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Sanne

Vorstellung

Beitrag von Sanne »

Hallo zusammen,
ich freue mich, dass ich hier sein kann und möchte mich kurz vorstellen. Bereits vor meinen Schwangerschaften hatte ich in Phasen meines Lebens mit Depressionen zu kämpfen, das erste Mal mit 16, das zweite Mal mit 25 Jahren, da dann auch erstmals mit medikamentöser Unterstützung. Ich habe 2010 mein 1. und 2013 mein 2. Kind bekommen. Trotz schwieriger Geburten und teilweise komplizierter Schwangerschaften ging es mir nach beiden Geburten gut. 2015 fassten wir den Mut für ein 3. Kind, das 2016 geboren wurde. Die Schwangerschaft und Geburt verliefen einfacher. Jedoch war wenige Wochen vor ET mein Mann an Hodenkrebs erkrankt. Er konnte durch eine relativ einfache OP geheilt werden, soviel vorweg. Aber der Schreck, und die Sorge, ob er bei der Geburt und danach bei mir bzw. bei unseren beiden großen Kindern sein könnte, haben mir sehr zugesetzt. Es hat dann zwar alles gut geklappt, und bist zur Geburt habe ich noch funktioniert. Ab dann jedoch haben sich bei mir immer größer werdende Ängste verfestigt, dass ich selbst, mein Mann oder die Kinder schwer erkranken könnten. Die Ängste haben zum Schluss fast meine ganze Energie gefressen und mein komplettes Denken gesteuert. Hinzu kam, dass ich mit dem Baby und den beiden auch noch recht kleinen anderen Kindern sehr viel auf mich allein gestellt war. Nach 3 Monaten hat mir letztendlich die Erkenntnis, dass ohne Hilfe genau das eintreten würde, was ich am meisten fürchte, nämlich nicht mehr für meine Kinder da sein zu können, das entscheidende Bisschen Kraft verliehen, mir Hilfe zu suchen. Die Psychiaterin, bei der ich 10 Jahre zuvor schon in Behandlung gewesen war, war sehr einfühlsam und verschrieb mir Sertralin. Damit ging es mir innerhalb von Tagen deutlich besser. Nach etwa einem Jahr konnte ich es ohne Probleme absetzen.
Anfang 2020 kündigte sich überraschend Baby Nr. 4 bei uns an. Wir freuten uns sehr. Die Schwangerschaft war anstrengend , aber ohne nennenswerte Schwierigkeiten. Ich nahm an, dass die Wochenbettdepression sich nicht wiederholen würde, da damals ja doch recht spezielle Umstände eine Rolle gespielt hatten. Dennoch hörte ich auf den Rat meiner Frauenärztin und hatte schon vor der Geburt Termine bei einer Psychologin. Sie hat verschiedene Dinge mit mir besprochen, die helfen sollten, dass es mir diesmal besser gehen würde, wie die Versorgung der großen Kinder während der Geburt, Unterstützung in der Zeit nach der Geburt etc. Ich fühlte mich völlig stabil. Die Tage rund um die Geburt waren aufregend, ich kam mit Blasensprung sehr plötzlich mit dem RTW in die Klinik, wo die Geburt dann eingeleitet wurde. Ich fühlte mich sehr gut aufgehoben. Trotz Corona-Stress (ich durfte keinen Besuch bekommen) waren alle sehr bemüht. Meine Hebammme zur Geburt war ein Engel. Die Geburt war schwieriger und länger als erwartet, aber am Ende war alles gut. 4 Wochen ist unser Spatz nun alt.
Und dann kam der Stress. Noch im Krankenhaus ein telefonischer sinnloser Streit mit meiner Schwester. Dann zuhause, meine Hebamme stellt fest, dass mein Blutdruck viel zu hoch ist. Und dass das Baby gelb ist. Trifft aber auch keine klaren Aussagen. Ansonsten völlig empathielos. Das ganze geht eine Woche lang. Schließlich fahre ich, nur um Ruhe (vor ihr) zu haben, 50 km wieder in die Klinik. Mit dem Baby ist alles ok. Ich bekomme ein Blutdruckmessgerät für zuhause, mein Blutdruck normalisiert sich in den nächsten Tagen von selbst. Ich fühlte mich dünnhäutig und wenig belastbar, aber noch im Rahmen. Jeden Tag merke ich, dass ich einfach nur mit meinem Baby kuscheln und meine Ruhe haben möchte, aber das ist irgendwie nicht möglich. Meine Gedanken sind immer noch in der Klinik, ich hätte einfach nur noch ein bisschen Zeit gebraucht, um noch mal alles Revue passieren zu lassen. Meine 7-jährige Tochter bekam eine Blasenentzündung mit hohem Fieber, so dass mein Mann mit ihr zur Notaufnahme musste. Mein 9-jähriger Sohn, der Autist ist, hat jeden Tag Ärger in der Schule, der Klassenlehrer schreibt Einträge ins Hausaufgabenheft und eine lange Mail. In den Klassen der Kinder gibt es Corona. Jeden Tag kommt ein neues Paket. Mir geht es jeden Tag schlechter. Ich kann mich kaum mehr konzentrieren. Einfachste Haushaltsarbeiten kosten mich mehr Kraft, als ich aufbringen kann. Ich muss immer wieder anlasslos weinen. Und ich sehne mich einfach so sehr nach jemandem, mit dem ich die Erfahrungen der letzten Wochen teilen kann, von dem ich mich verstanden fühle. Mit meiner Hebamme habe ich keine weiteren Termine mehr vereinbart. Sie schadet mir mehr als sie hilft. Das macht mich so traurig. Außerdem nervt mich Corona. Nichts findet statt, keine Babykurse, auf die ich mich schon gefreut hatte. Nichts kann man unternehmen. Die Kinder können ihre Geburtstage nicht feiern.
Ich fühle mich schuldig, denke, das ist Jammern auf hohem Niveau. Ich müsste dankbar sein. Das bin ich auch. Aber ich will mich nicht so schlecht fühlen. Also war ich heute kurzerhand bei meiner Hausärztin und habe direkt gesagt, dass ich wieder Sertralin haben möchte. Habe es auch bekommen und bin jetzt vorsichtig optimistisch.
Ich freue mich auf den Austausch.
Alles Liebe
Sanne
Löwenmutter

Re: Vorstellung

Beitrag von Löwenmutter »

Hallo,

Herzlichen Glückwunsch zum Baby. Ich habe dieses Jahr auch mein 4. bekommen.
Du schreibst viel schönes, das Ist schön zu lesen. Auch dass du dich nach Ruhe und kuscheln mit deinem Baby sehnst. Ist ein gutes Zeichen. Bei 4 Kindern ist natürlich immer jede Menge los. Aber das was du da alles beschreibst ist wirklich viel. Und du bist noch im Wochenbett! Dein Körper braucht Erholung. Das ist natürlich immer leicht gesagt. Gibt es Freunde oder Familie die helfen können? Frühe Hilfen, Haushaltshilfe oder Ähnliches?
Hast du auch den Wunsch etwas mit deinem Baby zu unternehmen was jetzt wegen Corona nicht geht?
Es ist echt ne schwierige Zeit... du sagst du bist dünnhäutig, erlaubst du dir denn auch einfach mal ein bisschen zu weinen? Für mich hat das im Wochenbett immer so richtig dazu gehört. Auch bei den ersten beiden. Obwohl es mir da eigentlich sehr sehr gut sind.
Ich muss jetzt weg zur gute Nacht Geschichte aber ich schaue mal wieder vorbei. Alles Gute!!
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