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Judith_T

Hallo zusammen

Beitrag von Judith_T »

Hallo alle miteinander,
ich freue mich nun Mitglied in der Runde zu sein, wenn auch der Anlass natürlich nicht so schön ist. Ich habe seit einiger Zeit schon viel im Forum gestöbert. Das hat oft geholfen, ehrlicherweise aber manchmal auch verunsichert ("bei mir ist alles ganz anders, schlimmer... Etc.).
Ich stelle mich mal kurz mit meiner Geschichte vor.
Seit der Geburt meines Sohnes Ende letzten Jahres ging es mir eigentlich nicht mehr richtig gut/war ich nicht mehr ich selbst. Die Geburt selbst war für mich schon sehr schwer zu ertragen, da ich generell ein eher ängstlicher Mensch bin und es kam unter der Geburt zeitweise zu einer Verschlechterung der Herztöne, weil die PDA leider falsch gesetzt wurde und ich dadurch vorübergehend bis einschließlich der Arme gelähmt war und der Kleine zu schnell zu tief ins Becken gerutscht ist. Ich musste auch kreislaufstabilisierende Medikamente gespritzt bekommen, da der Blutdruck in den Keller getauscht ist. Dann bestand bis eine Stunde vor Geburt die Gefahr eines Kaiserschnittes. Als er da war, war ich erstmal erleichtert und froh. Ich kann aber nicht sagen, dass ich ein unfassbares Glücksgefühl empfunden habe. Er ist ein Wunschkind und in der Schwangerschaft habe ich mich auch auf ihn gefreut, wobei oft auch ein mulmiges Gefühl da war, wie das so werden wird, was bestimmt die meisten mal haben.
Ich war dann noch zwei Tage in der Klinik, wo ich dann bis mein Verlobter zu Besuch kam, nicht wirklich viel machen konnte außer stillen. Aufs Klo, essen, schlafen ging nicht weil der Kleine sofort unruhig wurde, was mich total verunsichert hat. Habe dann quasi 48h nicht geschlafen und bin sehr erschöpft nach Hause gekommen. Auf der Fahrt gingen die höllischen Kopfschmerzen los (durch die Fehllage der PDA), die fünf Tage anhielten. Danach dann endlich mal keine Schmerzen, jetzt kann man anfangen zu genießen. Stattdessen empfand ich irgendwie nichts und fühlte mich einfach nur komisch in meiner Haut.
Dazu kam eine Episode sehr großer Anspannung, die sich anfühlte wie meine erste Depression 2019. Damals war ich stationär und nach zwei Wochen ging es mir schon deutlich besser. Ab diesem Zeitpunkt hatte ich die permanente Befürchtung, es käme wieder. Ich bin gut angebunden und habe sofort die Therapeutin kontaktiert. Wir haben engmaschig Sitzungen vereinbart. Trotzdem eskalierte der Zustand immer weiter. In meinem Umfeld stimmt alles, Mann, Job, Wohnung, Mutter in der Nähe, Hebamme, seit einem guten Jahr erfolgreiche Verhaltenstherapie..
Ich war von jeder kleinen Entscheidung überfordert: erst wickeln dann stillen? Po mit Feuchttuch abwischen oder Waschlappen? Habe unfassbar viel nachgelesen... Das ganze Mutter sein war für mich gefühlt extrem anstrengend und stressig. Ich weiß nicht, ob ich da schon in der Depression war, oder ob ich das im gesunden Zustand nicht ebenso empfunden hätte und es nicht sogar normal ist so zu fühlen am Anfang. Rational konnte ich mir immer sagen, dass es kein Hexenwerk ist, aber gefühlt habe ich es anders. Dazu kamen dann diese Episoden der Depersonalisation und Derealisation, ich fühlte mich komplett neben mir stehend, wie in Watte, habe unscharf gesehen, war gleichgültig, habe nur funktioniert. Diese Gefühllosigkeit meinem Kind gegenüber war und ist so schlimm. Es gab auch schöne Momente vor allem abends, in denen ich gemerkt habe, dass ich doch etwas empfinde, ich es teilweise genießen konnte, mich gefreut habe und zuversichtlich war, dass es schon werden wird. Aber leider hat das Schlechte zusehends überwogen. Ich bin bereits in allen möglichen Techniken geschult, Gedankenstop, Umstrukturierung, Achtsamkeit, Entspannungsübungen, Ablenkung durch angenehme Aktivitäten. Das habe ich alles versucht...aber die Angst war stärker. Letztlich war es vermutlich eine selbsterfüllende Prophezeiung. Die Angst, dass meine Erkrankung wieder kommt zusammen mit dieser speziellen Situation nach der Geburt haben es eskalieren lassen, bis ich im Ausnahmezustand war. Nichts ging mehr. Um meinen Sohn konnte ich mich nicht kümmern. Durch den Stress ließ auch die Milchbildung nach, was weiteren Stress gemacht hat. Ich saß am Ende nur noch stillschweigend da, voller Panik, in meinen Gedankenkreisen. Kein ein noch aus. Ich muss in die Psychiatrie, aber wie soll das gehen. Ich kann mein Kind nicht alleine lassen... Es gibt keine Lösung.
Dann bin ich in die Psychiatrie gegangen, alleine. Den Koffer zu packen habe ich fast nicht geschafft. Es war komplett überfordernd. Mein Mann musste mir sagen was ich einpacken solle. Er hat auch Mutter Kind Kliniken kontaktiert und Vorgespräche vereinbart.
Jetzt bin ich seit drei Wochen hier. Letzte Woche war es ganz gut. Dann wurde über Entlassung gesprochen. Sodass ich zu Hause wäre bis ein Platz in der MuKi Klinik frei wird. Ich habe mich gefreut. Dann aber kam der Absturz. Seit dieser Woche ist alles wieder da trotz Medikation (150mg Sertralin, seit letzter Woche Montag in dieser Dosis, 75-25-100mg pregabalin, olanzapin 5mg zur Nacht). Ich zweifle an allem...Und bin jetzt eigentlich überzeugt, dass es meine Gedanken sind, die alles aufrecht erhalten. Ich mache mir so viel Druck, dass es schnell besser werden muss und schaffe es nicht diesen Druck abzubauen. Auch die Therapien, meine eigenen Bemühungen, dieser kognitiven Kampf den ich führe, nichts hilft. Mittlerweile denke ich, dass ich diese Krankheit haben will, um mich nicht den kommenden Herausforderungen zu stellen. Oder dass ich so bleiben werde, dass es mein neues Ich ist und wie soll das so überleben? Selbst ein Einkauf im DM scheint unmöglich. Mitte der Woche kam dann die Nachricht, dass ich einen Platz in Wiesloch habe für kommende Woche. Was eigentlich ein Grund zur Freude wäre, war und ist für mich jetzt weiter Stress, dass ich fit sein muss, weil ich mich dort ja um mein Kind allein kümmern muss. Alles ist nur noch Stress. Ich lebe in einer permanenten Panikattacke, die mich komisch werden lässt. Ich rede komisch, bewege mich komisch... Von außen merkt man es aber nicht. Ich wirke funktional und bin doch von jeder Kleinigkeit überfordert. Essen ist auch fast unmöglich. Meine körperlichen Bedürfnisse nehme ich nur selten wahr...
Dieser Zustand ist derselbe meiner letzten Episode. Nur die Rahmenbedingungen sind andere. Der Auslöser damals war der anstehende Berufseinstieg, dieser Umbruch im Leben. Ich konnte damals alles einfach verschieben und erstmal gesund werden. Jetzt geht das ja nicht. Ich bin Mutter, ich muss Mutter sein...Natürlich hatte meine Therapeutin im Vorfeld gefragt, weil es ja wieder ein Umbruch sei. Aber ich fühlte mich bereit und hatte wenig Sorge. Jetzt denke ich, dass ich einfach keine Ahnung hatte, was auf mich zukommt.
Ja, das ist meine Situation. Ich will es so sehr schaffen in der MuKi Klinik, traue es mir aber nicht zu...in der Akutpsychiatrie hier sehe ich aber auch kein Weiterkommen. Wieder so aussichtslos alles und ich kann bald nicht mehr. Es ist so anstrengend.
Es ist ein sehr langer Text geworden. Ich hoffe, jemand nimmt sich die Zeit, ihn zu lesen und hat ein paar aufmunternde Worte für mich. Danke!
Liebe Grüße
Judith
Frän
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Re: Hallo zusammen

Beitrag von Frän »

Liebe Judith,
ich habe gerade deine Nachricht gelesen und obwohl ich selbst noch neu hier bin möchte ich dir gerne antworten und Mut zusprechen. Ich war 2019 selber stationär in einer Tagesklinik und habe mich genau wie du es beschreibst gefühlt. Obwohl auch ich vorher bereits in Therapie war hat nichts meinen Zusammenbruch verhindern können. Ich dachte, das ist jetzt mein Leben. Ich kenne die Verzweiflung, das getrennt sein vom eigenen Körper, das Gedankenkarussell und die Hoffnungslosigkeit, dass es nie mehr besser wird - und ich mich nie mehr um mein Kind kümmern kann. Aber es wurde besser!!! Es hat Zeit in Anspruch genommen,ja, aber langsam bin ich Stück für Stück geheilt.
Die Medikamente brauchen Zeit, bis sie wirken können und das dauert leider ein paar Wochen. Bekommst du denn Beruhigungsmittel wie zb Tavor zur Überbrückung?

Ich nehme dich ganz, ganz feste in den Arm und wirklich, es wird alles wieder gut!!
Mit 30 Jahren Geburt 1. Kind, anfänglich Ängste&ZG, mit Therapie und ohne Medikamente aushaltbar.
2018 Fehlgeburt, daraufhin immense Panik, ZG, schwere Depression.
2019 4 Monate Tagesklinik, erstmalige Medikation Fluoxetin.
Erster Absetzversuch 2019 scheiterte. Zweiter Absetzversuch im Sommer 2020 schien zuerst geglückt, im Januar 2021 kam der Rückfall. Aktuell erneutes Einschleichen von Fluoxetin.
Jen
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Registriert: 14:02:2021 8:08

Re: Hallo zusammen

Beitrag von Jen »

Liebe Judith,

auch ich kann zu 100% mit dir fühlen und sehe mich in deinem Text selbst wieder. Entbindung Ende 2020 - Depressionen in der Vorgeschichte! Auch ich habe es nicht geschafft mich zu beruhigen, was mich noch mehr verunsicherte und panisch werden lies. Was ist mit mir? Was ist aus mir geworden? Ich bleib für immer so! Irre, unreal! Angst vor ALLEM! Ungeduldig, alles muss sofort sein, Veränderungen machen mir Angst!

Es gab bei mir aktuell schon deutlich bessere Phasen. Nehme seit 5 Wochen Escitalopram 10 mg.

Hoch und Tief! Ein Kampf und alle sagen - es wird besser! Es wird besser! Langsam, aber es wird!
Du hattest doch schon dieses Gefühl für dein Kind, es hat sich zeitweise ‚normal‘ angefühlt.

Ob du es aktuell zum dm schaffst oder nicht, ist doch furz egal. Ich setze mich mit solchen Gedanken auch gerne selbst immer wieder unter Druck. Dann gehst du halt erst in 4 Wochen oder wann auch immer zu dm. Scheiss drauf! Aber wenn du gehst, dann mit erhobenem Haupt und voller Freude!

Halte durch! Du hast die ersten Schritte gemacht und darauf kommt es an!
12/20 1. Geburt PTBS / Ängste
Aktuell bei 10 mg Escitalopram
Judith_T

Re: Hallo zusammen

Beitrag von Judith_T »

Vielen Dank für eure Worte! Da fühlt man sich gleich verstanden. Ich hoffe einfach so sehr, dass ich in Wiesloch zurecht komme und mir das dann auch hilft. Ich habe die ersten Tage Tavor bekommen, es wurde dann ausgeschlichen. Seitdem ist es auch schlechter, wobei es zeitlich nicht ganz passt. Ich habe tatsächlich auch Angst davor, es wieder zu nehmen. Wenn es dann nicht hilft wirkt ja gar nichts mehr... Also ich denke nicht, dass Tavor allein für den "Rückfall" verantwortlich ist. Vor allem weil das jetzt eine Woche schon so anhält mit der extremen Anspannung. Wie gesagt mache ich mir selbst diesen unglaublichen Stress. Wenn das nicht wäre, wäre so vieles besser... Oder alles? Wobei ich auch noch diese Angst habe, dass ich eigentlich keine Mutter sein wollte und wie das jemals werden soll als solch ein ängstlicher, sorgenerfüllter Mensch ein Kind großzuziehen.
Ich habe heute versucht, den Zustand so zu akzeptieren wie er ist. Habe meine Gedanken beobachtet und versucht ins rechte Licht zu rücken. Es ging mir ein bisschen besser als gestern, aber auf sehr niedrigem Niveau. Vielleicht ist es aber ja doch ein kleiner Erfolg?
Löwenmutter

Re: Hallo zusammen

Beitrag von Löwenmutter »

Hallo!

Ich erkenne mich auch in so vielem wieder. Der Großteil des Textes könnte von mir damals sein.

Klar schaffst du das mit der MuKi Klinik. Super dass du einen Platz hast. Ich habe damals auch gedacht ich schaffe nichts. Völlig egal was es war. Alleine einkaufen schien genau so unmöglich wie einen Salat machen oder den Müll raus bringen. Ich war auch mit Baby in der Klinik und es war sehr gut. Und ich habe auch oft zitternd und mit Brechreiz da gelegen und wusste nicht wie ich die Windel wechseln soll.

Heute geht es mir super. Schon lange und jeden Tag. Auch bei dir wird es wieder gut. Leider geht es nicht ruckzuck... und dein Baby liebst du schon sehr. Du kannst es nur gerade oft nicht fühlen. Das ist schade aber du hast noch so viele Jahre mit deinem Kind...genug Zeit um alles nachzuholen.

Ganz liebe Grüße
Judith_T

Re: Hallo zusammen

Beitrag von Judith_T »

Hallo ihr Lieben,
Danke nochmal für die Antworten. Versuche mich daran zu erinnern und festzuhalten.
Habt ihr auch vieles vergessen in dieser Zeit? Durch diesen Stress kann ich mir anscheinend weniger merken. Es fühlt sich auch so an als wäre ich auf Autopilot und dass sich im Hintergrund mega viel abspielt weswegen ich viel unkonzentrierter bin.
Übermorgen geht es nach Wiesloch...bin sehr gespannt.
Ich wünsche allen, die gerade auch noch kämpfen alles erdenklich Gute und den Genesenen, dass es euch einfach gut geht.
Liebe Grüße
Judith
Frän
Beiträge: 54
Registriert: 16:02:2021 18:43

Re: Hallo zusammen

Beitrag von Frän »

Liebe Judith,

dass du nur noch per Autopilot funktionierst ist völlig verständlich und war bei mir genauso. Man versucht sich jeden Tag irgendwie über Wasser zu halten und nicht unterzugehen; da bleibt kein Raum für weitere „Funktionen“.
Dass wichtigste ist, dass du dir Hilfe gesucht hast und dass sich um dich gekümmert wird. Nun braucht es vor allem Zeit, bis es wieder bergauf geht und du dich stabilisierest. Aber es wird alles wieder gut!!
Ich wünsche dir alles Glück für deinen Aufenthalt in Wiesloch. Melde dich gerne jederzeit und berichte, wie es dir ergeht.
Fühle dich feste in den Arm genommen 💛
Mit 30 Jahren Geburt 1. Kind, anfänglich Ängste&ZG, mit Therapie und ohne Medikamente aushaltbar.
2018 Fehlgeburt, daraufhin immense Panik, ZG, schwere Depression.
2019 4 Monate Tagesklinik, erstmalige Medikation Fluoxetin.
Erster Absetzversuch 2019 scheiterte. Zweiter Absetzversuch im Sommer 2020 schien zuerst geglückt, im Januar 2021 kam der Rückfall. Aktuell erneutes Einschleichen von Fluoxetin.
Frän
Beiträge: 54
Registriert: 16:02:2021 18:43

Re: Hallo zusammen

Beitrag von Frän »

Liebe Judith,
wie geht es dir mittlerweile? Ich hoffe sehr, dass du auf einem guten Weg bist! Fühl‘ dich in den Arn genommen!
Inga
power user
Beiträge: 288
Registriert: 02:09:2013 19:30

Re: Hallo zusammen

Beitrag von Inga »

Liebe Frän!

Wie geht es dir denn inzwischen?
Hast du dein AD reduziert?

lg inga
Diagnose:
10/2012 erstes Kind
schwere PPD mit massiven ZG
09/2017 zweites Kind
gesund und glücklich
Frän
Beiträge: 54
Registriert: 16:02:2021 18:43

Re: Hallo zusammen

Beitrag von Frän »

Hallo liebe Inga,

das ist lieb, dass du dich erkundigst - vielen Dank!

Ich hatte schon mehrere wirklich gute Tage an denen ich mich glücklich und unbeschwert gefühlt habe. Aber seit circa einer Woche ist es wieder sehr schwierig und mittlerweile fühle ich mich extrem kraftlos. Ich hätte nie gedacht, dass es sich nach einem halben Jahr immer noch so anfühlt…dass die Hoch und Tiefs so schwanken und dass mich jedes Tief davon überzeugen will, als würde es nicht mehr besser :(

Die VT hilft super, ist aber zeitgleich wahnsinnig anstrengend und aufwühlend, weil es so in die Tiefe geht. Das AD habe ich mich bisher noch nicht getraut zu reduzieren. Ich fühle mich einfach überhaupt nicht stabil genug dafür.

Ich hoffe, dir geht es gut?
Viele liebe Grüße!
Mit 30 Jahren Geburt 1. Kind, anfänglich Ängste&ZG, mit Therapie und ohne Medikamente aushaltbar.
2018 Fehlgeburt, daraufhin immense Panik, ZG, schwere Depression.
2019 4 Monate Tagesklinik, erstmalige Medikation Fluoxetin.
Erster Absetzversuch 2019 scheiterte. Zweiter Absetzversuch im Sommer 2020 schien zuerst geglückt, im Januar 2021 kam der Rückfall. Aktuell erneutes Einschleichen von Fluoxetin.
Judith_T

Re: Hallo zusammen

Beitrag von Judith_T »

Liebe Frän,
lieb, dass du nachfragst, danke!
Ich befinde mich weiterhin auf dem steinigen Weg der Heilung. Der Kleine ist jetzt sechs Monate alt und am Anfang hätte ich nie gedacht, dass ich so lange zu kämpfen habe. Wiesloch hat mir im Großen und Ganzen gut getan. Auch weil dort andere Mütter mit Kindern waren, in Coronazeiten ein Segen. Dennoch bin ich in einem schlechteren Zustand von dort entlassen worden als ich mir erhofft hatte. Das war vor gut einem Monat. Zu Hause gab es dann natürlich erstmal ein fettes Tief. Aber seitdem hat es sich einigermaßen stabilisiert und ich würde sagen die Tendenz geht bergauf. Die Tiefs sind jetzt nicht mehr ganz so schlimm und ich schaffe es dann auch zu sehen, was ich schon erreicht habe. Trotzdem kommt dann immer die Angst, dass ich für immer so bleibe, so "schwach"😣 Die Leichtigkeit fehlt meistens noch und auch die Intensität meiner positiven Gefühle also v. A. der Freude ist noch nicht auf dem früheren Niveau, genauso wie die Begeisterungsfähigkeit. Da frage ich mich aber auch, ob das auch irgendwie durch die Prioritätenverschiebung kommt. Meine Hauptbaustelle ist die Akzeptanz und der liebevolle Umfang mit mir selbst. Ich fühle mich einfach nicht mehr wie früher, oft komisch und will das nicht. Dadurch entsteht diese Ablehnung. Das darf nicht so sein, es muss besser werden...mich hauen Emotionen und Stress immer noch von den Socken. Wenn ich mich zb über etwas aufrege habe ich sofort danach eine innere Unruhe. Aber es gibt immer mehr gute Tage und Stunden, in denen ich mich normal fühle. Ich freue mich immer mehr über mein Baby und kann die gemeinsame Zeit auch oft genießen. Den Alltag bekomme ich jetzt in der Elternzeit sehr gut bewältigt, was natürlich schonmal ein Meilenstein ist.
Es tut mir sehr leid, dass du gerade wieder in einem Tief steckst... Das ist einfach so tückisch. Aber ich bin froh, hier immer wieder davon zu lesen. Zu wissen, dass es nicht nur mir so geht. Das hilft mir, trotz der Verzweiflung, doch irgendwo Hoffnung zu finden, dass es wieder besser wird. Und bisher war es auch jedes Mal so. Und bei dir wird es auch so sein!
An ganz schlimmen Tagen kann man einfach nur von Stunde zu Stunde leben, bis man es geschafft hat. Meine Therapeutin sagt immer, dass dann schon ein schlechter Tag geschafft ist, also ein Perspektivwechsel. Nicht den Fokus darauf zu legen, wie viele schlechte Tage wohl noch kommen werden... Das ist alles super schwer. Ich glaube aber nach und nach lernt das Gehirn doch etwas dabei, auch wenn man es zunächst nicht glaubt und fühlen kann. Immer weiter machen... Es ist jetzt so. Leider kann man nicht auf einen Knopf drücken, sondern es ist harte Arbeit für den Körper und die Psyche. Dass wir so etwas durchstehen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern es ist unfassbar stark, das auszuhalten.
Es wird wieder besser und ich drücke dich auch ganz fest!
Liebe Grüße
Judith
Antworten