Ich bin auch dabei :(

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Catha

Ich bin auch dabei :(

Beitrag von Catha »

Hallo ihr Lieben,

ich hätte mich eigentlich gefreut, dieser Gruppe nicht beitreten zu müssen, obwohl ich Teams sehr mag, aber das PPD-Team hätte ich gern vermieden...

Ich habe lange damit gerungen, mich hier zu melden (und die Anmeldung wurde aufgrund technischer Probleme zusätzlich erschwert). Man sagt ja oft, zu viele Geschichten lesen, tut nicht gut. Man vergleicht, liest Erfahrungen, bei denen manche seit 11 Jahren kämpfen etc.
Nun möchte ich mich melden, da ich das Gefühl habe, hier verstanden zu werden.
Versteht mich nicht falsch, meine Familie steht hinter mir, mein Partner ebenfalls, aber sie haben eben nun mal nicht diese Depression.
Meine Tochter wurde gestern 1 Jahr alt und als sie 3 Monate alt war, fing es an bei mir mit Schlafproblemen und der Frage, ob ich überhaupt etwas fühle.
Ich habe mich direkt an eine Psychologin gewandt und nach einigen Wochen mit homöopathischen Mitteln nehme ich nun seit November 10mg Citalopram.
Seit 2 Wochen bin ich bei 15mg, weil ich nach einer Erhöhung fragte. Mein Neurologe meinte, wir bekommen das hin, er sei ganz zuversichtlich, eigentlich sollte ich jetzt wieder auf 10mg, aber mir geht es so schlecht, dass ich die 15mg weiter nehme. Bei dem ersten Termin beim Neurologen sagte er noch "PPD, spannend, da halte ich Vorlesungen drüber, zu Weihnachten lachen sie darüber, das wird." Naja, nun ist Weihnachten und nichts wurde, er meinte, er wollte mir Mut machen. Ich war eigentlich von ihm überzeugt, da er im Internet so gute Bewertungen hat, aber eher bzgl.anderer Krankheitsbilder...nicht wirklich in Bezug auf PPD. Meine Psychologin hatte mir bei ihm einen Termin gemacht, vermutlich aber eher, da er direkt nebenan sitzt...Sie scheint versiert auf dem Gebiet, da es mir aber immer schlecht ging, konnten wir kaum arbeiten, sondern haben versucht mich irgendwie aus dem Tief zu holen, was kaum glückte, gefühlt war es eher immer eine Frage der Zeit. Ich bekomme Hausaufgaben zum Ausfüllen, wir haben bisher über die Scheidung meiner Eltern gesprochen und die Geburt und herausgefunden, dass ich überhöhte Standards und Erwartungen habe und ungeduldig bin, ab und an denke ich, ich bilde mir alles nur ein, stehe aber auf und denk sofort an sie Krankheit und das zieht sich durch den Tag, ich habe immer im Hinterkopf wie schlecht es mir geht. Und ab und an checke ich auch, ob und wo ich bin. Frage mich auch nach dem Sinn von Treffen, Verabredungen und Vorhaben und Fonds alles sinnlos. Das hatte ich sonst nie, war immer unterwegs, arbeitete viel und hatte Spaß und habe geplant und mich gefreut.
Einen Abend vor dem Geburtstag meiner Tochter haben mein Partner und ich uns arg gestritten, seit meiner Diagnose streiten wir eigentlich nur bzw. alles dreht sich um die Krankheit. Er hört mir immer zu und redet, aber jetzt ist er selbst am Boden und kann nicht mehr, hat zudem privat Probleme, kaum Kontakt zu seinen Eltern. Dazu muss ich sagen, dass er seit März im home Office ist und wir uns alltäglich sehen.
Ich habe Freunde, treffe mich in Selbhilfegruppen, spiele eigentlich außerhalb von corona Beachvolleyball und schaffe es, durch den Tag. Kümmere mich um den Haushalt und mein Kind, aber funktioniere nur und freue mich nicht. Unsere Tochter war absolutes Wunschkind, die Geburt lief natürlich, aber Durch Einleiten sehr schnell mit 2h und Dammschnitt...
Es gab mal ein paar Sekunden, da fühlte sich alles gut mal an, aber diese kann ich nicht halten. Das war letzte Woche mal kurz der Fall. Und da spürte ich wie es mal war, jetzt hab ich nur Nebel und denk, ich kann mich nicht mehr erinnern wie es sich anders anfühlt als jetzt.
Meine Symptome sind, dass ich alles was ich tu, hinterfrage, ob es mir Spaß macht. Ich schaue meine Tochter an und fühle Leere, ich nehme an Spielabenden mit Freunden teil und frage mich, wie ich das finde und fühle mich fremd.
Vor einigen Wochen habe ich dissoziiert und mich andauernd gefragt, ob ich wirklich in meiner Wohnung stehe oder ob alles wirklich passiert, ob meine Kleine wirklich im Zimmer sitzt etc. Das ist etwas besser geworden durch Achtsamkeitsübung 5-4-3-2-1, aber nun hänge ich in einem riiieeeesen Loch und weiß nicht weiter. Ich soll eigentlich am 11.01.einen neuen Job beginnen mit 30h und meine Kleine ab 05.01.in die Kita.
In der Gruppe sagte die Leiterin, dass sie es gar nicht schlecht fände, eine Klinik in Erwägung zu ziehen, da ich dissoziiere. Es wurde dann besser und ich dachte, der Job könnte mir vielleicht helfen. Seit es so schlimm ist und nun schon 1 Jahr um, habe ich jegliche Hoffnung verloren und warte auf einen Klinikplatz. Ich soll am 04.01. anrufen, dann hätte man evtl.in 2-4 Wochen einen Platz. Ich wollte eigentlich heute in eine Klinik, in der ich gestern anrief, aber es gab ein Missverständnis, die Station mit Kind ist dicht, das hat mich heut richtig runtergezogen und ich bin nun mit Kind bis Sonntag bei meiner Mama in der Heimat, damit mein Partner etwas Luft hat.
Nur was, wenn auch das mit der Klinik nicht hilft? Ksnn ich mein Kind je greifen? Wie soll ich sie Zeit bis dahin schaffen, was ist mit Job und Kita?
Ich fühle mich wie im FALSCHEN Film und habe Angst, dass es nie nie wieder aufhört. Zwangsgedanken hab ich nicht, bin "nur" sehr traurig und habe Angst vor der Zukunft.
Ich habe das Jahr so vergeudet und meine Kleine kaum wahrgenommen, obwohl sie vor mir sitzt.
Ich habe vor Geburt keine Probleme gehabt.

Danke für eure Meldungen, ich habe das Forum seit Monaten durchstöbert, manches macht Mut und manches Angst :/
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Marika
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Re: Ich bin auch dabei :(

Beitrag von Marika »

Herzlich Willkommen liebe Catha!

Schön, dass du bei uns bist, auch wenn du es natürlich lieber nicht wärst - ich glaube, das kennen wir alle. Dennoch kann eine Selbsthilfegruppe - auch eine virtuelle wie wir hier - sehr viel dazu beitragen, dass es dir besser geht. Ich jedenfalls habe enorm von der Gruppe hier profitiert und auch mein Psychiater war immer sehr positiv dazu eingestellt.

Du nimmst 15 mg Citalopram - das ist eine recht niedrige Dosis, daher wundert es mich, dass wieder auf 10 mg zurück gehen sollst... Hat dir das dein Neurologe so empfohlen? Ich bin natürlich kein Arzt und nichts steht über seinem Wort, nur reduzieren wenn es dir nicht gut geht erfordert nochmal Redebedarf. Gerade weil deine Dosis so niedrig ist und du dich nicht besser fühlst, habe ich instinktiv sofort daran gedacht, dass du eher in Richtung Erhöhung mit deinem behandelnden Arzt reden solltest. Es bringt dir nämlich nichts, wenn du zu wenig von einem AD nimmst, dann wirst du nicht stabil und erzielst keinen Effekt. Die Behandlung mit AD schließt übrigens eine homöopathische Begleitung nicht aus - beides zusammen kann unglaublich viel.

Deine Therapie Ansätze klingen sehr gut, toll! Dennoch: ich würde nochmal mit dem Neurologen über deine Dosierung reden. Bei Citalopram merken die meisten ab 20 mg eine echte Besserung - man kann bis 40 mg hochgehen.

Jedenfalls freue ich mich, dass du hier bist - wir lesen uns!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Catha

Re: Ich bin auch dabei :(

Beitrag von Catha »

Liebe Marika,

danke, dass du dich meldest. Ich bewundere, dass du weiter so intensiv die Frauen begleitest und aufbaust, das ist wirklich mitfühlend und man fühlt sich nicht ganz so allein.
Ja, mein Neurologe war ja schon immer positiv gestimmt und hat dann doch gemerkt, dass ich eher eine dicke PPD habe. Dennoch hat er erst nach meinem Anruf und der Frage, ob wir erhöhen können, gesagt, wir gehen jetzt 2 Wochen auf 15mg und dann wieder auf 10mg, da er sehr zuversichtlich sei und mich bei den Terminen gut einschätzt. Aber wie tief traurig ich meist bin, sieht er nicht.
Ich habe auch gefragt, ob er Angst habe zu erhöhen. Da sagte er "Nein, die 15mg seien auch nich wenig, man kann bis 60mg gehen bei Citalopram."
Naja, also habe ich nach 2 Wochen nicht reduziert und werde beim nächsten Termin im Januar bitten, mir wirklich effektiv mit dem AD zu helfen. Ich habe auch lange gebraucht, um überhaupt eins zu nehmen und so richtig überzeugt es mich nicht, was wohl wirklich an der Dosis liegt.
Vielleicht hören dann auch die Gedankenstrudel auf und irgendwann stresse ich mich nicht mehr so mit dem Fühlen und Bewerten und dem Realisieren.
Er meinte auch, dass diese Dissoziation als letztes verschwindet bei einer Depression. Manchmal finde ich, er ist zu rasch und hat viel zu viel im Kopf. Klar, das Wartezimmet ist immer voll, er ist so ein Typ Kurt Krömer, recht positiv und witzig, da mach ich dann auch mal einen flotten Spruch, was ja aber nicht heißt, dass es mir weniger schlecht geht.
Die Frage mit der Klinik ist ja auch noch offen, was sowohl Job als auch Kita total nach hinten schmeißen würde, wobei der Job vielleicht auch hilft. Aber im Tief kann ich mir niiiieee vorstellen, das zu schaffen. Zumal ich durch dieses Fremdheitsgefühl die Relevanz ja eh weniger sehe "ist ja eh alles nicht echt^^". Mein Neurologe meint allerdings auch, dass die Klinik nicht hilft, wir das so hinbekommen und das Leben außerhalb abspielt.

Naja, ein Schritt nach dem anderen, erstmal Dosis einstellen.

Ich danke für die Worte und wir bleiben wohl in Kontakt.
Habt alle einen guten, gesunden Rutsch - Optimismus heißt rückwärts Sumsi mit Po ;o)
Mat1977

Re: Ich bin auch dabei :(

Beitrag von Mat1977 »

Hallo Catha,

mein Eindruck ist auch, dass für dich, so wie du rüber kommst, die Klinik wirklich nicht so nötig ist. Ich weiß nicht, wie dir die Trennung von der Familie tun würde? Vielleicht geht es dir ja besser, wenn die Kleine im Kiga ist und du wieder ein bisschen Zeit für dich haben kannst?

Meine nächste Frage wäre bezüglich des Neurologen. Ich denke wir sind mit unserer PPD beim Psychiater besser aufgehoben. Zumindest ich habe so die Erfahrung gemacht. Niemand wird es dir übel nehmen, wenn du dir eine psychiatrische Meinung suchst.

Denn, wie schon Marika sagte, deine Dosierung, sowohl als auch, ist recht niedrig, da schwebt man zwischen so la la Stimmung und gar nicht gut, aber wirklich aus dem Loch holt es dich nicht raus. Ich weiß nicht, wie es beim Citalopram ist, bei meinem Medikament Sertralin gibt es ein Wirksamkeitsbereich im Blut und dass dieser erreicht ist, brauchen einige Menschen mehr und einige weniger. Ich z.B. verstoffwechsele sehr schnell und brauche mehr vom Medikament. Das sieht man bei einer Blutabnahme, ob du mit dem Medikament im wirksamen Bereich bist. Meine Psychiaterin meint, dass man erst nach 4 bis 6 Wochen in diesem Bereich sagen kann, ob das Medikament hilft... Und es braucht noch Zeit bei dir.

Und auch nicht vergessen, diese Zeit ist für alle total anstrengend, mein Mann ist auch schon seit März im Home Office, bei aller Liebe, man hockt viel zu viel zusammen und unter sich.

Und nicht zu wissen, ist die Schule/Kiga morgen zu oder auf... Man kann kaum was plannen, wir sind einfch der Situation ausgeliefert und das ist sogar für gesunde anstrengend...
Catha

Re: Ich bin auch dabei :(

Beitrag von Catha »

Guten Morgen Mat,

danke, dass du dich meldest und deine Erfahrungen teilst. Ich bin ja quasi Neuling.
Also mein Doc ist Facharzt für Neurologie und Facharzt für Nervenheilkunde. Er behandelt seit vielen Jahren sowohl Patienten mit neurologischen als auch psychiatrischen Krankheitsbildern.
Er sagt halt immer, dass die Tiefs normal sind und er sehr optimistisch sei und deshalb nicht höher gehen mag.
Aber ja, seit mehr als 13 Wochen nach Beginn dümpelt ich halt immer noch auf der Stelle bzw.falle tief, aber mehr auch nicht...
Ich bereden das definitiv.

Naja und irgendwie hab ich Angst, dass sich meine Gehirn schon an den Zustand gewöhnt hat und es chronisch wird und so bleibt. Ich hab quasi ein Kind in die Welt gesetzt und muss nun mit diesem Gefühl leben.
Hab auch schon an "Requetting motherhood" gedacht.
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Marika
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Re: Ich bin auch dabei :(

Beitrag von Marika »

Ich möchte dir noch sagen, dass du eine mündige Frau bist, die bei der Art der Behandlung mitentscheiden soll und darf. Ich verstehe natürlich dass man mit dem AD niedrig bleiben möchte. Aber du schreibst von 13 Wochen mit den 10 mg bzw.15 mg und es tut sich nix. Mein Psychiater hat damals nach
jeweils 8 bis 10 Wochen die Dosis erhöht, als ich das Gefühl hatte, es braucht noch was.

Ich nahm damals Escitalopram, das ist ja nur die Weiterentwicklung vom Citalopram. Begonnen habe ich mit 5 mg, das entspricht 10 mg Citalopram. Dann hoch auf 10 mg - das sind 20 mg deines ADs. Ich musst bis 30 mg gehen - das sind 60 mg Citalopram -erst da wurde ich richtig stabil und konnte dann nach insgesamt 2 Jahren (nicht 2 Wochen :wink: ) ganz langsam reduzieren.

Dein Neurologe scheint ein positiver Mensch zu sein, aber er steckt nicht in deinen Schuhen. Sehr oft wird eine PPD unterschätzt und daher unzureichend behandelt. Wenn du das Gefühl hast, die Dosis ist zu gering - und dafür spricht eigentlich alles - dann tu wirklich was du vorhast: Besprich es umgehend mit deinem Neurologen. Notfalls auch telefonisch, denn eine Erhöhung kann er auch so absegnen. Vergeude keine Zeit, nimm das so schnell wie möglich in Angriff.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Catha

Re: Ich bin auch dabei :(

Beitrag von Catha »

Ja, das mit dem mündig sein, ist so eine Sache. Ich hör meist auf andere und weiß selten, was ich brauche. Auch ein Thema..
Ich schreib denen mal eine Mail, telefonisch erreicht man da nie jemanden :/
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