Hallo!Bin neu hier.

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Moderator: Moderatoren

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Irene
Beiträge: 76
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Hallo!Bin neu hier.

Beitrag von Irene »

Hallo,

ich bin neu hier im Forum. Ich bin 2017 an einer agitierten Depression erkrankt, als meine Tochter 3 Jahre alt war. Durch Sertralin und begleiteter Therapie war ich weitestgehend stabil. Im Nov 2019 wurde ich mit meinem Sohn schwanger, ich bin mit Sertralin auf 25 mg runter und habe 6 Wochen vor der Geburt ausgeschlichen. Mir ging es wunderbar. Leider hatten wir nach der Entbindung einen schwierigen Start, ich hatte 2 Wochen Brustentzündung und danach lag ich mit meinem Sohn im KH, da dieser eine bakterielle Entzündung hatte. Das war alles sehr anstrengend und beängstigend. Als der Kleine 8 Wochen alt war, kam die Depression mit voller Wucht zurück. So schlimm ging es mir fast nie. Mittlerweile nehme ich wieder 50 mg Sertralin am Tag und bei Bedarf Mirtazapin 7,5-15 mg. Es wird langsam wieder besser. Ich hoffe auf Austausch mit Leidensgenossen. Viele Grüße Irene
agitierte Depression, Anpassungsstorung, PPD
Mel
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Re: Hallo!Bin neu hier.

Beitrag von Mel »

Liebe Irene,
herzlich willkommen im Forum!!
Da hast du ja schon ganz schön was hinter dir.
50mg Sertralin- da ist doch noch viel Luft nach oben.
Was sagt denn dein Arzt dazu?
Lieben Gruß
Mel
PPD seit Juli 2017, seitdem Mirtazapin 15mg
(Mit Unterbrechung), dann 30mg Mirtazapin und Opipramol 75mg,
Seit Sept. 2019 Sertralin,
mittlerweile 200mg und 15mg Mirtazapin.
Opipramol ausgeschlichen
Irene
Beiträge: 76
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Re: Hallo!Bin neu hier.

Beitrag von Irene »

Hallo Mel,

danke für deine Rückmeldung. Meine Neurologin meinte auch ich soll bei Bedarf auf 75 mg hoch und auch das Mirtazapin kann ich bei Bedarf dauerhaft einnehmen und erhöhen. Ich schau mal wie es sich so entwickelt. aktuell ist mein Mann zu Hause und unterstützt mich wo er nur kann. da merke ich sofort dass es mir besser geht. wird spannend wenn er wieder arbeiten muss...aber am Mai ist er für 4 Monate in Elternzeit. hast du selber erfahrung mit sertralin? oder mit mirtazapin?
LG Reni
agitierte Depression, Anpassungsstorung, PPD
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Marika
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Re: Hallo!Bin neu hier.

Beitrag von Marika »

Hallo Irene, herzlich Willkommen bei uns!

Schön, dass du bereits eine Verbesserung merkst, die Medikamente schlagen wieder an - gut so!

Mit 50 mg Sertralin ist tatsächlich noch viel Luft nach oben, das gibt ein gutes Gefühl - so kannst du wirklich wenn nötig noch höher gehen und hast dafür eh schon das o.k. deiner Ärztin. Ich habe mit Mirtazapin sehr gute Erfahrungen gemacht, dazu habe ich Escitalopram genommen, das zwar einen anderen Wirkstoff als Sertralin enthält, aber auch auf den Botenstoff Serotonin wirkt. Mit den beiden Medis kam ich sehr gut klar. Mirtazapin habe ich 5 Wochen damals genommen, vor allem weil ich nicht schlafen konnte. Mirtazapin wirkt ja auch schlafanstoßend, daher bekam ich es. Nach 5 Wochen ging es mit dem Schlaf soweit wieder gut, dass mein Psychiater es abgesetzt hat und mein Haupt-AD hochgefahren wurde. Das hat sehr gut funktioniert.

Schön, dass dich dein Mann so toll unterstützt. Freue mich wieder von dir zu hören!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Irene
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Re: Hallo!Bin neu hier.

Beitrag von Irene »

Liebe Marika,

erstmal danke für deine Worte. Bin irgendwie immer zaghaft mit der Einnahme. Du nimmst dein Medikament ja schon lange oder? Ist das ok für dich? Ich hader immer mit dem Gedanken dauerhaft Medikamente einnehmen zu müssen andererseits bin ich froh, dass es sie gibt. Liebe Grüsse Reni
Mel
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Re: Hallo!Bin neu hier.

Beitrag von Mel »

Huhu!
Ja, ich nehme beides: Sertralin 200mg morgens, und Mirtazapin 15mg abends. Ich habe vom Sertralin keinerlei Nebenwirkungen und vom Mirtazapin auch nicht mehr.
Ich habe die ersten anderthalb Jahre genauso gedacht, wie du, fand es gar nicht gut, ein Medikament zu nehmen (anfangs hatte ich nur 15mg Mirtazapin), und habe es zweimal ausgeschlichen, obwohl es mir schlecht ging. Ich dachte aber auch, dass das Medi mir die Symptome beschert (Erschöpfungsgefühl, Müdigkeit, Derealisation)- eine Erstverschlimmerung ist ja normal... das wusste ich aber zu dieser Zeit noch gar nicht- und: alles waren Symptome der Depression. Ich dachte aber, ich hätte keine Depression, da ich auch sehr agitiert (unruhig) war. Anscheinend hatte ich keine besonders gute Psychiaterin. Sie hat mir zu wenig erklärt, mich zu wenig mit ins Boot genommen. Ich musste erst einmal sehen und erkennen, was mit mir los ist. Das habe ich erst, nachdem ich einige Monate keine Medis einnahm und sich nichts verbesserte- es wurde eher schlimmer. Nach zwei Arztwechseln habe ich die richtige Psychiaterin gefunden- das war meine Rettung. Und das Zureden von Marika, die gesagt hat: „Haben denn deine Ärzte Tomaten auf den Augen, dass sie kein SSRI in Betracht ziehen?“ Glücklicherweise war dann meine jetzige Ärztin der gleichen Meinung, nämlich dass ich ziemlich unterdosiert war bis dato und wir ein SSRI (Sertralin) probieren sollten. Ich bin nicht gesund, aber mir geht es viel besser, als noch vor zwei oder anderthalb Jahren. Am liebsten würde ich die Medis mein ganzes Leben lang nehmen, denn sie helfen wirklich, wenn man gut eingestellt ist. Sie verhindern die Tiefs nicht, aber sie mildern sie ab. Und mir haben sie endlich wieder „normale“ Tage und etwas Lebensfreude beschert.
Ich hoffe, ich konnte die die Skepsis etwas nehmen.
Alles Liebe
Mel
PPD seit Juli 2017, seitdem Mirtazapin 15mg
(Mit Unterbrechung), dann 30mg Mirtazapin und Opipramol 75mg,
Seit Sept. 2019 Sertralin,
mittlerweile 200mg und 15mg Mirtazapin.
Opipramol ausgeschlichen
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Marika
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Re: Hallo!Bin neu hier.

Beitrag von Marika »

Hallo Irene,

nein, ich hadere heute nicht eine Sekunde mehr damit, dass ich ein Medikament brauche, um gesund und stabil zu sein. Das war natürlich nicht immer so, gerade anfangs hatte ich mit der Akzeptanz Probleme. Das hat sich mit den Jahren aber total geändert, weil ich mich ganz intensiv mit der Erkrankung zum einen und der Wirkung von AD´s usw. auseinander gesetzt habe.

Ich gehe auch sehr selbstbewusst mit meiner "Besonderheit" (wie ich sie liebevoll nenne :wink: ) und meiner Medikamenten Einnahme um - ich rede sehr offen darüber. Das war natürlich nicht immer so, ist aber im Laufe der Jahre gewachsen und hat massiv dazu beigetragen, dass es mir heute so gut gut - besser als je zuvor in meinem Leben.

Mir hat auch ein Satz meines Psychiater. Er meinte einmal, dass es doch eigentlich nicht relevant sei WIE man gesund ist, sondern DAS man gesund ist. Ob mit oder ohne Unterstützung eines Medikamentes, ist egal. Das hat mir sehr zu denken gegeben und hat mir geholfen zu akzeptieren, dass ich einfach nur gesund sein will, egal wie. :wink: Es hat mir auch geholfen diesen "Denkfehler" - wenn jemand ein AD nimmt ist er/sie schwach - abzulegen. Auch den negativen Touch den Psychopharmaka haben konnte ich total ablegen und vermittle das mittlerweile selbstbewusst nach außen.

Natürlich würde ich mich freuen, wenn es eines Tages DAS Mittel gibt, dass wir einmal einnehmen und wir sind gesund. Und ich bin überzeugt, dass das eines Tages passieren kann, denn die Forschung und die Wissenschaft machen ja ständig Fortschritte.

Und noch eine Begebenheit hat mir die Augen geöffnet - sie ist bereits 14 Jahre her: Ich war damals gerade aus dem Gröbsten der PPD raus, nahm mein AD in Höchstdosis. Wir hatten Besuch von einem befreundeten Pärchen und redeten über die PPD und das AD und den Umstand, dass ich es noch länger brauchen werde. Das Pärchen war geschockt, wie kann man sich nur auf das Risiko eines AD´s einlassen, die sind ja sooo schlecht und sooo unberechenbar und schädigen die Leber usw... "Du musst das Zeug loswerden, es bringt dich um" sagte die Frau... und zog dabei genüsslich an ihrer Zigarette.... :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: Das war ein A-Ha Erlebnis... Ihr versteht was ich meine?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Irene
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Re: Hallo!Bin neu hier.

Beitrag von Irene »

Liebe Mel und Liebe Marika,

danke für eure Worte und euren Zuspruch. Im Grunde sehe ich es mittlerweile zu 100% so wie ihr. Das Leben ist kurz und ich möchte diese Zeit einfach gesund und Glücklich sein. Ich wünsche mir das sich das Thema Depression und Antidepressiva in der Gesellschaft und in den Köpfen der Menschen verändert und mehr akzeptiert wird. Es ist nach wie vor ein Tabuthema. Ich traue mich deswegen oft nicht offen darüber zu sprechen obwohl ich gerne würde. Ich bin im Grunde soooo dankbar dass es Antidepressiva gibt!! Aber wie du schon sagst sie haben einem schlechten Ruf. In England
wird das Thema mental health so gross geschrieben und Antidepressiva werden nicht mehr tabuisiert. Ich hoffe da kommt Deutschland auch mal hin. Wir können dazu ein Teil beitragen :) Es tut sehr gut sich mit euch auszutauschen. Nicht allein damit zu sein. Danke! VG!
agitierte Depression, Anpassungsstorung, PPD
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