Ich möchte mich nun auch endlich vorstellen

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hoffnungsvoll123

Ich möchte mich nun auch endlich vorstellen

Beitrag von hoffnungsvoll123 »

Hallo alle zusammen,

lange Zeit bin ich nun schon als stiller Leser Teil eurer Community. Ich möchte zuerst mein Lob aussprechen an alle die mutigen und starken Frauen, welche hier mit vielen harten Herausforderungen bzw. Schicksalsschlägen zu kämpfen hatten/ haben.

Nun zu meiner Herausforderung. Ich habe eine kleine 8-Monate alte Tochter und leide seit kurz nach der Geburt unter Zwangsgedanken. Die erste Zeit war sehr schlimm für mich, ja es war die Hölle für mich, da ich diese Gedanken überhaupt nicht zuordnen konnte und auch nicht wusste, was mit mir nicht stimmt. Ich dachte ich sei verrückt, bekloppt, gefährlich etc. Euer Forum, der Verein Schatten und Licht, gab mir viel Kraft und Mut. Ich hatte mich durch viele Beiträge gelesen und es war erleichternd zu wissen, dass ich nicht allein damit bin. Ich fing wie eine Art "Selbsttherapie" an. Ich holte mir viele Bücher zu dem Thema ZG. Sie halfen mir wirklich sehr! Ich lernte so langsam mit diesen Gedanken umzugehen und das ich lernen muss mit ihnen zu leben und sie nicht bekämpfen. Ich fand dann auch nach der Zeit eine Methode für mich, diese ZG's nicht mehr so sehr an mich ran zu lassen. Doch die Grübeleien finde ich heute viel schlimmer. Ich merkte zwar das es mir schon viel besser ging, doch der Gedankenstrudel hatte mich mitgerissen. Ich hatte mir vor ein paar Monaten über den Verein "Zwänge" einen Therapeuten gesucht und fange in 2 Wochen meine Therapie an. Ich bin so aufgeregt. Ich weiß überhaupt nicht was mich erwartet. Ich hatte mir zwar ein Buch geholt über die kognitive Verhaltenstherapie, doch das ist ja nur die Theorie. Jedenfalls denke und hoffe ich das es der richtige Weg ist, bevor noch Depressionen dazu kommen.

Vielleicht kann ja jemand, welcher die gleichen Erfahrungen mit ZG's gemacht hat, etwas dazu sagen? Bzw. mir Mut machen? Oder vielleicht gibt es auch jemanden der es sogar ohne Therapie geschafft hat?

Entschuldigt, den langen Text.

Ich drück euch alle und wir Muttis müssen doch zusammen halten 😊 Liebe Grüße
Franzi1983

Re: Ich möchte mich nun auch endlich vorstellen

Beitrag von Franzi1983 »

Hallo hoffnungsvoll,

Schön das du hier bist , sehr bewundernswert wie du das gemacht hast mit der Art Selbst Therapie ☺️. Und ja ich leide auch unter Zwangsgedanken die mal weniger sind aber oft auch doller . Mache Therapie und nehme antidepressiva. Eine Verhaltenstherapie ist genau das richtige

Lg franzi
hoffnungsvoll123

Re: Ich möchte mich nun auch endlich vorstellen

Beitrag von hoffnungsvoll123 »

Diese ZG's sind ganz schöne Biester. Ja ich hatte leider nicht so schnell einen Therapeuten gefunden, wegen Corona etc. war es noch schwieriger einen Therapieplatz schnell zu bekommen. Musste Monate lang warten. Ich weiß genau was du meinst. Mal sind die ZG's heftiger und mal hab ich auch gar keine. Ich hab das Gefühl, immer dann wenn Stresssituationen da sind, kommen sie über einen. Ich hatte mit Atemtechniken angefangen, Achtsamkeitsübungen und ein Dankbarkeitstagebuch geschrieben. Hatte schon das Gefühl das es mir geholfen hat. Doch es sind halt nur Gedanken und nichts was passieren wird oder der Realität überhaupt entspricht. Doch bis man dahinter gestiegen ist, dauert es seine Zeit. So ging es mir jedenfalls. Doch diese Grübeleien, gerade beim TV gucken, finde ich auch so furchtbar. Anstatt einfach mal abzuschalten beim Film etc. versinkt man wieder in seiner sinnlosen Gedankenwelt.
cwe
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Re: Ich möchte mich nun auch endlich vorstellen

Beitrag von cwe »

Hallo!

Ich leide auch unter ZG, jedoch unabhängig einer Geburt (hab noch kein Kind).

Bei mir ist es so, dass ich alleine durch Medikamente sehr stabilisiert werden (befinde mich gerade wieder in der Einschleichphase, da ich fast ohne Medi einen Rückfall erlitten habe). Das bedeutet aber nicht, dass man unbedingt ein Medi nehmen muss.

Du schreibst ja, dass du sehr viele Bücher liest. In dieser Hinsicht bin ich genau wie du :) Mir ist aber aufgefallen, dass in Amerika z.B. das Thema Zwangsgedanken (Obsessive Compulsive Disorder) viel besser erforscht und angegangen wird. Ich habe das englischsprachige Buche "Freedom from obsessive compulsiv disorder" von Jonathan Grayson gelesen und nochmal eine viel klarere Sicht auf die ZG erhalten. Unser Kernproblem laut dem Buch ist, dass wir 100 %ige Sicherheit wollen (z.B. dass wir nie unserem Kind was antun), die es aber nie gibt. Bei Menschen mit ZG stellt sich das Gefühl der Gewissheit nicht ein, deshalb müssen wir lernen, die unangenehmen Gefühle der Ungewissheit zu überwinden (mittels Konfrontation). Grundsätzlich geht man davon aus, dass ZG eine biologische und erlernte Komponente haben. Die biologische kann mit AD behoben werden, die Erlernte mit Verhaltenstherapie (Gedanken haben, jedoch die mentalen Zwangshandlungen unterlassen). Der Autor erklärt, das es mit AD leichter ist, die mentalen Zwangshandlungen (z.B. Grübeln) zu unterlassen.

Ich hoffe ich konnte dir etwas helfen!

Viele Grüße
lipsy89
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Re: Ich möchte mich nun auch endlich vorstellen

Beitrag von lipsy89 »

Hallo und herzlich Willkommen auch von mir. :)

Auch ich leide unter ZG die ich eigentlich bereits gut im Griff hatte. Leider hatte ich jetzt einen Rückfall. Es ist toll, dass das Forum so super hilft. Auch mir gibt es immer noch unheimlich viel mich auszutauschen. Man weiß einfach, dass man nicht alleine ist.

Ich wünsche dir viel Glück, aber bin sicher du packst das.

VG
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Marika
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Re: Ich möchte mich nun auch endlich vorstellen

Beitrag von Marika »

Ein liebes Hallo von einer weiteren Zwänglerin!

Auch ich kenne ZG sehr gut bereits seit meiner Kindheit. Aber nach der Geburt meines Sohnes im Rahmen der PPD wurden sie so schwer, dass ich sie wirklich als Krankheit erkennen konnte.

Den Beitrag von cwe finde ich klasse. Genau so ist es. Viel Lesen hat auch mir sehr geholfen, dann die Konfrontationen in meiner Verhaltenstherapie und den i-Punkt setzt bei mir nun schon seit Jahren eine Mini Dosis AD. Sie hält mich stabil, ganz ohne würde ich immer wieder rückfällig werden. Bei mir scheint es also auch eine klare Körperliche Komponente zu geben. Dafür spricht auch, dass ich seit meiner Kindheit ZG hatte.

Schön dass du da bist, du machst das toll.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Inga
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Beiträge: 288
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Re: Ich möchte mich nun auch endlich vorstellen

Beitrag von Inga »

Hallöchen...

Herzlich Willkommen!
Auch ich bin eine Zwänglerin.
Erstmalig hatte ich nach der Geburt meiner ersten Tochter mit ZG zu kämpfen im Jahr 2012.

Mit Verhaltenstherapie und AD hatte ich fast sechs Jahre Ruhe und konnte mein Medikament deutlich reduzieren.
Letzten Sommer klopften die ZG wieder an und ich musste mit dem Medikament wieder hoch gehen.

Mir hat die Kombination Vt und AD sehr gut geholfen.
Ich finde den Beitrag von Crew auch super und bin immer wieder froh, dass es dieses Forum gibt.

Alles Liebe
Inga
Diagnose:
10/2012 erstes Kind
schwere PPD mit massiven ZG
09/2017 zweites Kind
gesund und glücklich
hoffnungsvoll123

Re: Ich möchte mich nun auch endlich vorstellen

Beitrag von hoffnungsvoll123 »

Vielen lieben Dank für eure Antworten. Ich hatte auch leider schon einen Rückfall. Mein Vater lag auf der Intensivstation und in dieser Zeit hatte ich viel Stress und das war für meine ZG ein gefundenes Fressen. Der Rückfall war aber nicht so crass, wie am Anfang wo ich noch nicht wusste was das ist. Aber es ging mir nicht gut und genau zu dieser Zeit habe ich wieder besonders gemerkt wie sehr ich eine Therapie brauche. Ja wegen der Medis überlege ich auch schon, ob ich dann welche nehme. Denn diese Grübelattacken sind echt mies. Ich werde sehen, auch was der Therapeut dann sagt.

Vielen Dank auch für deinen Buchtipp. Werde mir natürlich auch dieses Buch holen und lesen. 😃 Hansruedi Ambühl - ein Therapeut aus der Schweiz - hat mir mit seinen Werken ganz besonders geholfen. Er geht detailliert auf die Mamis ein - besonders nach einer Geburt - macht Mut und schreibt einfach auch das man keine Angst zu haben braucht und man es seinem Kind niemals antun würde. Er schreibt auch ganz klar wie wahre Verbrecher denken und was in ihnen vor geht. Dieses Buch war für mich und ist es noch - Gold wert. Ab da an war es für mich nicht mehr Thema ob ich meiner Tochter was antun würde oder nicht. Ich habe auch eher andere Grübelein. Zb was haben die Menschen mit ZG vor 100 Jahren gemacht? Wie verzweifelt müssen sie gewesen sein. Wie erging es den Müttern mit ihren Babys, gerade weil sie nicht die Hilfen bekommen haben wie es heute nun mal der Fall ist. Oder wenn ich andere Kinder sehe, frage ich mich ob sie zuhause gut behandelt werden. Wenn ich Männer sehe die nicht so liebenswert aussehen, dann geht bei mir auch Kopfkino. Oder meine Angst das diese ZG's wieder so schlimm werden wie am Anfang und ich wieder durch die Hölle gehen muss. Oder wenn die kalte Jahreszeit kommt, ob es mir dann wieder schlechter gehen wird. Alles solche Gedanken schießen mir durch den Kopf. Aber nicht mehr, ob ich meiner Tochter etwas antun würde. Doch ich möchte das es nicht mehr schlimmer wird und deswegen möchte ich auch eine Therapie machen. Aus mehreren Gründen.

Ich bin sooo dankbar das es euch gibt und zusammen sind wir stärker!!! Vielen lieben Dank.
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