Ich kann nicht akzeptieren, dass mein Baby älter wird.

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Jamie

Ich kann nicht akzeptieren, dass mein Baby älter wird.

Beitrag von Jamie »

Hallo ich bin neu hier.

Kurz zur Vorstellung: Ich leide seit Jahren an Panikattacken und einer Angststörung und seit 1 1/2 Jahren habe ich vermehrt aggressive Zwangsgedanken mir und anderen gegenüber. Ich bin deshalb beim Psychotherapeuten und mache seit ein paar Wochen eine analytische Psychotherapie. Die Therapie wird einige Jahre in Anspruch nehmen, weil sich einiges negatives in meinem Leben angesammelt hat.

Meine Situation: Nachdem ich lange nach dem richtigen Partner in meinem Leben gesucht habe und die Hoffnung auf ein Baby fast aufgegeben hatte, was mich psychisch fertig gemacht hat, bin ich nun vor vier Wochen Mutter geworden. Die Geburt war sehr anstrengend und schmerzhafter als erwartet, aber es ging alles gut. In der Schwangerschaft hatte ich (neben der Angst vor Fehl- und Totgeburt) immer Angst das ich eine Wochenbettdepression bekomme oder sich meine ZG auf mein Kind übertragen. Das mit den ZG ist auch passiert, aber ich kann meist damit umgehen und konnte mich, als es kurz nach der Geburt besonders schlimm war, auch endlich meinem Partner öffnen. Ich hatte das Thema ZG auch in meiner Therapie bevor ich eine Babypause eingelegt habe.

Mein größtes Problem ist aber, dass ich nicht damit umgehen kann das mein Kind älter wird. Hätte mir in der Schwangerschaft jemand davon erzählt, hätte ich es nicht geglaubt, jetzt weine ich sehr oft. Es ist dieses unendliche Gefühl von Traurigkeit und Hilflosigkeit. Ich will die Zeit anhalten aber ich kann nicht. Ich will mein Baby manchmal gar nicht anschauen. Gestern habe ich bei einem Schub in Gedanken formuliert, dass ich sie hasse, weil sie so süß ist. Da habe ich noch mehr geweint, denn wie kann ich nur so was denken? Ich hatte gehofft es handelt sich nur um den Baby Blues, aber es geht seit 3 1/2 Wochen so. Meine Familie weiß mehr oder weniger von meinem Problem und redet mit gut zu, das tue ich auch selbst, aber es hilft nur bedingt.

Manchmal bin ich wirklich sehr deprimiert und weiß nicht weiter. Ich hatte mir schon gewünscht kein Kind zu haben nur um den Schmerz nicht fühlen zu müssen. Ich fühle irgendwie ständig den Verlust meines Babys. Jetzt, wo ich die Zeilen schreibe, weine ich wieder. Ich bin nur froh daß mein Partner bisher Verständnis zeigt. Aber ich fühle mich blöd, auch weil ich ihn belaste. Und ich befürchte mein Baby bekommt was von meiner traurigen Stimmung mit.

Kennt jemand das Problem und weiß Rat?
Ich habe Angst, dass das Gefühl der Traurigkeit nicht mehr weggeht und weiß nicht damit umzugehen.
Auch habe ich Angst das meine ZG nicht mehr weggehen.

Liebe Grüße,
Jamie
Lauri04

Re: Ich kann nicht akzeptieren, dass mein Baby älter wird.

Beitrag von Lauri04 »

Hi Jamie,

Erstmal herzlichen Glückwunsch zur Geburt deines Kindes!
Ich kann total verstehen, dass du Angst vor einer Wochenbettdepression hattest. Wahrscheinlich wurden die ZG einfach durch die neue lebensumstellung getriggert. Aber du weißt ja sicher, dass diese Gedanken keine Bedeutung haben. Und falls es sich beruhigt, viele Frauen hier haben aggressive oder lieblose ZG ihren Kindern gegenüber.
Ich kenne das Gefühl, die Zeit anhalten zu wollen. Als Mutter macht man sich leider automatisch mehr Sorgen.
Weißt du schon, wann deine Therapie weiter gehen soll? Die Geburt eines Kindes kann sehr aufwühlend sein. Vielleicht ist das der richtige Zeitpunkt weiter zu machen?
Wenn du kannst, sprich auch ruhig mal mit deiner Hebamme darüber! Sie kann dir sagen, ob es eine Depression oder nur der Baby-blues ist.
Versuch jedenfalls dir Hilfe zu holen und auch darüber zu sprechen! Dein Baby ist ja auch noch so klein, da ist es ganz normal, mit seinen eigenen Gefühlen überfordert zu sein.
Ich wünsche dir alles Gute!
Liebe Grüße
Lauri
Jamie

Re: Ich kann nicht akzeptieren, dass mein Baby älter wird.

Beitrag von Jamie »

Hallo Lauri,

danke für deine Antwort.

Ich werde in zwei Wochen wieder anfangen und hoffe, dass mir die Therapie schnell weiter helfen kann, vor allem bei meinen aktuellen Gefühlen meinem Kind gegenüber.

Heute habe ich den ganzen Tag gedacht, dass mein Baby nächstes Jahr zu der Zeit nicht mehr da sein wird. Das macht mich unendlich traurig. Mein Mann meint sie ist ja keine Raupe, die zum Schmetterling wird. Sie wird immer noch da und die gleiche sein. Für mich fühlt sich das momentan aber nicht so an. Für mich sind es zig kleine Abschiede. Vielleicht zeigt sich hier auch meine Verlustangst.

Meiner Hebamme habe ich kurz davon erzählt, bin aber nicht in die Tiefe gegangen. Es dauert lange bis ich mich jemanden anvertraue. Und ich spreche nicht gerne über meine Gefühle, schon gar nicht über meine ZG. Sie meinte es wäre der Baby Blues. Das war vor zwei Wochen, besser geworden ist es seitdem nicht.

Ich sage mir auch immer das man seine ZG nicht umsetzt. Manchmal fällt es mir aber ganz schön schwer darauf zu vertrauen!

Grüße,
Jamie
Hollymint

Re: Ich kann nicht akzeptieren, dass mein Baby älter wird.

Beitrag von Hollymint »

Hallo,
das habe ich auch gefühlt, jeden Tag wollte ich festhalten- noch dazu da mir irgendwie klar war, dass ich nicht noch ein weiteres Baby bekommen werde. (schlimme ss) Damit hardere ich auch jetzt nicht,- Tochter wird 7. Ich muss sagen, es ist mit der Zeit weniger geworden und die Gedanken leichter, sie verändern sich dann auch nicht mehr so stark. iIch fühle mit dir.
Lauri04

Re: Ich kann nicht akzeptieren, dass mein Baby älter wird.

Beitrag von Lauri04 »

Hi Jamie,

es ist gut, dass du bald wieder mit der therapie anfängst, das wird dir bestimmt helfen.
wie meinst du das, dass dein baby nächsten jahr zur gleichen zeit nicht mehr da sein wird? dass sie dann einfach kein baby mehr ist?

du hast leider recht damit, dass es viele kleine abschiede gibt. die verlustangst, die du an der stelle hast, kennen glaube ich die meisten mütter, auch ohne PPD. ich finde es auch sehr schwer, das zu akzeptieren. meine "große" ist inzwischen 2 jahre alt und ich bin immer wieder so stolz auf sie, wenn sie etwas neues lernt. und das passiert tatsächlich täglich. wenn du dich also erstmal an deine neuen gefühle gewöhnt hast, wirst du auch die schönen seiten am altern deines kindes erkennen. denn viele kleine abschiede sind auch viele kleine anfänge von etwas schönem :-)

ja es gibt leider hebammen, die da nicht so hellhörig sind. ich verstehe vollkommen, dass du dich ihr nicht anvertrauen kannst. diese gefühle zu vermitteln ist einfach so schwierig. aber es ist gut, dass du selbst erkannt hast, dass das vielleicht über den baby-blues hinausgeht und du wieder zur therapie gehen möchtest.

ich verstehe, dass du angst hast. aber es wird bestimmt besser! halte durch!
Liebe Grüße
Lauri
Jamie

Re: Ich kann nicht akzeptieren, dass mein Baby älter wird.

Beitrag von Jamie »

Hallo.

@Hollymint
Interessant das es jemanden gibt, der genauso denkt/dachte wie ich. Manchmal komme ich mir selbst so dumm vor, dass es mir so schlecht geht. Mein Kopf versucht mir zu sagen, dass es nicht schlimm ist, wenn sie groß wird und versucht mich zu überzeugen, was noch alles schönes auf mich zu kommt. In meinem Herzen fühle ich aber eine Traurigkeit, die ich vorher noch nicht kannte. Und die schwer auszuhalten ist.

@Lauri04
Ich meine, dass sie dann kein Baby mehr ist. Ich hatte heute nochmal ein Gespräch mit meinem Mann und meiner Schwester. Beide meinten mein Kind geht ja nicht weg nur weil es älter wird. Aber für mich fühlt es sich so an. Als gäbe es dann ein neues Kind, was aber nicht mehr mein Baby ist. Und als müsste ich mich von meinem Baby bald verabschieden, denn sie wächst ja jeden Tag.

Ich habe heute sehr viel geweint. Manchmal frage ich mich dann, ob und wie lange ich dieses Gefühl aushalten kann. Und manche Beiträge im Forum triggern mich. Ich habe beschlossen hier nicht zu viel zu lesen.
Ich finde es gut, dass mein Mann bisher hinter mir steht und hoffe ganz bald auf den nächsten Termin bei meinem Psychotherapeuten.

Gruß,
Jamie
Jamie

Re: Ich kann nicht akzeptieren, dass mein Baby älter wird.

Beitrag von Jamie »

Hallo, ich lese hier immer noch täglich mit, in der Hoffnung eine Antwort oder Beruhigung für mein Problem zu finden. Und um die Geschichten von euch anderen zu lesen, die mir sehr Nahe gehen. Ich denke dann immer, vielleicht ist mein Problem nicht so groß, auch wenn es sich so anfühlt. Ich weiß aber auch nicht, ob das Gegenteil passiert und ich mich in meine Situation noch mehr reinsteigere. 🤔

Zwischenzeitlich (ein paar Tage) war meine Trauer um das Älterwerden meiner Tochter nicht ganz so stark. Ich habe sogar Gedanken zu gelassen, wie sie in ein oder zwei Jahren sein wird. Ich habe aber auch kurzzeitig an meine Liebe zu ihr gezweifelt und in mich reingehört, ob irgendetwas anders ist, weil ich keine so starke Trauer mehr empfinde. Die letzten Tage sind die Trauer, dass sie größer wird jedoch wieder besonders schlimm. Gepaart mit Angst und ich weiß nicht wovor. Schwindelig ist mir und im ganzen Körper kribbelt es - wie kurz vor einer Panikattacke, oder wie dann, wenn ich sie doch Mal alleine lassen muss. Ich schlafe schlechter, weil ich keine Minute von ihr verpassen will. Meine ZGs werden auch wieder schlimmer, was mir noch mehr zu schaffen macht.

Ich mache jetzt auch meine Therapie weiter. Natürlich hat sie bisher keine Besserung erzielt, wäre wohl auch zuviel verlangt. Mein Therapeut meinte aber, dass hinter der Angst und Trauer, dass sie größer wird anderes stecken könnte. Ich kann's mir schwer vorstellen. Denn die Trauer, dass sie bald anders aussehen könnte oder ihre süßen Geräusche und Gesten nicht mehr machen könnte, fühlt sich sehr real an. 😭

In der Therapie ist bisher das Wort PPD zum Glück nicht gefallen, auch wenn ich mich Frage, was es sonst sein kann!
Ich hatte schon überlegt Tabletten zu nehmen. Ich habe aber davor Angst, dass dann auch meine positiven Gefühle zu meiner Tochter unterdrückt werden. Das will ich auf keinen Fall. Mein Therapeut sieht es als Möglichkeit, fndet es aber besser auf die Trauer ohne AD zu schauen.

Ich habe schon überlegt, ob ich mit diesem neuen Gedanken versuche meine aggressiven Gedanken zu Überblenden, ob sich hier meine Verlustangst zeigt. Ausserdem steht bald eine wichtige Entscheidung bzgl unserem weiteren Lebensstandort an welcher ich mich nicht stellen will.

Ich bin so verzweifelt. Ich habe mir immer ein Kind gewünscht und jetzt machen die Trauer und ZGs alles kaputt. Ich habe Angst, dass es nie wieder besser wird. Das ich jetzt traurig bin, dass mein Baby groß wird und dann traurig bin, dass mein Baby größer geworden ist. Oder ich bereue, die Zeit nicht richtig genossen zu haben. Seit über vier Wochen geht das jetzt schon so. Währenddessen wird meine Tochter nebenbei größer.
Ich will meinen Mann nicht zu stark belasten. Oder meine Tochter auch wenn diese bisher sehr fröhlich wirkt. Kriegen Babys eigentlich mit wenn man weint? 😔

Kann mir jemand sagen, dass es wieder besser wird?!
Ich will nicht so denken.

Liebe Grüße,
Jamie
Krümmelchensmama

Re: Ich kann nicht akzeptieren, dass mein Baby älter wird.

Beitrag von Krümmelchensmama »

Liebe Jamie,
Es wird wieder besser!!!
Du hast ja gerade erst wieder mit deiner Therapie begonnen...
Mit jeder Erkenntnis wird es ein Stückchen leichter sein...

Bezüglich der Angst vorm AD kann ich dich beruhigen. Meine Liebe zu meinen Töchtern und meine tiefen Gefühle würden nie weniger. Nicht bei meiner ersten Tochter und auch jetzt nicht bei meiner zweiten...
Es wird nur noch schöner wenn man die Gefühle ohne Angst genießen kann.

Hast du vl. In deiner Therapie Entspannungsübungen gelernt, damit du besser schlafen kannst?
Ich habe meiner großen Tochter in der Nacht immer die Hand gegeben und hatte so das Gefühl bei ihr zu sein und konnte dadurch besser schlafen. Währ das vielleicht etwas für dich?
Genügend Schlaf ist bei Ängsten sehr hilfreich und wird dir gut tun...
Liebe Grüße
Jamie

Re: Ich kann nicht akzeptieren, dass mein Baby älter wird.

Beitrag von Jamie »

Hallo Krümmelchensmama,

danke für deine Antwort.

Ich mache auf Rat der Therapeuten eine analytische Psychotherapie. Da wird bisher nur geredet. Es hilft ein wenig, aber es wird sicherlich seine Zeit dauern, bis sich meine Beschwerden lindern. Mir fehlt (manchmal) jedoch die Geduld. Gerade jetzt, wo ich die Zeit mit meinem Baby genießen und nicht ständig traurig sein will.
Entspannungsübungen werden dort nicht gelernt. Vielleicht finde ich dazu etwas im Internet.

Das mit dem Schlafen ist momentan etwas schwierig - wegen der Psyche und weil mich mein Baby nachts weckt.

Liebe Grüße,
Jamie
Krümmelchensmama

Re: Ich kann nicht akzeptieren, dass mein Baby älter wird.

Beitrag von Krümmelchensmama »

Das mit dem Schlaf versteh ich gut meine Tochter ist im Moment auch an manchen Tagen jede Stunde wach.

Google mal Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen, die finde ich sehr gut.
Mir helfen auch hörspiele zum einschlafen. Benutze nur einen Kopfhörer (damit ich das Baby immer hören kann) und konzentriere mich nur auf den Text... So entspannen ich und dass Dauergrübbeln hört auf.
Lg
Jamie

Re: Ich kann nicht akzeptieren, dass mein Baby älter wird.

Beitrag von Jamie »

Bisher konnte ich mit Meditation und Co. nichts anfangen. Momentan würde ich aber alles versuchen für eine Chance mich besser zu fühlen.

Heute kamen meine Eltern zu Besuch, meinten dass die Trauer aufhören würde. Ich würde auch bald erkennen, dass es schön ist, wenn sie wachsen. Das haben schon so viele gesagt.

Ich würde gern daran glauben. Aber dann liegt ich hier, meine Tochter neben mir, und ich bin wieder traurig und verliere den Glauben, dass es besser wird.

Vielleicht ist es das ständige Grübeln, was mich nicht zur Ruhe kommen lässt.
Anna

Re: Ich kann nicht akzeptieren, dass mein Baby älter wird.

Beitrag von Anna »

Liebe Jamie,

dass man nicht weiß, ob es irgendwann besser wird und das einfach nicht glauben kann, so ging es uns allen! Es wird besser, auch wenn es dauert, bei manchen nach ein paar Wochen, bei manchen nach Monaten oder auch Jahren. So ist es leider. Ich kann es so nachvollziehen, wenn du schreibst, dass du kurz bessere Phasen hattest. So hatte ich das auch. Und jeder Rückschlag hat mich wieder so was von ins Grübeln gebracht und so ist es auch jetzt beim zweiten (Geburt Mitte März). Aber die guten Phasen werden länger. Ganz langsam, und in dem Moment merkt man es auch nicht, aber rückblickend kann ich Meilensteine erkennen. 3 Monate. 8 Monate. 1,5 Jahre... und die Liebe zu deiner Tochter wird trotzdem weiter wachsen. Und immer größer werden, auch wenn sie wächst. Du schreibst so oft explizit von „Trauer“. Kannst du das mehr beschreiben? Und warum genau trauerst du, vielleicht hilft es dir den Grund des Größerwerdens noch mehr auszuführen? Und was hast du für Aggressionen?

Ein Baby und ein Umzug bringen immer viel Veränderung und Ängste mit sich, das ist völlig normal. Das darf sein. Vielleicht helfen die pro und kontra Listen was diese Entscheidung angeht?

Liebe Grüße und lass dich nicht von dir selbst so unterkriegen 😘
Jamie

Re: Ich kann nicht akzeptieren, dass mein Baby älter wird.

Beitrag von Jamie »

Hallo Anna.

Ich habe u.a. aggressive Zwangsgedanken gegenüber mir und meinem Kind, dass ich mir oder ihr etwas antun könnte. Bevor mein Baby da war hatte ich immer Angst mir oder meinem Mann etwas anzutun.
Die ganze Problematik ist richtig ausgebrochen, als ich letztes Jahr fast in ein Hausbau geschlittert bin, den ich nicht wollte.

Ich weiß nicht, ob Trauer das richtige Wort ist. Vielleicht ist es auch Angst. Irgendwie habe ich Angst vor dem Moment, wenn ich mein Kind anschaue und darin nicht mehr mein Baby erkenne. Das ihr süßes Gesicht, ihre Gesten, ihre Laute alle weg sind. Und Verzweiflung. Ich will die Vergänglichkeit des Seins nicht akzeptieren. Wollte ich noch nie. Ich habe auch schon immer wahnsinnige Angst vor dem Tod.

Ich habe so lange auf ein Baby gewartet. Ich liebte Babys schon immer. Jetzt bin ich überwältigt, dass ich so ein tolles Exemplar selbst habe, dass mir die Zeit viel zu schnell vergeht.

Ich war schon immer gut darin mich selbst fertig zu machen. Und ich war schon immer gut im Grübeln.
Ich habe z.B. auch schon überlegt, ob mein Problem fehlende Muttergefühle sind - denn momentan bezieht sich die Angst vor dem Verlust ja vor allem auf ihr Aussehen und ihre Gesten.

Ich habe auch Angst, dass ich vielleicht doch eine nicht diagnostizierte PPD habe. Also das vielleicht mehr hinter meinen Symptomen steckt. Das habe ich bei meinen Zwangsgedanken aber auch. Die Angst, dass mehr hinter steckt und ich vielleicht doch ein schlechter Mensch bin. Aber ich habe hier gelesen, dass das wohl normal ist.
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Marika
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Re: Ich kann nicht akzeptieren, dass mein Baby älter wird.

Beitrag von Marika »

Hallo ihr Lieben!

Ich hatte auch aggressive ZG gegen mein Kind, starke Ängste und konnte mir auch nicht vorstellen dass mein Kind größer wird. Ich hatte auch den schrecklichen Gedanken, es kann gar nicht größer werden, weil ich ihm vorher sicher was antune... es war eine ganz schreckliche Zeit...die schrecklichsten meines Lebens.

Mir hat mein AD und meine Verhaltenstherapie mein Leben wieder gegeben. Das AD hat meine positiven Gefühle, Emotionen und die Leichtigkeit wieder freigelegt. Sie waren immer da, aber von den ZG, der Angst und der Depression total überlagert. Das AD hat das behoben und so war ich wieder im Stande die schönen Gefühle wahrnehmen.

Zwänge sind eine harte Nuss und sehr hartnäckig. Ohne AD hätte ich persönlich es nicht geschafft und auch nie diese Erfolge in der Therapie machen können.

Wenn ich all deine Symptome lese, ist es für mich ein klares Indiz für eine medikamentöse Unterstützung. Aber ich bin keine Fachperson und würde mir niemals anmaßen hier Empfehlungen zu geben, das darf ich auch nicht. Es ist lediglich meine Meinung, weil ich dein Leid förmlich spüren kann und ich sehr ähnliches kenne. Ärzte und Therapeuten haben immer leicht reden wenn sie Medikamente eher ablehnen, sie müssen nicht in unseren Schuhen gehen. Aus meiner Sicht profitiert man mit diesen Symptomen die eigentlich alle eng mit dem Zwang verknüpft sind, sehr von einem AD.

Und: du hast nichts anderes, du bist nicht "böse" und keiner merkt es... das ist ein klarer Gedankengang der dem Zwang entspringt. Du hast "nur" ZG, die harmlos sind, aber wie man sieht einen extremen Leidensdruck verursachen.

Ich wünsche mir für dich, dass du einen guten Weg aus dieser Situation findest.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Jamie

Re: Ich kann nicht akzeptieren, dass mein Baby älter wird.

Beitrag von Jamie »

Hallo Marika,

mein Therapeut ist der Meinung, dass AD auch eine Möglichkeit sein kann, aber nicht seine bevorzugte. Er konnte meine Befürchtung bzgl fehlenden Emotionen unter Einnahme auch nicht lindern. Er dürfte aber auch keine Medikamente verschreiben. Da müsste ich zu meiner Hausärztin, die mich damals an einen Psychiater überwiesen hat. Die Medikamente sollte ich dann in Absprache mit meinem Therapeuten nehmen. Aber ich würde es gern ohne versuchen. Habe aber das Gefühl ich habe bald keine Kraft mehr dazu.

Ich verstehe auch einfach nicht warum ich so denke. Hätte mir vorher jemand gesagt, dass ich Probleme damit habe, dass mein Kind wächst, dann hätte ich es nicht geglaubt - zumindest nicht in den ersten Jahren!

Ich kann die Argumente auch alle auf rationaler Ebene verstehen, die Liebe wird wachsen, sie wird süß und vor allem meine Tochter bleiben etc. Das glaube ich auch! Und dann denke ich z.B. daran, dass sie irgendwann nicht mehr im Babybett neben mir liegt und mich mit ihren süßen blauen Augen anschaut oder auch nicht mehr gestillt wird, und, und, und ... dann muss ich wieder die ganze Zeit heulen, weil es mich wie eine Welle überrollt. Und ich kann nichts dagegen tun.

@Marika Ich habe gelesen, dass dein Sohn jetzt Teenager ist. Hast du es denn dann irgendwann überwinden können, dass er gewachsen ist? Und wie? Ich habe Angst, dass ich das nie tun werde.
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