Das Erste nie verarbeitet
Verfasst: 06:04:2021 19:24
Hallo,
Ich bin neu hier. Ich bin 31 Jahre alt, habe studiert, promoviert und unterm Strich ist die Arbeit für mich der einzig wirklich sichere Ort.
Vor 5,5 Jahren habe ich meine erste Tochter bekommen, sie war ein Wunschkind. Die Geburt war traumatisch, endete in einer Sectio, die Wochenbettstation war schrecklich. Das Gefühl von Mutterliebe oder nur liebevolle Gefühle kamen nicht hoch. Ich habe nicht mal eine Stunde nach Geburt angefangen zu weinen. Es entstand eine Wochenbettdepression. Den Kaiserschnitt per se habe ich gut verarbeitet, auch wenn ich bis heute an mich halten muss, dass man als Frau deswegen entwertet oder abgestempelt wird. Ich habe anfangs versucht Hilfe in der Familie zu finden. Dazu muss man sagen, dass ich mit einem narzistischen Vater und einer depressiven Mutter groß geworden bin. Eine psychische Erkrankung war einfach nur "Schwäche und Faulheit". Ich habe im Laufe der Therapie den Kontakt vollkommen eingestellt. Mit dem Ergebnis, auch geliebte Menschen aus der Familie seit 4 Jahren nicht mehr gesehen zu haben. Entstehen Kontakte zur Familie, werden sie durch meinen Vater psychisch und physisch unter Druck gesetzt. Bis heute fühle ich mich schuldig und alleine. Ich hatte also eine neue Baustelle. Ich war lange in Therapie. Habe mit dem inneren Kind gearbeitet und gelernt mit meiner Tochter umzugehen. Richtig gelernt, ich mag sie, will auch dass es ihr gut geht, aber ich kann sie nicht völlig natürlich in den Arm nehmen. Das hat sich nie gegeben. Auch die Beziehung hat gelitten. Wir hatten keine intimen Momente mehr. Es entwickelte sich ein Leben, das vielleicht nicht glücklich, aber ok war. Ok und ausbaubar. Bis letzten Sommer....
Ich wurde wieder schwanger, ungeplant. Ein Unding für studierte Menschen, so mein Arzt, man wäre doch intelligent genug für Verhütung, leider fand ich keinen anderen Arzt zur Vorsorge... meine Therapeutin, zu der ich über die Jahre immer Kontakt hatte, hat mir empfohlen offen mit meiner Angst und Sorge umzugehen. Kein guter Rat... Die Schwangerschaft war geprägt von Tränen und ich bin über fünf Monate in die Einliegerwohnung gezogen, hätte gewünscht doch abbrechen zu können... Mein Arzt hat weder meine Ängste noch wirkliche Probleme ernst genommen. Über 35 Wochen habe ich mir anhören dürfen psychisch gestört zu sein... bis ich zusammen gebrochen bin und mit dem Verdacht auch Präeklampsie oder HELLP in der Klinik landete, dort traf ich das erste Mal auf Ärzte, die mich erst nahmen. Die ersten Gespräche, bei denen ich mich wie eine Frau fühlte, nicht heulen musste. Wo mein Geburtsplan nicht als "primäres Aufgeben " bezeichnet wurde. Also habe ich dort vor zwei Wochen via Wunschkaiserschnitt mit Sterilisation mein Kind bekommen und es war die perfekte Geburt. Einfach schön. Ich habe auch abgestillt. Ich habe Monate lang bei meiner Großen heulend an der Milchpumpe gehangen, musste die Brüsten ausdrücken, regelmäßig Entzündungen und Antibiotika. Wegen den Blauen Flecken wurde ich sogar gefragt, ob mein Mann mich vergewaltigen würde. Aus anatomischen Gründen wird es mir immer extrem schwer fallen zu stillen, also habe ich diesen Stressfaktor von meiner Liste gestrichen und abgestillt. Die drei Tage im Krankenhaus waren wunderschön, ich hatte ein Einzelzimmer und konnte meine wundervolle Tochter genießen. Ich hätte nie gedacht, dass ich so fühlen kann. Ich hatte die Hoffnung, vielleicht hilft es bei der Großen... aber zu Hause... ich kann meine Große nicht ertragen, die Kleine nicht mehr halten. Morgens Tränen, mittags... Abends... ich weiß nicht, ob ich nochmal soviel Kraft aufbringen kann... ich bin mittlerweile erneut aus dem gemeinsamen Haus in die Einliegerwohnung gezogen, habe kaum Appetit und hasse mich selbst... Die Große hat Angst mich zu verlieren... ich wäre gerne eine freie Mutter...
Also "hallo!" Eure L.
Ich bin neu hier. Ich bin 31 Jahre alt, habe studiert, promoviert und unterm Strich ist die Arbeit für mich der einzig wirklich sichere Ort.
Vor 5,5 Jahren habe ich meine erste Tochter bekommen, sie war ein Wunschkind. Die Geburt war traumatisch, endete in einer Sectio, die Wochenbettstation war schrecklich. Das Gefühl von Mutterliebe oder nur liebevolle Gefühle kamen nicht hoch. Ich habe nicht mal eine Stunde nach Geburt angefangen zu weinen. Es entstand eine Wochenbettdepression. Den Kaiserschnitt per se habe ich gut verarbeitet, auch wenn ich bis heute an mich halten muss, dass man als Frau deswegen entwertet oder abgestempelt wird. Ich habe anfangs versucht Hilfe in der Familie zu finden. Dazu muss man sagen, dass ich mit einem narzistischen Vater und einer depressiven Mutter groß geworden bin. Eine psychische Erkrankung war einfach nur "Schwäche und Faulheit". Ich habe im Laufe der Therapie den Kontakt vollkommen eingestellt. Mit dem Ergebnis, auch geliebte Menschen aus der Familie seit 4 Jahren nicht mehr gesehen zu haben. Entstehen Kontakte zur Familie, werden sie durch meinen Vater psychisch und physisch unter Druck gesetzt. Bis heute fühle ich mich schuldig und alleine. Ich hatte also eine neue Baustelle. Ich war lange in Therapie. Habe mit dem inneren Kind gearbeitet und gelernt mit meiner Tochter umzugehen. Richtig gelernt, ich mag sie, will auch dass es ihr gut geht, aber ich kann sie nicht völlig natürlich in den Arm nehmen. Das hat sich nie gegeben. Auch die Beziehung hat gelitten. Wir hatten keine intimen Momente mehr. Es entwickelte sich ein Leben, das vielleicht nicht glücklich, aber ok war. Ok und ausbaubar. Bis letzten Sommer....
Ich wurde wieder schwanger, ungeplant. Ein Unding für studierte Menschen, so mein Arzt, man wäre doch intelligent genug für Verhütung, leider fand ich keinen anderen Arzt zur Vorsorge... meine Therapeutin, zu der ich über die Jahre immer Kontakt hatte, hat mir empfohlen offen mit meiner Angst und Sorge umzugehen. Kein guter Rat... Die Schwangerschaft war geprägt von Tränen und ich bin über fünf Monate in die Einliegerwohnung gezogen, hätte gewünscht doch abbrechen zu können... Mein Arzt hat weder meine Ängste noch wirkliche Probleme ernst genommen. Über 35 Wochen habe ich mir anhören dürfen psychisch gestört zu sein... bis ich zusammen gebrochen bin und mit dem Verdacht auch Präeklampsie oder HELLP in der Klinik landete, dort traf ich das erste Mal auf Ärzte, die mich erst nahmen. Die ersten Gespräche, bei denen ich mich wie eine Frau fühlte, nicht heulen musste. Wo mein Geburtsplan nicht als "primäres Aufgeben " bezeichnet wurde. Also habe ich dort vor zwei Wochen via Wunschkaiserschnitt mit Sterilisation mein Kind bekommen und es war die perfekte Geburt. Einfach schön. Ich habe auch abgestillt. Ich habe Monate lang bei meiner Großen heulend an der Milchpumpe gehangen, musste die Brüsten ausdrücken, regelmäßig Entzündungen und Antibiotika. Wegen den Blauen Flecken wurde ich sogar gefragt, ob mein Mann mich vergewaltigen würde. Aus anatomischen Gründen wird es mir immer extrem schwer fallen zu stillen, also habe ich diesen Stressfaktor von meiner Liste gestrichen und abgestillt. Die drei Tage im Krankenhaus waren wunderschön, ich hatte ein Einzelzimmer und konnte meine wundervolle Tochter genießen. Ich hätte nie gedacht, dass ich so fühlen kann. Ich hatte die Hoffnung, vielleicht hilft es bei der Großen... aber zu Hause... ich kann meine Große nicht ertragen, die Kleine nicht mehr halten. Morgens Tränen, mittags... Abends... ich weiß nicht, ob ich nochmal soviel Kraft aufbringen kann... ich bin mittlerweile erneut aus dem gemeinsamen Haus in die Einliegerwohnung gezogen, habe kaum Appetit und hasse mich selbst... Die Große hat Angst mich zu verlieren... ich wäre gerne eine freie Mutter...
Also "hallo!" Eure L.