser geht!

Wie stark haben deine Symptome durch die Medikamente abgenommen? Ich nehme jetzt auch Sertralin und ggf. Auch bald Mirtarzipin, um besser schlafen zu können.

Ganz liebe Grüße
Asrai

Re: Verschleppte PPD mit Angststörung und Zwangsgedanken

Beitrag von Asrai »

Lieber Regenbogen,

bei dem Mirtazapin habe ich immer innerhalb einer halben Stunde eine Wirkung gehabt. Ich werde davon angenehm müde und kann dann meistens relativ schnell ein- und auch durchschlafen. Ich bin dadurch aber nicht komplett ausgeknockt und wache auf, wenn die Kinder sich melden. Diesem Medikament werde ich jedenfalls auf ewig dankbar sein, weil es bei mir nach der Geburt meines Sohnes den Teufelskreis dieser extremen inneren Unruhe durchbrochen und mich endlich - zumindest nachts - zur Ruhe hat kommen lassen. Auch jetzt hilft es mir wieder sehr, weil ich zumindest nachts Ruhe habe.

Die Wirkung des Sertralins kann ich nicht so deutlich beschreiben, wie die des Mirtazapins. Es ist so schwer zu sagen, was die Verbesserung bringt: ist es hauptsächlich das Medikament, die Zeit die vergeht, die Psychotherapie oder die Veränderungen, die man sonst so vornimmt? Jedenfalls ging es mir bei meinen ersten beiden depressiven Episoden nach jeweils ca. 4 Wochen mit Sertralin 50mg deutlich besser, so dass ich wieder Freude am Leben hatte und meinen Alltag aufnehmen konnte. Keine Ahnung, wie es ohne Sertralin gewesen wäre, ob es "von allein" besser geworden wäre. Dieses Mal dauert alles etwas länger, wobei die ganz schlimmen Zustände schon deutlich weniger geworden sind.

Seit wann nimmst Du das Sertralin und in welcher Dosis?

Liebe Grüße,
Asrai
KleinerRegenbogen

Re: Verschleppte PPD mit Angststörung und Zwangsgedanken

Beitrag von KleinerRegenbogen »

Danke für die Infos! Das ist sehr hilfreich. Ich gehe ab Donnerstag wieder in die Klinik.

Aktuell nehme ich seit 4 Tagen 25mg Sertralin, aber ich soll wahrscheinlich auf 100mg hoch gehen.

Viele Grüße
KleinerRegenbogen
Asrai

Re: Verschleppte PPD mit Angststörung und Zwangsgedanken

Beitrag von Asrai »

Gern geschehen!
Einen ersten Wirkungseintritt merkt man bei Sertralin ja erst ab 50mg, und das auch meistens erst nach so ca. 2 Wochen. Ganz bestimmt geht es Dir bald besser!
Ich wünsche Dir alles Gute! Berichte mal, wie es Dir im Verlauf geht!
Mel
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Re: Verschleppte PPD mit Angststörung und Zwangsgedanken

Beitrag von Mel »

Hallo und herzlich Willkommen!
Da hast du ja schon einen langen Leidensweg hinter dir.
Du hast aber jetzt genau das Richtige getan, dir nämlich Hilfe geholt! Es kann jetzt nur besser werden.
Ich nehme ebenfalls die Kobi Sertralin und Mirtazapin, und das klappt sehr gut.
Habe ein wenig Geduld, so eine PPD kann dauern, auch mit Medikamenten und Therapie. Die Medikamente können, wenn es die passenden sind, die Symptome deutlich abmildern, das kann aber einige Wochen dauern.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft und alles Gute für deinen stationären Aufenthalt. Du packst das!
Mel
PPD seit Juli 2017, seitdem Mirtazapin 15mg
(Mit Unterbrechung), dann 30mg Mirtazapin und Opipramol 75mg,
Seit Sept. 2019 Sertralin,
mittlerweile 200mg und 15mg Mirtazapin.
Opipramol ausgeschlichen
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