Auch ich habe den Weg zu euch gefunden

Hier können sich unsere Mitglieder vorstellen

Moderator: Moderatoren

Antworten
Ulfi

Auch ich habe den Weg zu euch gefunden

Beitrag von Ulfi »

Hallo! Nachdem ich mich vorige Woche angemeldet habe und Gestern mal reingelesen habe, möchte ich mich nun auch vorstellen. Mein Name ist Daniela, ich bin 34 Jahre alt und komme aus Österreich und bin seit 27. Juni Mutter eines Sohnes. Auf die Seite hier bin ich durch Recherchen zum Thema PPD gestoßen. Hier meine Geschichte:

Bis in meine frühen Dreißiger war ich eigentlich der Meinung, ganz sicher nie Kinder haben zu wollen, da ich das einfach als zu große Einschränkung meiner persönlichen Freiheit empfunden habe und ich konnte mit Babys und Kindern (abgesehen von meinen Nichten) auch nie viel anfangen. Durch meinen neuen Partner und auch weil immer mehr Freundinnen an die Familiengründung gingen, kam dann doch irgendwie ein Kinderwunsch und wir haben uns doch entschlossen ein Kind bekommen zu wollen. Nach einem halben Jahr wurde ich dann auch schwanger und war zunächst sehr froh, obgleich von Anfang an immer wieder große Ängste bestanden, das irgendwas schief gehen könnte. Dazu muss ich sagen, dass ich schon vor meiner Schwangerschaft, seit Teenagerjahren immer wieder mit Ängste, Panik und Zwangsgedanken zu tun hatte. Ich war aber nie in Behandlung und bin von alleine, bzw. auch mit Hilfe pflanzlicher Mittel aus diesen Episoden rausgekommen. Zum Zeitpunkt, als wir beschlossen haben, den Kinderwunsch in die Tat umzusetzen, war ich seit über 2 Jahren recht stabil. Aber wie gesagt, in der Schwangerschaft kamen dann wieder so Ängste, zunächst vor einer Fehlgeburt im ersten Drittel, dann vor vaginalen Infektionen und schließlich das Thema Listerien. Das ging so weit, dass ich keine rohen Sachen mehr gegessen habe, mir gefühlt tausend mal die Hände gewaschen habe und Einwegzahnbürsten bestellt habe und das sind nur einige der Verrücktheiten. Aus jetziger Perspektive hätte ich damals schon in Behandlung gehen sollen, aber ich dachte es wird dann schon alles gut, wenn das Baby erstmal geboren ist.

Unser Sohn Björn kam dann schließlich per geplantem Kaiserschnitt aufgrund Beckenendlage zur Welt, wobei unser Kleiner sich schon einen Tag früher als geplant auf den Weg gemacht hat und somit der Kaiserschnitt einen Tag früher als geplant stattfand. Ich hatte von Anfang an kein Problem mit der Diagnose Kaiserschnitt und diesen auch nicht als unangenehm empfunden, obwohl am Weg zum OP schon erstmal der Gedanke aufkam "Oh Gott jetzt ist es dann so weit und du musst dich um ein kleines Baby kümmern". Am ersten Tag war ich sogar noch so halbwegs glücklich und hab Fotos und die Info, dass unser Sohn da ist, an Freunde und Bekannte geschickt. Allerdings ging es mir dann die nächsten Tage im Krankenhaus nicht gut, 3 Tage lang war mir schwindlig und ich hatte wahnsinnige Kopfschmerzen. Geschlafen hab ich auch kaum, da unser Kleiner gerade in der Nacht permanent gestillt werden wollte. Generell hat mich das Stillen irrsinnig ausgelaugt und ich bekam immer mehr das Gefühl einer kompletten Überforderung und es kamen Gedanken wie "Was hab ich mir da nur angetan" und "Ich will ihn gerne wieder zurückgeben". Dazu kam, dass aufgrund von Corona nur 1 Besuch für eine halbe Stunde am Tag erlaubt war, weswegen ich schon geheult hab, wenn mein Freund gekommen ist, weil ich wusste, dass er ohnehin wieder gleich gehen muss. Ich konnte es kaum erwarten, endlich aus der Klinik entlassen zu werden, da ich mich dort auch nicht von allen Krankenschwestern gut betreut gefühlt habe. Auch wenn ich damals schon den Verdacht hatte, dass ich eventuell in eine PPD rutschen könnte, dachte ich noch, dass alles besser wird, wenn wir erstmal daheim sind. Für einen Tag war es daheim dann auch besser, aber dann kam es wieder mit voller Wucht zurück, das Gefühl überfordert zu sein, der Wunsch sein vorheriges Leben wieder zurückzubekommen, das Gefühl, den größten Fehler meines Lebens begangen zu haben, Ängste, Panik, Zwangsgedanken etc. Ich habe aber gleich gehandelt und mir eine auf diese Probleme spezialisierte Psychiaterin gesucht. Beim ersten Termin hab ich eigentlich die ganze Zeit nur geheult und sie hat mir dann schließlich Sertralin verschrieben und mir geraten eine Therapie zu machen. Ganz schlimme Angst hatte ich vor dem Zeitpunkt, wenn mein Freund nach 3 Wochen Urlaub wieder arbeiten muss, da gerade er mir auch eine sehr große Stütze ist. Dazu kommt, dass unsere Familien ca. 1,5 Autostunden von uns entfernt leben, weshalb wir auch vor Ort keine zusätzliche Unterstützung haben. Leider ist vor einem Jahr auch meine Mama verstorben und mein Vater ist mir insofern auch keine Hilfe, da er leider an Demenz erkrankt ist. Telefonate mit meiner Schwester helfen mir, da sie bei ihrem ersten Kind ebenfalls PPD hatte und anscheinend hatte es auch meine Mama beim 1. Kind.

Ich kam dann auch relativ schnell zumindest für 1, 2 Tage, wieder aus dem Schlimmsten raus. Allerdings ist es jetzt halt so, wie viele das hier beschreiben, so ein ständiges Auf und Ab. Mal gibt es Tage, wo ich mir eigentlich ganz gut geht und ich durchaus optimistisch in die Zukunft blicken kann. Dann gibt es wieder Tage, wo ich wieder in dieses Loch falle. Diese Stimmungsschwankungen können sich auch auf einen Tag verteilen. Probleme hab ich auch öfters mit dem Schlafen. Ich stille zwar nicht mehr, was eine große Erleichterung war, da er an der Brust sehr langsam getrunken hat.Trotzdem gibts oft Nächte, wo er einfach lange nicht einschlafen will und ich merke es einfach extrem, dass meine Stimmung im Keller ist, wenn ich übermüdet bin. Und diese Übermüdung führt dann dazu, dass ich mich richtig vor dem Schlafen gehen fürchte, vor lauter Angst, obwohl schon total erschöpft, erst nicht schlafen zu können. Man kennt das ja, je mehr man sich denken "ich muss jetzt schlafen" desto weniger klappt es. Und dann hab ich Angst überhaupt nicht mehr schlafen zu können und Schlaftabletten nehmen zu müssen. Das Thema Schlaf ist also im Moment, das was mich am meisten umtreibt.

Gibt es hier vielleicht jemanden, die auch mit Schlafproblemen zu kämpfen hatte? Habt ihr Erfahrungen mit Medikamenten? Wir würde es ja schon helfen, zu wissen, es gibt etwas, das man zur Not mal nehmen kann und von dem man nicht gleich abhängig wird. Werde es jetzt auch mal mit CBD Öl versuchen. Das soll auch bei Ängsten und Schlafproblemen helfen.

Sorry für den langen Text, aber irgendwie hatte ich jetzt mal das Bedürfnis, alles was mich so zu dem Thema bewegt, niederzuschreiben.
andrea1518

Re: Auch ich habe den Weg zu euch gefunden

Beitrag von andrea1518 »

Hallo,

das mit dem Schlafen kenne ich. Mir hat damals Trittico (Trazodon) geholfen. Ist auch mit dem Sertralin kompatibel.

Alles Gute und baldige Besserung,

Andrea
Antworten