Neu hier und eigentlich keine Ahnung, was mit mir los ist

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Leonie12

Neu hier und eigentlich keine Ahnung, was mit mir los ist

Beitrag von Leonie12 »

Erstmal vielen Dank für die Aufnahme! Dann stell ich mich kurz vor, ich bin 28 Jahre alt, glücklich verheiratet und Mutter von zwei Kindern (Tochter 2,5 Jahre und Sohn 3,5 Monate alt). Unser Sohn wurde im November per Kaiserschnitt entbunden, was mir immer noch sehr schwer im Magen liegt. Die Sectio war zwar geplant, allerdings wegen BEL von heute auf morgen. Ich war überhaupt nicht darauf vorbereitet, von jetzt auf gleich war die Geburt, auf die ich mich monatelang gefreut hatte verloren :cry: :cry: :cry: Objektiv gesehen lief alles gut, dem Kleinen gehts prima, die Narbe ist gut verheilt und mir gehts eigentlich auch nicht schlecht. Insgesamt bekomm ich den Haushalt und die Kinder ganz gut hin (bin selbst ziemlich überrascht davon).
Warum also melde ich mich bei euch. Weil es mir eigentlich doch nicht gut geht. Wenn ich meine Aufgaben im Haushalt nicht geschafft habe, mache ich mir endlose Vorwürfe und fühle mich nur noch schlecht. Seit Wochen bin ich emotional sehr instabil, schnell gereizt, werde den Kindern gegenüber oft sofort laut (die Grosse ist mittendrin in der Trotzphase), heule oft in unbeobachteten Momenten (meist im Bad beim duschen), möchte eigentlich nur noch weinen, kann aber schon gar nicht mehr. Ich bin fürchterlich enttäuscht darüber, wie die Entbindung gelaufen ist, wütend und traurig, ich kann gar nicht sagen, wie ich mich fühle :cry: Nach dem Gute-Nacht-sagen bei meiner Tochter stehe ich oft heulend in der Küche und denk mir, ich kann nicht mehr. Dabei war das Einzige, was sie gemacht hat, mir das Buch nicht gleich zum Aufräumen zu geben, zu weinen weil die Flasche zu spät da war oder ähnliche Kleinigkeiten.
Ausserdem habe ich schreckliche Angst, meinem Sohn die Schuld dafür zu geben (er lag in Schädellage und hat sich in der Woche vorm Termin nochmal gedreht). Meine Hebamme meinte, er hätte noch immer unendlich viel Platz und schlug am Tag vor der Sectio vor, in der folgenden Woche den Bauch zu tapen, um die Muskeln zu simulieren und dem Kleinen den Weg zu zeigen, sollte er sich bis dahin nicht zurückgedreht haben. Also habe ich vor ein paar Wochen angefangen, um die Schuld nicht meinem Sohn zu geben, sie meinem Körper zuzuschieben, weil meine Bauchmuskeln den Kleinen nicht in der richtigen Position halten konnten. Entsprechend bin ich unglaublich wütend auf meinen Körper und, ehrlich gesagt, auch alles andere als sanft damit.
Zudem habe ich schreckliche Angst, dass mein Kleiner nicht genug geliebt wird (vor allem von mir, aber auch von meinem Umfeld). Dabei liebe ich ihn (und auch meine Tochter) sehr! Ausserdem von Anfang an und seither immer wieder, dass ich zu wenig Milch haben könnte (die grosse Sorge, die ich von meiner Tochter her hab). Mein Sohn ist sein sehr fleissiger Esser, er trinkt gut und hat bisher auch gut zugenommen. Tagsüber sammel ich immer Milch für seine Flasche abends und gestern kam fast gar nichts, seither bekomm ich den Gedanken nicht mehr aus dem Kopf, dass die Milch plötzlich weg sein könnte und ich ihn nicht mehr stillen kann :cry: :cry: :cry:
Keine Ahnung, was mit mir los ist. Vielleicht kennt das ja jemand von euch oder hat eine Idee?
Vielen Dank fürs lesen und alles Gute für Euch!
Leonie
Lauri04

Re: Neu hier und eigentlich keine Ahnung, was mit mir los ist

Beitrag von Lauri04 »

Hallo Leonie!
Mir geht es ähnlich wie dir, habe eine Tochter (2) und einen Sohn (5 monate) und seit er geboren ist, läufts irgendwie unrund.
Mit einem Kaiserschnitt habe ich keine Erfahrungen, aber weder du noch dein Körper oder Sohn haben "schuld" daran. Ich kann verstehen, dass du dir eine spontane Geburt gewünscht hast. Versuch mal es anders zu betrachten: ihr habt das Glück, dass das mit der heutigen Medizin möglich ist :)
Vielleicht sprichst du nochmal mit deiner hebamme darüber. Ich habe mal gehört, dass nach dem Baden nackt kuscheln die Bindung zwischen Mutter und Baby nach einem Kaiserschnitt verbessern kann (also baby badet und danach legst du das Kind nackig auf deinen nackigen Oberkörper).

Dass du das Gefühl hast, dass dein kleiner nicht genug liebe bekommt, kenne ich auch. Es ist aber nun mal so, dass du (und auch dein Umfeld) einfach eine andere Beziehung zu deiner Tochter hast, als zu deinem Sohn. Ihr habt schon viel mehr zusammen erlebt. Das heißt nicht, dass du du ihn weniger liebst, es ist einfach anders. In unterschiedlichem Alter haben die beiden ja auch unterschiedliche Bedürfnisse und die mutterliebe zeigt sich einfach anders. Du solltest nicht so streng mit dir sein! Ich bin mir sicher, dass das mit der Zeit besser und einfacher wird. Vorallem wenn du siehst, wie eine Beziehung zwischen deinen Kindern entsteht :)
Zum stillen würde ich sagen, dass es auch okay ist, zuzufüttern, wenn du der Meinung bist, dass es notwendig ist. Der Grund ist erstmal egal, wenn es dir damit besser geht und du weniger gestresst bist. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, wieso beim abpumpen so wenig Milch kommt. Auch hier würde ich raten, nicht so streng mit dir selbst zu sein!
Wenn du denkst, es geht nicht mehr, hol dir Hilfe. Sprich mit deinem Mann, einer Freundin, deiner Mutter, hebamme, Psychologe...
Liebe Grüße und alles Gute für dich
Lauri
Leonie12

Re: Neu hier und eigentlich keine Ahnung, was mit mir los ist

Beitrag von Leonie12 »

Hallo Lauri

Vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast, mir zu antworten!
Was du über die Beziehung von mir und meinem Umfeld zu meinem Sohn schreibst, klingt sehr logisch. Es tut auch gut, zu wissen, dass es anderen Müttern auch so geht. Ich hatte halt erwartet, dass die ganzen Gefühle genauso schnell und intensiv da sind, wie bei meiner Tochter und bin nun enttäuscht und auch traurig, weil es nicht so war.

Objektiv gesehen hast du natürlich Recht, sowohl was die medizinischen Möglichkeiten als auch was das Zufüttern betrifft. Persönlich und emotional ist es für mich nur leider nicht so einfach. Natürlich kannst du das nicht wissen, aber genau diese Sichtweise ("Ihm gehts gut, dass ist die Hauptsache!") ist für mich einer der grössten Knackpunkte. Versteh mich nicht falsch, ich bin natürlich froh und glücklich, dass es ihm gut geht und mir ist bewusst, dass eine Spontangeburt für ihn vermutlich sehr gefährlich gewesen wäre. Trotzdem bin ich unendlich traurig über das verlorene Geburtserlebnis :cry: :cry: :cry: Und die Aussage "Hauptsache gesund" löst in mir ein Schuldgefühl aus, weil ich traurig über die Umstände bin, anstatt mich über seine Gesundheit zu freuen. (Wie gesagt: Kein Vorwurf, dass kannst du ja nicht wissen!)

Auch das Stillen ist für mich eine sehr emotionale Sache. Bei meiner Tochter musste ich zufüttern, was mir monatelang schwer zu schaffen gemacht hat, weswegen ich auch sehr viel geweint hab und teilweise sehr verzweifelt war :cry: Gerade in diesem Punkt (und natürlich ganz allgemein) ist mein Sohn ein unglaubliches Geschenk, weil er von Anfang an so gut getrunken hat. Ich hatte lange gebraucht, bis ich das wirklich verinnerlicht hatte, dass er gut trinkt und genug bekommt und das Stillen mit ihm schliesslich geniessen konnte. Jetzt läuft es seit ein paar Tagen nicht mehr so gut, ich krieg kaum mehr was zusammen, was mich emotional ziemlich fertig macht. Die Angst, er könnte zu wenig bekommen (Hunger haben und nicht mehr gut zunehmen) die ich bei der Grossen schon hatte, ist wieder da und wird glaube ich auch mit jedem Stillen grösser. Ebenso die Angst, ihn nicht mehr voll stillen zu können. Hinzu kommt jetzt auch der Vorwurf/ die Trauer, das Stillen mit ihm nicht genug genossen zu haben :cry: :cry: :cry: Auch wenn es objektiv gesehen natürlich kein Problem wäre, zuzufüttern (emotional aber ein sehr grosses). Und dann ist da noch die Angst, ihm das dann auch noch vorzuwerfen, nachdem die Geburt schon nicht geklappt hat!

Auch was die "Schuld" angeht hast du objektiv natürlich recht, aber auch da komm ich nicht raus. Und ich möchte auf keinen Fall meinen Kleinen dafür "verantwortlich" machen, also bin ich lieber wütend und teilweise grob zu mir. Ich muss einfach irgendwo hin mit meiner Wut, Enttäuschung, Trauer und meinem Frust... :evil:

Liebe Grüsse zurück und alles Gute, viel Ruhe und Kraft für Dich!
Leonie
Lauri04

Re: Neu hier und eigentlich keine Ahnung, was mit mir los ist

Beitrag von Lauri04 »

Hi Leonie,
Ich weiß, dass diese rationalen und objektiven Aussagen wie "Hauptsache gesund" nerven. Uns als Mütter soll es mit der neuen Situation nämlich auch gut gehen. Deshalb darfst du auch traurig über den Verlauf der Geburt sein. Dass du dankbar für deine Kinder und auch deren Gesundheit bist, da bin ich mir sicher.
Dass es gleich zu Anfang mit dem Stillen so gut geklappt hat zeigt aber, dass eure Bindung schon ganz stark ist!
Hast du denn die Möglichkeit dir mit deinem Sohn ein bisschen Babyzeit zu gönnen? Also kuscheln, baden, Massage.. Nur ihr beide mit ganz viel Körperkontakt? Das würde dir sicherlich gut tun und stärkt auch die Bindung :)

Stillen ist für viele Frauen ein schwieriges Thema. Eigentlich etwas das so selbstverständlich ist, aber wir machen uns dabei leider auch viel Druck. Kannst du denn deine hebamme oder eine stillberaterin hinzuziehen?

Die Gefühle, die man in solchen Situationen hat, können viele nicht nachvollziehen. Aber auch wenn unsere Kinder unser größtes Glück sind, dürfen wir auch mal traurig, unzufrieden oder enttäuscht sein. Hast du denn jemanden mit dem du darüber sprichst? Vielleicht jemand der auch kleine Kinder hat? Einfach mal alles rauslassen :)
LG Lauri
Leonie12

Re: Neu hier und eigentlich keine Ahnung, was mit mir los ist

Beitrag von Leonie12 »

Hey Lauri
Ja, genau so ist es. Natürlich soll es dem Kind gut gehen, dass wünschen wir Mütter uns ja auch sehr! Aber dass ist, wie du sagst, eben nur die halbe Miete. Vielen dank für dein Verständnis und deine aufmunternden Worte!

Da mein Mann seit einem Jahr im homeoffice ist, habe ich bestimmt mehr Zeit, als viele andere Mütter (er hat mich auch gerade zu dem Kleinen zum kuscheln geschickt). Allerdings nehme ich mir die Zeit oft nicht, weil es im Haushalt schliesslich ständig was zu erledigen gibt...

Gestern Abend habe ich mit meiner Hebamme telefoniert, weil mir die Sache keine Ruhe lässt, obwohl es objektiv noch keine Alarmzeichen gibt. Ihr erster Tipp war, dass er wahrscheinlich einen Wachstumsschub hat, dann meinte sie, was ich beschreibe klingt eher stressbedingt an und fragte, ob es sein kann, dass ich gestresst bin. Ich sagte, dass ich emotional immernoch völlig k.o. bin wegen dem Kaiserschnitt :cry: daraufhin hat sie gesagt, dass mir das nach fast vier Monaten nicht mehr so zu schaffen machen sollte und hat mir darum dringend geraten, mich an eine Therapeutin zu wenden. Sie hat mir eine genannt, die auf Geburtstraumata spezialisiert ist und von der sie (von anderen Frauen, die sie zu ihr geschickt hat) gute Rückmeldungen bekommen hat.

Ja, da hast du auf jeden Fall recht. Und es ist ja auch so schwer, seine teilweise so widersprüchlichen Gefühle irgendwie zu beschreiben.. Ich reden hin und wieder mit einer Freundin (die zwei fast erwachsene Kinder hat) und schreibe mehr oder weniger regelmässig mit einer weiteren Freundin, die drei kleine Kinder hat.

Danke für deine lieben Worte und dein Verständnis!
Liebe Grüsse Leonie
Lauri04

Re: Neu hier und eigentlich keine Ahnung, was mit mir los ist

Beitrag von Lauri04 »

Hi Leonie,
Ich kenne das nur zu gut! Wenn man dann mal Zeit hat, dann ist die so begrenzt. Und alles ist unordentlich und dreckig um einen herum (was halt mit Kindern nicht ausbleibt) und man möchte das unbedingt in den Griff kriegen. Aber wieso stellen wir unsere eigene Freizeit ganz hinten an? Mir fällt das auch jedes Mal aufs neue schwer. Die Arbeit wird ja nicht weniger.

Ich finds super, dass du mit deiner Hebamme gesprochen hast! Da bist du schon weiter als ich :?
Wirst du dich bei der Therapeutin melden? Deine Hebamme scheint ja überzeugt von ihr zu sein! Das wird dir bestimmt helfen!

Viele Grüße
Lauri
Leonie12

Re: Neu hier und eigentlich keine Ahnung, was mit mir los ist

Beitrag von Leonie12 »

Hey Lauri
Ja, da sagst du was.. Und auch da ist es doch so gut, zu wissen, dass man nicht die einzige ist (entgegen dem Gedanken "alle anderen kriegens ja auch hin, nur ich nicht!"). Ja, dass mit der eigenen Freizeit ist so eine Sache. Wie läuft das denn bei dir? Du bist ja glaube ich die meiste Zeit alleine mit deinen beiden oder?

Danke :-) Ja, das Stillen ist bei mir ein empfindliches Thema, darum hab ich da recht schnell reagiert.. Ich drück mich noch ein wenig davor, aber ich denke auch, dass es wahrscheinlich sinnvoll wäre.. Ich möchte halt nur nicht gesagt bekommen, dass ich was nehmen muss, da ich keine Medikamente nehmen möchte, solange ich stille.. Dass ist wahrscheinlich der hauptgrund, warum ich mich bisher kaum jemandem anvertraut habe..

Wie gehts dir denn? Hat sich deine Situation ein wenig gebessert?

Liebe Grüsse Leonie
Lauri04

Re: Neu hier und eigentlich keine Ahnung, was mit mir los ist

Beitrag von Lauri04 »

Hi Leonie,
ich kriege es auch nicht hin mir freizeit zu nehmen. mein mann ist 2 tage in der woche zu hause, den rest arbeitet er immer bis abends. an seinem freien tag machen wir den haushalt gemeinsam und meistens fahre ich noch einkaufen. die große schläft ein mal in der Woche bei meiner mutter, da habe ich dann nur den kleinen. wirklich abschalten und mich mit meinen Gefühlen auseinandersetzen kann ich da nicht. deshalb kann ich dich so gut verstehen.

ich habe hier gelesen, dass es inzwischen viele Medikamente gibt, die man in der stillzeit nehmen kann. aber wenn du das nicht möchtest, wird die Therapeutin das bestimmt akzeptieren.

bei mir hat sich noch nicht viel getan. ich hatte zwar keine Wutanfälle mehr, seit ich hier angemeldet bin, aber mache mir trotzdem viele sorgen. ich bin auch noch nicht zum arzt oder ähnliches gegangen und habe auch niemandem davon erzählt. ich denke, das ist für mich der nächste Schritt. ich versuche erstmal mich an den Gedanken zu gewöhnen, mit jemandem darüber zu reden.
ich bin noch sehr unentschlossen, aber lieb, dass du gefragt hast!
viele liebe Grüße
Lauri
Leonie12

Re: Neu hier und eigentlich keine Ahnung, was mit mir los ist

Beitrag von Leonie12 »

Hey Lauri

Ja, ich hab auch gelesen, dass es wohl einige Medikamente gibt, die man trotz Stillen nehmen kann. Aber ich möchte trotzdem nichts nehmen, solange ich noch stille, ich möchte nicht, dass mein Kleiner was von dem Zeug abkriegt, auch wenn es ihm (wahrscheinlich) nichts tut. Kanns irgendwie auch nicht richtig erklären..

Deine Situation hört sich total anstrengend an und ich habe grossen Respekt davor, wie du das meisterst! Dass deine Grosse einmal die Woche bei deiner Mutter schläft finde ich super! Hast du vielleicht jemanden (eine Freundin oder Nachbarin/ das Nachbarsmädchen) der dir den Kleinen möglichst in der Zeit mal etwas abnehmen könnte (vlt einfach nur eine Runde mit ihm spazieren geht)?
Dass mit dem nicht abschalten können, verstehe ich sehr gut, dass kenne ich auch. Man hat immer so viel im Kopf und wenn dann mal etwas Zeit ist, fällt einem nichts davon ein.. Mir hat aufschreiben sehr geholfen. Aber auch, dass du dir bewusst machst, dass es auch absolut okay und dein gutes Recht ist, dich einfach mal auf die Couch zu setzen, die Füsse hochzulegen und mal nichts zu tun/ ein Buch zu lesen oder was auch immer :wink:

Ich verstehe sehr gut, dass du damit kämpfst, dich jemandem anzuvertrauen! Ich kann dir aber aus eigener Erfahrung sagen, dass es gut tut, nicht mehr allein damit zu sein. Vielleicht bist du ja auch eher ein schreibtyp (ich kann besser schreiben als reden) und hast eine Freundin/ Schwester, der du dich fürs erste mal schriftlich anvertrauen kannst? Hier im forum hast du da ja bereits den ersten Schritt gemacht, jemandem den du kennst zu schreiben (und dich dann vielleicht mit der Person zu treffen), könnte vielleicht der nächste sein? Versteh mich bitte nicht falsch, ich möchte dich nicht drängen, sondern dir Mut machen, wenn du soweit bist, über deine Gefühle zu reden!
Fühl dich gedrückt und alles Liebe
Leonie
Leonie12

Re: Neu hier und eigentlich keine Ahnung, was mit mir los ist

Beitrag von Leonie12 »

Gestern hatte ich mit der therapeutin telefoniert, sie hat mir ihre Vorgehensweise erklärt und gesagt, wenn es für mich passt, können wir einen Termin ausmachen. Jetzt steh ich in meinem Gefühlschaos, weiss, dass ich wohl was tun sollte, hab aber auch Angst, das ganze anzugehen, weil ich das Gefühl habe, wenn es "verarbeitet" ist, darf es für mich nicht mehr schlimm sein sein. Dass ist es aber noch :cry: sehr sogar :cry: :cry: :cry:
Ich fühle mich so komisch, so falsch, weil ich "den Schmerz nicht loslassen kann/will".. Vielleicht kann dass ja jemand verstehen? Kennt das vielleicht auch jemand?
Lauri04

Re: Neu hier und eigentlich keine Ahnung, was mit mir los ist

Beitrag von Lauri04 »

Hey Leonie,
Du kannst erstmal total stolz auf dich sein, weil du die Therapeutin angerufen hast!
Davor drücke ich mich noch...
Ich kann total verstehen, dass du Angst davor hast. Wenn man dann erstmal den Termin hat, wird es so real und es gibt irgendwie kein Zurück mehr. Dass du "den Schmerz nicht loslassen willst" verstehe ich nicht so ganz. Aber ich glaube, dass du einfach vor dem Weg, der vor dir liegt Angst hast. Also vor der Verarbeitung an sich? So als ob da noch ein bisschen mehr hinter steckt?
Wenn du dich am Telefon bei der Therapeutin wohl gefühlt hast, würde ich den Termin auf jeden Fall machen! Das ist doch schon die halbe Miete ;)

Zu mir: leider gibt es nicht so viele, die mir den kleinen mal abnehmen können. Bzw die arbeiten alle.. mir fällt es halt auch schwer zu kommunizieren, wie wichtig mir das ist.

Ich schreibe mir auch Listen, damit ich manches einfach schnell abarbeiten kann. Ich bin aber auch super vergesslich.
Wenn ich dann mal wirklich nichts zu tun habe, mache ich auch wirklich nichts. Also liege auf der Couch und daddel am Handy, weil es sich einfach nicht lohnt irgendwas zu machen. Meistens habe ich nur eine halbe Stunde... und dann macht einem auch nichts mehr so richtig Spaß..
Wie ist es bei dir? Kannst du das? Einfach mal auf die Couch legen?

Ich bin mir dessen bewusst, dass ich mich mitteilen muss, damit es besser wird. Ich habe auch eigentlich schon die Entscheidung getroffen. Aber halt nur im Kopf. Es geht halt irgendwie nicht.

Aber es ist schön, hier den Austausch zu haben. Und du hast recht, es hier alles aufzuschreiben hilft auch schon sehr.
Viele liebe Grüße
Lauri
Leonie12

Re: Neu hier und eigentlich keine Ahnung, was mit mir los ist

Beitrag von Leonie12 »

Hey Lauri
Vielen Dank für deine liebe Antwort! Und dein Lob :-) ich habs mittlerweile über mich gebracht, einen Termin auszumachen. Weil ich selber merke, dass es mir absolut nicht gut geht, vor allem aber, weil ich das Gefühl habe, mich in dem Zustand weder meinen Kindern noch meinem Mann zumuten zu können..
Du hast sicherlich recht, was die Angst vor dem Prozess betrifft. Das alles bewusst hochzuholen wird mit Sicherheit sehr schwer! Meine grösste Angst ist jedoch, dass der Verlust der Geburt und die damit verbundene Traurigkeit und Enttäuschung keine Berechtigung mehr haben, wenn es "verarbeitet" ist.. Für mich ist beides noch immer so unendlich gross und schmerzhaft und ich fürchte einfach, dass es dann plötzlich weg sein muss, weils ja "verarbeitet" ist.. Aber ich bin tieftraurig :cry: und finde auch, dass ich ein Recht darauf habe, deswegen mag ich das ganze auch nicht richtig loslassen (vielleicht ist es so etwas besser verständlich)

Ich kann total gut verstehen, dass es dir schwerfällt, zu kommunizieren, dass du öfter eine Pause brauchst!
Und ich finds prima, dass du dir erlaubst, einfach mal mit dem Handy auf der Couch zu liegen und "nichts" zu tun! Ich kann dass schon auch, mal mehr, mal weniger. Die eingeschränkte Freizeit kenn ich sehr gut. Vielleicht kannst du dir auf deiner Liste auch ein paar Sachen notieren, die du gerne machen möchtest? Kleinigkeiten oder auch was grösseres, was dir spass macht. Ich hab auf meiner Liste ein bisschen was "schönes" notiert und ich habe mit meinem Mann die Abmachung, dass jeder von uns am wochenende (möglichst beide Tage, aber zumindest einmal) Zeit für sich bekommt. Vielleicht könnt ihr dass ja auch probieren?

Es ist super, dass du die Entscheidung getroffen hast, etwas zu unternehmen! Dass ist, ebenso wie das Schreiben hier, ein Schritt in die richtige Richtung! Letztlich glaube ich, dass alles gut ist, was dir hilft :-)

Liebe Grüsse und viel Kraft für dich
Leonie
sunrise

Re: Neu hier und eigentlich keine Ahnung, was mit mir los ist

Beitrag von sunrise »

Liebe Leonie,

ich kann dich in vielerlei Hinsicht so gut verstehen - ich kenn das mit der Gereizheit und dem schlechten Gewissen, das damit einhergeht. Ähnlich wie du stelle ich (über-)große Ansprüche an mich selbst, denen gerecht zu werden oft schwer fällt.

Mein Großer ist ebenfalls grad in der Trotzphase - das alleine schon ist eine „Mama-Challenge“. 😉 Und manchmal wächst mir alles über den Kopf und entlädt sich in einem verbalen Wutausbruch. Hinterher tut mir das dann unheimlich leid - vor allem dann, wenn es absolut nicht in Relation zum „Auslöser“ stand. Aber weißt du was: Wir sind keine Maschinen, die immer nach Plan funktionieren müssen, wir sind Mamas, die Fehler machen und sich das auch eingestehen dürfen.

Vielleicht hilft es dir, wenn du deinen Kindern erklärst, dass Mama manchmal verärgert ist, sich die Wut aber nicht gegen sie richtet. Kinder verstehen das ganz gut und mir hilft es ein Stück weit, den Druck aus der Situation zu nehmen. Ich will dir das natürlich nicht einreden - nur als Gedankenanstoß. :wink:

Zum Stillen kann ich zu deiner Beruhigung noch sagen, dass die Menge, die du beim Abpumpen rausbekommst, gar nichts über die tatsächliche Milchmenge aussagt. Es gibt ganz, ganz viele Mamas die sehr lange stillen, jedoch nie „pumpen“ konnten - einfach deshalb, weil die Kleinen eine ganz andere Technik drauf haben.

Du schreibst, dass du Angst hast, dass der „Verlust der Geburt und die damit verbundene Traurigkeit und Enttäuschung keine Berechtigung mehr haben.“ Vorweg: Bitte nicht falsch verstehen, ich möchte mich da jetzt als Expertin deklarieren, das ist nur so ein Impuls, der mir gekommen ist: Wärs vielleicht eine Idee, der Traurigkeit fernab von deinen Gedanken Raum zu geben - beispielsweise in einem Bild oder in zu Papier gebrachten Worten? So wären sie auf eine besondere Art "konserviert"...

Alles Liebe dir
Leonie12

Re: Neu hier und eigentlich keine Ahnung, was mit mir los ist

Beitrag von Leonie12 »

Hallo sunrise

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort!
Deine Schilderung über wutausbrüche und die Traurigkeit hinterher trifft den Nagel auf den Kopf. Genau so gehts mir auch. Und leider ist es meistens so, dass das Ausmass in keiner Weise in Relation mit dem "Auslöser" steht.. Die Idee, meiner Tochter zu erklären, dass gerade einfach alles zu viel war, finde ich gut, dass probier ich gerne mal aus :-)

Vielen Dank für deine aufmunternden Worte zum Stillen! Was mir dabei Sorgen macht, ist nur, dass ich bis vor etwa 1,5 Wochen problemlos ca 120ml pro Tag zusammen gekriegt hab und dann von einem Tag auf den anderen mit Müh und Not noch 40ml.. Und ich pumpe auch eigentlich nicht mit der klassischen Pumpe, sondern mit der Nature Bond (Empfehlung meiner Hebamme), die fängt quasi auf, was beim stillen mitläuft. Daher meine Angst, dass es weniger ist, weil ich damit ja nicht aktiv pumpe.. Mittlerweile ist es zwar wieder etwas mehr, aber immer noch nicht wie vor zwei Wochen..

Die Idee mit dem Bild, um der Trauer Raum zu geben finde ich sehr schön! Danke dafür :-) schreiben liegt mir insgesamt eh besser, als reden und daher habe ich schon seit der OP vor, alles aufzuschreiben, bin nur bisher nicht richtig dazu gekommen.. Trotzdem danke für den erneuten Gedankenanstoss, dass ich mir die Zeit dafür vielleicht auch ein bisschen nehmen sollte :wink:

Alles Liebe auch für dich
Lauri04

Re: Neu hier und eigentlich keine Ahnung, was mit mir los ist

Beitrag von Lauri04 »

Liebe Leonie,
Es tut mir leid, dass ich so lange nicht geantwortet habe. Ich habe mir in den letzten Tagen keine Zeit für das Forum genommen, weil ich ein bisschen Abstand brauchte.

Schön, dass du dir einen Termin gemacht hast, das wird dir bestimmt gut tun! Durch deine letzte Nachricht verstehe ich tatsächlich besser, was du mit "den Schmerz nicht loslassen wollen" meinst. Ich bin zwar nicht vom Fach, aber ich weiß, was Trauer bedeutet, wenn jemand gestorben ist. Darüber darf man auch "hinweg" kommen. Also du sollst den Verlust, den du erlitten hast nicht vergessen. Nur soll der Schmerz nicht mehr dein ganzes Leben bestimmen. Du darfst trotzdem traurig sein! Aber nicht immer. Man kann nichts Gutes in einem Verlust sehen. Weder in deiner Situation, noch in irgend einer anderen Trauer-Situation. Aber man kann lernen damit zu leben. Und trotzdem denkt man manchmal daran und ist traurig. Aber man weiß auch, dass das Leben weiter geht :)
Vielleicht hilft dir das ein wenig. Mein Onkel ist vor 4 Jahren verstorben. Ich habe viel mit meiner Mutter, meiner Oma und seiner Frau darüber gesprochen. Für die 3 war das besonders schwer. Und heute sind wir alle noch traurig darüber, aber wir haben alle gelernt weiter zu machen. Das wollte ich damit sagen.

Die Idee von sunrise finde ich auch sehr schön! Mit Kreativität seine Gefühle zu verarbeiten und am Ende einen Gegenstand zu haben, der dich daran erinnert, finde ich auch hilfreich.

Ich wünsche dir weiterhin alles Gute!
Liebste Grüße,
Lauri
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